herrliches Wetter und toller Bericht einer wunderschönen Alpenreise. Ich freu mich immer, wenn jemand das Glück hat, die Alpen im besten Licht zu erfahren. Statt Nordschleife wäre ich mal besser hier geblieben und hätte auch ne schöne Runde über die Berge gedreht ...
Da ich als Lehrer leider nicht aus meiner Haut kann, ein paar Anmerkungen.
Zitat Und über 29 Kehren geht es den Giau wieder hinab.
Das ist natürlich rückblickend, denn oben hat ’s über weite Strecken keine Bäume.
Der Giau ist auch einer meiner Lieblingspässe - allein schon deswegen, weil man bereits im Frühjahr fahren kann, wenn alle anderen großen Alpenpässe noch lange geschlossen sind. Allerdings besteht dann erhöhte Rollsplitt-Gefahr.
Zitat Blick nach Westen, hier geht’s weiter.
Blick nach Norden ...
Zitat Schon etwas spätnachmittäglicher Dunst im Tal in Richtung Meran
Das war eben diese Inversions-Wetterlage, die während mehrerer Tage dazu geführt hat, dass es in den Bergen nicht nur relativ, sondern buchstäblich absolut wärmer war als in den Tälern unten. Dabei schwimmt die warme Luftschicht auf der kalten Basis (Dunst) wie auf einem See, und es findet kaum ein Luftaustausch statt. Bei uns war es während dieser Zeit schöner und wärmer als den gesamten verschifften und verkackten Sommer über.
Schöner Bericht und nochmals: Wenn ich die Bilder sehe, bekomme ich den großen Frust, dass ich das nicht auch gemacht, sondern stattdessen meinen feinen Töff auf der Nordschleife in die Planken gefahren habe ...
Ja, das Schild hab ich natürlich "unten" fotografiert, weil ich erst wissen wollte, ob die auch richtig gezählt haben Richtung Norden stimmt im konkreten Fall des Fotos wohl auch, obwohl wir grundsätzlich natürlich westwärts gefahren sind.
Zitat Bei uns war es während dieser Zeit schöner und wärmer ...
Jo. Oben auf den Bergen war es um die Mittagszeit teilweise im Schatten über 20 Grad warm, insbesondere bei euch im Engadin.
1. tolle fotos 2. sieht aber trotzdem kalt aus 3. wenn ich deinen "kommbjudor" nicht kennen würde, würde ich das leuchte-berg-bild auch nicht glauben. - danke. 4. ich mach mal einen auf serpel: "formerly known as" meinst du natürlich
Nach den anstrengenden Hessenstammtisch gestern Abend musste ich erst mal ausschlafen.
4. Tag, Sonntag der 21.10.2012
Am Morgen wird die Verwöhnversorgung fortgesetzt: Ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, zusätzlich zu den gewohnten Nahrungsmitteln wie Wurst, Käse und frisch gekochtes Ei sowie vielfältigen Zutaten zum Müsli gibt es auch noch diverse Kuchen, was ich in Italien sehr schätze. Im Morgenlicht kam auch die uralte und gemütliche Gaststube erst richtig zur Geltung.
Auf dieser guten Basis starten wir durch den Vinschgau und nehmen mutig den Stelvio (2757m), den König der Alpenpässe, in Angriff. Ich war ihn erstmals im Jahr 2000 mit der W gefahren, Henny 2008 mit der V-Strom. Sie war damals am schimpfen, weil ich ihr als damaligen Pass-Neuling wohl gleich etwas zu viel zugemutet hatte. Mit etwas gemischten Gefühlen ging sie ihn dann auch an, aber auch wohlwissend, dass wir zwischenzeitlich schon ganz andere Kaliber bewältigt hatten. Den schönen Weihnachtskalender mit den 48 Tornanti (Serpel stellte vor ein paar Jahren im Forum mal im Advent an jedem der 24 Tage je zwei Kehrenfotos ein) in der Erinnerung schraubten wir uns hinauf. Auch hier wieder begegneten uns nur zwei Autos – hinauf waren wir alleine, wie auch noch ganz oben, wo wir um etwa 11 Uhr erst mal die einzigen Motorradfahrer waren. Kurz darauf kam noch eine Gruppe von fünf Guzzis. Der Bratwurststand wurde gerade erst aufgebaut und wir schauten etwas durch die Souvenirläden, bevor wir uns vor dem Hotel Genziana auf der Terrasse niederlassen und den mittlerweile in mehreren kleinen Gruppen eintreffenden Tuttelbären zuschauen. Dieser Begriff aus dem „Reitwagen“ kam mir wieder spontan in den Sinn, als wir die älteren Herren auf ihren GS beobachteten, mit ihren Warnwesten sackig wie die Flaschenkürbisse draufhockend, den Klapphelm geöffnet und missmutig in die Gegend schauend. Irgendwie vermitteln GS-Fahrer immer den Eindruck, dass das Motorradfahren eine so gar keinen Spaß machende gesellschaftliche Pflichtübung ist. Die Reitwagen-Jungs beschrieben das mit „Tuttelbären“ schon sehr zutreffend, wobei man sich aussuchen kann, ob der Begriff eher auf die Fahrer oder auf die Motorräder zutrifft – wahrscheinlich aber auf beide gleichermaßen.
Und wieder liegt eine Kehre hinter uns und …
… noch etliche vor uns.
Und es sind immer noch 12 zu schaffen. Eine wie die andere.
Endlich oben und ein Blick zurück auf die verkehrsfreie Nordrampe – ein sicher sehr seltener Anblick bei solch schönem Wetter und Temperaturen um 20 Grad.
Dann Pause in der Sonne
Die Guzzi-Gruppe und …
… der Würschtl-Chef beim gelassenen Aufbau seines Standes.
Und weil’s so schön ist: Noch mal die Auffahrt ohne Verkehr, die …
… man aber durchaus auch mit einem Harley-Möbelwagen schaffen kann.
Langsam füllt sich sowohl die Passhöhe als auch die Terrasse und wir brechen wieder auf.
In Richtung Bormio geht es dann deutlich beschaulicher bergab, aber die Kurven machen viel mehr Spaß. Sie sind gut einsehbar, tragen inzwischen einen guten Belag und haben etwas weitere Radien.
Schnell wird es (noch) wärmer und schneefrei.
Henny braust davon.
Die weiter unten kommenden engen Tunnel hatten wir als sehr unangenehm in Erinnerung: Sehr schlechte Straßendecke, nass, stockdunkel, kurvig und eng. Inzwischen hat sich da aber einiges getan. Die Enge und die Kurven gibt es zwar noch, aber ansonsten ist der Straßenbelag einwandfrei und die Tunnel werden durch LEDs gut ausgeleuchtet und sind so problemlos befahrbar.
Weiter sollte unsere Tour eigentlich über den Gavia gehen und dann wieder zurück über einen kleinen Pass irgendwo bei Loverno. Aber leider war der Gavia gesperrt und so fahren wir die etwas zähe Strecke durch das Val di Adda und dann in die Schweiz in das etwas schönere Val di Poschiavo am gleichnamigen See vorbei:
Lago di Poschiavo
Nun geht es hinauf zum Bernina (2323m), wo Serpel, wenn ich das recht erinnere, das Schneefiasko mit seinem Kanari seelig erlebt hatte. Auf dem Bernina treffen wir drei KTM-Fahrer und nur einen Tuttelbär:
Besonders schön war das Spiegelspiel im Bergsee auf dem Pass:
Nun schon mal in Graubünden, beschließen wir, einen Abstecher nach Zuoz zu machen, und zu schauen, ob ein gewisser Serpel vielleicht schon wieder vom Nürburgring zurück ist.
Und weiter hinein in den Oberengadin bis …
… nach Zuoz, wo …
… wir zielsicher vor dem Planta-Haus, dem Sitz des ehemaligen Herrschergeschlechts, parken.
Zuoz war früher die Hauptstadt des Oberengadins und hat einen schönen, sehr alten Ortskern. Außerdem befindet sich hier Europas höchstgelegene Kaffee-Rösterei.
Von dortigen Marktplatz aus rufe ich Serpel an, der auch erst kurz zuvor zu Hause angekommen war und alles stehen und liegen lässt und uns vorm benachbarten Hotel zu Kaffee und Kuchen einläd, worüber wir uns sehr freuten.
Kurzes Warten in der Herbstsonne vor …
… dem Hotel Crusch Alva …
… auf Serpel.
Nach einem netten Plausch, während dessen wir vom fatalen Sturz auf dem Nürburgring hören und bei dem wir die österreichisch korrekte Aussprache des Wortes "Tuttelbären" üben (so mit drei D wie Duuddlbärn), verabschieden wir uns wieder und machen uns am späten Nachmittag auf den Weg nach Süden entlang am Silvaplaner See und am Silser See zum Maloia-Pass (1815m), dessen Serpentinen uns auch noch mal Spaß machen. Dieser Pass ist quasi nur ein leichter Hügel und danach geht es nur abwärts, weil das Engadin an sich ja schon fast auf Passhöhe liegt.
Unterwegs halten wir noch mal kurz an, als wir direkt an der Straße ein paar Kletterer beim Üben an einer senkrechten Felswand entdecken und studieren die Klettertechnik, einfach so mit nackten Händen im Fels. Nix für mich!
Kletterer am Straßenrand.
In Sorico am Comer See finden wir schnell ein Hotel, fast direkt am See, und gehen nach Einbruch der Dunkelheit in einen nahegelegene Pizzeria, deren Eingang man kaum erkennt, da sie in einem Keller versteckt ist. Mit einer feinen Pizza lassen wir den Tag ausklingen.
Abendlicher Blick über den Comer See.
Tourkarte
Für die schiefen Bilder möchte ich mich schon jetzt bei Maggi entschuldigen, aber ich bin ja nicht ganz schwindelfrei und in diesen großen Höhen habe ich dann nicht immer so den sicheren Stand
Der "Würstel-Chef" kennt unser Forum. Zumindest schon mal seit meiner Tour im letzten Jahr. Nach zähen Verhandlungen, hat er sich damals mit mir und Würsten für das Forum ablichten lassen. Der Ricardo-Richard.....
dabbel-U Grüße Hans-Peter
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
Ich hätte euch gerne noch ein Stück über den Maloja ins Bergell und an den Comersee begleitet; nicht zuletzt auch deswegen, um möglichst rasch wieder mit Motorradfahren weiter zu machen, damit da nichts anbrennt. Aber auch so hat ein kurzes "Debriefing" mit euch erfahrenen Motorrad-Hasen sehr gut getan. Die normale Reaktion ist ja immer: "Ja, aber gell, Schuld bist du selber, wir haben dir immer schon gesagt, dass das viel zu gefährlich ist ... ". Da tut es gut, wenn Leute sich die Geschichte einfach nur anhören und sich sichtlich über den glimpflichen Ausgang freuen.