Gestern hatte Petras W650, Modell 2003, nach 20 Jahren und knapp 50000 km das erste Mal folgendes Problem:
Nach Kaltstart am Morgen lief der Motor mit voll gezogenem Choke unruhig. Die Drehzahlmessernadel schwankte gleichmäßig zwischen 1500 und 2000 U/Min. hin und her. Das war vorher nie so. Nach Motorerwärmung und nach und nach Rücknahme des Chokes, lief die W 1,5 Stunden bis zum Frühstücksziel im Sauerland einwandfrei. Nach einer 1,5stündigen Pause, konnte die W in der Sonne stehend ohne Choke mit ein wenig Gas direkt gestartet werden und lief wiederum einwandfrei. Nach einer ca. 30minütigen Fahrt beim Anfahren an einer leichten Steigung zum Überqueren einer Hauptstraße nahm die W plötzlich nicht mehr genügend Gas an, um an der Steigung anfahren zu können. Über Standgas hinaus ging fast nichts mehr. Petra übergab mir das Motorrad und ich versuchte zu fahren. Der Motor lief im Leerlauf wie immer bei ca. 1000 U/Min. Sobald ich Gas gab, konnte ich die Drehzahl entweder nicht erhöhen und nicht losfahren, weil sie direkt ausging oder ich konnte schon die Drehzahl erhöhen, kurz losfahren, 20 m weiter ging die Drehzahl wieder in die Knie und der Motor ging aus oder auf Leerlaufdrehzahl zurück. Ich versuchte es mehrfach. Es gelang mir auch zweimal den Motor im Stand bei ca. 3500 U/Min. ca. 2-3 Sekunden zu halten, dann aber wieder absacken der Drehzahl und aus. Keine Chance weiter zu fahren.
Vor sechs Wochen lief die W 650 wie gewohnt noch perkfekt. Sie stand also die letzten 6 Wochen, was aber kurz ist, denn im Winter steht sie schon mal 5 Monate und lief bisher immer wunderbar danach.
Im Tank und in den Schwimmerkammern befindet sich Aral Ultimate. Von vor 6 Wochen.
Wir ließen Petras W stehen und fuhren mit meiner W 800 heim und holten die W 650 mit dem Opel Vivaro wieder ab. Danke an Olaf nochmal für die Unterstützung.
Was genau wird das Problem sein? Wo muss ich nachschauen?
Ein eindeutiges Problem kann ich aus den Symptomen jetzt nicht ablesen. Ich vermute aber aufgrund der Beschreibungen zuerst einmal, dass es am Spritmangel liegt. Kannst du denn erkennen, ob sie eher noch auf einem Zylinder läuft oder ob beide gleichmäßig absterben? Wenn sie gleichmäßig ausgeht, würde ich als erstes mal einen Blick auf den Benzinhahn werfen. Zuerst mal auf PRI schalten und sehen, ob sie dann gas annimmt und normal läuft. Falls nicht, den Schlauch vom Benzinhahn abnehmen und schauen, ob Benzin ungebremst fliest. Wenn das als Fehlerquelle ausgeschlossen ist, schauen, ob der Unterdruckschlauch zum Benzinhahn in Ordnung ist. Auch die Tankbelüftung ist zu prüfen. Wenn das alles nix bringt oder wenn sie eher nur auf einem Zylinder läuft, geht es leider an den schwierigeren Teil: Vergaser. Da sie vorher noch gut lief, hängt es vermutlich eher nicht am Schwimmernadelventil, sondern an einer verschmutzten Düse, die nichts mehr durchlässt. Bevor du aber aufwändig die Vergaser ausbaust, nimm oben mal die Chromkappen ab und schaue, ob eine Membran einen Riss hat. Noch etwas, was du zuvor probieren solltest: Wenn du sie im Leerlauf noch an bekommst, versuche doch mal, ob du sie "mit Gewalt" in höhere Drehzahlen bekommst: Also Gas richtig aufreißen und sehen, ob sie es schafft, sich über den Teillastbereich in den Vollastbereich zu schaffen. Aber auch so ganz banale Dinge prüfen wie: Sind die Ansaugstutzen noch fest, sind die Gummis zwischen Vergaser und Lufi noch an ihrem Platz oder (alles schon gehabt) ist ein Lappen vor die Ansaugöffnung des Lufis unter der Sitzbank gerutscht. Was ich auch schon hatte: Aufgrund falscher Schrauben hat es einen Riss im Vergasergehäuse unterhalb der Chromkappen (Membranabdeckung) gegeben.
Was mich stutzig macht und weswegen ich einen Vergaserausbau erst ganz zuletzt ins Auge fassen würde ist, dass sie nach deiner Beschreibung anscheinend auf beiden Zylindern das Problem hat, also nicht noch auf einem Zylinder läuft, bevor sie ausgeht. Dass z.B. beide Leerlaufdüsen in beiden Vergasern gleichzeitig verstopfen, kann man ja ausschließen. Deswegen (wie oben schon geschrieben) erst mal alles andere prüfen. Viel Erfolg!
Danke Maggi, aber die Pole waren und sind bombenfest. Schade, dass es nicht so einfach ist.
ABER:
Gestern habe ich die W gestartet, Kaltstart wie von mir im Ursprungsbeitrag beschrieben auch wieder. Allerdings lief sie beim nach und nach Zurücknehmen des Chokes gleichmäßig wie früher. Nach dem ganz Zurücknehmen des Chokes auch, aber das war ja Sonntagmorgen auch der Fall, sauberer Leerlauf.
Dann habe ich zunächst eine Sichtkontrolle aller von Falkone genannten Schläuche und Flansche vorgenommen. Mir ist nichts fehlerhaftes aufgefallen.
Als der Motor dann wärmer wurde, bin ich vier Runden durchs kleine Wohngebiet gefahren, nur ca. 1200 m insgesamt. Sie nahm ganz normal Gas an. Bis in den Dritten Gang konnte ich im Wohngebiet schalten. Dann im Stand habe ich den Motor bei 3500 bis 4000 U/Min. sogar halten können. Das ging am Sonntag wie beschrieben nicht mehr. Es schien plötzlich alles wieder normal zu sein. Ja, sie lief auch auf beiden Zylindern, Sonntag auch.
Ich habe das mit dem Gashalten noch zweimal gemacht gestern, alles wieder in Ordnung scheinbar!
Jetzt bin ich noch verwirrter!
Wie kann das sein?
Hat sich beim Transport der W im Auto am Sonntag irgendwas im Benzinhahn, in den Vergasern oder sonst wo "gelöst" und jetzt ist wieder alles bestens?
Ich bin gespannt auf die nächste richtige Ausfahrt, dann werde ich wieder nach berichten!
Bei dieser Beschreibung kommt mir langsam der Verdacht, das eine Düse durch einen Schmutzpartikel "verstopft" war und diese Probleme verursacht hat. Inzwischen, durch die paar Tage Standzeit, hat sich der Partikel aufgelöst und alles funzt wieder.
Ein ähnliches Problem hatte ich einmal in den Alpen. Während einer Bergauffahrt (in der Beschleunigung) setzte ein paar Mal der Motor aus. Er lief nur weiter weil ich ja noch im Gang war und die W durch die Fahrt den Motor drehte. Nach ein paar Aussetzer war der Spuk vorbei und ist nie wieder aufgetaucht. Ich gehe davon aus, das hier auch ein Schmutzpartikel im Sprit der Grund war.
Das hatte ich ja auch als Möglichkeit in Betracht gezogen. Und es deutet ja wirklich darauf hin, dass es so ist. Vielleicht solltest du ja noch mal den Sprit aus beiden Schwimmerkammern ablassen und eventuellen Schmutz oder Wasser raus spülen.
Irgendwie verwundert es mich das dieses Jahr so viele Probleme mit den Vergasern gibt. Auch bei mir nach Jahren des Einmottens über den Winter. Nach der Winterpause und der Routinefahrt zu Tanke wegen Luft wollte ich am WE eine Runde drehen und es roch extrem nach Sprit in der Tiefgarage. Der linke Vergaser war unten nass und in der Mulde des Anlassers stand ein wenig Benzin.
Ich tippte auf eine hängende Nadel. Mich interessiert an welcher Stelle der Sprit da raus kann? Vergaserreinger rein und eine ausgiebige Runde gedreht. Das Problem ist zum Glück weg.
-------------------------- "Es ist schwieriger, eine vorgefaßte Meinung zu zertrümmern als ein Atom." Albert Einstein
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