Nach erfolgter Bergung und Abtransport aus der rauhen Wildnis des Vogelbergs nun die vorsichtige Reinigung. Wird mit dem Schmutz auch das ganze Motorrad weggeschwemmt?
Tja - und da liegt es nun in seiner ganzen Pracht. Gut, an manchen Stellen erkennt der kundige Betrachter leichte Spuren von Vergang, aber der unverfälschte Originalzustand überzeugt dann doch.
Bei einem Waldspaziergang fiel Sascha auf, dass nach einem starken Regen in einer Mulde ein Stück Hang abgerutscht war. Und da schaute die Fußraste heraus, so wie auf dem ersten Bild zu sehen. Das weckte natürlich Interesse. Nachdem ein Bodenröntgengerät in der archäologishen Abteilung des Senckenbergmuseums ausgeliehen und die Sedimente damit sondiert worden waren, war klar, das wir es hier mit einem Fund eines nahezu kompletten prähistorischen Motorrades zu tun haben würden. Die Umrisse ließen schon erahnen, dass es sich um eine Mittelklassekrad der Zeit der späten 30er bis mittleren 50er Jahre aus dem vorigen Jahrtausend handeln dürfte, also aus der Vor-Bleifrei-Aera, aus der Überlieferungen und Funde immer spärlicher werden. Prof. Dr. Dr. Steinlaus als anerkannter Geologe und Sandkorndiversifizierer (mit Mütze) sowie meine Wenigkeit als ausgewiesener Experte zur Früherkennung von Motorrädern aller Art (keine Roller!) wurden hinzugezogen und die Ausgrabungen konnten beginnen. Zuvor wurde aber noch in der Gemeinde und beim Land Hessen die besitzrechtlichen Bedingungen geklärt, immerhin handelt es sich hier ja um eine Fossilienfund von nicht unerheblicher Bedeutung. Dabei kam zu Tage, dass die Fundstelle früher eine örtliche Müllkippe war, die man im Jahre 62 geschlossen hatte. Vermutlich ist der Fahrer des Motorrades beim Durchsuchen der Müllkippe nach brauchbaren Teilen für einen Scrambler- oder Café-Racer-Umbau gewesen, als einer der im damaligen Vogelsgebirge nicht unüblichen Schneestürme einsetzte und das Motorrad für ihn unauffindbar machte. Das Überwachsen durch Schneeglöckchen im darauf folgenden Frühjahr lies es dann endgültig in Vergessenheit geraten.
Ankunft im klimatisierten Spezialtransporter beim Präparator im Ebsdorfergrund: