Kann so was überhaupt passieren? Eigentlich nicht - jedenfalls nicht, wenn man den Schlüssel nach Verlassen des Fahrzeugs in die Tasche steckt.
Auf dem Zeltplatz in Saint-Jean-de-Luz aber wollte ich besonders schlau sein und deponierte den Schlüssel im hinteren Radlauf auf dem Reifen oben. Damit er am Strand nicht im Meersand verschwindet, wenn wir jetzt gleich in die Bucht runtergehen und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und bei der Hitze zwischendurch im Meer erfrischen. So weit hat auch alles geklappt. Wie’s weitergeht, kann man sich denken.
Klar - bei der Rückkehr etwas unüberlegt in den Radkasten gelangt und dabei den Schlüssel nach hinten geschubst. Mist - das hat doch nur "pling" gemacht, das "Plumps" im Gras war nicht zu hören, oder?! Mist! Mist, Mist, Mist! Der Schlüssel ist irgendwo auf der Achse unsichtbar und vermutlich unerreichbar hinter dem Rad gelandet! Wie bekomm ich den wieder raus? Einzige Möglichkeit im Moment: einen langen Arm gemacht, hinten ums Rad gefasst und gaaanz vorsichtig mit den Fingern nach dem Teil getastet. Mal sehen, was es da alles so gibt … aha, jede Menge Raumlenker, einen Querlenker, einen Stabilisator, eine Spiralfeder und einen Stoßdämpfer. Nur bitte vorsichtig sein und nicht durch eine weitere unkontrollierte Bewegung den Schlüssel noch weiter ins Reich der dunklen, unerreichbaren Winkel und Kammern des automobilen Innenlebens schubsen als ohnehin bereits der Fall.
Ahhh, da ist er ja - hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht - er steht hochkant neben dem Stoßdämper, dort, wo dieser in einer Vertiefung des Querlenkers verschwindet und unten mit diesem verschraubt ist. Ich habe ihn bereits zwischen Zeige- und Mittelfinger, kann ihn beim Rausziehen aber nicht halten und - schwups - verschwindet er in eben dieser Vertiefung. Diesmal quer, ganz weit drinnen im hohl aus zwei Stahlteilen verpressten Querlenker des Hinterrads. Bisher war es nur Spaß, jetzt wird es Ernst.
Wie um alles in der Welt soll ich das Mistding da wieder raus bekommen?! Ich gehe zum Kofferraum, schließe mit dem Ersatzschlüssel auf, hole mein Super-Serpel-Kostüm heraus, verwandle mich zum Erstaunen der umstehenden Menge in den Vollidioten, der ich bin, und beginne zu überlegen …
Da du ja einen Reserveschlüssel hast, würde ich jetzt das Hinterrad abschrauben. Dann kannst du leichter auf Schlüsselsuche gehen.
Auf'm Rad hab ich auch schon des öfteren den Schlüssel geparkt. Schlimmer gehts immer: Vor 40 Jahren, noch mit'm Riesen Surfbrett fand ich die Idee, den Schlüsselbund in den Mast zu stecken, ganz vernünftig. Da gibts dann einen Mastbecher mit Gelenk zum Board, so dass der Schlüssel sicher eingesperrt ist. Sicher? Na ja ... Der Wind ließ nach und hörte dann völlig auf. Ich natürlich mitten auf'm See, etwa 3 km zum Ost- wie zum Westufer. Kein Problem: Abriggen, Segel zusammenrollen (geht heute mit den HighTech-Segeln nicht mehr), aufs Brett setzen und mit dem Mast heimpaddeln. Natürlich verabschiedete sich der Schlüsselbund beim Auseinanderbauen - ich hab ihn noch beim Hinterhertauchen mit den Fingerspitzen zu fassen gekriegt, aber mehr auch nicht. Berührt ja, aber nicht halten können. Der liegt seitdem 360 Meter tief auf dem Grund des geliebten Lago. Autoschlüssel, Hausschlüssel, Büro-Spezialschlüssel (das hat dann noch richtig Probleme gegeben.) ... Die Idee war dann plötzlich doch nicht so gut.
Mein Bruder (Sportler/Banker/Nichttechniker) hatte mal seinen neuen Funkschlüssel bei einer ähnlichen Situation mitten in Italien in die Badehosetasche gesteckt ...
@LadyLou: Auf dem Reifen ist nicht soo unüblich, kenne den "Trick" auch von anderen.
@Christian: Hihihi … deiner war weg, meiner dagegen …
… war immer noch in den Tiefen des Querlenkers gefangen. Aber ich hab’s dann tatsächlich gemacht, wie von dir vorgeschlagen: Kofferraum ausgeräumt (bereits zum zweiten Mal nach der eingefangenen Schraube im Vorderreifen), um an den Wagenheber zu kommen, Auto aufgebockt, Rad abgeschraubt und mit Taschenlampe rein geleuchtet.
Obwohl ich den Übeltäter jetzt deutlich sehen kann, komme ich wegen der zahlreichen Streben, des Stoßdämpfers und vor allem der Spiralfeder kaum besser ran als vorher. Aber wenigstens ist jetzt zu sehen, was geht und was nicht. Relativ rasch und einfach bekomme ich den Schlüssel wieder zwischen Zeige- und Mittelfinger. Allerdings ist der Spalt zwischen Querlenker und Stoßdämpfer so schmal, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie um alles in der Welt der da durch passen soll, ist schließlich ein moderner Funkschlüssel im Streichholzschachtel-Format. Beruhigend nur der Gedanke, dass er ja schließlich auch rein geschlüpft ist, dann muss er ja auch irgendwie wieder raus kommen.
Was jetzt folgte, war der zermürbendste Teil der Geschichte. Vom vergeblichen Versuch, den Stoßdämpfer unten loszuschrauben, möchte ich gar nicht anfangen, aber das Entfernen der Kunststoffverkleidung des Querlenkers war von Erfolg gekrönt. Freilich für den Erfolg der Bergungsaktion völlig unerheblich, da die Erleichterungsbohrungen des damit verkleideten Stahlteils keinen Millimeter größer waren als diejenigen der Kunststoffschale. Also alles wieder dran montiert und weiter überlegt.
Mittlerweile waren etwa zwei Stunden vergangen und ich der Lösung keinen Schritt näher …
Jetzt musste eine theoretische Überlegung her, denn das Teil widersetzte sich hartnäckig und erfolgreich allen Versuchen, aus seinem Versteck wieder raus zu kommen.
Aaalsoo: Wenn das Kästchen durch die Aussparung für den Stoßdämpfer im Querlenker in selbigem verschwunden war, dann musste es durch selbige zwingend wieder ans Tageslicht zu befördern sein. Es ging aber nicht raus, so viel war inzwischen klar. Und nun? Nochmals: es ist reingeschlüpft, kommt aber nicht mehr raus … Unsinn, Unsinn, Unsinn, das kann doch gar nicht sein! Nochmals: Rein ja, raus nicht … hmmm. Ja sicher, es gab ja nur diese eine Öffnung!
Ahhh, jetzt, ja! Bingo, das ist die Lösung! Durch das Aufbocken hat sich die Geometrie der Radaufhängung verändert, der Winkel zwischen Dämpfer und Querlenker ist spitzer geworden und versperrt nun den Zugang zu dessen Innenraum! Genau, das ist es! Wenn ich nun aber das Rad wieder aufschraube und den Wagen runter lasse, bin ich am Anfang der Geschichte und arbeite mit den Händen wieder im Dunkeln.
Jetzt geht es plötzlich ganz schnell. Am Mätressensänftenchauffeusenhandtäschchen befindet sich ein kleiner Karabinerhaken, und die passende Schnur findet sich im Schlafsacksack - nur zuerst rauspopeln (ans Reinpopeln ohne Sicherheitsnadel jetzt besser nicht denken!). Nun hilft der Bügel des Schlüsselgehäuses entscheidend weiter: Nach weiteren zehn Minuten gelingt es mir, den Minikarabiner, der inzwischen an der Schnur hängt, dort einzuklinken und damit den Schlüssel am Zug der Schnur in Startposition zu bringen.
Schließlich das Rad montieren, mit der linken Hand nach der Schnur fischen, während die rechte an der Kurbel dreht. Es sind nur wenige Umdrehungen - das Rad hat inzwischen aufgesetzt - bis es "plopp" macht und das Schlüsselkästchen wie am Haken einer Angel aus den Tiefen des Radkastens schwingt. Geil - so einfach! Wer hätte das gedacht?!
sieht so aus als ob der querlenker abgebaut und auf den Kopf gedreht werden muss (oder wie wie beim Fahrrad nach Altvätersitte das komplette Auto auf den Kopf stellen ).
meine Frage zu der ganzen Aktion: warum hast du den Schlüssel auf das Rad geleg, wenn du eh einen Ersatzschlüssel mit dir rumgetragen hast? da hättest du doch auch einen im Auto lassen können, oder? zumal der "Trick" mit dem Reifen, gerade am Strand, ja nun werder neu noch unbekannt ist - viel einladender für Diebe wäre eigentlich nur noch den Schlüssel hinter den Scheibenwischer zu klemmen.
ich bin Motorradfahrer, kein Motorradposer. Bruno, für immer in unseren Herzen
Mit Ersatzschlüssel im Auto wäre ich nicht mal an den Wagenheber gekommen. Und beide Schlüssel am Strand erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen der beiden zu verlieren, um ein Vielfaches.
Und LadyLou kannte das Versteck immerhin noch nicht. Aber vielleicht hätte ich den Schlüssel gleich im Querlenker verstecken sollen …
Zitat von Serpel im Beitrag #8Mit Ersatzschlüssel im Auto wäre ich nicht mal an den Wagenheber gekommen. Und beide Schlüssel am Strand erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen der beiden zu verlieren, um ein Vielfaches.
?????? Warum es ein vielfaches wahrscheinlicher sein soll 2 Schlüssel zu verlieren als einen sehe ich zwar nicht - aber dir traue ich sogar zu 4 Schlüssel zu verlieren wenn du zwei bei dir trägst ....
Zitat Und LadyLou kannte das Versteck immerhin noch nicht.
die klaut wahrscheinlich auch eher selten Autos,
Zitat vielleicht hätte ich den Schlüssel gleich im Querlenker verstecken sollen …
Das ist allerdings eine gute idee
ich bin Motorradfahrer, kein Motorradposer. Bruno, für immer in unseren Herzen
Wegen dem schlechten Schlüsseldepot im Querlenker habe ich auch noch nie einen Mercedes gekauft. An der Solitüde hat mal ein Besucher, mit dem ich sprach gesagt: Alles nach 220/8 wäre Schrott. Aber dass die SLK's so grosse Konstruktionsfehler haben, überrascht mich wirklich.
Nun, da komme ich doch mit meiner Frage, aber dein seliger Cinquecento hatte auch solch oben offene Querlenker-Schlüssel-Verstaufächer oder konnte man gleich das gesamte Auto offen stehen lassen?
Gruß Monti
-------------------------------------------------- Werner Fink sagte einmal: "Ich stehe solange hinter meinem Land, solange ich nicht sitzen muss, wenn ich nicht mehr hinter ihm stehe."
Cinquecento kürzer in deinem Besitz wie die Ludenschleuder?
Grüssle Monti
-------------------------------------------------- Werner Fink sagte einmal: "Ich stehe solange hinter meinem Land, solange ich nicht sitzen muss, wenn ich nicht mehr hinter ihm stehe."
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