Kawasaki Indonesien hat das neue Modelljahr der beiden Königswellen-Klassiker W800 vorgestellt. Neue Farben mit zackigeren Linien auf bekannter Technik.
In meinen Augen ist und bleibt das eine klassische W, wie man sie kennt, egal wie der Tank nun bepinselt wurde. Ein Motorrad ist so viel mehr als nur ein Tankdekor. Kann Kawasaki ja gerne so sehen, dass durch nun 2 waagerechte Striche vom klassischen Erscheinungsbild um 2 Schritte abgerückt wurde. Wie ich oben schrieb, sie sind alles andere als entscheidend für die optische Erscheinung. Bisschen Makulatur, um überhaupt etwas zu verändern, blieb ja technisch alles beim alten. Dass das überhaupt eine Meldung wert ist? Gibt wohl sonst nichts interessanteres zu berichten.
Bin gespannt, wie lange sich die W nach 2022 noch auf dem Markt in D hält. Bis Euro 6? Ihr Kundenkreis dürfte arg begrenzt sein. Viele Fahrer neuer W800 tauchten hier in vergangener Zeit zudem nicht auf. Doch das muss nichts heißen, nicht jeder hat Bock auf ein Forum als Teilnehmer. Oft nur, wenn überhaupt, wenn's brennt auf der Suche nach 'ner schnellen Feuerwehr. Oder um was zu verticken.
Auch wenn ich mich wiederhole, es würde der W gut tun, wenn man ihr ein paar mehr Pferdchen spendieren würde. So 75 PS fände ich gut, was ja nicht sonderlich schwierig sein dürfte. Vielleicht würde das die Verkaufszahlen auch wieder ein wenig ankurbeln.
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Deutlich mehr Pferdchen kämen bei einigen bestimmt gut an. Dem 'flatterigen' Rahmen nebst Fahrwerk müsste man dann aber auch von Haus aus eine Überarbeitung angedeihen lassen, damit diese Leistung für Eilige überhaupt fahrbar gemacht wird, ohne dass sich da bei größerem Leistungsabruf etwas zu mies aufschaukelt oder einen Eiertanz hinlegt. Nicht selten wird das Originalfahrwerk bereits von 48PS als überfordert empfunden. Ich find's für diese 'magere' Leistung noch okay trotz seiner je nach Beladungzustand, Geschwindigkeit und Fahrstrecke durchaus überraschend 'spaßigen Momente', die einen bisweilen alles andere als in Sicherheit wiegen können.
Wenn man so viel Mehrleistung wollte, könnte Kawasaki gleich ein anderes Motorrad bauen. Mit einer W, wie wir sie kennen, hätte es vermutlich nicht mehr so viel gemein. Eventuell noch die teuer bezahlte Königswelle, das 'wichtigste' und eindrücklichste Teil der W und als Kaufanreiz für diejenigen, die auf so eine 'Schmankerl-Mühle' und deren Standfestigkeit als Krönung von Ventiltrieben stehen. Dann noch gepaart mit wartungsfreien Hydros, falls das geht. Geht bestimmt. Und Kardan, auch das dürfte drin sein. Mit mehr Leistung vertanzt sich ein dadurch vielleicht bedingter Leistungsverlust am Hinterrad und wäre verschmerzbar. Fahrdynamik mit dieser Art Sekundärantrieb kriegt man heute wahrscheinlich auch gut bautechnisch umgesetzt, mindestens ohne Fahrstuhleffekt. Obwohl ich nicht vorhabe, nochmal ein Motorrad zu kaufen, so eine W würde ich vielleicht ins Visier nehmen. Doch sie wird eine Illusion bleiben.
Ich bin mal eine von Ulf getunte 800er W der ersten Serie gefahren, die hatte irgendwas um 85 PS. Inwieweit da Fahrwerksoptimierungen durchgeführt wurden ist mir nicht bekannt. Das Ding ließ sich jedenfalls problemlos (auch um Kurven) fahren und bremsen. Das Fahrwerk einer W lässt sich ja auch mit recht einfachen Mitteln verbessern, sodaß 75 PS sicherlich kein Problem darstellen sollten, für Kawasaki sicher erst recht nicht. Und was man so liest, scheint das Fahrwerk der neuen 800er ja auch um einiges besser zu sein, als bei den alten 800ern oder 650ern.
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Es ist schon ein Fahrwerksfortschritt von der 1. W800 zu der von mir gefahrenen W650 aus den frühen 2000er Jahren zu erkennen. Kein weltbewegender Unterschied, aber die 800 kommt mir 'stabiler', weniger labil vor. Falcone fuhr die W800, als sie die Bildfläche betrat, seinerzeit Probe und dokumentierte seine Eindrücke mit ähnlichem Ergebnis hier im Forum in Form eines recht detailierten Fahrberichts.
Kann ja sein, dass Kawa mit jedem Update die W800 fahrwerkstechnisch weiter verbesserte bis hin zur bisher höchsten Steigerung mit dem aktuellesten Modell. Bin keines der Nachfolgemodelle gefahren. Von daher fehlt mir der Vergleich. Las aber auch, dass in einigen Tests im Laufe der letzten Jahre Tester durchaus noch Verwindungssteifheit und Fahrwerksunruhen je nach Fahrsituation zu bekritteln hatten und deswegen die W eher zur gemäßigten Tour, denn zur heftiger angegasten Hatz empfahlen. Fährt man eher im easy riding modus, merkt man von einem mitunter 'unterhaltsamen' Fahrwerkseigenleben eh nichts, egal mit welcher unumgebauten W aus welchem Baujahr. Die Fahrt geht klar.
Selbst zwischen einer 99er W650 und einer 2005er W650 kann ich Fahrwerksunterschiede ausmachen.
Natürlich merkt man bei zügiger Kurvenfahrt, daß sich das Motorrad unter einem bewegt und verwindet, das ist sicher auch konstruktionsbedingt, es ist aber nichts, was man nicht beherrschen könnte. Die meisten Jungs, die die W getestet haben sind halt moderne Motorräder mit hervorragenden Fahrwerken gewöhnt, wenn die sich auf so einen Lämmerschwanz wie die W setzen bekommen die halt Angst.
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Bis auf Zonko, der im Reitwagen, als er noch für ihn schrieb, eine W800 wagemutig so durch die Gegend scheuchte, dass er mit ihr einen jungen Supersportler-Fahrer im kurvigen Geläuf versägte, dem er dann erzählte, dass die W ein getunter Wolf im Schafspelz sei. Amüsant zu lesender Fahrbericht. Obwohl Zonko diese Schote unter Einsatz all seiner Kräfte und der der W gelang, wünschte er sich damals auch ein bisschen mehr Power als nur 48PS.
Die 2022er W800 mit der roten Tanklackierung und den schwarzen Seitendeckeln trifft voll meinen Geschmack.
Im Juni konnte ich Olafs neue W800 nochmal fahren. Diesmal ca. 1,5 Stunden durch die Rhön.
Das Fahrwerk ist gefühlt beträchtlich besser, stabiler, straffer geworden. Dies würde locker wesentlich mehr Leistung wegstecken können, die Bremsen sowieso.