Eine immer kleiner werdende Gruppe alternder Frauen und Männer, fixiert auf die Idealisierung einer archaischen Freizeitbeschäftigung, die in regelmäßigen Abständen Opfer fordert...
Wie weit kann/muß die Liebe zu einer Freizeitbeschäftigung, eines Hobbies gehen?
Was muß man alles verdrängen und ausblenden, um sich nicht eingestehen zu müssen, daß man schwachsinnig handelt?
Davon abgesehen, daß es im Jahre des Herrn 2007 etliche Argumente gäbe die dagegen sprächen, zum reinen Vergnügen Benzin zu verbrennen und ohne wirkliches Ziel in der Gegend herum zu kurven, haben wir uns darüber hinaus dazu entschlossen, in jeder freien Minute den Ritt auf der Kanonenkugel zu zelebrieren...
Geschützt durch eine zweite Haut aus Leder oder Synthetik mit einer Eierschale auf dem Kopf trotzen wir dem, was allerorten von uns gefordert wird: Vernunft!
Aber wie lange kann man unvernünftig sein? Genau: So lange nichts passiert...
Aber wie lange passiert eigentlich nichts, wie oft hätte es schon knallen müssen und wie oft ist man gerade so daran vorbei geschliddert?
Man ertappt sich dabei, daß man zu Hause gar nicht so gerne erzählt, daß man gerade eben einen "Beinahe-Unfall" hatte, denn insgeheim weiss man, dass die Menschen, die einen lieben, einen eben nur deshalb Motorrad fahren lassen, weil sie ihn lieben...
Man ist schon jenseits der vierzig, man fährt eben deshalb ein Motorrad das knapp 50PS hat und dafür Stil, weil man vernünftig ist. Aber wo ist der Unterschied, ob man mit 100 oder 250 km/h gegen die Wand knallt?
Ich weiß es von mir selbst und ich sage es jedem auf den Kopf zu, daß beim Thema Motorrad fahren die Realität gern verdrängt wird, denn wir lieben es, auf zwei Rädern durch die Gegend zu sausen und die in diesen Momenten verspürte Euphorie läßt es nicht zu, das, was wir so gerne tun, in Zweifel zu ziehen...
Aber gerade haben wir zum zweiten Mal in 14 Tagen zwei Menschen aus unserem näheren oder weiteren Umfeld verloren.
Ich kannte keinen der beiden persönlich und trotzdem krampft es mir das Zwerchfell zusammen bei dem Gedanken an ihre Lieben...
Ich glaube, der Witz an der ganzen Geschichte ist der, daß die beiden stellvertretend für jeden einzelnen von uns stehen.
Es wird wohl kaum einen unter uns geben, der nicht Frau, Mann, Kinder oder irgendwo Menschen hat, die er liebt oder die ihn lieben.
Und Pauf! ist man weg, ein für alle mal und unwiderruflich...
Und man hat sich nicht in Gefahr begeben, um seine Lieben zu retten oder zu verteidigen, sie vor Not oder Elend zu schützen, nein, man ist seinem Hobby nachgegangen.
Vor nicht allzu langer Zeit gab es hier eine heftige Diskussion zum Thema Rauchen...
Ist das nicht einigermaßen verlogen?
Wo ist für das Kind der Unterschied, ob sich Papa oder Mama durch Rauchen, Saufen oder Motorrad fahren ums Leben gebracht hat.
Was nutzt das Argument, daß die meisten Motorradfahrer nicht schuld am Unfall sind? Einer der beiden ist gestürzt, einer wurde umgefahren, das Ergebnis ist das gleiche!
Auf unseren Straßen herrscht Anarchie, sie sind bevölkert von tumben Trotteln, senilen Senioren oder hochgradig paranoiden Verkehrshooligans mit Fahrzeugen unter dem Hintern, für die man vor wenigen Jahren noch eine Rennlizenz benötigt hätte.
Nein, ich will keinem von Euch das Mopped madig machen, aber der Tod unserer zwei Kameraden hat mich ziemlich fertig gemacht, obwohl ich, wie gesagt, keinen der beiden kannte.
Es hat bei mir eine Menge Gedanken zum Thema ausgelöst, ich werde die nächsten 2-3 Wochen grübeln und dann entscheiden, ob ich mein Motorrad verkaufe.
Ich hatte das Glück sowohl Gerhard (Handkästour) als auch Uli (HUM) kennenzulernen. ich habe das Glück so viele andere zu kennen, nur um ein paar Namen zu nennen: Joachim, Claudia, Uwe, Elke, Thomas, Jörg, Werner, Ursula, Wolfgang, Axel, Peter, ... nur ein paar der Namen der Freunde.
Ohne das Motorrad hätte ich sie nie kennen gelernt, aber auch ohne Motorräder hätzte ich weder Uli noch Gerhard wieder verloren.
Es gibt einen Spruch in England: "it is better to have loved and lost, then never to have loved at all"
Ich werde meine Motorräder nicht verkaufen.
Ich werde die Freunde, die ich gefunden habe, immer im Herzen tragen.
Andreas
Photograpiert wird auf Film, alles andere ist blos digital. Mitglied VfDKV
selbstverständlich ist Motorradfahren gefährlich. Wie oft macht man selber Fehler? Die Fehler der anderen haben oft fatale Auswirkungen. Und ja, es geht oft gut und manchmal leider nicht.
Gegen finanzielle Risiken kann man sich und seine Lieben schützen. Unfallversicherung, Risikolebensversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung.
Letzten Endes ist es aber so, dass die Angst, es könnte etwas passieren, meist nicht rational ist. Viele Menschen fliegen nicht mit dem Flugzeug auch Angst, sie könnten abstürzen. Dabei ist Radfahren viel gefährlicher.
Die Frage ist, welchen Stellenwert das Motorradfahren in deinem Leben hat. Gibt es dir viel, macht es dir Freude?
Nun bin ich nicht sicher, ob das folgende hier nun passend ist, aber da wir in der Familie z. Zt. selber einen Trauerfall haben, denke ich auch, dass ich es mir anmaßen darf, das zu schreiben: Das Leben endet tödlich. Das ist Fakt und setzt keinesfalls den einzelnen herunter. Aber: Wir werden alle sterben und heute weiß vermutlich fast keiner, wann seine Stunde geschlagen hat und was die Todesursache sein wird. Willst du dir jede Freude nehmen, nur um diesen zeitpunkt nach hinten zu verzögern?
Dann mal los: Kein Bierchen, kein rotes Fleisch, ausreichend Bewegung, wenig Fett und kein Rauchen. Die Liste ist endlos.
Allerdings: Wenn du dich auf dem Krad nicht mehr sicher fühlst, dann wirst du vielleicht eher Fehler machen, als wenn du fest im Sattel sitzt. Dann solltest du ernsthaft erwägen, aufzuhören. Insofern finde ich deine Entscheidung richtig. Überleg es dir, entscheide und dann bleib dabei!
ich kenne jemanden der ist gestolpert und zwei (in worten : z w e i) Treppenstufen runtergefallen und ist Querschnittgelähmt - soll ich deshalb nie wieder eine Treppe runter gehen ?
was ich immer wieder mache (manchmal vergesse ich es), ist bewuster die treppen runter zu gehen, also Hand ans Treppengelender und langsam und bewusst gehen und wie ich Motorrad fahre werde ich auch mal überdenken, aber aufhören werde ich sicher nicht.
lieber 3 Sekunden ein Feigling als ein Leben lang Tod
@Hans-Peter: Fahr zum W-Treffen und treffe dich mit den W-Fahrern. So habe ich den HUM (Uli) kennengelernt. So ein netter ruhiger Mensch. Ich habs scho oft verzählt, er war der einzige der hielt, als ich liegenblieb. Er fuhr gerne flott, am liebsten zusammen mit Knut, der fährt auch flott. Beide nahmen mich wieder mit zurück. So lernte ich Uli alias HUM kennen. Hum lachte und wir tranken Bier zusammen. HUM hat das motorradfahren geliebt, vielleicht war er deshalb ein so ausgeglichener Mensch, ich weis nicht, kann ja sein. So war er, der Uli. Uli hat seine W geliebt, das weis ich. Und ich glaube dass er wollen würde, und der Gerhard sicher auch, dass Ihr mit der W zum W Treffen fahrt.
_________________________________________________ ____________________________________ "Die schönsten Torpedos in den Rohren, das Stück für fünfundzwanzigtausend Mark, und alles was wir brauchen ist für fünzig Pfennig alter Draht..." http://www.myspace.com/DuckDunn
Zitat von Hans-Peter Nein, ich will keinem von Euch das Mopped madig machen, aber der Tod unserer zwei Kameraden hat mich ziemlich fertig gemacht, obwohl ich, wie gesagt, keinen der beiden kannte. Es hat bei mir eine Menge Gedanken zum Thema ausgelöst, ich werde die nächsten 2-3 Wochen grübeln und dann entscheiden, ob ich mein Motorrad verkaufe.
Ich kann deine Gedanken nachvollziehen, aber diese Art Konsequenz sollte keiner von uns aus diesen beiden Unfällen ziehen - ich finde das übertrieben. Für mich jedenfalls sind es nicht die ersten getöteten Motorradfahrer aus meinem näheren Umfeld - wenn ich das überhaupt so sagen kann, denn persönlich kannte ich beide leider nicht. Für mich war und ist immer klar, daß es mich erwischen kann - das kann aber auch ein Dachziegel ... ja ja, das Risiko beim biken ist ungleich höher - ich weiß, aber ich werde es eh' nicht lassen (können)!!!
du hast da geschrieben,was mir seit heute morgen unaufhörlich durch den Kopf geht. Bis jetzt war ich immer der Meinung,das ich mir des Risikos bewust bin,das ich da eingehe und das ich mir ein Leben ohne Motorradfahren nur schwer vorstellen kann.
Die Wirklichkeit holt mich da auf den Boden zurück.
Aber jetzt denke ich,das verdrängen nicht Vernunft ersetzen darf.Auch bei noch so vorsichtiger Fahrweise leben wir sehr gefährlich. Durch die beiden Stürze innerhalb eines Jahres,bin ich von meinem"Einem guten Fahrer passiert schon nichts"Denken,herunter geholt worden.
Ich werde meine Einstellung zum Motorrad fahren jetzt erst einmal grundlegend überdenken.
Ich kannte Hum kaum,wir haben mermals versucht,uns im Weserbergland zu verabreden. Das sein Tod mich so mitnimmt, hätte ich nicht gedacht.
Ich bin auch deshalb so betroffen,weil ich genau weiß,das es morgen mich treffen kann.
Gruß Norbert
---------------------------------------- Ein Motorrad darf jede Farbe haben,Hauptsache es ist schwarz.
Du brauchst nur zum "falschen" Zeitpunkt am "falschen" Ort zu sein.... Egal ob in der Dose, mit dem Fahrrad, zu Fuss oder mit dem Motorrad. Es bestimmt nur der Zufall was mit Dir passiert....
Wenn ich sowas lese denke ich immer... wieso ist er vorher an der Kreuzung rechts und nicht links abgebogen, warum hat er nicht kurz irgendwo zum tanken angehalten, warum hat der Treckerfahrer nicht 2 Minuten länger gebraucht um seine Schuhe anzuziehen......usw, usw...
Meine Gedanken kreisen schon wieder....
Grüße PeWe
"Das sicherste Mittel, arm zu bleiben, ist ein ehrlicher Mensch zu sein."
Zitat von PeWeDu brauchst nur zum "falschen" Zeitpunkt am "falschen" Ort zu sein.... Egal ob in der Dose, mit dem Fahrrad, zu Fuss oder mit dem Motorrad. Es bestimmt nur der Zufall was mit Dir passiert.... Wenn ich sowas lese denke ich immer... wieso ist er vorher an der Kreuzung rechts und nicht links abgebogen, warum hat er nicht kurz irgendwo zum tanken angehalten, warum hat der Treckerfahrer nicht 2 Minuten länger gebraucht um seine Schuhe anzuziehen......usw, usw... Meine Gedanken kreisen schon wieder.... Grüße PeWe
Lieber Hans-Peter,
ich kann deinen Beitrag sehr gut verstehen! Gerade heute Nachmittag habe mit meiner Freundin diese Risikodiskussion geführt. Letztlich war es aber doch vermutlich jedem hier klar, dass Motorradfahren deutliche Risiken mit sich bringt. Es stellt sich nur die Frage welchen Stellenwert das Motorradfahren in deinem Leben hat! Ich selbst bin Raucher und Motorradfahrer, beides möchte ich zzt. nicht missen - aber seitdem ich nun seit ca. einem halben Jahr Vater bin hat diese Diskussion doch einen anderen Charakter für mich bekommen.
auch ich kann Deinen Beitrag sehr gut verstehen. Er spricht mir nahezu aus der Seele. Als ich nach meinem Sturz auf der Rückfahrt von der Weserberglandtour in 2005, bei dem nur Gott weiß, warum ich vom Gegenverkehr nicht überrolt wurde, mir überlegte, mein geliebtes Hobby aufgrund des Risikos aufzugeben, kam ich doch nach allem Überlegen zu dem Schluß, weiterzufahren. Der Tod gehört zum Leben dazu. Klar ist es im Moment für uns alle schmerzlich den Verlust eines geliebten Menschen zu erfahren. Und sicherlich auch für uns alle eine Aufforderung seinen Fahrstil zu überdenken und sich nochmals des Risikos bewußt werden, welchem man sich in seiner Freizeit aussetzt. Ob Vernunft das Leben verlängert, ich weiß es nicht. Wenns passiert, dann passierts. Beide waren erfahrene und gute Motorradfahrer. Genützt hat es den beiden in diesen beschissenen Momenten leider nichts.
Man versucht in solchen Momenten an Stellen Zusammenhänge zu sehen, wo es eigentlich keine gibt. Ich meine auch, dass zu einem großen Teil das Schicksal ist, was darüber bestimmt, ob wir beim Überqueren der Straße heile rüberkommen oder nicht. - Das, was man tun kann (nämlich Schutzkleidung tragen, rechts und links gucken, möglichst fit und wach sein), sollte man tun. Der Rest ist Glück/Schicksal.
Das was wir oft Glück, Pech, Schicksal, Zufall und so weiter nennen, steht meiner Ansicht nach immer in Verbindung mit dem großen Ganzen, das allem, auch uns, innewohnt. Viele nennen es Gott.