In Antwort auf:Aus genau demselben Grund können die Schwingungen eines 45° V-Twins (Harley) via KW kaum ausgeglichen werden, da dessen Phasendiagramm (noch weiter oben) eher einer flachen Ellipse als einem Kreis gleicht.
Jau, soweit kommts noch. Willst du mir den Spaß verderben
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Für Motorräder bin ich dermaßen offen, man könnte meinen ich wäre nicht ganz dicht :-)
Ja, gerade eben, weil man mit einer Welle allein - wie z. B. der Kurbelwelle - keine Hüpfschwingungen, von denen die Harley anteilsmässig noch genügend hat, bändigen kann. Dazu brauchts zwei (gegenläufige) Wellen.
Deswegen laufen die Triumph Twins wie Elektromotoren (zwei Wellen) und die W wie ein echtes Motorrad (nur eine Welle, die aber vielleicht sogar mit der KW in irgend einer Form interagiert, damits noch weniger hüpft).
Da lob ich mir dann doch den genialen Eric. Seine Motoraufhängung lässt im Stand dem schönen Harley-Rumpeln freien Lauf und in dem Bereich, wo es beim Fahren ankommt, wirkt der Motor sanft wie ein Lämmchen. Dieses Wechselspiel einer Büll macht süchtig
Grüße falcone
Ist die BMW erst optisch ruiniert, schraubt sich´s daran ganz ungeniert
In Antwort auf:Da lob ich mir dann doch den genialen Eric. Seine Motoraufhängung lässt im Stand dem schönen Harley-Rumpeln freien Lauf und in dem Bereich, wo es beim Fahren ankommt, wirkt der Motor sanft wie ein Lämmchen. Dieses Wechselspiel einer Büll macht süchtig
Das ist schon eine Show für sich, wenn sich die Buell im Stand schüttelt wie ein nasser Hund und bei jedem kleinsten Gasstoss auf den Seitenständer nach hinten hüpft
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Für Motorräder bin ich dermaßen offen, man könnte meinen ich wäre nicht ganz dicht :-)
Ein Kumpel von mir baut gerade seine alte Triumph wieder auf, der Motor ist fertig und für sich schon ein echtes Kunstwerk, muß man neidlos anerkennen, einfach nur bildschön.
Dagegen wirkt ein W-Motor wie aus einem groben Klotz geschnitzt, sorry, ist aber so.
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Für Motorräder bin ich dermaßen offen, man könnte meinen ich wäre nicht ganz dicht :-)
die EINE Ausgleichswelle der W hat schon die richtige Masse, um auszugleichen. Sie müßte auch nicht zwei haben, sondern man hätte die Welle unter die Kurbelwelle legen können, dann hätts gepaßt. Das ist aber 1. zu hoch im Bau und 2. soll die W ja vibrieren, nur eben nicht so stark. Die Restschwingungen, die bei einem solchen Verfahren bleiben, sind im wesentlich die Höhenschwingungen von der Qualität eines Vierzylinders, gepaart mit Kippschwingungen um die Drehachse der KW, weil die Ausgleichswelle vor der Kurbelwelle liegt. Wenn man das jetzt sauber hinkriegt, daß die Kippschwingungen, die durch den Ungleichförmigkeitsgrad entstehen, sich ein wenig gegen die Kippschwingungen durch zwei unwuchtige Wellen wieder ausgleichen - dann hat man einen Twin, der lammfromm auf seinem Ständer vor sich hinläuft und nicht schüttelt auf seinen zwei Beinchen anfängt, in die Garagenecke zu wandern.
Um den 90°-Vau richtig zu würdigen, solltest Du längere Pleuel installieren. Die Kolben knallen Dir sonst noch aneinander. Sobald du auf vier oder größer bist, wirst Du eine wundersame Veränderung Deines Holpertropfens erkennen. Sodann greifen wir noch Deinen genialen Vorschlag auf, in die KW eine Unwucht "hineinzukonstruieren", und schon sind die Schwingungen wie vom Erdboden verschwunden. Im Ernst, ein langpleuliger 90°-V hat wirklich ganz geringe Massenschwingungen. Die Kurbelwellen sind immer unwuchtig, weil sich irgendwer mal vor 100 Jahren Deine Idee abgeschaut hat.
Ich finds faszinierend, wie wir hier ohne jede Vorkenntnis mit ein paar einfachen Berechnungen und entsprechenden Interpretationen das Geheimnis der verschiedenen Schwingungen beim Hubkolbenmotor nach und nach lüften und so den heiligen Gral der Motorenkonstrukteure entzaubern.
Und ihr könnt mir glauben, wenn ich sage, dass die Berechnungen im Prinzip einfachste Mathematik sind, nur die auftretenden Terme halt etwas länger. Und dabei hab ich nicht mal mit Näherungen gerechnet (wie das zumindest früher immer gemacht wurde, als die Rechenhelferlein noch nicht zur Verfügung standen), sondern mit den exakten Formeln und noch dazu mit dem Taschenrechner! Die Probleme mit Näherungen durch "Schwingungen erster, zweiter und höherer Ordnung" treten hier erst gar nicht auf, weil ich durch die exakte Berechnung gleich alle Ordnungen berücksichtigt habe.
Zitat von WännäUm den 90°-Vau richtig zu würdigen, solltest Du längere Pleuel installieren. Die Kolben knallen Dir sonst noch aneinander. Sobald du auf vier oder größer bist, wirst Du eine wundersame Veränderung Deines Holpertropfens erkennen. Sodann greifen wir noch Deinen genialen Vorschlag auf, in die KW eine Unwucht "hineinzukonstruieren", und schon sind die Schwingungen wie vom Erdboden verschwunden. Im Ernst, ein langpleuliger 90°-V hat wirklich ganz geringe Massenschwingungen. Die Kurbelwellen sind immer unwuchtig, weil sich irgendwer mal vor 100 Jahren Deine Idee abgeschaut hat.
Zu Befehl, Chef! Ich hab jetzt in meinen virtuellen 90° V-Twin mal virtuelle Pleuel hineingebaut, die viermal so lang wie die Kurbelwellenkröpfung sind. Aber der Unterschied ist auch hier nicht so gross wie vielleicht erhofft. Das überrascht eigentlich nicht, denn - wie wir zu Beginn des Freds irgendwo gesehen haben - waren für SV=3, 4 und 5 die Beschleunigungskurven der einzelnen Kolben relativ dicht beisammen.
Aber was red ich lange - hier der Vergleich des SV=3-Pleuels mit dem SV=4-Typ:
Die längeren Pleuel bewirken zwar eine etwas "rundere" Beschleunigungskurve der beiden Kolben - speziell bei KWW=180° ist die "Spitze" verschwunden und im "oberen Teil" ist die Beschleunigung nun generell geringer zu Gunsten eines fülligeren Verlaufs "unten" -, aber von einem Kreis (um den Koordinatenursprung) ist man auch hier noch ein gutes Stück entfernt.
Selbst mit SV=10(!) unterscheidet sich die Beschleunigungskurve vom idealen Kreis, der erst mit "unendlich" langen Pleueln "erreicht" wird, noch recht deutlich:
Sehr interessant, Serpel! Ich glaube aber Wännäs Meinung, man könne einen Parallel-Twin wirklich lammfromm kriegen, nicht. Irgendwo schwingt dann doch eine der Wellen so, dass nichts kompensiert wird. Da ist der 90°-V-Twin schon eine genialere Maschine - stellt euch einmal vor, wie so eine Guzzi mit SV-10 (Zylinder neben dem Tank) aussähe!. Mich würde jetzt noch einmal interessieren, wie die Herz-förmige Kurve für einen 64°-V-Twin wie bei der Victoria Bergmeister, die ja niemals ohne Schwingungsschäden lief, aussieht. Irgendwie erinnern mich diese Rechnungen ein wenig an eine meiner ersten Mathe-Vorlesungen als der Kurbeltrieb einer Dampfmaschine durchgerechnet wurde.
Also, so leids mir tut, aber ich stell ein ums andere Mal (ganz neutral natürlich ) fest, dass BMW-Konstruktionen der Konkurrenz einfach überlegen sind.
Mit zwei gegenläufigen Ausgleichswellen, wie sie etwa Triumph bei den Bonnies verbaut, wird prinzipiell eine Hüpfschwingung erzeugt, die symmetrisch nach oben und unten "ausschlägt". Damit kann man ebensolche Schwingungen zu 100% ausgleichen. Wie wir gesehen haben, ist diese Hüpfschwingung beim gleichlaufenden Paralleltwin aber nicht symmetrisch - die Ausschläge sind nach oben (jetzt umgedreht ) deutlich grösser als nach unten. Und zwar ist dieser Effekt umso stärker ausgeprägt, je kürzer das Pleuel ist!
Somit kann Triumph die Schwingungen mit dieser Konstruktion prinzipiell nicht ganz eliminieren. Aber die BMW mit ihrem Wippschwengel kann das. Denn dieser ist - genauso wie die Kolben auch - über ein Pleuel mit der KW verbunden und erzeugt auf diese Weise den gleichen asymmetrischen Schwingungstyp wie die Kolben, nur eben in entgegengesetzter Richtung nach unten. Und nun ist es nur noch eine Frage der speziellen Auslegung dieser Konstruktion, ob man die theoretisch erzielbaren 100% Auslöschung überhaupt nutzen will (wer will denn das eigentlich? ).
Aber so wie ich die Leute bei BMW einschätze, haben sies getan ...
Gruss Serpel
@Mumpitz: Welches Schubstangenverhältnis hat denn die Bergmeister etwa?