Ich bin für die meisten der aufgeworfenen Punkte kein Fachmann und lasse mich gern korrigieren. Ich hab das schnell zusammengeschrieben, die Inhalte des Films waren ja auch vorher schon bekannt. Der Film ist gut, auch wenn manchmal etwas demonstrativ übertrieben wird.
Im Folgenden die Punkte die mir aufgefallen sind und es sind leider sehr viele.
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Heute sieht man bei den „Reihenhauskäfigen“ wie bei den Luxusrentnerwohnungen ... nur folgende oberaffengeile Bauweise: Mauerstärken in Kalksandstein (?) von 15 bis 20 cm. (Trägt das wirklich bis in die obersten Etagen?)
Die verwendete Sprache ist mir für eine sachliche Diskussion etwas fremd.
Üblicherweise würde ich an dieser Stelle das Buch zumachen und keine Lösung für „Baufragen“ erwarten.
Wir wohnen in einem Geschosswohnungsbau (mit Styropordämmung) anschließend kommt eine Reihenhaussiedlung.
Es ist nicht so, dass die Menschen sagen, dass eine Villa am Starnberger See nicht Ihr Ding sei und sie unbedingt in einem Reihenhaus in der Frankfurter Vorstatdt wohnen wollen. Es ist eine Preisfrage und die Reihenhäusler sind überwiegend sehr nett und wohnen gern da.
Warum diese dann verunglimpfen?
Luxusrentnerwohungen kenne ich persönlich nicht.
Nennt man die nicht Pensionäre?
Was ist die Alternative? Villen für alle? Komplette Zersiedelung der Landschaft mit Einfamilienhäusern?
Mit der Frage der Tragfähigkeit bin ich überfordert. Das machen die Tragwerksplaner. Sicherlich beruht deine Frage auf der Erfahrung zahlreicher eingestürzter Reihenhäuser.
Hier in meiner Gegend ist noch kein einziges eingestürzt.
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Da drauf kommt dann mit (giftigem (?)) Kleber (?) etc. eine Schicht von ebenfalls 20 cm giftigem Styropor, Styrodor oder wie dieser Scheißdreck sonst noch heißt.
Gibt es irgendeinen Beleg für die Giftigkeit des Klebers oder von Styropor?
Mir ist da nichts bekannt.
Das Problem war das (heute nicht mehr) eingesetzte Flammschutzmittel (HBCD), welches den Styropor „schwer entflammbar“ machen soll (im Film ausführlich behandelt).
Wie im Film erwähnt, ist die europäische Richtlinie zum Flammschutz der deutschen offensichtlich überlegen (wurde aber von Deutschland nicht übernommen).
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Dass die Oberfläche sofort bei kleinstem Druck eingedrückt wird, sah ich schon mehrfach. Ich glaube auch nicht, dass diese Dämmschichten bei bestimmten Stürmen mit Sogwirkung noch komplett an den Wänden bleiben.
Ja, die sind empfindlich (allerdings nicht für „kleinste Drücke“ was immer das sein soll). Bei allen Flächen mit „Personenkontakt“, spielenden Kindern o.ä. wird üblicherweise durch die Ausführung der Oberfläche darauf Rücksicht genommen. Manchmal aus Kostengründen auch nicht.
Gibt es irgendein Beispiel für mit Sogwirkung abgerissene Styroporplatten?
Ich könnte mir das nur Vorstellen, wenn nicht richtig gearbeitet wurde. Aber üblich oder häufig ist das vermutlich nicht.
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Atmungsaktiv wie mein Mineralputz wird es ebenfalls nicht sein. Wer von außen alles abdichtet, hat halt innen in und an den Wänden Feuchtigkeit bis hin zum Schimmel.
Das ist völliger Blödsinn. Wände sind niemals „atmungsaktiv“ sondern auch Ziegelwände sind schlichtweg luftdicht (also im ingenieurmäßigen Rahmen). Wände atmen überhaupt nicht. Der Feuchtigkeitsaustausch erfolgt über den Luftaustausch zusätzlich wirken die ersten mm der Wand (also innen). Diese Innenwände sind mal feuchter und mal trockener und regulieren so den Feuchtegehalt innen etwas mit.
Lehm macht das z.B. recht gut. Es reicht dazu ein Lehmputz. Tiefer geht das nicht.
Außen Dämmen verhindert Schimmel durch die höhere Innenwandtemperatur.
Die Schimmelfälle durch angeblich zu dichte äußere Dämmung, resultieren alle aus den gleichzeitig erneuerten Fenstern und falschem Verhalten oder Fehlern bei der Dämmung.
Im Film ist das alles ausführlich und korrekt dargestellt.
Für ein Buch wäre mir so etwas peinlich. Wo bleibt da das Nachdenken?
Auch Bücher sollten „Nachhaltig“ sein und den Horizont erweitern.
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Eine hinterlüftete Klinkerfassade halte ich da allemal für besser.
Eine sehr aufwändige teure platzfressende Bauweise mit mieser Dämmwirkung.
Auch 2 m dicke Mauerwerkswände sind nicht schlecht (sogar ohne Hinterlüftung).
Beides wird daher im Film nicht einmal erwähnt.
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Auf jeden Fall verbrennt man so bei einem Feuer nicht, man erstickt vorher an den giftigen Dämpfen. ...
Das ist bei allen Hausbränden so üblich. Ob Styropor oder Holz ist da Wurst.Es sind übrigens die Rauchgase und keine Dämpfe.
Die Brände mit Styroporaußenwänden in Deutschland, hatten meisst einen Brandherd mit Brandlast an der Fassade. Es gibt auch fehlerhaft angebrachte Dämmungen ohne Brandschutz (die Kontrolle ist lückenhaft). Wie im Film erwähnt wurden einige Vorschriften so geändert, dass dies verhindert werden sollte. Andere von den Feuerwehren geforderten Änderungen wurden verworfen (was ich bedauere).
So etwas wie in England war hier aber schon immer verboten.
Es ist aber sicher so, dass diese Fassaden (wenn sie erst mal brennen) überraschend schnell weiterbrennen und die Vorschriften und Normen dazu verbessert werden müssen.
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Zurzeit haben die Handwerker richtigen Stress beim Abbau solcher genialen Dämmmaterialien. Ende 2016 sollte für eine dieser Sorten als Sondermüll ein Preis von 7.000 € statt vorher 240 € bezahlt werden bei der Entsorgung, sofern die Entsorgungsfirmen diesen Dreck überhaupt annahmen. Diese Regelung wurde zwar noch einmal ausgesetzt, zeigt aber, dass Nachdenken über Folgen und echte „Nachhaltigkeit“ noch eher ein Fremdwort – auch für viele unserer selbsternannten Spezialisten – ist.
Das war in der Beschreibung richtig, da gab es ein Entsorgungsproblem, dass am 01.09.2017 gelöst wurde (bis dahin galt die Übergangsregelung).
Erarbeitet wurde das von der Bundesumweltministerin Hendricks und die Verbände haben zugestimmt.
Das ist bestimmt nicht optimal gelaufen und die Folgen einer EU weiten Regelung zum Abfallgesetz für den Bau wurde zu spät erkannt (auch nicht von den Verbänden) und es brauchte ziemlich lange, bis Ministerium, Bundestag und Bundesrat das geändert haben.
Man macht etwas Gutes (sortenreines Sortieren, Flammschutzmittel nur in geeignete Verbrennungsöfen) und die Folgen sind nicht wie erwartet und es gibt Nebenwirkungen. Dann muss man nachjustieren.
Außer in einer Diktatur dauert so etwas auch mal etwas länger.
Hast du nicht die Befürchtung, dass diese Häme über ganze Berufsgruppen: „Nachdenken als Fremdwort und selbsternannte Spezialisten“ irgenwelche Rückschlüsse auf dich zulassen könnte?
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Die Kernaussage ist doch zu der gesamten Bauweise heute.
Wenn der Baufortschritt darin besteht, dass die Kernwand dünner und weniger massiv ist als früher, …
Ich liebe solche differenzierten Aussagen wie "gesamte Bauweise". Da bleibt kein Rest.
Die „Kernwand“ wird nach der Tragfähigkeit dimensioniert. „Früher“ waren die nicht dicker, wenn es sich z.B. um Ziegelwände handelte. Hohlblocksteine und Poroton Steine waren dicker, sie trugen weniger und sollten auch noch dämmen.
Es gibt überhaupt keinen vernünftigen Grund Wände dicker als erforderlich zu bauen. Sowohl der Schallschutz als auch die (Wärme) Speicherwirkung der Wände ist bei KS-Wänden völlig ausreichend.
Um eine Dämmwirkung zu erzielen müßte man KS-Wände schon meterdick bauen.
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...die Fenster kleiner und luftdicht versiegelt, ....
Da hast du sicher etwas mißverstanden. Die Fenster in Neubauten sind überwiegend erheblich größer als in Altbauten (Kundenwünsche). Gern genommen wird die bodentiefe Terrassenverglasung.
Luftdicht versiegelt ist das Gebäude hoffentlich, ist so Vorschrift. Warum auch nicht?
Jede Undichtigkeit bedeutet eine unkontrollierte Lüftung (im Winter viel wg Temperaturunterschied, bei Wind auch viel; dafür im Sommer wenig).
Alle Bauten brauchen heute ein Lüftungskonzept nach DIN 1946. Zumindest der Feuchteschutz muss ohne Eingreifen der Bewohner funktionieren.
Dazu reicht z.B. ein Badlüfter mit Feuchtesteuerung.
Es gab klassische Sanierungsfehler oder besser Kommunikationsfehler (dichte Doppelfenster statt undichter Einfachverglasung). Die Bewohner waren es nicht gewohnt überhaupt zu lüften (das besorgten die undichten Fenster vorher von alleine) und nahmen dabei noch viel Wärme mit.
Es gab dann (bei baugleichen Wohnungen) solche mit totaler Verschimmelung und auch solche ohne. Wie oben ausgeführt sollte das heute nicht mehr der Fall sein.
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….Lüften über Klimaanlage - aber bitte nur zwei Mal am Tag (was machen da Raucher, Kohl- oder Fischesser etc?),..
Klimaanlagen in Wohngebäuden sind recht selten. Gemeint sind vermutlich Lüftungsanlagen.
Bei Lüftungsanlagen braucht man das Fenster zum Lüften gar nicht mehr öffnen, da das die Lüftungsanlage (wie der Name schon sagt) selbst erledigt.
Üblicherweise werden Lüftungsanlagen (mit Wärmerückgewinnung) in Passivhäuser eingebaut, da die Fensterlüftung (bei gedämmten Gebäuden) den letzten großen Wärmeverlust darstellt.
Das mit dem „Zweimal am Tag“ ist mir völlig unbekannt. Die Regel heißt Stoßlüftung und bedeutet, das Fenster nur ganz für einige Minuten öffnen und nicht ständig gekippt halten.
Wie oft das erfolgt richtet sich nach den Rauchern, Fischessern usw. Empfohlen wird mindestens 3 mal am Tag.
An deinem Satz ist also alles falsch.
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….Heizung nur in einem bestimmten Temperaturbereich im gesamten Haus möglich wird,...
Was soll das heißen? Jedes Zimmer muss nach den heutigen Vorschriften individuell regelbar sein. Wenn man aber in einem gut gedämmten Haus, eiskalte und ganz warme Zimmer haben will, erfordert das natürlich eine Zusatzdämmung der Innenwände.
Oder ist das nicht das Problem?
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...die "Dämmungen" eher Gift und Bauschädlich sind, dann Dankeschön.
Mögliche Dämmungen heute sind Porotonsteine in größerer Stärke (teuer), wird aber gebaut und Mineralwolle anstelle Styropor (wird auch gebaut und ist teurer). Daneben gibt es noch einige eher selten angewante Materialien.
Auch der Film stand dem Dämmen generel positiv gegenüber und hat die Alternativen aufgezählt. Man muss sich halt entscheiden auswählen und es ist keine Gelddruckmaschine.
Wenn die Fassade sowieso gemacht werden muss, ist es meißt lohnender auch gleich zu dämmen. Aber das ist ein anderes Thema.
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Bauen muss sich heute ganz besonders lohnen für die Baufirma.
Das ist natürlich ein Skandal. Früher haben die Baufirmen noch für ein „Vergelt´s Gott“ gearbeitet aber heute?
Wann war denn genau die Zeit als sich bauen nicht lohnen mußte?
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Der Einsatz von Fachkräften ist eh zu teuer.
Richtig. Viel zu teuer. Zum Glück sind da nur Ausländer, die sind mit weniger zufrieden.
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So kann man mit Styrodor und Plempe drüber auch nach außen glänzen - für maximal 5 Jahre - danach sieht alles sehr bescheiden aus.
In 3 Monaten ist das 5 Jahr in unserem Haus um. Da das die maximale Dauer ist, bin ich schon ganz ängstlich.
Es ist sicherlich ganz interessant warum wie gebaut wird.
Warum ist der Abschluss von Styropor eine dünne putzähnliche Schicht?
Warum erhalten Fertighäuser (Holz) oder Blechgaragen auf der Außenseite auch so etwas?
Der Käufer (zumindest in Süddeutschland) assoziiert damit eine „massive“ Bauweise und damit Qualität. Der Norddeutsche will lieber durch Klinkerriemchen eine (nicht vorhandene) Doppelwand assoziieren.
Mann könnte auch beliebige andere Verkleidungen auf der Wand befestigen. Der Wand und der Dämmung und dem Innenraumklima wäre das egal. Es ist eine Kosten und Geschmacksfrage und es gibt zahlreiche Bauten die das nicht als Verbundsystem machen.
Man könnte da also viel darüber reden und Lösungen suchen.
Bei einem Buch (wo man Zeit zum Nachdenken hat) sollte man das vorher erledigt haben und nicht so viel ungereimtes Zeug zusammenzuschreiben. Das läßt in mir den Verdacht aufkommen, dass es dir eigentlich egal ist, ob das jemand ließt.
Die Zielperson des Buches bist vermutlich sowieso du selbst.