In Antwort auf:ausserdem ist er wohl tatsächlich davon ausgegangen, dass er der einzige ist, der an diesem tag geehrt wird
Wenn ich den Mann auch nicht mag. Doof ist der sicher nicht. Ich denke,der nutzt halt jede Möglichkeit zur Selbstdarstellung. Das er vorher nicht wuste, wie das abläuft glaube ich ihm einfach nicht.
Gruß Norbert
------------------------------------------------- Man kann sich über alles aufregen, aber man ist nicht dazu verpflichtet.
Fernsehenproduktion und Qualität im kulturellen Sinn sind zwei Dinge die eigentlich nicht zusammenpassen. Es geht um eine hohe Einschaltquote. Und um die zu erreichen ist fast jedes Mittel recht. Wer hohe Quoten hat kann seine Werbeblöcke teurer verkaufen und Geld in die Kassen spülen. Die Sendungen zwischen den Werbeblöcken sind nur Beiwerk. Also das alte Spiel: (vermeintlich) Erfolg haben und Knete machen. Und diese ganzen Stars und Möchtegernstars mit geringer Halbwertszeit leben ja auch oft ganz gut davon. Wovon auch sonst, meist können sie ja nichts anderes als blöd grinsen. Ja, und ich grins auch, denn ich werd auch aus dem Topf bezahlt.
In Antwort auf:Fernsehenproduktion und Qualität im kulturellen Sinn sind zwei Dinge die eigentlich nicht zusammenpassen. Es geht um eine hohe Einschaltquote. Und um die zu erreichen ist fast jedes Mittel recht.
Heißt das dann, das alle Fernsehkunden,(außer uns hochintelligenten und moralisch-geistig gefestigten W Fahrern), doof sind???? Die Quote bestimmt doch der Zuschauer.
Dann würde das Programm doch passen. Wäre doch widersinnig, das Programm auf kleine Minderheiten aus zurichten.
Gruß Norbert
------------------------------------------------- Man kann sich über alles aufregen, aber man ist nicht dazu verpflichtet.
In Antwort auf: Wäre doch widersinnig, das Programm auf kleine Minderheiten aus zurichten.
Das will doch keiner, nur MR-R will halt keinen Fehrnsehpreis der dem Massengeschmack huldigt und nicht den geistigen Werten ... das muss man ihm zugestehen, das heißt ja nicht das kein platz für beides da wäre
Reifen haben rund zu sein und gripp zu haben, alles andere ist firlefanzerei !!!!
12. Oktober 2008 Ich kann mich auf meinen Sechsten Sinn verlassen. Er sagte mir: geh' hin zum Deutschen Fernsehpreis, schließlich kriegt den Marcel Reich-Ranicki, dem hast du viel zu verdanken, zeig' und sag' ihm das, aber geh' nicht zu früh, es ist immer grässlich da, und du bist selbst fernsehberühmt, und sie setzen dich in Reihe vier und filmen ununterbrochen deine Reaktionen.
Ich kam also schön zu spät, nachdem das Stehpalaver vorbei war, meine Plätze (ja! Reihe vier!) zum Glück vergeben waren, und ich konnte mit meinem Mann ganz friedlich und von Kameras unbelästigt irgendwo hinten sitzen. So.
Man will Hollywood sein und ist Köln-Ossendorf
Ein Bühnenbild, das den Namen nicht verdient. Eine Halle, die kaum auszuhalten ist, Coloneum heißt die Scheußlichkeit am Stadtrand, ist man einmal da, 17 km vom Zentrum entfernt, kommt man leider so leicht nicht mehr weg. Als wir kamen, lief die Veranstaltung schon etwa eine Stunde. Das sieht so aus, dass der Moderator Thomas Gottschalk über die Bühne schreitet und routiniert und ohne einen Funken von Witz oder Geist "Moderationen" herunterhudelt, die er so oder anders schon tausendmal gemacht hat. Dann kommen Laudatoren und lesen vorgefertigte pointenlose Texte von Telepromptern ab, dann kommen auf Riesenbildschirmen Ausschnitte aus Werken der Nominierten, und nominiert wird ALLES: Hauptrolle, Nebenrolle, Film, Serie, Unterhaltung, Regie, Schnitt, Effekte, Comedy, Bühne, Drehbuch, ach, endloser Unsinn, man will Hollywood sein und ist eben doch Köln-Ossendorf. Es zieht sich. Und es ist ein Ärgernis ohnegleichen, dass nahezu jeder Preisträger dann am Mikrofon herumstammelt, das sei so ein toller Preis, und man wisse nun gar nicht, was man sagen solle, und man sei totaaaaal überrascht, und man danke aber dem tollen Team und dem tollen Redakteur und dem Ehemann und dem Kind und, Mama, das ist für dich.
Verdammtnochmal, wenn man nominiert wird, weiß man, dass die Chance, da oben zu stehen, eins zu drei ist, und dann bereitet man gefälligst eine Rede vor und blamiert sich und langweilt uns nicht mit diesem furchtbar unfähigen, unzumutbaren Gestammel. Das ist das Eine.
Wir haben uns nur noch geschämt
Das Andere: Wie jämmerlich die dargebotenen Produkte und Arbeiten in der Mehrzahl waren, wie jämmerlich unser Fernsehen ist, wie arm, wie verblödet, wie kulturlos, wie lächerlich. Wieso darf ein Simpel namens Atze Schröder da vorn seine Possen reißen? Wieso wird eine unterirdische Sendung wie "Deutschland sucht den Superstar" zur Besten Unterhaltungssendung gekürt und gibt den Machern die Möglichkeit, frech zu sagen: Da seht ihr es, ihr intellektuellen Schreiberlinge, man liebt uns, und wir machen weiter?
Wir haben uns nur noch geschämt, wir wären am liebsten sofort wieder gegangen, aber wir wollten Reich-Ranicki ehren und blieben, und in mein Herz schlich sich schon nach und nach der Verdacht: das hält der nicht durch. Ich sah den achtundachtzig Jahre alten Mann da vorn in der ersten Reihe sitzen, gebrechlich, aber geistig ja vollkommen klar, und ich dachte, was für eine Zumutung diese armselige, grottendumme Veranstaltung für ihn sein müsse. In jeder Hinsicht -- einen so alten Mann lässt man nicht derart lange warten, und man mutet einem so intelligenten Mann nicht einen solchen stundenlangen Schwachsinn in hässlicher Kulisse zu und Moderationen des Thomas Gottschalk wie die zu einem Film über Kinder, die aus Heimen und vor Misshandlungen gerettet werden: hoffentlich kommen noch viele Kinder in so eine Lage, damit ihr weiter so tolle Filme machen könnt! (Zitat sinngemäß, nicht wörtlich) Es verschlug uns den Atem.
Ich wusste, das lässt sich dieser Mann nicht bieten
Und dann leise Unruhe, Irritation, Gottschalk teilte mit, man sollte jetzt denken, es wäre schon Schluss, es ginge aber natürlich noch lustig weiter, aber man zöge den letzten Programmpunkt, die Ehrung fürs Lebenswerk jetzt einfach schon mal vor, weil Reich-Ranicki ungeduldig würde.
(Ich muss hier etwas einschieben. In einem unserer häufigen Telefonate erzählte mir Reich-Ranicki stolz von diesem Fernsehpreis für sein Lebenswerk und sagte, Gottschalk halte die Laudatio. Wir waren uns einig, das der das nicht tun sollte, ich sollte es tun, nicht weil ich mich darum reiße, auf derartigen Veranstaltungen vorn zu stehen -- es ist mir eher tief zuwider --, sondern weil ich näher dran bin, mit Reich-Ranicki mehr zu tun hatte und habe, eine Sendung mache, die in gewisser Weise die seine fortführt. Ich hätte über die Leidenschaft für Kultur im Fernsehen geredet, die er uns gelehrt hat. Man hat mir aber gesagt nein, das mache Herr Gottschalk und aus. Nun gut. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt die Laudatio doch gehalten, es wäre etwas sehr Eisiges daraus geworden, verlasst Euch drauf.)
Also, man ziehe die Ehrung nun vor.
Aha. Und da wusste ich es. Ich wusste, das lässt sich dieser Mann nicht bieten und ich hoffte inbrünstig, er würde es sich nicht bieten lassen, und hätte ich in Reihe vier gesessen wie vorgesehen, ich wäre in diesem Moment auf die Bühne gegangen und hätte gesagt: "Bitte lass dir das nicht bieten."
Er braucht mich nicht. Er weiß, was das Gebot der Stunde ist. Er ging nach ein paar lächerlichen, banalen und eher demütigenden Sätzen von Gottschalk, die wohl die Laudatio sein sollten, schwerfällig, gestützt, an das Rednerpult und war dann ganz der Gott des Donners und des Zorns, den wir an ihm kennen und lieben.
Er nehme den Preis nicht an, basta
Was das hier sei. Wo man ihn hier hingeschleppt habe. Was er sich da seit Stunden ansehen und anhören müsse. Eine Zumutung. Er solle hier geehrt werden. Hier? Von wem? Für was? Wo ist hier auch nur eine Ahnung von Kultur und Bildung? Er nehme diesen Preis nicht an.
Wunderbar. Danke auf ewig.
Lähmendes Entsetzen im Saal, Raunen, vereinzeltes Klatschen, ich hätte vor Freude in die Luft springen mögen, vor Freude über diesen mutigen, zornigen, beleidigten, klugen Mann und vor Zorn und vor Kummer über diese verhunzte Veranstaltung, diese grenzenlose Flachheit.
Er nehme den Preis nicht an, basta.
Er rang nach Luft, er kriegte einen Hustenanfall, und Thomas Gottschalk hat eine einzige Eigenschaft, die ihn zum Moderator befähigt, nur eine -- er ist nicht intelligent, er ist nicht charmant, er hat keinen Witz, aber er ist reaktionsschnell. Er fasste MRR am Arm, hielt ihn fest und sagte (sinngemäß): O soviel Zorn, da schlage ich doch vor, wir setzen uns mit den Intendanten mal zusammen und reden in aller Ruhe darüber, und nun Applaus für Reich-Ranicki.
Man schämt sich, in so einem Sender zu arbeiten
Und alle standen auf und applaudierten, und Reich-Ranicki erzählte, um irgendwas doch irgendwie wieder gutzumachen, noch eine Anekdote und bot Gottschalk das Du an, und dann wurde er herausgeführt aus der Hölle dieser Halle, und der Moderator sagte, nun wörtlich: "So, jetzt sind wir wieder unter uns und können weitermachen."
Klar. Der Kritiker, der Spielverderber ist weg, nun ziehen wir unsere hirnlose Scheiße durch bis zum Schluss. Wo waren die Programmdirektoren und Intendanten in diesem Augenblick, warum kam keiner von ihnen auf die Bühne, um etwas zu sagen? Weil es verknöcherte Bürokarrieristen sind, die das Spontane längst verlernt haben, das Menschliche auch, Kultur schon sowieso.
Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetzt raus, ich bin des Kampfes eh müde. Ich schäme mich, ich entschuldige mich stellvertretend für alle Leidenden an diesen Zuständen, und derer sind auch in diesen verlotterten Sendern noch viele, bei Marcel Reich-Ranicki für diesen unwürdigen Abend. Ja, bitte nimm den Preis nicht an, jetzt nicht und nie. Lass dich nicht einlullen. Und rede nicht mit den Vertretern der Sender, es bringt nichts. Sie werden es nicht begreifen.
Und was die Macher eines solchen desolaten Abends angeht: Fahrt bitte einmal im Mai nach Hamburg zum Henri Nannen Preis und lernt, wie die das machen -- ein unterhaltender Abend für intelligente Menschen. Es ist möglich. Aber eben nicht bei ZDF, ARD, Sat 1 und RTL. Und schon gar nicht mit Thomas Gottschalk.
Während ich dies schreibe, ist der Zusammenschnitt der Veranstaltung noch nicht im Fernsehen gelaufen. Ich bin gespannt, wie man sich aus der Affäre mogelt. Es wird kaum gehen, denn die Radios meldeten schon, Reich-Ranicki habe einen Eklat verursacht. O nein, das hat er nicht. Der Eklat war diese ganze grauenvolle Veranstaltung. Reich-Ranicki war der Lichtblick.
Guude aus Frankfurt Hans-Peter
"Hoffentlich wird es nicht so schlimm wie es schon ist!" Karl Valentin
vielleicht (ganz sicher) ist der Herr Reich-Ranicki jemand, welcher seinem Herzen ganz einfach nur Luft macht. Er steht nun mal in der Öffentlichkeit, aber genau das befähigt ihn auf die Mißstände unserer Kultur hinzuweisen! Es macht doch sonst keiner der ach so tollen Honoratioren!
Ich behaupte, daß aus RR eine Altersweisheit spricht, welche mit ganz normalem Verstand begründet werden kann!
Was soll eine solch lächerliche Beweihräucherung mit Preisvergabe einer inflationären Skulptur? Die können sich die Macher des aufgeblasenen Apparats in den Arsch schieben!
RR sprach aus, was wohl ein grosser Teil der anwesenden "Flachpfeifen" sowieso dachte, aber Hauptsache "dabeisein" und auf oberwichtig machen.
Das Dilemma daran, daß sich durch die berechtigte Kritik an dieser Nullnummer-Veranstaltung nichts ändern wird!
---------------------------------------------------- No FUTURE!
Ich mag die Elke zwar nicht sehr - aber vielleicht habe ich sie unterschätzt. Ich werde doch mal wieder genauer hinsehen. Sie hat jetzt einen Stein im Brett bei mir. Und den alten, knorrigen RR sehe ich immer wieder gerne. Er bringt vieles auf den Punkt. Hat er in gewisser Weise schon immer, früher war er aber auch oftmals recht unangenehm dabei. Das hat sich jetzt "verschliffen". Ist es die Altersweisheit? Ich denke ja und hoffe, er bleibt uns noch lange erhalten. Grüße falcone