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Dieses Thema hat 30 Antworten
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ganzjahresfahrer Offline



Beiträge: 940

27.03.2015 13:56
#31 Reise in die Türkei Antworten

Meine Geschichte handelt von meiner ersten wirklichen Motorradreise, und die ging dann gleich richtig weit, nach Finike im Süden der Türkei. Wir waren zu zweit, Andy auf seiner XJ 900 und ich auf meiner XS 400.

Meine XS war bereits über die ersten 100tsd km weit, und ich habe ein paar Tage vorher eine gründliche Revision gemacht, offene Ansaugrohre, scharfe Nocke und den ersten Übermasskolben rein gemacht. Zylinder runter und schön ausdrehen und honen lassen, alten Kolben runter und da passierte es, der Bolzenring sprang von meiner Zange, klang einmal kurz auf und war weg. Vielleicht ins dummerweise noch offene Kurbelgehäuse? Vielleicht. Magnetische Ölablassschraube montiert und das beste gehofft, der Ring ist ja zum Glück magnetisch. Ich hatte jetzt statt 27 PS rund 38 PS und meine Sekundärübersetzung länger gemacht, so dass der kleine Motor nun etwa 500 Touren weniger drehen musste .

Ich war auf das schlimmste gefasst, der Bolzenring ...

So gings also los. Wir haben für die Reise eine Fähre von Venedig nach Antalya gebucht und mussten am nächsten Tag um 12 Uhr im Hafen von Venedig sein. Alles gut bis in die Alpen, da klagte Andy über Geräusche in seiner XJ. Eine ausgiebige akustische Analyse auf einem Parkplatz erbrachte keine Hinweise, was da rappelte, also ignorieren und weiter. Irgendwo in den Alpen übernachtet und am nächsten Tag weiter nach Venedig. Die Geräusche wurden immer lauter und drangen mittlerweile sogar zu mir durch . Klang nicht gut, es schlug und rappelte. Ich hatte noch immer keine Idee, was da los ist.

Mittags um 11 Ankunft in Venedig am Hafen, rein in die Fähre und 2 Tage Mittelmeerkreuzfahrt

In Antalya durch den türkischen Zoll - chaotischer Haufen und eine weitere Geschichte wert - und dann die Küstenstrasse in Richtung Westen die rund 100 Kilometer bis nach Finike. Wir kamen noch rund 20 Kilometer weit, dann tat es einen Schlag und die Maschine von Andy hatte keinen Vortrieb mehr. Diagnose: Gebrochenes Kardangelenk. Das war es also und der geneigte und erfahrene Leser mag sich das auch schon gedacht haben. Keine Ahnung wie lange Andy das schon geahnt hat, oder ob es auch für ihn überraschend kam. Jedenfalls rollten wir auf einem kleinen Gasthof aus.

Ein paar Anrufe später hat der ADAC uns dann einen Abschlepper organisiert, der uns nach Antalya zurück bringen sollte. Nach einer Stunde rollte dann ein uralter MAN auf den Hof, einen Kran an der Ladefläche. Kurze Zeit später war dann die XJ auf der Ladefläche verspannt und Andy auf dem Beifahrersitz. Dann ging es zurück nach Antalya. Bergauf mit ungefähr 30, eine gewaltige Russwolke emittierend, bergab mit 110 und einem halb panischen XS-Treiber hintendrein. In Antalya gings dann erst mal am Flughafen vorbei und dann auf eine erste Kreuzung zu. Die Ampel stand auf Rot und euer im deutschen Verkehr geschulter Ganzjahresfahrer stieg in die Eisen, nur um dann zu sehen, wie der MAN nach einem kurzen Anbremsen über die rote Ampel stratzte. Ich hatte ja keine Ahnung, wohin der Fahrer meinen Kollegen dann entführen wollte, also kurzer Check rechts und links und hinterher. Der Typ heizte so noch über zwei weitere rote Ampeln und mein Adrenalinspiegel stieg in den roten Bereich.

Schlussendlich lieferte der Fahrer die XJ und meinen Kollegen bei der Yamaha-Niederlassung ab, irgendwo im Osten der Stadt. Yamaha-Niederlassung, ein grosses Wort für die Klitsche, bei der dann die Maschine noch drei Tage stehen sollte. Auch das eine weitere Geschichte über Zoll und Einfuhrbestimmungen, ein mitgeführtes Kabelmesser und Polizisten mit Maschinenpistolen.

Die Niederlassung bestand aus einer etwas zu gross geratenen Garage in einer Reihe von ähnlichen Garagen. Ein älterer Mann, wohl der Eigentümer, sass meistens auf einem Gartenstuhl, quatschte immer mit anderen Männern und trank Tee, während zwei Jugendliche, etwa 16 und 13 Jahre alt, geschraubt haben. Die beiden haben dann aber das Kardangelenk ratzfatz getauscht und die Schwinge danach korrekt eingestellt. Respekt, die beiden konnten schrauben ...

In den drei Tagen bis dahin habe ich Andy dann mit meiner XS einmal täglich von Finike nach Antalya zum Flughafen und zurück gefahren. Dabei haben sich dann meine Stossdämpfer hinten verabschiedet, wir sind trozt maximaler Vorspannung mehr als einmal hinten auf Block gegangen beim Durchfedern. Zu viel Dreck auf der Schubstange in Bereichen, die normalerweise ungenutzt bleiben ... und so habe ich nach ein paar Tagen praktisch keine Dämpfung hinten mehr gehabt. War schon ein lustiges Schweben und Schwingen ...

Die Reise war schön

und wech isser, der ganzjahresfahrer
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Perfekte Momente können nicht bewahrt werden, nur in der Erinnerung - Leonard Nimoy LLAP

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