Gestern war es mal wieder soweit. Das Wetter ganz passabel, einen ganzen Tag zur Verfügung - nur leider kein Reiseziel. Moment, da war doch kürzlich im Forum die Rede vom Crocedomini und einer Schotterpiste dort (srtom brachte den entsprechenden Beitrag), die ich zwar kannte, aber noch nie gefahren war. Ausserdem musste ich mal den Scrambler testen, wofür er eigentlich gemacht ist (ist Quatsch, ich weiss, aber hört sich gut an).
Also aufgemacht, über den Bernina ins Veltlin, über den Mortirolo hinüber nach Edolo, dann weiter die furchtbar langweilige Hauptverkehrsstrasse Richtung Iseo/Brescia bis Breno und dort schliesslich den Crocedomini über die Westrampe hoch bis zur Passhöhe, von wo auch das erste Photo ist:
Dort (Bildmitte) zweigt die bewusste Schotterpiste nach Süden ab. Bei richtig schönem Wetter sicher ein grandioses Erlebnis, das ich jedem nur empfehlen kann, aber auch bei recht diesigem Herbstwetter war es noch überaus eindrücklich. Allein die Einsamkeit in grosser Höhe und das prickelnde Gefühl der Hilflosigkeit, wenn man unterwegs liegenbleibt (Platten, Unfall, Spritmangel, ...)
Und mitten in dieser Einsamkeit machte ich dann diese "Entdeckung" - mit einer Radarstation hatte ich hier nicht gerechnet.
Noch überraschter war ich zu sehen, dass die gesamte Anlage dem langsamen Verfall anheim gestellt ist. Allerdings ergab sich dadurch die Möglichkeit, das Gelände zu betreten und Aufnahmen zu machen. Das wäre bis 1995 - so lange war hier Betrieb (wie ich jetzt weiss) - nicht möglich gewesen. Hier ein paar erste Eindrücke von dieser Anlage, die sich nach erst zwölf Jahren bereits in einem katastrophalen Zustand befindet (typisch Mensch - was niemandem gehört, wird rücksichtslos zerstört!)
Sämtliche Türen eingetreten und Fenster zertrümmert:
Die Inneneinrichtungen herausgerissen und zertreten:
Zum Stall umfunktioniert:
Selbst die beiden robusten Notstromaggregate des deutschen Herstellers MWM (Motoren-Werke Mannheim) sind in einem erbärmlichen Zustand (das tut richtig weh!):
Nur die Aussenanlagen scheinen unzerstörbar. Hier die Reflektorwände
sowie die beiden "Feedhorns", die jeweils im Brennpunkt der Spiegel stehen:
Rückblickend kann man gut erkennen, dass für diese Radarstation sogar die Bergspitze eingeebnet wurde:
Warum aber trieb man solchen Aufwand - für etwas, das nur kurze Zeit Bestand hatte? So etwas kann keine zivile Einrichtung gewesen sein. Da müssen strategische Ziele des Militärs dahintergesteckt haben. Es hat einige Zeit und Mühe gekostet (Google), bis das Rätsel gelüftet war. Denn ich hatte keinerlei Anhaltspunkte.
(Fortsetzung folgt)