Zitat von Falcone
Es ist ja noch gar nicht erwiesen, ob Serpel jemals wieder zurückgekommen ist!
Dann muss ich jetzt wohl den Beweis antreten - aber habt erstmal Dank für die positiven Reaktionen. Bin selbst gespannt, wie weit die Erinnerung noch reicht ...
Die letzte Etappe Richtung Norden führte mich vom Sognefjell zur bekannten E6, wo ich auf halbem Weg nach Trondheim auf dem Dovrefjell kehrt machte, um einem aufziehenden Gewitter auszuweichen. Aber der Reihe nach:
Beim Abstieg vom Sognefjell war die 34 Meter hohe Sagensäule beim Elveseter-Hof im Böverdalen nicht zu übersehen, welche die Geschichte Norwegens ausgehend vom ersten Harald-König bis zur Reichsversammlung im Jahre 1814 darstellt. Interessant dabei, dass die Säule erst 1992 aufgestellt wurde, obwohl sie bereits 1925 geplant worden war. Unglücklicherweise sympathisierte ihr Schöpfer, der Bildhauer Wilhelm Rasmussen mit den Nazis, weshalb das Projekt nach dem Krieg nicht weiter verfolgt wurde. Erst 1992 wurde auf privates Betreiben hin ein Platz gefunden - und zwar eben hier am Ende der Welt -, wo die Säule endlich errichtet werden konnte. Ursprünglich sollte sie einen Ehrenplatz vor dem norwegischen Parlament in Oslo bekommen ...
vom Nazi-Stil beeinflusste Sagasöyla "in the middle of nowhere"
Josef Thorak lässt grüßen ...
Elvesaeter-Hof mit Blick ins Böverdalen
In Lom angekommen, war ich spontan eingenommen von der wunderschönen Stabkirche dort. Auf die Idee, dass hier die einmalige Chance bestanden hätte, nach Nordwesten in Richtung des famosen Geirangerfjord abzuzweigen, kam ich nicht im Traum. Das ist der Nachteil der neumodischen GPS-Geräte. Man verliert den Überblick.
Stattdessen vernaschte ich erstmal auf einem Bänklein den letzten der sechs abgezählten original Nürnberger Lebkuchen (die ich von zu Hause mitgebracht hatte) und gewährte einer Heerschar von dekadenten Bus-Touristen gelassen (
) den Vortritt:
Als es dann ruhiger wurde, machte ich mich auf den Weg:
Im Hintergrund erkennt der erfahrene Meteorologe bereits die ersten Schlechtwetterboten, die mich im Moment aber noch nicht weiter kümmerten:
Bei den norwegischen (skandinavischen?) Gräbern fällt mit immer wieder die geschmackvolle Schlichtheit auf, wo jeweils nur ein blumengeschmückter, grobbearbeiteter Stein an die Verstorbenen erinnert:
So dicke (Holz-)Schindeln hatte ich noch nie gesehen:
Im Gegenlicht kommt die Mischung aus christlichen und heidnischen Gestaltungselementen besonders gut zur Geltung:
Über diese Kirche schreibt Wikipedia:
Die Stabkirche Lom liegt etwa sechzig Kilometer westlich von Otta in einem Seitental des Gudbrandsdals in der Kommune Lom in der Provinz Oppland. Sie ist Maria, Johannes dem Täufer und dem heiligen Olav geweiht. Sie wurde erstmals schriftlich 1270 erwähnt, man nimmt aber an, dass sie um 1200 entstand.
Die Stabkirche gehört zum Typ B; sie war früher von einem Svalgang umgeben, der heute nicht mehr existiert. Die Kirche ist eine Langkirche, Schiff und Chor weisen einen erhöhten Mittelraum auf. Sie gehört zu den größten Stabkirchen, die erhalten sind. (
http://de.wikipedia.org/wiki/Stabkirche_Lom)
Auch hier hatte mir also der Zufall geholfen. Die weitere Planung übernahm an diesem Tag zunächst mal mein treuer Begleiter TomTom, der irgendwann zwischen Lom und Otta (nicht zu verwechseln mit Odda) signalisierte: "Bitte umgehend umdrehen!
" Hatte ich etwa eine Abzweigung übersehen? Hier? Wo es nur eine Hauptverkehrsstraße und sonst nur Feldwege gab? Na gut - wenn er meint, dreh ich halt um und schau mal, welche Kreuzung ich übersehen habe.
Es war wie vermutet eine kleine Naturstraße, aber das kann ja auch mal interessant sein:
Wenn mich TomTom schon bei der "schnellsten Route" auf eine solche Straße schickt, wird er seine Gründe haben. Und in der Tat war diese "Umfahrung" von Otta eine enorme Abkürzung, wie ich später festgestellt habe:
(Otta liegt ganz rechts unten)
Allerdings auf Kosten des Fahrkomforts, da der erste Teil dieser Strecke durchwegs naturbelassen war und immer, wenn es bergauf ging, sehr an ein Waschbrett erinnerte. War das cool, mit der luftkissengleich gefederten BMW an all den vorsichtig dahinhumpelnden Autos vorbeizuziehen.
Hier war es dann schließlich so weit: Der Reifen ließ keinen Zweifel aufkommen. Entweder jetzt oder bald umkehren, oder ein Reifenwechsel würde sich nicht vermeiden lassen:
Ich entschied mich für "erstmal vorsichtig weiterfahren" - ohne klare Vorstellung davon, was ich eigentlich wollte.
(Fortsetzung folgt)