Gestartet sind wir am Samstag und sind über den östlichen Odenwald nach Sinsheim zum Oldtimertreffen gefahren. Zwar sehr schöne Motorräder, aber die Qualität ist doch eindeutig der Quantität gewichen. Aus einer Schau wirklich seltener Vögel wurde inzwischen ein großer Rummel mit Allerweltsoldtimern. Zum Glück kostet es - noch - keinen Eintritt. Böhmerland - die ganz kurze und die ganz lange ...
Freude hatten wir an den Steilwandfahrern auf den Indian. ich hatte schon lange keine mehr gesehen.
Weiter ging es in Allgäu. Vor den Alpen hatte sich eine Wolkenwand gebildet. Gerade noch trocken kamen wir in Kappel bei Füssen an, da fing es auch schon an zu regnen. Oder war es eher ein starkes Nebelnässen? Egal. Am nächsten Morgen war es vorbei und die Straßen wieder trocken. Die Wolken lösten sich langsam auf, die Zugspitze ragte über die Wolken hinaus und war nur zeitweise zu sehen. Ein etwas gespenstiger Anblick Der Weg über den Fernpass fand dann schon in strahlendem Sonnenschein statt, der Verkehr hielt sich in erträglichen Grenzen. Schön, sowohl vom Wetter als auch landschaftlich, war es im Ötztal. Auch war kaum noch Verkehr vorhanden. Die Auffahrt zum Timmelsjoch war somit auch sehr entspannt. Der Parkplatz war fast leer. Lediglich eine Hand voll Autos und ca. 20 Motorräder waren anwesend. In der Sonne sitzen und über die Berge schauen bei völlig klarer Luft und uneingeschränkter Sicht – das hat schon was.
Ebeso war es am Jaufenpass, unserem nächsten Berg und der nächsten Pause.
Die anschließende Fahrt nach Brixen verlief auch unaufgeregt, die Alpentäler sind einfach schön. Spannend immer wieder Anlage der Franzensfeste. So gut 10 Kilometer hinter Brixen ging es dann links auf eine kleine Straße ins Villnössertal. Ein Tipp von SR-Tom, der goldrichtig war. Das Tal hat uns sehr gut gefallen, obwohl ich ein wenig Bedenken hatte, weil es doch eine sehr enge Straße ist und es für Henny die erste Alpentour war. Aber alles lief bestens.
Das Würzjoch wurde also erfolgreich und gut gelaunt „bezwungen“ und nach einer Übernachtung Ausschau gehalten. Etwas Kleines sollte es sein. Ein eher unauffälliges Schild, zwar mit Motorrad aber ohne das aufdringliche „Bikers welcome“ führte uns zu einer abgelegen kleine Pension (siehe http://211611.homepagemodules.de/t514366...-Wuerzjoch.html) Da es erst 16.30 Uhr war, hielt ich es nicht mehr aus. Henny wollte ein Bad nehmen und einen Spaziergang machen – ich wollte auf die Sella-Runde! Also los. Zweieinhalb Stunden bis zur Dämmerung und bis zum Abendessen – das muss reichen. Ab nach Kurfar und gegen den Uhrzeigersinn über Grödnerjoch, Sellajoch, Pordoi und Campolungo geflitzt (120km) und schnell wieder nach Hause. 18.55 Uhr war ich wieder da und das Essen stand schon auf dem Tisch. Von der Landschaft hatte ich zugegebenermaßen nicht so sehr viel mitbekommen, aber die Fahrt war einfach Spitze. Aus vollem Herzen Kurven brennen bis zum schwindelig fahren! Ab 19 Uhr war ich völlig alleine und davor kamen mir 7 Motorräder (davon 5 BMW-GS) entgegen und 3 Motorroller, davon 2 GoldWing. Dazu eine Hand voll Autos und ein Wohnmobil. Und das alles bei blauem Himmel, untergehender Sonne und einfach tollen Lichtverhältnissen. Eine wahre Traumrunde. Mal sehen, wie es am nächsten Tag wird – die Sella-Runde soll ja immer sooo überfüllt sein. Zu essen gab es in der Pension , was die Chefin kochte, und das mit Familienanschluss, da wir die einzigen Gäste waren. Allerdings haben wir inhaltlich nicht viel von den Gesprächen der Großfamilie verstanden, da das Ladinisch uns doch etwas fremd war. Egal: Graupensuppe mit gefüllten Teigtaschen als Vorspeise, danach Sauerkraut, Bratkartoffeln und Kassler, dann Zitroneneis und zuletzt frisch geröstete Maronen. Pappsatt. Übrigens war das Essen eine Spezialität aus den Dolomiten. Kassler mit Kraut – na ja … Aber geschmeckt hat es prima! Am nächsten Morgen dann wider auf zur Sella-Runde. Diesmal zu zweit und im Uhrzeigersinn (beide Richtungen haben ihren Reiz, wobei die Auffahrt zum Pordoi ganz klar von Osten die schönere ist). Und wieder das erstaunliche Wunder: Alleine auf weiter Flur!
Auf dem Pordoi dann eine nette Begegnung mit einem Hanoveraner auf XT. Ansonsten auch alleine in der Sonne beim Cappuchino. Es musste sein: ich habe mir Hennys Mopped noch mal ausgeliehen und bin den Pordoi (Ostrampe) runter und rauf gefahren – die 650er ist viel handlicher und besser geeignet als meine Tausender. Weiter ging es zum Sellajoch. Aah! Die ersten Touristen. Ein Bus voller Rentner drängelte im Andenkenbudchen und kraulte die Ziegen – na ja, wollte dies tun, aber der Gestank hielt sie dann doch ab.
Am Grödnerjoch waren wir dann wieder alleine. Auf dem Weg dort hin sah man einige Gruppen von Bergsteigern, die sich auf den Weg in die Wände machten. So langsam tauchten auch ein paar Autos auf, es war auch mittlerweile 11 Uhr geworden. Aber ohne jede verkehrstechnische Behinderung flitzten wir wieder nach Kurfar, tankten dort und nahmen die schöne kleine Straße über den Valparola in Angriff. Auf dem Gipfel trafen wir ein Pärchen auf BMW (natürlich GS, was sonst), die auch zum ersten male dort waren und auch den bericht im MOTORRAD gelesen hatten. Dazu saß ein älteres Ehepaar (Wanderer) am Tisch, die uns einiges zu erzählen wussten. Köstliche Linzer Torte und der zweite Cappu, grenzenlose Aussicht und warme Sonne, was will man mehr?
Weiter über den Falzarego in Richtung Cortina. Eins schöne, waldreiche Strecke, im Herbst wunderbar farbig durch die viele Lärchen. Vor Cortina dann auf die Forumsempfehlungen hin zum Passo di Giau. Um es vorweg zu nehmen, es war der schönste Pass! Eine wunderbar geschwungene Strecke und eine traumhafte Aussicht. Und es gab hier auch ein paar Motorradfahrer inzwischen. Im Grunde waren wir aber immer noch fast alleine auf den Straßen, Verkehr war kaum wahrnehmbar.
Das ist ja wohl das "Markenzeichen" des Giau
Vom Giau sind wir über Santa Lucia zum Fedaia gefahren. Auch er hat seinen Reiz, allein durch den Blick auf die Marmolada. Auf der Passhöhe war alles geschlossen und kein Mensch zu sehen. Je nach Sichtwinkel lag der Pass-See königsblau oder flaschengrün vor uns. Ein großer LKW mit Anhänger brachte Baumaterial. Wie der wohl durch die Kurven gekommen war? Wir wollten bis zum Abend am Garda-See sein, weil unsere Freunde dort am nächsten Tag wegfahren wollten. Also los. Das war keine gute Entscheidung. Besser wäre es gewesen, auf den Besuch zu verzichten und noch einen Tag in den Dolos zu bleiben. Na ja, hinterher ist man immer klüger. Die fahrt über Cavalese nach Auer zog sich ein wenig, war aber noch recht schön. Ab Auer wurde es wirklich unerfreulich. Die Verkehrsverhältnisse haben sich zum Nachteil verändert (siehe http://211611.homepagemodules.de/t514367...in-Italien.html) Wir nahmen wegen des starken Verkehrs auch nicht die Okzidentale, sondern fuhren nördlich von Riva auf die westliche Strecke, die später am Idro-See entlang führt, um nach Vobrano zu kommen. Aber auch diese Tour war absolut unerfreulich. Es wurde dann auch noch dunkel und wir waren froh, so gegen 20 Uhr endlich anzukommen.
Am nächsten Morgen ging es früh weiter, die steilen Straßen hoch nach Eno. Die Ecke kenne ich gut. Früher hatten wir mal Pläne, in Lizzane eine Tankstelle aufzumachen (weil man da bestimmt von keinem Kunden belästigt wird) und auf dem Pferdchen-Pass wollten wir mal ein Häuschen kaufen. Wir haben uns angesehen, was daraus geworden ist – es ist leider völlig heruntergekommen. Weiter runter nach Treviso und am Idro-See entlang nach Norden, bis die Abfahrt zum Crocedomini kommt. Diesmal wollte ich aber die geteerte Strecke fahren (die Schotterpiste war übrigens auch gesperrt), die ich noch nicht kannte, zumindest bis zum Kreuz hoch.
Der Pass ist wirklich ein Tipp, leider liegt er recht abseits. Die Straße ist abwechslungsreich, landschaftlich sehr schön und sehr verkehrsarm – zumindest gab es außer uns auf der Ostrampe kein anderes Fahrzeug, auf der Westrampe gab es eine paar wenige Autos. Am Gipfel war kein Mensch.
Vom Crocedomini ging es dann direkt zum Stilfserjoch, leider wieder durch Täler mit unerfreulicher Verkehrssituation. Der Gavia, den wir lieber genommen hätten, war bedauerlicherweise gesperrt. Durch den Verkehr am Tag zuvor und an diesem Tag war Henny ziemlich genervt, unsere Laune war nicht die beste – obwohl sie sich ja erst mal durch den Crocedomini wieder deutlich gebessert hatte. Und so war Henny nach den engen Tunnels und der steilen Rampe ziemlich gestresst und auch etwas stinkig und hatte gar keine Freude an den schönen Kehren.
Leider hatten wir auch noch einen automobilen Drängler hinter uns und sind zu spät auf die einfache Idee gekommen, einfach mal rechts ran zu fahren und ihn vorbei zu lassen. Als das dann geschehen war, eine Pause hinter uns lag, der Blick jetzt doch genossen werden konnte und wir uns an einer Herde Ziege erfreut hatten, ging es weiter - und am Gipfel war die gute Laune wieder da. Eine Riesenbratwurt tat ihr übriges.
Die Abfahrt auf der Nordrampe, die ja auch nicht gerade ohne ist, verlief problemlos, obwohl uns plötzlich eine Murcielago in einer Kurve gegenüberstand, dessen Motor ich zwar schon gehört hatte, der aber so flach war, dass man ihn einfach nicht sehen konnte. Wir fuhren dann noch über den Reschenpass bis nach Tschupbach, einem Drei-Häuser-Dörfchen mit einem eher durchschnittlichen Gasthof, den man nicht empfehlen muss. Am letzten Tag dann noch mal über den Fernpass und über Garmisch, Oberammergau, Weilheim, Herrsching auf die Autobahn bis Augsburg Ost, und dann weiter über Affing nach Neuburg nach Eichstädt und weil es schon reichlich spät war und wir nicht noch mal übernachten wollten, sind wir in Kinding auf die Autobahn und ab nach Hause.
Alles in allem eine zwar etwas anstrengende aber wunderschöne Tour bei allerbestem Kaiserwetter, kalt, aber mit klarer Sicht und mit wenig Verkehr, dort, wo es drauf ankam. Sehr zu empfehlen und nach Wiederholung rufend - mit Ausnahme des Abstechers zum Gardasee.
Ahhhh! Danke für den wunderbaren Bericht, Falcone! Schöne Bilder!!! In Gedanken war ich bei euch. Schade, dass es zeitweise stressig war in Bella Italia. Ich kann Henny gut verstehen, denn ich fahre das Stilfser Joch (auch) nicht gern. Na ja, damals war mein Einser noch recht frisch ...
Wenn ich einen Drängler hinter mir habe, lasse ich ihn immer sofort vorbei. Sonst fahre ich nicht entspannt. Ebenso fände ichs gut, wenn trödelnde Dosenfuzzies auf Bergstrecken mich vorbei lassen würden. Aber das kommt leider nur selten vor. Jetzt lese ich den Bericht gleich noch mal!
In Antwort auf:Wenn ich einen Drängler hinter mir habe, lasse ich ihn immer sofort vorbei. ... wenn trödelnde Dosenfuzzies auf Bergstrecken mich vorbei lassen würden.
Dann hätten wir ja nur noch Linksverkehr.
Ist schon gut, wie es ist -- Faustrecht der Freiheit.
Martin, ziehe meinen Hut! Supergeile Pass und Alpenfoddos!!!!! Frage: Indian!!! Steilwand, fuhr zufällig dieser Herr da mit? sein Name: Donald Ganslmeier, seines Zeichens, Steilwandfahrer und Rocker
Nö, Ducky, ich hab da auch sofort an deinen Freund gedacht. Aber das war eine holländische Truppe, die das als Hobby machen, so 10 Mal im Jahr. Der Chef heißt Henny, der jüngere Jan.
danke für die tollen Fotos und den schönen Bericht...Da kann man echt neidisch werden....wenngleich mir diese hochalpine Gegend manchmal sehr karg vorkommt....
Ich bin halt ein Flachlandbewohner.
Grüße PeWe
"Das sicherste Mittel, arm zu bleiben, ist ein ehrlicher Mensch zu sein."