Du hättest nicht grübeln, sonder baggern sollen - nämlich eine nette Norwegerin mit Nylonstrümpfen an.
Toll erzählt, freue mich auf die Fortsetzung.
Übrigens: Ich habe so meine Zweifel, ob es Tricks gibt, so eine glatte BMW aufzustellen. Ich hatte selbiges Malheur kürzlich mit der V-Strom und habe es alleine auch nicht geschafft, obwohl nix auslief und ich Zeit hatte, planvoll vorzugehen.
Zitat von Falcone. Übrigens: Ich habe so meine Zweifel, ob es Tricks gibt, so eine glatte BMW aufzustellen. Ich hatte selbiges Malheur kürzlich mit der V-Strom und habe es alleine auch nicht geschafft, obwohl nix auslief und ich Zeit hatte, planvoll vorzugehen. Grüße falcone
..gar mächtig ist des Fahrers Kraft, wenn er mit dem Hebel schafft!
da hast Du recht - wunderschön, grad wenn man vor 6 Wochen sich noch in der selben Ecke aufhielt ... Hach ja ... Herz wird schwer ...
In Antwort auf:Da hast Du aber Schwein gehabt in Bergen, normalerweise regnet's da immer, die haben so 350 Regentage im Jahr
Also - ich weiß ja nicht ob das so stimmt, habe jetzt auch keine Lust das statistisch irgendwo nach zu prüfen - aaaber
ich war schon 3x in Bergen (Und am geilsten war es immer mit der Tüte Krabben am Hafenbecken zu sitzen, die Beine baumeln zu lassen, ab und dann ein Leckerli einschieben und dabei den Menschen zuzuschauen)und hatte nie Regen! Bin ich jetzt ein Sonnenscheinchen oder ist mein Glück verballert und ich brauch mir um Lottogewinne keine Gedanken mehr zu machen.
Ja, allerdings, obwohl ich schon unzählige Male in Norwegen war, ich will da immer wieder hin.
Hier mal aus Wikipedia: Bergen ist aufgrund von ca. 2.548 mm Niederschlag an 248 Regentagen im Jahr (2005) die regenreichste Großstadt Europas.
Also war's ein bißchen übertrieben. Ich war zwar erst einmal für zwei Tage in Bergen, da hat's auch nur vormittags geregnet, nachmittags war's schön.
Es gibt auch einen Witz zu Bergen:
Ein Tourist fragt einen kleinen Jungen am Straßenrand in Bergen: "Hört's hier eigentlich auch mal auf zu regnen?" Kleiner Junge: "Keine Ahnung, ich bin doch erst elf."?
Danke für den allgemeinen Zuspruch - schön, dass sich die Arbeit lohnt!
@Soulie: Ich hätte Dich natürlich informieren sollen. Die Vorbereitungen hatten mich einfach ziemlich in Anspruch genommen. Verzeih, bitte! (Ich hatte bis zum Schluss gehofft, doch noch Zeit zu finden ... )
So - nachdem ich also sämtliche Norwegerinnen auf dem Zeltplatz erfolglos um ihre Unterwäsche angegangen war (die tragen im Sommer anscheinend keine ), fasste ich den Entschluss, es doch besser beim Fachmann zu versuchen. Vom norwegischen Abschleppdienst in Voss wusste ich aber inzwischen, dass die nächste BMW-Vertretung in Bergen war.
Von der Osteröy Brücke nach Bergen zurück wäre deutlich kürzer gewesen ...
Zufälligerweise befand sich jedoch in unmittelbarer Nähe zum Zeltplatz eine Honda Vertretung. Zwar nur für Autos, aber immerhin. Möglicherweise sind die Riemen inzwischen ja einheitlich genormt, wer weiß? In Zeiten eines geeinten Europa () würde mich selbst das nicht mehr überraschen!
Nach den üblichen Vorkehrungen am nächsten Morgen
machte ich mich um neun also auf den Weg. Und was soll ich sagen - die nette, unkomplizierte Art der Nordländer hat mich wieder mal komplett umgeworfen: Der Honda-Mann sah sich nur kurz den Möbius-Riemen an, notierte die Nummer "4 PK 611", und nach dem zweiten kurzen Anruf konnte ich bereits aufatmen. Das Original Conti-Ersatzteil aus Bergen sei bereits unterwegs. Gibt's das? Er lächelte leicht verlegen und meinte, ich solle einfach gleich nach der Mittagspause wiederkommen, dann sei das Teil ganz bestimmt da!
Also mit gemischten Gefühlen (ich hab mit Autofritzen schon zu oft schlechte Erfahrungen gemacht und traute dem Frieden nicht) zurück zum Zelt, alles zusammengepackt und die Wartezeit mit der verpassten Lektüre vom Vortag und ausgedehnten Runden auf dem herrlichen See verkürzt.
Ich konnte es immer noch kaum glauben, aber pünktlich um halb zwei lag der Poly-V-Riemen auf der Ladentheke, und ein strahlender Wikinger stand dahinter. Ich hätte ihn am liebsten umarmt, aber da war ja die Theke dazwischen (na ja, er hat's glaub ich auch so gemerkt)
Nur - einbauen könne er mir das Teil leider nicht, die Werkstatt sei zur Zeit leider völlig ausgelastet. Aber er hätte ein lauschiges Plätzchen im Halbschatten, wo ich selbst mein Glück versuchen könne. Das kam mir gerade recht, denn ich war im "Boot" gerade an der Stelle angekommen, wo die deutschen Helden mehrere Schiffe der Tommies versenkt hatten, und von daher in etwas selbstüberschätzender Sieger-Laune.
Ich hatte alles, was man braucht: das Ersatzteil, jede Menge Werkzeug, das Motorrad natürlich, aber absolut keinen Plan, in welcher Reihenfolge ich was und wie abbauen sollte, um den neuen viel zu kurzen Riemen über die Scheiben zu würgen. (Der Einbau des neuen ist natürlich um ein Vielfaches aufwändiger als das Rauszupfen der sterblichen Überreste des alten.)
Zuerst musste mal die blaue Plastik-Verschalung mitsamt den Verbindungselementen, die hinter den Krümmern verlaufen weg, das war sicher. So konnte ich die Abdeckplatte des Lima-Antriebs hinter dem Telelever nach schräg unten rausziehen ohne die Krümmer abzubauen.
Jetzt war klar, wie's weitergeht. Einfach die drei Befestigungsschrauben der Lima lösen, selbige nach unten schieben, neuen Riemen aufsetzen und wieder spannen.
obere Riemenscheibe/die obere der drei Befestigungsschrauben ist nicht auf dem Bild
untere Riemenscheibe
Spannen - klar, muss sein, aber wie? BMW wäre nicht BMW, wenn nicht auch dafür vorgesorgt wäre. An der rechten Befestigungsschraube erkennt man hinten eine Zahnstange, wo die Lima durch einfaches Drehen des eingreifenden Zahnrads rauf und runter geschoben kann (oberes Bild). Also hochgewürgt, bis sich der Keilriemen nur noch um ca. 90° verdrillen lässt, schnell festgezogen, und die ganze Chose rückwärts wieder zusammengeschraubt. Einfache Sache das, wenn man erst mal weiß, wie's geht.
Gekostet hat mich die ganze Aktion gerade mal 150 norwegische Kronen, das sind umgerechnet etwa 19 Euro. Ich hatte mit deutlich mehr gerechnet und war natürlich sehr erleichtert, die Angelegenheit so schnell, unkompliziert und preiswert wieder in Ordnung gebracht zu haben.
(Übrigens hatte ich noch ziemlich Glück, denn hinter der unteren Riemenscheibe sitzt der recht empfindliche Hallgeber, und der kann durch einen zerfetzten Poly-V-Riemen schon mal Schaden nehmen und dadurch zum Totalausfall führen. )
Aber jetzt war ja alles wieder in Ordnung, und ich machte mich noch am selben Tag auf nach Norden Richtung Sognefjord.
Zitat von vanda dass die Bestellung des Poly-V-Riemens Reifenwechsel, unmittelbar in Verbindung mit einem Malheur während Deiner Tour stand, hätte ich nicht vermutet.
Da hast Du aber gut aufgepasst - solche Leser(innen) wünscht man sich! Ich dachte, ich seh nicht recht als Wännä die Frage stellte, nachdem ich gerade die Keilriemenverpackung zufälligerweise auf dem Schreibtisch neben dem Composter liegen hatte!
Zitat von vandaIch bin immer wieder erstaunt, welch Talente in Dir stecken!
Jetzt machst Du mich aber ganz verlegen - für einen versierten Schrauber wäre das eine Kleinigkeit gewesen!
Zitat von vandaPssst.... wann gehts mit der Fortsetzung weiter?
Da ich die Bilder nicht dokumentiert habe, ist es manchmal eine Heidenarbeit, nachträglich herauszufinden, was mir da jeweils vor die Linse gekommen ist. Was ich aber jetzt schon nach den ersten Vergleichen mit Internet-Fotos sagen kann: zufälligerweise (ich habe die Route ja nicht geplant) sind anscheinend einige Leckerlis darunter!
Im Moment staune ich z. B. gerade über die unscheinbare Osterei-Brücke oben, die auf eine Insel führt, welche (nahezu) vollständig vom Festland umschlossen ist:
Puh, das war vielleicht mühsam, all die Bilder nachträglich zuzuordnen. Ist zwar mein eigenes Privatinteresse, aber einfach nur Bildchen über Norwegen kann ich auch so im www angucken, da brauch ich nicht extra hinzufahren. Lebendig werden sie erst, wenn man zumindest mal weiß, wo sie entstanden sind.
Die heutige Etappe geht von Voss nach Skjolden, an den Ort, wo der Sognefjord endet. Gemeint ist nicht sein östliches Ende, sondern der Punkt, der vom offenen Meer übers Wasser gemessen die größte Distanz hat. Beim Sognefjord sind das immerhin gut 200 Kilometer, womit er der längste Fjord Europas ist. Er ist sogar der tiefste der ganzen Erde, aber das und noch mehr liest man besser selbst nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Sognefjord (Interessant finde ich die Begründung des milden Klimas in dieser Region)
Bis ich den Fjord erreiche, geht's aber erstmal über Berg und Tal, und ich berste schon in gespannter Erwartung des 100'000ers, der für heute ansteht! Eigentlich hatte ich ja damit schon gestern gerechnet, aber ... Aber eine BMW lässt sich ja bekanntlich durch nichts aufhalten , und im Myrkdalen war es dann bereits so weit.
Das 99'999er Foto
ist mir besser gelungen als das 100'000er , deswegen gibt's nur dieses. Der Standort
war dabei relativ unspektakulär, aber das kam halt wie's kam. Ein Kilometer später hatte sich die Kulisse auch nicht dramatisch geändert,
aber nach der nächsten Biegung im Holedalen sah's dann schon etwas besser aus:
Der Ablauf ist dabei immer etwa der gleiche: zuerst am Fjord entlang, dann ins Tal, das Tal wird enger, am Ende wartet ein (harmloser) Pass, und dann geht's über den Fjell. Auf der anderen Seite das Ganze einfach rückwärts.
Hier war ich gerade beim Pass angekommen, der sich in wenigen Serpentinen nach oben zum Vikafjell (http://de.wikipedia.org/wiki/Fjell) hinauf schraubt:
Der stürzende Bach links im Bild sieht oben nach der letzten Kehre so aus und löst bei mir unweigerlich Trinkreflexe aus:
Daneben gab es einen Souvenirladen, der mir einen wahrhaftig europäischen und wenig verkitschten Eindruck machte (im Gegensatz zu so manchem Alpen-Kiosk ):
Zwischen Fluss und Kiosk führt die Straße 13 hindurch, welche in ihrem weiteren Verlauf über den Vikafjell so mach hübschen Ausblick gestattet, etwa auf den Skjelingavatnet (allem Anschein nach ein Stausee ),
an dessen Ende bauliche Maßnahmen für den reibungslosen Ablauf des modernen Tourismus aufwarten
und der in Richtung Sognefjord
entwässert. Das Bild ist am Nordportal des 1044 Meter langen (kurzen) Storehaugtunnels entstanden, wo man bereits die südlichen Ausläufer des Jostedalsbreen (http://de.wikipedia.org/wiki/Jostedalsbreen), des größten europäischen Festlandgletschers, am Horizont (jenseits des Sognefjordes) erahnen kann.
Beim Abstieg vom Fjell gibt's einen hübschen Rastplatz (Storesvingen),
wo man auf sonniger Terrasse
den Blick hinab nach Vik am großen Fjord genießen kann:
Ich hab das aber nicht gemacht, weil ich kurz zuvor auf dem Fjell bereits die Aussicht genossen hatte und setzte den Weg schnurstracksement durch Vik mit seiner wundervoll schlicht und zeitlos gestalteten Kirche (in der Gegend hats noch zwei andere, weit bedeutendere Kirchen, die ich aber nicht gesehen habe: http://de.wikipedia.org/wiki/Vik_%28Norwegen%29)
in Richtung Vangsnes fort, wo ich mit der Fähre nach Hella übersetzen wollte. Beim Knipsen nach vorn
und zur Seite
hatte ich das einmalige Pech, im Fokus zweier sich begegnender Autos zu stehen.
Also schnell weiter und schnell aufs Schiff:
Blick zurück mit 24 km/h:
An dieser Stelle muss man sich übrigens messerscharf überlegen, ob man nach Dragsvik oder Hella übersetzen will. Auf Grund der zerklüfteten Geographie des Landes hat das nämlich weitreichende Konsequenzen für den weiteren Verlauf der Reise.
Bei mir war die Bootsfahrt wie gesagt bereits in Hella zu Ende, wo es zunächst ein gutes Stück in östlicher Richtung am Nordufer des Sognefjordes auf der 13/55 weiterging. Bei diesem Bild hab ich erst- und einmalig eine neue Technik angewandt. Deswegen ist es ein wenig schief geraten:
Wie auch immer, vom fahrenden Töff aus ist es auch bei wenig Verkehr kaum zu bewerkstelligen ...
Nach meinen Recherchen müsste das hier Sogndal sein
und das hier der Hafslovatnet,
wo die 13/55 vorübergehend ins Landesinnere abzweigt. Wenig später stößt man auf den Gaupnefjord, einen Seitenarm des Lustrafjords, der selbst aber wieder ein Seitenarm des Sognefjords ist (vom Mutterfjord kommt man so schnell nicht los!). Hier der Blick auf Marifjöra (nicht Mirafiori !)
und vom Gaupnefjord hinaus auf den Lustrafjord,
wo man mit guter Sicht aufs andere Ufer den Feigumfossen (http://www.etojm.com/Tysk/Norwegen/Attra...eigumfossen.htm) entdeckt. Auch hier natürlich wieder ein Beinahe-Superlativ: dieser ist mit einer Fallhöhe von 218 Metern einer der höchsten Wasserfälle Norwegens.
Für heute war's genug, und ich hatte keine Ahnung, dass mich am nächsten Tag der eindrücklichste Teil der Fahrt erwarten würde.
Ah, schön, genau zum Feierabend noch eine Folge vom Reisebericht. Mit dem Wetter hast du ja bislang wirklich Glück. Traumhaft. Tja, und ohne GoogleEarth hätte auch ich viele Fotos nicht mehr zuordnen können, ich kann das gut nachvollziehen.
Ja, das Wetter hätte tatsächlich kaum besser sein können. Hier geht der Dank an meinen Bruder, der mir ja Schottland erfolgreich ausgeredet hatte ("was willsch denn do, do schiffts doch bloß - gang liabr noch Norwäge, wenn schees Wättr hong wettsch" )
So schön der Campingplatz am Lustrafjord (gegenüber des Wasserfalls) auch gelegen war, drei Dinge haben mir die Übernachtung gründlich vermiest: Kaum hatte ich in wunderschöner Alleinlage das Zelt aufgestellt, kam ein Golf mit schwedischem Kennzeichen angehumpelt und parkierte keine zwei Meter neben mir. Er hätte in jeder Richtung mindestens fünfzig Meter Platz gehabt, weil außer uns nur ungefähr drei Autos auf dem geräumigen Platz verteilt standen. Heraus hüpfte eine vierköpfige japanisch anmutende Familie, und sie waren sehr bemüht, einen sympathischen Eindruck zu machen. Das war nicht misszuverstehen, obwohl ich kein Wort verstand. Am liebsten hätte ich die Heringe gezogen und das Zelt in die hinterste Ecke gestellt ...
Und das hätte ich auch tun sollen, denn kaum war mir beim Einschlafen das Buch zum ersten Mal auf die Nase gekippt, kam ein weiterer Golf angerumpelt und parkierte direkt neben meinem Kopf (dem Klang nach). Es muss ein jüngeres schwedisches Paar gewesen sein, und sie stellten ihr Zelt offenbar zum ersten Mal auf. Denn die Stangen klapperten bis tief in die Nacht hinein - auch der leicht gereizte Unterton in der Stimme der jungen Frau trug dazu bei, dass ich nicht einschlafen konnte.
Mit dem Schlimmsten hatte ich aber noch nicht gerechnet: Als in der Nachbarschaft dann endlich Ruhe einkehrte, dröhnte sich zuerst leise, dann immer penetranter der Ventilator eines Nebengebäudes an mein Ohr. Himmelherrgottsakrament! Das darf doch nicht wahr sein! Da war's ja tagsüber mit Ohrstöpsels auf dem Töff noch ruhiger als mit diesem Affenzirkus hier! Nimmt das denn kein Ende?! Na ja, vielleicht war ich vom vielen Fahren und dem Kaffee unterwegs auch nur etwas gereizt, denn bisher war mir der Ventilator noch gar nicht aufgefallen. Der Gehörschutz war jedenfalls in einem Schächtelchen verpackt, das in der Innentasche der Motorrad-Jacke verwahrt lag, welche sorgfältig zusammengerollt im rechten Seitenkoffer der BMW verstaut war, dessen Schlüssel im linken Hosensack der Motorrad-Hose war, die schön gefaltet in der Apsis draußen lag, deren Reißverschluss zu öffnen ich nicht mehr bereit war.
Kurz - in dieser Nacht hab ich nicht gut geschlafen, und am nächsten Morgen kam mir der junge Schwede auch noch in der Dusche zuvor. Ich dachte nur "" und hab dann resigniert aufgegeben. Das Zelt war in neuer Rekordzeit abgebaut, und kaum kitzelten die ersten Sonnenstrahlen die Gipfel der gegenüberliegenden Berge, hatte ich bereits alles verstaut und machte mich auf den Weg zur Königsetappe der Fahrt - hinauf zum Sognefjell (http://tinyurl.com/5faast).
Da vorn am flachen Hang irgendwo stand das Zelt. Von hier aus sind es (übers Wasser) ungefähr 200 Kilometer bis zur offenen See:
In solchen Momenten empfinde ich so was wie Dankbarkeit. Fürs Motorrad, fürs Wetter, für die Möglichkeit so etwas tun zu können. Alles, was man zum Leben braucht, zusammengefasst in einem kleinen Motorrad, das einen mit winzigen Bewegungen am Gasgriff mühelos über den halben Globus trägt. Das Bild ist aufgenommen in Skjolden, dem "letzten" Ort am Sognefjord:
Da die Reise wie gesagt nicht groß geplant war, hatte ich trotz GPS (oder gerade wegen) keine Ahnung, dass die Kurven und Kehren, die ich nun unter die Räder nahm, zur höchstgelegenen Passstraße Nordeuropas gehörten (http://de.wikipedia.org/wiki/Sognefjellsveien), sonst hätte ich zwischendurch vielleicht mal angehalten und ein paar Bildchen gemacht. Aber es lief gerade so schön, und bevor ich mich versah, war ich schon oben. Das erste Bild, zu dem ich mich überwinden konnte, ist dieses hier:
Man erkennt ganz deutlich, dass ich eigentlich nur den tollen Straßenverlauf einfangen wollte und keine Ahnung davon hatte, dass die paar Winzberge rechts etwas ganz Besonderes sind. Sie gehören zum "Jotunheimen", dem "Heim der Riesen", dem höchsten Gebirge Norwegens und sogar ganz Skandinaviens (http://de.wikipedia.org/wiki/Jotunheimen). Die mehrere Meter hohen Schneestangen sind für Alpenbewohner ein alltäglicher Anblick und zeigen, dass auch hier im Winter der Schnee sehr hoch liegt.
Irgendwie drängen sich die bekannten Motive wie von selbst auf, aber ich glaube nicht, dass ich hier bereits die höchsten Gipfel Skandinaviens (Galdhöpiggen: http://de.wikipedia.org/wiki/Galdhøpiggen und Glittertind: http://de.wikipedia.org/wiki/Glittertind) aufs Bild bekommen habe. Die sind vermutlich erst in zweiter Reihe dahinter versteckt:
Nachtrag: Sie sind es tatsächlich nicht! Es handelt sich um Smörstabbtindan ("Butterstapfzinne" - immerhin an 51. Stelle der Liste der höchsten Erhebungen Norwegens ) und Gravdalstind (an 106. Stelle) ...
Auch der Blick zurück war nicht zu verachten. Da geht's nämlich zum Jostedalsbreen, dem größten europäischen Festlandsgletscher. Aber auch hier kann ich nicht sagen, ob auf dem Bild bereits erste Ausläufer davon zu sehen sind, oder nur einer der beiden davon unabhängigen Winzgletscher Spörteggbreen und Harbardsbreen:
Hier hab ich den falschen aufgenommen, den großen Steindalsnosi (an 163. Stelle). Der weitaus bekanntere Fannaraaken (an 129. Stelle) wäre links schräg dahinter gewesen:
Aber darum geht's ja schließlich auch gar nicht. Viel wichtiger sind Stimmung und Genuss. Der Zipfelberg hier im Hintergrund z. B. ist vermutlich die Mjölkedalstind (an 96. Stelle ):
Hier wiederum hatte ich Glück. Dieses Motiv scheint der Sognefjell/Jotunheimen-Internet-Renner schlechthin zu sein. Nur - in aller Bescheidenheit - so schön wie mein Bild sind die alle nicht:
Das war wirklich so schön zu fahren, wie es auf dem Bild den Anschein hat!
Schließlich rundet der Blick hinüber zum Smörstabbreen ("Butterstapfgletscher" )