Ich habe gerade ein Interview mit Wolfgang Dörmer, Expert Technologist in der Aral-Forschung über das Thema E10-Kraftstoff in der Motor Klassik 3/11 gelesen Darin gibt es ein paar sehr interessante und für mich neue Aussagen.
Er sagt, je kurzkettiger der Alkohol ist, desto kritischer ist er. Methanol ist demnach sehr kritisch, Ethanol weniger. "Kurzkettiger Alkohol ist besonders aggressiv gegen Dichtungsmaterialien. Wird er jedoch mit Ottokraftstoff vermischt, erweist sich dieses Produkt als umso aggressiver gegen Dichtungsmaterialien, je geringer (!) die Konzentartion ist" Ergo: E10 ist in Bezug auf Kunststoffe (und nichts anderes sind Dichtungen und Membranen) für unsere W deutlich weniger schädlich als E5! Er fasst zusammen, dass alle Fahrzeuge, "die bisher mit E5 fuhren, keine Probleme mit E10 haben, weil dieser Kraftstoff für Dichtungen unkritisch ist."
Auf die Frage, was denn nun das Kritische an E10 gegenüber E5 ist, meint er: "Es ist die höhere Aggressivität gegenüber Aluminium. ... Aluminium kann unter Druck und Temperatur mit Ethanol reagieren." Das scheint aber in erster Linie für ältere Einspritzanlagen ein Problem zu sein, habe ich aus seinen Ausführungen entnommen. Trotzdem sagt er: "Selbst wenn Aluminiumteile keinen hohen Drücken ausgesetzt sind, sollte man den sicheren Weg gehen und ethanolfreien Kraftstoff tanken." Was sich auf nicht freigegebene Fahrzeuge bezieht.
Was mich jetzt irritiert hat ist, dass es ja derzeit gar keinen ethanolfreien Kraftstoff mehr zu kaufen gibt. Auch Super-Plus hat ja meines Wissens einen 5%-Ethanolanteil.
Dömer weißt übrigens auch das Forengerücht, man könne E10 durch Zugabe von Zweitaktöl "entschärfen", ins Reich der Fabel.
Interessant genug, um sie noch mal in Erinnerung zu bringen, ist auch noch seine Erklärung zu rostenden Tanks: "Wenn man ein Fahrzeug mit halbvollem Tank für längere Zeit einmottet, wird bei steigender Temperatur des Tanks die warme Luft über die Tankentlüftung heraus gedrückt und bei sinkender Temperatur die feuchte Luft wieder eingesaugt. Da Ethanol hygroskopisch ist, nimmt es begierig Wasser auf. Wenn allerdings der Wassergehalt des Ethanols im Kraftstoff einen bestimmte Wert erreicht, dessen Größe temperaturabhängig ist, dann fällt Ethanol zusammen mit dem Wasser aus dem Kraftstoff heraus und bildet am Boden (des Tanks) eine Wasser-Alkohol-Phase, die extrem korrosiv ist."
Daraus kann man nun folgern, dass es vor dem Überwintern ganz sinnvoll ist, den Tank so voll wie möglich zu betanken und die Belüftung zu verschließen. Dann kann kein Wasser vom Benzin bzw Ethanol aufgenommen werden. Da der Sprit im Vergaser auch in Kontakt mit der Außenluft steht, ist es hier besonders notwendig, ihn abzulassen, denn der Vergaser besteht schließlich aus Alu.
Ich habe so und so gelesen. Wegen der Oktanzahl jedoch sicher nicht, denn Super Plus hat eine Oktanzahl von 98 und Ethanol von 104.
Über eine verbindliche Aussage zum Ethanolgehalt von Super Plus (98 Oktan) und den 100-Oktan-Kraftstoffen wäre ich dankbar. falls die also jemand im Internet findet ...
Es heißt E10 sei nicht lagerstabil und man solle sein Fahrzeug vor der Winterpause leerfahren und vor der Winterpause mit herkömmlichen Kraftstoff betanken.
Im Netz habe ich unterschiedliche Meinungen dazu gelesen, wer weiß mehr????
Grüße Sukasta
Et es wie et es, et kütt wie et kütt, et bliev nix wie et wor, drinkste eine met ...
Zum Überwintern noch eine Ergänzung (ich schreib auch ganz langsam für Sukasta): Zitat Dörmer: "Da eine stets konstante Umgebungstemperatur kaum ralisierbar ist, sollte man vermeiden, dass über die Tankatmung (siehe oben)große Volumina bewegt werden und deshalb den Tank randvoll füllen. Übrigens ist in diesem Zusammenhang E10 unkritischer als als E5, weil E10 mehr Alkohol enthält und somit mehr Wasser aufnehmen kann, bevor es sich zusammen mit dem Wasser vom Kraftstoff trennt."
Ich hatte ja schon vor Jahren mal den Tipp hier im Forum im Zusammenhang mit der damals noch üblichen Vergaservereisung den Tipp gegeben Isopropanol in den Tank zu füllen, um das Wasser zubinden und das das auch ein guter Rostschutz im Winter ist.
Zitat von SukastaEs heißt E10 sei nicht lagerstabil und man solle sein Fahrzeug vor der Winterpause leerfahren und vor der Winterpause mit herkömmlichen Kraftstoff betanken.
Was soll denn(heute) ein "herkömmlicher Kraftstoff" sein?
Also Ethanol(C2H5OH) ist genau so ein kurzkettiger Alkohol wie Methanol(CH3OH), sprich Ethanol hat genau einen Kohlenstoff mehr, daher halte ich die Aussage, das Ethanol unkritischer gegenüber Methanol ist, für Blödsinn.
Zitat von Falcone... nach meinem Kenntnisstand gibt es das gar nicht mehr.
Das meine ich ja auch ... und selbst wenn es so wäre oder dranstehen würde, trauen tu ich denen schon lange nicht mehr seit ihrem "SUPER-Trick" ... Und dem netten Wolfgang Dörmer traue ich auch nicht ...
piko
edit: ich meine die ganze Sache mit der Ethanolbeimischung ist sowas von haarsträubend unlogisch und dazu noch verbraucherunfreundlich - da kann man keinem(mehr) trauen, der damit sein Geld verdient!!!
Zitat Also Ethanol(C2H5OH) ist genau so ein kurzkettiger Alkohol wie Methanol(CH3OH), sprich Ethanol hat genau einen Kohlenstoff mehr, daher halte ich die Aussage, das Ethanol unkritischer gegenüber Methanol ist, für Blödsinn.
Ich habe da keine Ahnung von, Maggi, würde s aber nicht ohne weiteres so abtun. Ich könnte mir vorstellen, das eventuell genauein Kohlenstoff mehr oder weniger durchaus etwas ausmacht. Ich habe die Aussage ja auch nur verkürzt wiedergegeben. Ich zitiere mal seine gesamte Aussage zu dem Thema, vielleicht bringt dir das mehr Klarheit: "Grundsätzlich gilt: Je kurzkettiger der Alkohol ist, desto kritischer ist er. So erweist sich zum Beispiel Methanol als sehr kritisch, Ethanol ist es deutlich weniger und noch unproblematischer sind Propanol und Buntanol, die sorgen sogar in Mischung mit Ethanol für eine Qualitätsverbesserung." ... "Ein kurzkettiger Alkohol ist besonders aggressiv gegen Dichtungsmaterialien. Wird er jedoch mit Ottokraftstoff vermischt, erweist sich dieses Produkt als umso aggressiver gegen Dichtungsmaterialien, je geringer die Konzentration des Alkohols ist." ... "Das ist ein merkwürdiger Effekt. Durch die niedrige Alkoholkonzentration kommt es zu einer Aufhebung der Wasserstoffbrückenbildung. Gibt man dem Ottokraftstoff beispielsweise drei Prozent Ethanol zu, erhöht sich der Dampfdruck - ein Effekt der Aufhebung der Wasserstoffbrückenbildung. Dabei stellt sich als Nebeneffekt ein, dass physikalisch gesehen die Moleküle ´kleiner´ werden. Sie können somit in die Dichtungsmaterialien sehr viel leichter eindringen und diese mehr angreifen" ... "Die Wasserstoffbrückenbildung bildet sich tendenziell wieder zurück, je mehr Ethanol zugegeben wird. Das heißt bezüglich der Dichtungen: Autos, die bisher mit E5 fuhren, haben keine Probleme mit E10, weil dieser Kraftstoff für Dichtungen unkritischer ist.
Er geht dann noch auf spezielle Oldtimer-Problematiken ein, die die W aber nicht betreffen. Insgesamt ist sein Tenor eher kritisch - und insofern ist Pikos Misstrauen nicht recht angebracht, wobei ich deine grundsätzlichen Bedenken durchaus teile, Piko - aber das gehört ja nicht hierher, hier geht es um die Verträglichkeit. Und da kann man wohl fast schon davon ausgehen, das die bei der W gegeben ist. Ich bin mal gespannt, ob noch was von Kawa dazu kommt.
Wännä hat doch seinerseits angemerkt, dass ein wesentliches Poblem in den Beschichtungen der (älteren) Tanks läge, was bei ihm zu starken Ablagerungen in den Schwimmerkammern führte (weiß jetzt aber nicht was der genau getankt hat). Darauf geht ja der Herr Aral eher nicht ein, oderwieoderwas?
Martin, sag du, was sollen wir in Zukunft reinfüllen: E5 oder E10?
Wännä hatte E85 getankt. Nach (nicht nur) seiner Aussage ist das aggressiv gegenüber Lacken.
Ich kann dir die Entscheidung zwischen E5 und E10 nicht abnehmen - zu dünn sind bislang de Langzeiterfahrungen. Da die W aber problemlos E5 verträgt, tendiere ich dazu, dass sie auch E10 vertragen wird. Die Dichtungen und Kunststoffe scheinen kein Problem darzustellen und unlegiertes Aluminium dürfte in der W höchstwahrscheinlich auch nirgendwo verbaut sein. Ich denke, ich werde in unseren Reise-Ws E10 tanken. Die werden wenigstens genügend bewegt, um eventuelle Schäden wirklich mal feststellen zu können.
Mehr denn je ist es jedenfalls anzuraten, den Tank vor der Winterpause randvoll zu füllen und die Vergaser leerlaufen zu lassen.
@Falcone: also mich überzeugt auch die lange Version nicht ... "Kohlenstoff-Logik" hin oder her ... ... warum rückt ARAL denn ausgerechnet und erst jetzt mit diesem Forschungsergebnis raus?!
Für mich riecht das nach "Gefälligkeitsgutachten" um die solvente und einflußreiche(?) Oldtimerszene ruhigzustellen ... nicht daß womöglich durch die "Hintertür" ein ethanolfreier Sprit angeboten werden muß, der dann selbverständlich von allen anderen auch getankt werden könnte und dadurch den Schnitt versauen würde ...
Aber wer weiß das schon genau ... traurig, wenn da wirklich was dran wäre, daß diese Studie nicht schon vorab kommuniziert wurde ... denn jetzt scheint es zu spät zu sein für eine glaubwürdige Argumentation.