Ich habe überhaupt nix gegen Umbauten. Wäre dem so, würde ich weder diesen Fred lesen noch gar Geld für die Custombike-Hefte ausgeben oder mich gar mal auf Custom- oder Streetfighter-Messen herumtreiben. Was mir halt auffällt, ist, dass die wenigsten ein Stilgefühl für ihre Kreation entwickeln, egal, welcher Stil. Da wird zusammengeschraubt, was irgendwie geht. Effekthascherei ist vordergründig. Und diese Werke zerpflücke ich dann gerne auch mal. Da viele dieser Schrauber insgeheim ahnen, dass sie kleine Fische sind und es irgendwie nie bringen werden, schreien die dann natürlich heftigst auf: "Über Geschmack kann man nicht streiten" und wie ähnliche Phrasen auch immer lauten.
Ich kann mit der Customszene prima leben, warum auch nicht? Sie nehmen mir nichts weg. Es gibt genug Motorräder. Ja, sie stören mich in den allermeisten Fällen nicht mal auf der Straße, denn da, wo sie fahren, wenn sie mal fahren, bin ich sowieso fast nie.
Aber es sind halt zwei völlig verschiedene Welten: Ich für meinen Teil gehe an ein (modernes) Motorad unter dem Aspekt des Fahrens heran. Es muss Kriterien erfüllen, die seinem von mir angedachten Zweck entsprechen (siehe Hobbys Liste). Aber es sollte auch ansprechend anzuschauen sein, eine Formensprache haben, die mich überzeugt. Aber es muss eben vordergründig ein Fahrzeug sein, das sein Job möglichst gut erfüllt.
Da die meisten Customizer ihre Fahrzeuge zum Ausstellen bauen, sind dies wirklich zwei verschiedene Welten. In der Customszene wird etwas erzeugt, dass bewusst fürs Stehen geplant und gedacht ist. Wenn das Objekt sich erst mal bewegt, ist der Reiz weg, weil man es dann nicht mehr ausreichend optisch erfassen kann. Dass man sich beim Fahren darauf wohl fühlt im Sinne von entspannt sitzen, wird selbst keiner der Erbauer behaupten.
Und alle diese Umbauten aus der Vergangenheit, die von Customizern gerne in völliger Verkennung der Lage alibihaft angeführt werden (siehe die Rekordmaschine oben und andere) haben halt eines gemeinsam: Diese Fahrzeuge wurden noch gebaut, um damit zu fahren. Geschichtlich betrachtet war der Übergang vom Bobber zum Chopper die Zeit, als die Show über den Zweck Übermacht bekam. Bobber waren Maschinen, mit denen man möglichst schnell unterwegs sein wollte. Chopper waren zwar auch zuerst gedacht, die langen Strecken vermeintlich bequem zurückzulegen, erlagen aber bald ihrem formalen Selbstzweck, weil sie genau das nicht erfüllten - auch wenn Easy Rider das zu vermitteln versuchte Die Weiterentwicklungen daraus wurden in dem Maße immer unfahrbarer, wie sich die Menschen bei wachsendem Wohlstand es immer mehr leisten konnten, ein "Fahr"zeug zum Hinstellen zu kaufen.
Unterm Strich kommt für mich heraus, dass es derzeit eine gar nicht kleine Szene gibt, die erstaunliche Mengen an Edelschrott produziert, mit der provokanten Betonung auf Schrott, denn wenn der Hype verblasst ist, kann man damit nichts mehr anfangen. Die wenigsten werden es bis zum Kunstobjekt bringen.
Eine interessante Variante von Dekadenz, wie ich finde.
du sprichst genau das aus, was hier die menge der motorradfahrer auch denkt... halt nur auf den punkt gebracht...
wobei so ein wirklich schönes stehzeug hat auch was... wollte mir immer eine 125er malanca ins wohnzimmer stellen, was nur daran gescheitert ist das ich in den westen gezogen bin... und heute paßt nicht mal ein mofa durch die schmale tür bzw den verwinkelten zugang zum wohnzimmer
Zitat du sprichst genau das aus, was hier die menge der motorradfahrer auch denkt... halt nur auf den punkt gebracht...
Jepp! Besser kann mans nicht auf den Punkt bringen. Ich gehöre ja auch zu den Umbauern. Aber ich baue um, damit die Maschine für mich besser fahrbar wird. Das ist meine Motivation. Umbau als Selbstzweck? Nur wenns eine Skulptur wird und als Kunstwerk angesehen werden kann.
Zitat von Falcone... "Über Geschmack kann man nicht streiten" und wie ähnliche Phrasen auch immer lauten.
... wo doch jeder weiß daß Menschen mit verschiedenen Geschmäckern vortrefflich miteinander streiten können. - Einzig: es ist müßig & sinnfrei.
Zitat von FalconeAber es sind halt zwei völlig verschiedene Welten: Ich für meinen Teil ...
Ja, und das ist auch gut so. Wieso sollten alles das selbe gut finden? - Und wieso sollte einer Dir Deine Meinung streitig machen wollen?
Zitat von FalconeDa die meisten Customizer ihre Fahrzeuge zum Ausstellen bauen...
... da hab ich 'ne ganz andere Meinung.
- Klar gibt es Moppeds die für Shows gebaut werden. Ich hab in Schweden 'ne Custom-Yamaha gesehen, da war kein Kratzer auf der Bremsscheibe - die war blitz-blank-poliert. - Das war allerdings das einzige unter den zig-tausend Moppeds die da waren. - Damit mag ich auch nix anfangen wollen. Ein Mopped ist zum Fahren da.
- Ich denke die Meisten Kreationen eines "Customizers" - also eines Schraubers der das Mopped eines Kunden (Customer) nach dessen Wünschen umbaut - sind sehr wohl zum fahren gedacht. Wie gesagt, das fängt halt bei anderen Blinkern, Spiegeln, Lenker, Auspuff, ... an, geht über Chromüberladene, Satteltaschenbepackte mit Windschildern ausgerüstete (ca. 80% der Custombikes, meiner Schätzung nach) "Rentnermoppeds" (um nur mal im "Chopperbereich" zu bleiben, sicher gibts da auch Äquivalente bei den Sportlern, Caffern, ... gugg dich nur mal unter den "Forums-Bikes" um.) und hört irgend wo bei fahrbarer Handwerkskunst auf für das dann auch mal Summen im (oberen) 5- & 6-stelligen Bereich auf den Tisch gelegt werden. - Und wenn ein Kunde bereit ist das zu bezahlen... den "Schrauber" der sowas ablehnt zu bauen, den mußte mir erst mal zeigen. Und wenn ich mir mal vorstelle, ich blättere z.B. für 'ne "Walz" (gar nicht mein Stil, aber halt richtig teuer) 120000,- € auf den Schraubertresen, dann würde ich das Teil wahrscheinlich auch nicht jeden Tag aus der Garage ziehen um damit 500 m zum Bäcker und zurück zu fahren.
- Dann gibt's außerdem - was ich glaube die größte Anzahl ist - (drum nenne ich's mal) das Heer der Selberschrauber. Typen die in ihrer Garage, Werkstatt, Keller, ... auf ganz unterschiedlichem Niveau ihren Traum vom 2-Rad auf die Räder stellen; oder es zumindest versuchen. Und ja, da gebe ich Dir recht, da gibt's so einiges was "ein Stilgefühl" vermissen lässt. Was aber ja auch nicht unbedingt ein Wunder ist, oder? - Schließlich ist die Handhabung eines Schraubenschlüssels keine "Raketenwissenschaft" - sprich: Schrauben ist nicht so schwer, aber ein Händchen für Formen, Farben, ... Handwerkskunst haben halt nicht alle. Zudem kommt natürlich wieder die Geschichte mit dem "Geschmack".
Hier noch etwas "Edelschrott" - den ich grade richtig klasse finde, der im aufkommenden Trend der Tracker liegt und bei dem ich dachte sowas wird mein nächstes Mopped.
Zitat von Ulfdas Kettenschloß ist falschrum montiert. Oder haben die da Linksverkehr?
Grüße Ulf
Das mal'n richtig guter.
Das Kettenschloß is aber richtig rum. Das Teil ist nämlich schneller, wenn man's vom Anhänger rückwärts runterschiebt als wie andersrum. Insofern entspricht die Clip-Lage der Fahrtrichtung mit der zu erwartenden Höchstgeschwindigkeit.