Wobei das Thema Depression früher wohl auch einfach totgeschwiegen wurde. Ich meine, in den ersten 4 Wochen habe ich das auch absolut niemandem erzählt, weil ich mich total dafür geschämt habe. Sowas bekommt kein richtiger Mann, sondern nur Weicheier, arme Würste, Faultiere und Hartz4-ler. Mittlerweile gehe ich damit aber sehr offen um, und es ist interessant, wieviele Menschen sich dann vor einem outen. Entweder sind einige selbst mal betroffen gewesen, oder kennen einen guten Freund oder jemanden aus der Familie, der von sowas betroffen ist/war.
Erstaunlich ist auch der Name des Kindes: Erzählt man von seiner Depression, dann kommen Sprüche wie "das wird schon wieder". Sagt man, daß man einen Burn-Out hat, erntet man erstaunte und schockierte Gesichter, "oh scheiße, wie kann ich helfen?" kommt dann. Wobei es ein und das selbe ist.
Richtige Kerle wie Feuerwehrmänner bekommen keine Depressionen. Die können das alles ab. Irgendwann fragt man sich nur, warum besagte Feuerwehrmänner keine fehlerfreien Mails mehr schreiben können und bei den meisten Veranstaltungen häufig ungewöhnlich stark nach Alkohol riechen...
Ich erwarte aber auch gar nicht, daß man auf so etwas "richtig" reagiert. Bevor ich selbst betroffen war, kannte ich Depressionen auch nur vom hörensagen. Mit sowas beschäftigt sich der Laie halt genauso wenig, wie mit Dauerschmerzpatienten. Oder anderen schlimmen Erkrankungen.
Wobei ich egoistischer Weise allerdings von einem seit 25 Jahren besten Freund schon erwarte, daß der in meinem Falle einfach mal Depression, Burnout und Angststörung bei Wikipedia eintippt und sich mal 20min Zeit nimmt, um das alles zu lesen. Dann weiß er nämlich eigentlich alles, was in einem Betroffenen so abgeht. Und wie er sich verhalten könnte.
Zitat Interessanter Weise trifft es sehr oft Angestellte im öffentlichen Dienst. Vorallem solche in mittlerer Position, die schuften dürfen, letzten Endes aber keine Entscheidungsgewalt für nichts haben. So ists bei mir auch.
Kenn ich. Allerdings aus anderen ÖD-Bereichen. Von den Verhältnissen bei der Feuerwehr weiß ich kaum was (oder ist die nicht gemeint?).
Je nach Arbeitsbereich können natürlich auch die unteren Ebenen betroffen sein, wenn dort viel (Fall-)Verantwortung liegt, aber wenig Entscheidungsgewalt/Einflussmöglichkeit.
.......................................................... Ob Sonnenschein, ob Sterngefunkel: Im Tunnel bleibt es immer dunkel. (E.K.)
Zitat Richtige Kerle wie Feuerwehrmänner bekommen keine Depressionen. Die können das alles ab. Irgendwann fragt man sich nur, warum besagte Feuerwehrmänner keine fehlerfreien Mails mehr schreiben können und bei den meisten Veranstaltungen häufig ungewöhnlich stark nach Alkohol riechen...
Jep, das ist die häufigste Art Depressionen zu bekämpfen. Aber ein Alkoholiker wird eher bedauert und "resozialisiert" als ein "Psycho". Ein Alki muß nur aufhören zu saufen und alles ist gut. Aber ein Psycho? Der hat halt einen an der Waffel............
Sorge Dich mehr um Deinen Charakter als um Deinen Ruf, denn Dein Charakter ist das, was Du wirklich bist, während Dein Ruf nur das ist ,was andere von Dir denken....
Zitat Ein Alki muß nur aufhören zu saufen und alles ist gut. Aber ein Psycho? Der hat halt einen an der Waffel............
Schön wärs . . .
Ein Alki hatte vor seinem Alkoholproblem ein oder mehrere andere Probleme. Legst Du den Alki trocken, dann kommen die zwar massiv wieder, aber ja nach Länge der Saufzeit mit völlig verzerrter Fratze, anders gesagt: erst trocken legen und dann therapieren funktioniert so nicht.
Dagegen hat ein Psycho nicht zwingend einen an der Waffel, sondern wird in der Regel mit bestimmten Dingen nicht fertig. Man kann das eigentlich mit einer Sucht gar nicht vergleichen.
Zitat Selbstständige, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben oder einfach ihren Job "leben", kommen seltener in die Gefahr, in einen Burn-Out abzurutschen. Also Ulf, haste Glück gehabt
Da ist etwas Wahres dran. Mit Ulf würde ich auch gerne tauschen
Ich bekomme rührende PMs von Leuten, die meinen, ich sei kurz vor dem Burnout. Das ist ein Mißverständnis , es ging in dem beschriebenen Fall nicht um mich, aber trotzdem danke.
von 2003 bis 2009 hatte ich eine Baustelle, die nur einmal (2004) etwas Urlaub zuließ. Zuhause hatte ich die Hausbaustelle, zwei noch relativ kleine Kinder mußten versorgt und der ganze Krams einigermaßen voreinander gebracht werden.
Psycho-Burnout hatte ich in dem Sinne nicht, weil die Aufgaben einfach zur Einteilung zwangen. Wie oft bin ich fluchtartig von der Baustelle getürmt, weil wieder was mit den Kindern war. Dafür bin ich aber auch nachts dort gewesen und immer, wenn es gebraucht wurde. ich habe versucht, es so einzuteilen, daß ich es auf Dauer aushalten kann. Meine Herzgeschichte, die ins Krankenhaus führte, müßte man allerdings wohl zum Teil als negative Folge dazu rechnen. Im Anlagenbauprojekt wurden deshalb Termine verschoben.
Zur Zeit habe ich gar keine Arbeit, aber auch keine Not, bastele am Haus rum (Motorrad braucht ja nicht bebastelt zu werden), fliege Modellflugzeuge, bis sie in die Einkaufstüte passen, baue Modellhelis um, bis sie vom Himmel fallen und surfe im Internet. Da ist momentan kein Burnout-Syndrom in Sicht.
Zitat Dagegen hat ein Psycho nicht zwingend einen an der Waffel, sondern wird in der Regel mit bestimmten Dingen nicht fertig. Man kann das eigentlich mit einer Sucht gar nicht vergleichen.
Ich weiß das, du weißt das, aber oft genug ist ein Psycho halt einfach gaga und das wars dann.
So oder so, wenn die Seele mitbeteiligt ist wird es eklig für denjenigen. Ein paar gebrochene Knochen sind greifbar, aber eine verletzte oder ausgebrannte Seele? Da wird oft auch viel zu spät reagiert. Zuerst kommt das berühmte "Stell dich mal nicht so an"......
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Zitat von magicfire ein Alkoholiker wird eher bedauert und "resozialisiert" als ein "Psycho". Ein Alki muß nur aufhören zu saufen und alles ist gut. Aber ein Psycho? Der hat halt einen an der Waffel............
Uh! Hier werden gerade Äpfel mit Birnen verglichen! Klingt außerdem nach zu schlichten Lösungsmodellen. Wenn ein Alki nur aufhören muss zu saufen, dann sollte ein Psycho sich doch einfach zusammenreißen. Wird beides so nicht funktionieren. Beide habe einen langen, harten und steinigen Weg vor sich. Und vergleichbar ist das miteinander trotzdem nicht!
Das waren auch ganz platte Beispiele um mal den Umgang mit verschiedenen Erkrankungen aufzuzeigen. Was es nicht einfacher macht ist der Umgang mit einem wenn man psychisch ganz unten ist. Einen Alki legt man trocken. Was macht man aber mit einer kaputten Seele?
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Zitat Einen Alki legt man trocken. Was macht man aber mit einer kaputten Seele?
Moin,
haste schon mal versucht, einen Alk trockenzulegen ? Bei Dir klingt das so ein wenig nach Windel wechseln beim Baby.
Die Rückfallquote der trocken gelegten Alkies ist im Bereich von 99% . Allerdings muß man auch sagen, daß die Penner mit in die Statistik eingehen und mitunter innerhalb von Jahren mehrere hundertmal in die gleiche Klinik geschleppt werden. Wir hatten früher auf der Suchtstation einen Peter, der kam absolut regelmäßig, bekam sein Bad, seinen Entzug, sein Bett, sein Essen, wurde mit Essensmarken versehen, wieder "auf die Reise" geschickt und war eine Woche später wieder da, aufgegriffen von der Polizei, die dann aufgrund seines Zustandes gleich die Rettung angefordert hatte. Diese kostete damals schon 174 DM. Man darf gar nicht dran denken - jede Woche.
Wenn das alles so einfach wäre, hätten wir eindeutig eine bessere Welt. Aber es ist nicht einfach.
Wir Zivis haben mit Peter gesprochen. Er hat uns ein wenig aus dem Leben erzählt, kam aus Berlin, hatte Pech mit seiner Ehe. Der Mann war nett und tat keinem was zuleide. Wir fragten ihn, ob er schon eine richtige Therapie gemacht hätte. Er sagte, seine Psychologin hätte während der Gespräche dauernd telefoniert und er sei irgendwann nicht mehr hingegangen.
Mit dem Leiter der Hennefer Suchtklinik für Männer bin ich (locker) befreundet. Er sagt, es sei leichter, das Weser Moorland trockenzulegen, als einen Alkoholiker.
Zumal der Alkoholiker eigentlich zwei Probleme hat: Die körperliche und psychische Sucht als solche nach der Droge Alkohol, und außerdem noch den "Grund", warum er überhaupt mit dem übermäßigen Alkoholkonsum angefangen hat. Von daher müsste ein Alkoholiker sowohl eine Psychotherapie, als auch eine Entgiftung machen. Und das ist wohl noch schwerer durchzuhalten, denn den Alki haben zumeist ja auch alle Freunde etc. verlassen. Ich habe während meiner Zeit im Rettungsdienst öfters gesehen, daß der Alki erstmal richtig am Boden zerstört sein muß, bis er sich wirklich auf eine Trockenlegung einlässt. Bloß will er das zumeist nicht, weil der Alkohol ihm ja hilft.
Auch das weiß ich aber bei vielen spukt halt die totale vereinfachung im Kopf herum.
Ich habe einen Quartalssäufer in der engen Verwandtschaft, der hat da seit Jahrzehnten Probleme damit. ich muß sagen, leider war er noch nie so weit unten dass er sich auf eine Therapie eingelassen hat. Er hat sich dann selber mal wieder für ein paar Wochen trocken gelegt und dann weitergesoffen. Was willste da machen.....
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Als wir meine Mutter wegen ihrer starken Demenz ins Pflegeheim geben mussten hatte ich auch mit starken Zweifeln und einen sehr schlechten Gewissen zu kämpfen, welches mir sehr schwer aufs Gemüt geschlagen ist...6 Wochen krank und fünf Sitzungen beim Seelenklempner haben mich wieder einigermasen auf die Spur gebracht...Aus heutiger Sicht habe ich damals alles richtig gemacht...