Ich bin wieder sehr früh wach geworden. Frühstück gibt es frühestens um 07:15 – da werde ich dann wohl gleich auf der Matte stehen. Der Wind ist weg, das Wetter hat gehalten. Es hat einen tollen „Guten-Morgen-Himmel“. Die Tour werde ich heute wirklich ändern. Am Abend habe ich noch ein GS-Pärchen getroffen und die haben mir von der Fahrt über Alpe de Huez erzählt: schön geschwungene Kurven, schöne Landschaft – aber eigentlich auch nicht wirklich aufregend. Und die toten Wintersportdörfer haben die beiden auch moniert. Als kleine Option halte ich mir aber offen, die Pässe in der Nähe von Alpe de Huez doch zu befahren – halt von Norden kommend und nicht über die große Schleife aus dem Süden.
Das Frühstück war wieder überwiegend französisch – zusätzlich gab es aber auch ein wenig Käse und Schinken. Zwischenzeitlich habe ich mich aber an das französische Frühstück gewöhnt und habe von diesen „Zusätzen“ nur sehr wenig Gebrauch gemacht. Was aber echt toll war: die Kaffee-Tassen waren größer, als bei uns zu Hause die Müsli-Schalen und sie hatten keine Henkel. Ein ganz neues Kaffee-Gefühl: Kaffee aus der Schale – was aber dem Geschmack auch nicht geholfen hat. Wenn man diesen Kaffee mit Milch zu einer Färbung bringen wollte, die ich sonst mag, dann war der Kaffee kalt (wegen der Menge der Milch). Das mit dem Kaffee könnte ich ja vielleicht auf einem der Pässe heute nachholen – so mein Plan.
Um 08:15 bin ich gestartet. Und heute zeigte mein Thermometer wirklich weniger als 5 Grad an – er scheint also doch zu funktionieren.
Am Morgen
Von Braincon (Europas dritt höchst gelegene Stadt) bin ich über die N91 in Richtung Col du Lautaret gefahren. Am Anfang eine große, gut bis sehr gut ausgebaute Straße. Das Wetter und der Himmel, die Ausblicke: ich habe das Grinsen fast nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.
Passanfahrt
Irgendwann kamen mir auf der jetzt schon etwas schmaleren und sehr schön kurvigen Straße, sechs oder sieben Ferrari und Maserati entgegen. Alles ziemlich neue Modelle und alle mit dem gleichen kleinen Aufkleber auf der vorderen Haube. Und ein F40 hatte eine Kamera auf dem Dach montiert. Später kamen auch noch AMG-Mercedes und Porsche, ein Mustang und ein Lotus Ellise. Je höher ich kam und je schmaler die Straßen wurden, desto mehr Platz brauchten die „Renner“. In einer Kurve kam mir ein Porsche ziemlich auf meiner Seite entgegen. Glücklicherweise war ich schon sehr langsam und auch schon weit rechts auf meiner Spur. Der Fahrer hat, als er mich dann sah, seinen Porsche wieder auf seine Straßenseite zurückgelenkt und musste danach ganz schön rudern, um ihn auch da zu halten. So einiges an Gummi ist dabei auf der Straße geblieben und die, die hinter ihm waren, haben mächtig langsam gemacht und großen Abstand eingehalten. Als ich am Col du Lautaret ankam, hat die Gendamerie dem schnellen Treiben ein Ende gemacht: die komplette Straße aus Richtung Grenoble wurde gesperrt und alle Renner auf den Parkplatz angehalten. Ich bin in die andere Richtung zum Col du Galibier gefahren und konnte später von oben sehen, dass einzelne der Autos weiter fahren durfte – aber immer mit einem großen Abstand zueinander.
Pass Col du Lautaret
Meine Fahrt ging weiter zum Col du Galibier.
Passanfahrt
Strecke, Wetter und Landschaft waren einfach traumhaft. Es war kein Verkehr und auf dem sehr rauen, wenn auch sicher sehr griffigen Straßenbelag, musste ich immer mal wieder an das Profil meines Hinterreifens denken. Am Col du Galibier dachte ich einen Moment an einen Kaffee – aber ich habe mich nach kurzer Pause doch zur Weiterfahrt entschlossen.
Gebirgs-W
Ich glaube, kein Kaffee der Welt kann so einen Genuss bringen, wie die Fahrt bei diesem Wetter, menschenleeren Straßen und mit wahnsinnigen Ausblicken um 09:30 in den Alpen. Einfach irre.
Ab-w-ahrt
Für alle, die den Galibier irgendwann auch fahren möchten: an den Kaffees auf der Süd- und Nordseite sollte nicht in den Tunnel eingefahren werden – die schönsten Aussichten und eine tolle Strecke gibt es, wenn man kurz vorher in Richtung „Pass“ abbiegt.
Tunnel
Vom Galibier aus ging es weiter über Valloire zum Col du Telegraph.
Nochmal: Abfahrt
Valliore ist auch so eine Winter-Ski-Stadt. Und die weihnachtlichen Straßenbeleuchtungen sind auch schon wieder (oder immer noch?) montiert.
WWW - W-onder-W-inter-W-elt
Die Strecke ist aber wirklich ein – wie die Franken sagen – Draum.
Telefon-Pass
Mein Navi wusste nach dem Telegraph nicht mehr ein und aus. Hatte ich in der Ursprungsplanung die komplette Strecke über den Telegraph und den Galibier noch mal komplett zurückgeplant, um dann nach Alpe de Huez zu fahren. Die geplante Strecke bin ich aber nicht gefahren, sondern wollte vom Telegraphen-Pass über St. Michel de Maurienne zum Col du Mollard. Auf der Karte sah das recht einfach aus – in Realität aber war die Strecke recht schwer zu finden und ich habe mich auch 1 – 2-mal verfahren.
Schotter?
Kaum auf dem rechten Weg, ist mir aber fast die Spucke weg geblieben. Auf laut Karte geschätzten 4 – 5 KM habe ich so viele Turnarounds auf unterschiedlichsten Straßenbelag gehabt, wie ich sie bisher noch nicht gefahren habe – selbst am Stilfser Joch nicht. Also diese Strecke sollte definitiv niemand fahren, der keine oder nur wenig Erfahrung mit Pässen hat. Der Straßenbelag ist teilweise von aufgefrorenen Längsrillen, manchmal schon mit Bitumen gefüllt und mit vielen Schlaglöchern übersäht. Die eine oder andere der Serpentinen musste ich mit „spiele mit der Kupplung“ und „stabilisiere gleichzeitig mit der Fußbremse“ fahren. Und wenn die Strecke mal außerhalb des Waldes war (was glücklicherweise nicht sehr oft der Fall war), gab es zur Talseite auch keine oder kaum Befestigungen. Logisch, oder?
Anfahrt zum Col du Mollard
Am Pass selbst ist eine weitere Ski-Geisterstadt. Langsam nerven mich diese toten Städte und ich vermute, dass die Franz-Leute, die im Sommer mit dem Rad über die Pässe fahren, im Winter alle zum Skifahren in den Bergen sind. Auf der ganzen Tour habe ich keinen Pass befahren, wo nicht auch irgendwelche Radfahrer unterwegs waren.
Wintersportort
Weiter über kleine (aber nicht mehr ganz so kleine) Straßen ging es in Richtung Col de la Croix de Fer und von dort aus sollte es Col du Clandon gehen.
Bergwelt
Der Straßenbelag war überwiegend sehr rau – mit kleinen Splitt- und Kieselsteinchen im Asphalt und ich bin immer wieder misstrauisch gewesen, ob es wirklich eine gute Haftung auf diesem Straßenbelag hat und habe mich auch gefragt, wie das wohl bei Nässe sei ….
Franz-Berge
Am Col de Croix der Fer habe ich dann eine kleine Pause gemacht und die wunderschöne Aussicht genossen.
Eisernes Kreuz am Col de Croix der Fer
Nach der Pause ging es flott weiter und bevor ich mich versah, war ich auch schon am Col du Glandon.
Pass-Reihe
Von hier aus ging es über Pontamafrey weiter zum Col de Chausy. Die Strecke führt durch eine landschaftlich äußert schöne Gegend. Die Straße ist vom Col du Glandon weg erst mal ziemlich gut und auch einfach zu fahren.
Abfahrt
Später ist sie häufig nur noch 1-spurig.
1-spurige Bergstrecke
Was ich leider bei meiner Tour-Planung nicht gekannt und habe und so auch nicht gefahren bin, ist die Montvernier-Serpentinenstraße.
Um diese Strecke zu finden, muss man in Pontamafrey auf die D77B nach Montvernier abbiegen.
Und ich bin direkt an der Abzweigung vorbeigekommen … :-(
Verpasste Chance :-( :-( :-(
Vom Col de Chaussy geht es dann wieder zurück auf meine ursprüngliche Planung – auf die Strecke zum Col de la Madeleine (nicht zu verwechseln mit dem Col du Madeleine). Landschaftlich ist diese Strecke wieder der Hit. Und teilweise sind ganze Ortschaften wunderschön mit Blumen geschmückt.
Blumendörfer
Bei diesem tollen Wetter heute konnte ich sogar die Schnee-Spitze vom Mont-Blanc sehen.
Pass-Aussicht
Die Abfahrt vom Madeleine ist wieder mal ein Kurven-Gewitter. Und hier kenne ich sogar die genau Zahl: 20 Spitzkehren auf der Abfahrt nach Moutiers.
Abfahrt
Von Moutiers aus bin ich zum Ausruhen über die N96 bis nach Bourg-Saint-Maurice und von dort über den Cormet de Roselend nach Beaufort.
Pass-W
Leider sind kurz vor Bourg-Saint-Maurice dunkle Wolken aufgezogen und so konnte ich den Pass und das tolle Türkis vom Lac de Roselend gar nicht richtig auf Bilder bringen.
Pass-See
Kurz vor Beaufort hat es dann noch ein paar Tropfen geregnet und in Beaufort habe ich mir bei den örtlichen Einzelhändlern mein Abendbrot, etwas Wurst und einen lokalen Wein gekauft und habe ein wunderschönes Zimmer in einer Pension „Logis de France“ gefunden. Preisgünstig, sehr persönlich und individuell eingerichtet, Das Mopp’s darf in die Garage des Besitzers, was bei dem am Abend sehr bewölkten Himmel sicher sehr gut ist. Ich bin ja mal gespannt, wie das Wetter morgen so wird. Schön, dass ich schon über den Roselend drüber bin – bei Regen wäre das bestimmt weniger schön.
Der Hinterreifen wird nach aktueller Einschätzung die verbleibenden ca. 1.000 KM noch überstehen – ob das Profil dann noch legal ist? Darüber will ich mir jetzt lieber gar keine Gedanken machen. Legal, illegal, sch…egal.
Und das war die heutige Tour:
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
Prima! Den ersten Abschnitt deiner heutigen Tour sind wir auch schon gefahren, den zweiten Abschnitt noch nicht. Da gibt es also für uns noch viel zu entdecken.
Und zum Kaffee: Etwas heiße Milch dazu bestellen, dann geht das auch klar mit der Temperatur und der Farbe.
Hat das geregnet heute Nacht. Um ca. 04:00 bin ich vom Trommeln der Regentropfen auf den Blechdächern der Nachbarschaft wach geworden.
Jetzt – vor dem Frühstück – sind die Straßen alle noch nass, es ist stark bewölkt und nur wenige, kleine blaue Flecken sind am Himmel zu sehen und m.E. kann es im Laufe des Tages jedes Wetter geben: Regen oder Sonnenschein.
Regen
Ich werde, wie auch schon am Mittwoch, wieder ein dickeres T-Shirt anziehen. Am Mittwoch wurde es daraufhin im Laufe des Tages so warm, dass ich ordentlich ins Schwitzen gekommen bin. Vielleicht funktioniert das ja auch heute noch einmal?
Um 07:30 wird es heute Frühstück geben - ich bin ja mal gespannt…..
Das Frühstück war mal wieder „Französisch“. Was auch sonst in Frankreich? Die Wirtin der Pension „du Duran“ ist mega-nett. Ich habe sofort einen Kaffee und eine aufgeschäumte Milch bekommen. Butter, Marmelade, Honig und Nutella standen am Buffet – nur Croissants und/oder Baguette war nirgends zu sehen., Ich habe noch ein klein wenig gewartet (vielleicht kommt der Bäcker ja gleich?). Aber als die Wirtin kam und sah, dass sie mir die Brotkörbchen vergessen hatte auf den Tisch zu stellen, hat sie das latürnich sofort nachgeholt und hat mir „ganz selbstverständlich“ auch gleich noch mal einen frischen, heißen Kaffee gebracht (der erste hätte ja durch das Warten kalt werden können).
Nach dem Frühstück habe ich mich und die W fertig gemacht – in der Garage war dies ja trocken und somit problemlos möglich. Zusätzlich zu dem dicken T-Shirt, dass ich angezogen hatte, habe ich – ebenfalls wie am Mittwoch – den Rucksack und den TaRu zusammen gebaut. Weitere Regenvorkehrungen habe ich keine getroffen: die Hoffnung stirbt als letztes. Da heute ja Samstag ist und ich die Öffnungszeiten von Geschäften in Frankreich nicht kenne, habe ich gleich auch noch mein Abendbrot und die Tagesration Wasser für unterwegs besorgt. Gestartet bin ich in Richtung Col de Saisies. Als ich dort ankam, sah ich, dass dort heute ein Mountainbike-Event war. Total viele Leute mit Autos, jede Menge Fahrräder und fast alle waren ziemlich hektisch. Die Fahrt war ok, der Blick nach oben und die Tatsache, dass teilweise die Straßen schon abgetrocknet waren, haben die Hoffnung auf einen weiteren Schön-Wetter-Tag steigen lassen. Aber da waren auch noch die bewölkten Abschnitte und die nassen Straßen ….
Unterwegs
Keine 30 Minuten später sind die Wolken immer dichter geworden und es hat begonnen richtig zu regnen. Schnell habe ich beschlossen, die „regenfeste Verpackung“ von Mensch und Maschine zu aktivieren. Hätte ich das mal nur schon in der trocknen Garage gemacht. Jetzt war alles zumindest schon mal feucht ….
An einer Bushaltestelle habe ich zunächst die Satteltaschen und dann den TaRa wetterfest verpackt. Das hätte ich am Morgen in der Garage einfacher – und trockener – haben können. Danach habe ich meinen neuen Regenkombi angezogen. Der ist nicht mehr nur eine einfache Gummipelle – er hat ebenfalls eine Membran. Und so müsste eigentlich die Feuchtigkeit durch den Regen auf der normalen Kombi durch die Membran nach außen ziehen können? Zusätzlich zum Regenkombi habe ich noch die Regengamaschen über die Stiefel und die Regenhandschuhe angezogen.
Die Weiterfahrt war danach ziemlich anstrengend. Nicht wegen der Regenklamotten, sondern wegen der vielen Landwirte, die heute ihr Vieh auf andere Weiden / Ställe getrieben haben oder auch Mist / Gülle gefahren haben. Die Straßen waren ordentlich schmierig.
Was an diesem Tag wirklich schade war, ist das ich auch den Foto ziemlich regendicht und wasserfest verpacken musste und ich nur wenige Bilder machen konnte.
Über Flumet sollte es zum Col de Aravis weitergehen – angeblich eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke. Aber leider war die Anfahrt ab Flumet bereits gesperrt. Eine Horde Schweizer Motorradfahrer standen vor der Sperre und bearbeiteten gerade im Regen ihre Navis. Ich bin an einen kleinen Parkplatz gefahren, habe mich unter einen großen Baum ins Trockene gestellt und wollte ebenfalls „5 KM Straßensperre“ planen. Das Ergebnis erneut: es gibt keine Routenempfehlung. Ich habe also einmal mehr auf der Karte nach Alternativen geschaut und beschlossen über die N212 und die N205 nach Bonneville zu fahren und von dort aus dann wieder zurück auf meiner Plan-Tour und am Genfer-See vorbei in Richtung Heimat zu kommen.
Das Wetter war ja eh nicht berauschend, da konnte ich auch die großen Nationalstraßen fahren. Das Navi hat sich einen abgezappelt und immer wieder neue Vorschläge errechnet. Bis nach Sallanches habe ich diese Vorschläge immer ignoriert und als das Navi dann meinte in die gleiche Richtung wie ich zu wollen, habe ich auf dem kleinen Bildschirm grob die Route gecheckt und so bei mir gedacht, dass ich mich jetzt ja wieder auf das Navi verlassen kann. Den Maßstab hatte ich jedoch nicht groß genug gewählt und habe so auch nicht gesehen, dass da noch zwei Routenpunkte waren, die das Navi sehr wohl noch anfahren wollte. Und so habe ich dann doch noch eine sehr reizvolle Landschaft rund um die D12 zwischen Bonneville und St.-Jean-de-Sixt gesehen und bin dabei auch noch über den Col de la Colombierre gefahren. Auf dem Pass hat es gerade wenig bis gar nicht geregnet, ich habe angehalten, ein paar Bilder gemacht und wollte gerade ohne Verpackung des TaRu und ohne Regenhandschuhe wieder starten, als mich auf einmal jemand ansprach:
„A-ha, einer von der W-Fraktion ….“.
Beim Gespräch wurde schnell klar, dass es sich bei den drei Kradisten um Bekannte von Skorki aus unserem W-Forum handelte. Wir haben gegenseitig Bilder gemacht und ein wenig geplauscht, bevor die Jungs weiter nach Süden sind und ich in den Norden gefahren bin.
Im Regen
Tolle Bilder konnte ich trotz des Regenwetters am Pass machen.
The Fog – Nebel des Grauens
Transsylvanien?
Über Seitenstraßen ging es an Genf vorbei in Richtung zum Col de la Faucille.
Unterwegs hatte ich schon die Gamaschen und den Regenkombi schon mal ausgezogen. Aber nur für eine kurze Zeit. Am Faucille waren die Wolken wieder so tief, dass ich zumindest den Regenkombi gerade wieder angezogen habe und auch den TaRu wieder verpackt habe.
Regen-Pass
Auf die Gamaschen und die Regenhandschuhe habe ich aber verzichtet – was sich später als klare Fehlentscheidung entpuppte (aber da waren die normalen Handschuhe schon durch und durch nass – trotz Membran).
Am späten Nachmittag kam ein weiteres Problem auf: Alle Tankstellen, die ich mir im Vorfeld notiert und heute angefahren habe, hatten nur Kartenzahlung. Es gab keine Automaten mehr, denen man Geldscheine geben konnte und ein besetztes Tankwärterhäuschen, gab es schon gleich gar nicht mehr.
Mit so was hatte ich bei der Planung meiner Tour ja überhaupt nicht gerechnet und ich habe keine Ahnung, ob man so einem Automaten eine normale EC-Karte geben kann. Für meine Mastercard hatte ich jedenfalls keine Nummer dabei. Als es wirklich sehr knapp mit dem Benzin wurde, habe ich an einer Tanke, an der ich gerade angehalten hatte, eine Frau angesprochen, ob ich ihr wohl 15 € geben dürfte und sie mir für diesen Betrag tanken würde. Gott sei Dank – sie ist darauf eingestiegen.
Im Hotel habe ich am Abend das Navi mal rechnen lassen, wie lange ich ohne Autobahnnutzung in Frankreich und ggf. der Schweiz, aber mit Autobahn in Deutschland, ich wohl direkt bis nach Hause brauchen würde. Mit sechs Stunden wäre das ein schwerer Ritt – aber es wäre zu schaffen.
Wenn das Wetter morgen immer noch so blöd wie heute ist, breche ich die Tour vorzeitig ab und besuche die noch geplanten Vogesen irgendwann anders.
Und das war die heutige Tour:
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
Ja, so Regentage sind ätzend. Aber manchmal muss man halt durch. Ich habe an den allermeisten französischen Tankstellen mit der EC-Karte tanken können. Oft erkennt der Automat auch schon, dass es eine deutsche Karte ist und gibt deutsche Anweisungen. Ich empfinde es in Frankreich als angenehmer, mit der Karte die gewünschte Menge tanken zu können, als, wie in Italien, erst Geldscheine reinschieben zu müssen und den Tank nie voll zu bekommen. Und auch noch immer die passenden Geldscheine dabei haben zu müssen.
Zitat und ich die Öffnungszeiten von Geschäften in Frankreich nicht kenne
Wochentags einschließlich Samstags haben die Supermärkte bis 20.00 Uhr (oder länger) geöffnet, Sonntags bis mittags.
also Du warst das also, von dem meine Jungs berichteten ... Habe vom Dieter auch ein Bild von Dir bekommen, jedoch leider nicht persönlich bekannt. Das wird sich vielleicht mal ändern und dann schreibst Du meinen Namen auch bestimmt richtig
Ich heiße
S K O K I
Skoki Wan Kenobi (JePi-Ritter)
Angefügte Bilder:
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Die Berge werden flacher, die Straßen breiter - und die Tour neigt sich langsam dem Ende entgegen ... Hier der Bericht des vorletzten Tages:
Sonntag, 23.09.2012
Der Blick aus dem Fenster, als ich kurz vor 06:00 das erste Mal wach geworden bin, zeiget zwei Seiten: auf der einen Seite sieht man einen klaren Sternenhimmel und Mondschein, auf der anderen Seite könnten Wolken oder Dunst sein.
Nach dem Duschen bin ich aber erst mal zum Frühstück – und das war für ein „1-Sterne-Hotel“ mal gar nicht so schlecht. Ich konnte mich richtig satt essen und – nachdem ich meine Sachen gepackt hatte – bin ich nach dem täglichen Mopp’s-Check los.
Erst mal auf der bekannten und geplanten Tour bleiben – das war mein Motto. Zum einen war das Wetter nicht soooo schlecht und versprach Gutes für den Tag und zum anderen kann ich dann in der Gegend von Mühlhausen immer noch auf die Autobahn und dann direkt nach Hause fahren.
Also bin ich bis Martau auf der D437 gefahren. Viel sehen konnte ich leider nicht: es war ein derartiger Bodennebel in diesem Tal mit dem Fluss Doubs, dass – nachdem Visier und Brille so nass waren, dass man nichts mehr durch sehen konnte – ich eine ganze Zeit lang mit offenem Visier und ohne Brille fahren musste.
Was ich sehen konnte: das Tal ist fast so, wie ich es aus den Ösi-Alpen kenne – rechts und links Felsen und in der Mitte die Straße und der Fluss / Bach. Der Fluss war überwiegend breiter und das Wasser ruhiger und es floss auch wesentlich langsamer.
Der Nebel wurde immer extremer und Wassertropfen von diesem Nebel bildeten sich an den Spiegelarmen und tropften u.a. immer auf die gleiche Stelle der normalen Kombi, was diese Stelle, genau wie die Hände – mächtig auskühlte. Unterwegs habe ich mir schon mal ein Baguette gekauft. für den Fall der Fälle, dass ich heute doch nicht nach Hause fahren werde. Für das Abendbrot hatte ich weiterhin noch Wurst- und Käsereste im Rucksack. Dann hab‘ ich noch mit meiner Familie zu Hause telefoniert und versucht Infos über den aktuellen Wetterbericht hier im Süden und auch von zu Hause zu bekommen. Und weil ich dann die Empfehlung bekommen habe, die Tour doch noch einigermaßen im geplanten Umfang fortzusetzen, habe ich das auch getan. Als letzte Maßnahme habe ich dem Wetter ein Ultimatum gesetzt: Um 10:00 scheint die Sonne, oder ich fahre nach Hause.
Und was soll ich sagen: ca. 09:30 kam tatsächlich die Sonne raus.
Dunstschleier über dem Tal
Und so wurde der Sonntag zum Tag der Cols. Ob es 10, 15 oder 20 waren – keine Ahnung. Einige hatte ich in meinen Tourenvorbereitungen, andere sind „einfach so“ dazu gekommen, bei nicht allen gab es ein vernünftiges „Col-Schild“ und auch nicht alle konnte ich fotografieren. Mal sehen, ob ich sie im Nachgang alle zusammen bekomme: Zuerst bin ich zum Consolatium Maisonettes gefahren. Die Fahrt dorthin ging über überwiegend vernünftige, 2-spurige Straßen, die auch in ordentlichem Zustand waren.
In den Vogessen-I
Die Landschaft erinnerte mich ab und zu an den Schwarzwald, ein anderes Mal aber auch an unseren Vogelsberg.
In den Vogessen-II
Es hat Spaß gemacht die Strecke zu befahren – auch einige Serpentinen gab es: aber in der Regel waren die Kurven recht einfach zu fahren.
Über schöne, überwiegend gut ausgebaute Straßen und durch kleine Dörfer ging es nach Belfort. Das hätte ich an einem Wochentag sicher umfahren, aber da bisher nur Automaten-Tankstellen offen hatten, bin ich nach Belfort und habe dort eine normale Tanke gefunden. Und weil sich das Wetter wirklich gewandelt hatte, habe ich in Belfort letztendlich den Gedanken an die Heimfahrt aufgegeben und bin zum Col-Räubern losgezogen ….
Col de Hunsrück, Col de Valsberg, Ballon de Alsan, Col du Hahenbrunnen, Col du Bramont, Col de la Schlucht, Col du Wettstein, Col du Calvaire, Col du Lanbach, Col du Bonhomme, Col du Pre Raves, Col du Bagnelles, Col de Ste. Maria, Col du Saales – und sicher waren es noch mehr.
In den Vogessen-III
Bei wirklich tollem Wetter waren sehr viele Franzosen in den Vogesen unterwegs. Und anders als in den Alpen, habe ich sehr viele wandernde Familien gesehen. Es war auch mindestens ein Oldtimer-Club unterwegs. Die Autos waren aus F, CH, A und aus D und das erste Auto, dass ich sah, war ein DS-Cabrio.
Karmann
Ein Karmann Ghia als Cabrio hat es mir aber am meisten angetan.
Motorräder waren auf den Cols natürlich auch sehr viele unterwegs. Die meisten ohne Gepäck – aber das waren auch die, die am schlimmsten geheizt sind. Mehrfach habe ich einzelne oder auch Gruppen von diesen Speedy’s an mir vorbei gewinkt.
Weiterhin habe ich noch mehrfach Autos eines Peugots 106 und/oder 205-Club gesehen und gehört. Einige von denen hatten so aggressive Motorengeräusche, dass man in einiger Entfernung fast an 2-Takter denken konnte. Auch diese Mädels und Jungs habe ich mindestens zweimal an mir vorbei ziehen lassen. Den Abstand, den die unter sich gelassen hatten (auch auf sehr kleinen Straßen oder in unübersichtlichen Kurven), war stellenweise Formel-1-verdächtig … :-(
In den Vogessen-IV
Unterwegs habe ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich am Abend in den Großraum Straßbourg fahren sollte. Dort sind bestimmt einfacher Tankstellen und Übernachtungsmöglichkeiten zu finden.
In den Vogessen-V
Zum Abend hin hat sich diese Idee gefestigt – u.a. auch, weil ich damit die Option hatte, am nächsten Tag komplett über Landstraßen nach Hause zu fahren, oder bis zu Verwanden meiner Eltern in der Nähe von Bad-Dürkheim über Land und von dort über die Autobahn nach Hause.
In den Vogessen-VI
Ach so: für Berg-Neulinge sind die Vogessen aus meiner Sicht sehr empfehlenswert: i.d.R. 2-spurige und breite Straßen, schöne Kurven mit einer doch beachtlichen Menge an Kurven und teilweise auch Serpentinen. Die Aussicht ist leider nicht ganz so spektakulär: überwiegend fährt man im Wald.
Aber zum Üben sollte man vielleicht Tage suchen, die nicht am Wochenende liegen, oder vom Wetter her weniger schöne Tag wie heute wählen.
Und das war die heutige Tages-Etappe:
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
...und irgendwann geht dann auch die schönste Tour zu Ende
Montag, 24.09.2012
Am Morgen sah man schon aus dem Fenster, dass es in der Nacht zumindest ein wenig geregnet hatte. Ich habe also nach dem Frühstück wieder die große TaRu-Kombination gebaut, um diesen bei Bedarf schnell in sein „Verhüterli“ zu bekommen. Da es aber nach dem Frühstück nicht regnete, habe ich dem Navi das kleine Ort in der Nähe von Bad-Dürkheim als Ziel gegeben und die Option „kurvenreiche Strecke“ gewählt.
Meine Fahrt ging durch wunderschöne, kleine Fachwerkdörfer, die Häuser waren überwiegend sehr schön gemacht und der Gesamteindruck hat mich schwer beindruckt. Was mir aufgefallen ist: in dieser Region sind kräftige Farben für die Häuser sehr viel häufiger anzutreffen, als das z.B. bei uns im Hessischen der Fall ist. Eine Hofreite hätte gut Reklame für KTM machen können: orange für die Gefächer und ein sehr dunkles braun (fast schwarz) für das Fachwerk.
Sehr schnell führte der Weg dann auch in landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Auch hier gab es sehr große Maisfelder (wie am ersten Tag meiner Tour) – aber die Blätter waren schon fast gelb.
Mais
Ja. In der einen Woche, in der ich unterwegs war, ist scheinbar richtig Herbst geworden Auch in den Mischwäldern in den Vogesen ist mir das schon aufgefallen. Weiter im Süden mit dem überwiegenden Nadelwald, war das nicht zu bemerken.
Die Fahrt ging in Richtung Speyer, dann nach Neustadt an der Weinstraße und dann nach Bad Dürkheim. Zwischenzeitlich hat es zu regnen begonnen und ich habe die Regenklamotten wieder angezogen – dieses Mal aber so zeitig, dass die normalen Sachen noch nicht nass waren.
Unterwegs bin ich auch durch Gegenden gekommen, in denen im größeren Stil Hopfen angebaut wird.
Hopfen
Aber die Hopfenernte ist schon beendet. Gut, dass das so ist, dachte ich bei mir und erinnerte mich an eine Radio-Reportage in einem bayrischen Radiosender: hier wurde berichtet, dass in der Holledau während der Hopfenernte die meisten Reifenschäden gemeldet werden. Begründet wurde dies damit, dass die Drahtseile an denen der Hopfen wächst mit der Ernte „gehäckselt“ werden und beim Abtransport diese „Stahlstifte“ auch auf die Straßen fallen.
In den Weinbergen konnte man erkennen, dass die Weinlese in vollem Gang war – in den Ortschaften konnte man das sogar riechen. Ich glaube in dieser Region wäre ich im Herbst „unter Dauer-Strom“. Zu meiner Verwunderung habe ich auch Weinberge gesehen, da wurden die Trauben noch/wieder per Hand geschnitten. Das ist heute untypisch, hat mich aber sehr an die Zeit erinnert, wo wir als Kinder in den Herbstferien zu unseren Verwanden gefahren sind und bei der Weinernte geholfen haben. An neblige Morgen in feuchten Weinbergen – und es hat immer recht lange gebraucht, bis zum Mittag die Finger wieder einigermaßen warm geworden sind. Und unsere Tante hat uns immer geschimpft, wenn mal eine Beere heruntergefallen ist und wir die mit dem Fuß platt getreten und nicht aufgehoben haben.
Heute wird das i.d.R. alles mit „Vollerntern“ gemacht – spezielle Maschinen, die die Trauben abschneiden / abschütteln und die „hochbeinig“ durch die Weinberge fahren. Mehrere dieser „Vollernter“ konnte ich heute auf der Straße sehen – leider keinen im Einsatz bei der Ernte in den Weinbergen.
"Weinstraße"
Weil die Straßen dann durch die Feuchtigkeit doch ziemlich schmierig geworden sind, bin ich über die direkte Verbindung (ohne Autobahn) in Richtung Bad Dürkheim gefahren.
Zurück
Dort habe ich die W vor dem größten Weinfass mit einem Fassungsvolumen von 1.700.000 ltr fotografiert.
W-einfass
Natürlich wird in diesem Fass kein Wein gelagert – es beinhaltet eine typische Touri-Kneipe.
Weiter ging meine Fahrt zu unseren Verwanden, wo ich einen leckeren, deutschen Kaffee bekommen habe und während wir so geschwatzt habe, ist auch das Wetter immer besser geworden. Bis ich dann schließlich aufgebrochen bin, brauchte ich keinen Regenkombi mehr. Meine Fahrt ging durch die typischen kleinen Winzerdörfer in der Pfalz, von denen viele eine sehr enge, aber auch sehr schöne Ortsdurchfahrt haben.
An der Weinstraße
Und weil ich dann doch ziemlich knülle war, habe ich für die letzten ca. 140 KM die Autobahn gewählt – auch wenn die Fahrt über große Landstraßen nur ca. 30 Minuten länger hätte dauern sollen.
Ohne weiteren Regen bin ich am frühen Nachmittag wieder gesund und munter, aber auch ein bisschen fertig bei uns zu Hause angekommen.
W-ander W – back home
Und das war die heutige Tages-Etappe:
Ist/Plan-Vergleich
Besonders beim Fahren in engen Tälern habe ich das Grinsen nie wirklich aus dem Gesicht bekommen: die SR-Anlage auf der W ….