auch wenn ich mich mit den Titanen des Motorrad-Reiseberichts sicher nicht messen kann, will ich hier auch mal einen Beitrag leisten, wenn er auch aus dem üblichen Rahmen fällt.
Zwar geht es hier um eine Motorrad-reise, wenn auch nicht mit der W, aber im laufe des Berichts wird man sehen, dass das Motorrad fahren hier kaum im Mittelpunkt steht, sondern in der Hauptsache "Mittel zum Zweck" ist. Und der Zweck ist, relativ nah an die Menschen im bereisten Land heran zu kommen.
Auf geht's...
Die Planung Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, ich würde mit einem altertümlichen Motorrad 3 Wochen durch Indien fahren, hätte ich ihn sicher für verrückt erklärt. Ich war noch nie in Asien, geschweige in Indien und mir würden spontan etliche Ziele einfallen, die ich lieber besuchen würde als ausgerechnet Indien.
Aber, frei nach dem berühmten Zitat: „Was geb ich auf mein Geschwätz von gestern“, habe ich mich dann doch von einem Freund überreden lassen. Auch wenn es keine Youngtimer-Reise (Link) werden sollte, ich also nicht als Guide vorweg fahren muss, kommt man um etwas Vorbereitung nicht umhin. Es wurden also verschiedene Reiseführer gewälzt und erfahrene Bekannte interviewt.
Dabei merkt man, dass gar nicht so wenige Leute schon diese oder ähnliche Reise gemacht haben. Schnell war klar, dass wir (mittlerweile waren aus uns zweien vier geworden) das nicht individuell machen wollten sondern dass es eine geführte Tour werden sollte. So entscheiden wir uns schon im März 2013 für die Rajasthan-Tour des Veranstalters Wheel-of-India.(Link)
Visa-Beantragung, Impfungen und Flugbuchungen nehmen etwas mehr Zeit in Anspruch als eine normale Mopped-Reise. Von unserem Veranstalter, übrigens Deutsche, wurden wir regelmäßig informiert und so wussten wir bald, dass die Gruppe acht Mann umfassen würde und dass wir daher ein Begleitfahrzeug bekommen würden fürs Gepäck. Das macht das Packen doch erheblich einfacher.
Die Tour sollte mit traditionellen Enfield-Bullet gefahren werden. Da niemand wusste, welches Modell es am Ende wird, habe ich sicherheitshalber noch eine „Fahrstunde“ auf der rechts-geschalteten Bullet meines Freundes gemacht. Zur Anreise hatten wir uns einen Abendflug ab Frankfurt ausgesucht, mit dem Vorteil, dass man vormittags in Delhi ankommt. Die anderen Teilnehmer hatten andere Flüge (ab Berlin bzw. Zürich) mit teils ungemütlichen Ankunftszeiten mitten in der Nacht.
Tag 1 - Mittwoch 26.02.2014
Anreise
Wir treffen uns auf dem Frankfurter Flughafen und checken bei Air India ein. Die Abfertigung ist normal, allerdings dauert die Security sehr lang und Motorradstiefel und –helm sind wohl auch kein alltägliches Reisegepäck an Bord. Wie in allen Fliegern ist man fast dauernd beschäftigt mit Essen, Kaffee trinken, Filme gucken oder Musik hören. So vergeht die Zeit schnell und gegen 10:00 Uhr Ortszeit landen wir in Delhi.
Tag 2 - Donnerstag 27.02.2014
Delhi
Unser Fahrer bringt uns per Auto in die ca. 30 km entfernte Metropole. Hatten wir im Flughafen noch den Eindruck eines ganz normalen, modernen Flughafens, ändert sich das, kaum dass wir auf der Straße nach Delhi sind. Der erste Eindruck ist, Dreck, Lärm, Verkehrschaos, Menschenmassen und überall Kühe auf der Straße. Wir verbringen den Tag in Delhi und erleben mit den Prachtstraßen der Engländer in Neu-Delhi und den lärmigen, unglaublich engen Gasen in Old Delhi krasse Gegensätze und den ersten Kultur-Schock.
Indien_27. Februar 2014_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) DAS Hauptverkehrsmittel neben Moppeds ist das Fahrrad in allen denkbaren Versionen.
Der Reiseführer rät dem Indien-Novizen, seine westlichen Maßstäbe und Vorurteile zuhause zu lassen und sich einfach auf Indien einzulassen. Das ist wohl die beste Empfehlung für einen entspannten Urlaub. Wir besichtigen das rote Fort, einen eindrucksvollen Palast mitten in Delhi und gehen dann durch die zahllosen, engen Basare. Man hat den Eindruck, alles passiert auf der Straße, von den kleinen Läden bis zu Werkstätten oder dem Friseur. Gab es im „britischen“ Teil von Delhi noch etliche Touristen oder zumindest westlich aussehende Menschen, so begegnen wir in Old Delhi nur noch Einheimischen.
Indien_27. Februar 2014_2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Britische Stadtplanung in Neu-Delhi
Indien_27. Februar 2014_3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das typische Auto Indiens, der Ambassador. Hier als (immer) weißes Dienstfahrzeug vor einem Regierungsgebäude.
Man fällt als Europäer hier schnell auf und so werden wir bald von einem einbeinigen „Fremdenführer“ adoptiert. Er lässt sich weder durch Nichtbeachtung noch durch plötzlichen Richtungswechsel abschütteln. Andererseits hat es auch was Gutes, denn er kennt sich naturgemäß besser aus als wir mit unserem angelesenen Reiseführerwissen und zudem hält er uns andere „Interessierte“ als potenzielle Konkurrenten vom Hals.
Indien_27. Februar 2014_6.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Unser Guide
So besuchen wir die einzelnen Märkte, wobei der Begriff eigentlich falsch ist. Es gibt die Straße der Topfverkäufer, die Straße der Nähmaschinen-Reparateure und die Straße der Fahrrad-Heiler. Den Gewürzmarkt, hier wirklich eine Ansammlung von mehreren Straßen voller Gewürzläden, erkennt man schon von Weitem und der intensive Geruch bekommt nicht jedem, vor Allem wenn sich noch Sandelholz und Räucherstäbchen dazwischen mischen.
Indien_27. Februar 2014_7.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Fahrradwerkstatt
Indien_27. Februar 2014_9.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und das ist nicht der kleinste Laden. Selten habe ich so viele Leute Zeitung lesen sehen. Vielleicht lag es am damals dem Höhepunkt zustrebenden Wahlkampf.
Indien_27. Februar 2014_10.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Blüten werden immer und massenhaft gebraucht.
Indien_27. Februar 2014_11.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Kleiner Schwatz auf dem Vorplatz der Moschee.
Indien_27. Februar 2014_13.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Gesucht - Indias next Top-Model!
Es ist ein Nachmittag voller unglaublicher Eindrücke. Abends organisiert unser Guide noch ein Abendessen aus einer nahen Garküche und wir bekommen die erste „Einweisung“ in die Küche Rajasthans. Das ist sowieso ein der ersten Lehren die wir in den nächsten Tagen noch verinnerlichen werden. Sowenig wie ein Besucher Deutschlands sagen kann, er habe Europa kennen gelernt, kann man behaupten man kenne Indien, wenn man in einem seiner Bundesstaaten war.
Unsere Reise führt uns nur durch Rajasthan sowie ein Stück durch Uttar Pradesh in dem Delhi liegt. Morgen fahren wir mit dem Land Rover nach Jhunjhunu um dort die Motorräder zu übernehmen. Für die Strecke von ca. 230 km sind 6 bis 7 Stunden geplant. Noch fragen wir uns, warum das so lange dauern soll. Wir sind gespannt.
Tag 3 - Freitag 28.02.2014
Jhunjhunu
Wir beginnen den Tag mit dem, was man in Indien offenbar als das Standard-Frühstück für den westlichen Touristen anbietet, Toast, Omelett, Butter und Marmelade. Alles eher einfach und etwas britisch. Wir starten um 8:00h und bald wird klar, warum für die 230 km gut 6 Stunden angesetzt sind. Stau und endloser Stop-and-Go begleiten uns bei unserer Fahrt nach Westen weit über 30 km. Über die mehrspurige Autobahn wälzt sich der Verkehr bis zu den modernen Trabantenstädten und zum Flughafen.
Danach wird der Verkehr weniger, die Straßen dafür deutlich schlechter. Der Straßenzustand ist teilweise unterirdisch. Tiefe Schlaglöcher, die zur Schrittgeschwindigkeit zwingen, wechseln mit guten Abschnitten ab. Diese haben aber die heimtückischen Speed-Breaker, 3 bis 7 künstliche Bodenwellen, die man manchmal erst sehr spät sieht. Da möchte man nicht in voller Fahrt drüber knallen.
Indien_28. Februar 2014_14.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Tuctuc in voller Fahrt. Da geht noch was rein, voll ist anders.
Die Straßen sind gesäumt von Armut und Schmutz. Das nimmt noch zu als wir das arme Rajasthan erreichen. Teilweise liegt der Müll meterhoch in den Dörfern, dazwischen die heiligen Kühe und streunende Hunde. Und in all dem spielt sich das dörfliche Leben ab.
Indien_28. Februar 2014_15.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Merin Lieblings-Spektakel - Show-down am Bahnübergang. Man steht auf beiden Seiten der Schranke über die volle Straßenbreite!
War die Landschaft um Delhi noch eher eintönig und nicht speziell, wechselt das Bild in Rajasthan eher zu Steppe oder Savanne. Zahlreiche rauchende Schlote zeigen die Öfen der Ziegelsteinbrennereien an. LKW werden am Straßenrand im Dreck vor der als Werkstatt dienenden Hütte repariert. Wir begegnen mehrfach Prozessionen mitten auf der Autobahn, ein anderes Mal sind es Wahlkampfveranstaltungen.
Indien_28. Februar 2014_16.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ziegel werden in Massen hergestellt.
Indien_28. Februar 2014_17.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Es gibt viele Traktoren, doch ebenso oft werden Kamelkarren eingesetzt.
Indien_28. Februar 2014_18.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Gestern und heute - fast jeder Inder hat ein Mobiltelefon, zumindest wenn er irgenwie als fliegender Händler tätig ist.
Nach insgesamt 8 Stunden haben wir die 250 km geschafft und erreichen unser Hotel. Nett gemacht im Stil eines Haveli (Link) Es gibt zwar einen Pool, der ist aber leer. Wahrscheinlich ist ein einfach noch zu kalt.
Hier begegnen wir auch erstmals unseren Enfields, ordentlich aufgereiht und sauber blinkend geputzt. Zu unserem Fahrer stößt nun auch der Tour-Mechaniker, ein junger Bursche, der die Enfields wohl wie seine Westentasche kennt. Die Kenntnisse wird er im Laufe der Reise noch ein paar Mal brauchen. Morgen geht es endlich los mit dem Mopedfahrern.
Das Abendessen war OK, ob die Tomatensuppe wirklich indisch ist, sei mal nicht hinterfragt. Es gab das bekannte Gemüse, Linsen (Dal), Fladenbrot (Nam) und Hühnchen. Wenn dieses Chicken typisch ist, bleibe ich beim Vegetarischen. Der Trick ist zu fragen, ob der Vogel „boneless“ ist oder nicht. Im negativen Fall hatte das Tier einen schweren Unfall und zahllose Knochenbrüche erlitten. (Merke: not boneless heißt, das Maul voller Knochensplitter zu haben.)
Indien_01. März 2014_32.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Typisches Hotelzimmer während unserer Reise.
Es hat die ganze Nacht geregnet, entsprechend sind die Wege und der Hoteleingang überflutet. Meine lästerliche Frage, ob es nicht doch Monsun sei, quittiert unser Guide Abdul leicht angepisst. Das Wetter passt ihm auch nicht.
Nach dem Standard-Frühstück geht es nach einer kurzen Einweisung auf die kleine Übungsrunde. Das Anlassen bzw. –kicken klappt ganz gut. Die ersten paar hundert Meter bis zur Tankstelle komme ich mit der Schaltung nicht zurecht und finde keinen Leerlauf. Auf den Rat eines Mitfahrers lasse ich dann die Schaltwippe hinten weg und schon klappt es.
Die Ortsdurchfahrten sind grauslich, besonders weil der Regen die Straßen in Morast verwandelt hat. Auf der Landstraße geht es dann besser und mit 60 – 70 rollen wir dahin. An einer unscheinbaren Stelle macht alles halt und ich wäre durch eine Sekunde Unachtsamkeit fast meinem Vordermann hinten drauf gefahren. Glück gehabt.
Wir besichtigen einen Brunnen bzw. eine Quelle mit der typisch schreiend-bunten Bemalung, daneben einen Hindutempel, den wir von außen fotografieren. Es sind Gläubige beim Beten, angeblich stört das Fotografieren aber nicht.
Indien_01. März 2014_21.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Erste Rast
Der nächste Stopp ist in Nawalgarh, einem Ort voller Havelis. Wir besuchen einen in einigermaßen abgerissenem Zustand, der sogar bewohnt ist. Es sind Mieter und die Eigentümer der Häuser investieren offenbar nichts in den Erhalt der Häuser. Zwei Straßen weiter machen wir Pause in einem wunderschön renovierten Haveli. Die ganze Inneneinrichtung ist bunt bemalt, die Möblierung gediegen und das Haus wirkt so wie ein Palast. Indien_01. März 2014_26.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Aufwändig restaurierter Haveli.
Indien_01. März 2014_23.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Typisches Transportmittel auf dem Land.
Danach geht es wieder zurück und wir machen nochmal Pause an einem Hindutempel des Affengottes Hanuman, nach dem Elefantengott einer der beliebtesten Götter.
Indien_01. März 2014_31.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Neben dem Elefantengott ist de Hanuman sehr beliebt.
Indien_01. März 2014_30.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Indien_01. März 2014_29.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hindutempel sind immer seehr bunt.
Im quasi gegenüberliegenden „Truck-stop“ essen wir das Standardessen, Nam und Dal, auch wenn uns unser Guide animiert, hier gäbe es Essen mit „local spice“. Wir werden noch lernen, dass jeder Inder „seine“ Küche bzw. die seiner Region für die allerbeste hält. Die frisch im gemauerten Ofen gebackenen Fladen sind mit Zwiebeln gefüllt und wirklich lecker.
Indien_01. März 2014_20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Standard-Fastfood.
Langsam bekommt man ein Gefühl für die Maschine und auch die längeren Strecken sind jetzt einfacher machbar. Zurück in unserem Hotel machen wir etwas Siesta bevor es nachmittags in die Stadt geht. Verglichen mit Delhi ist Jhunjhunu mit seinen gut 120.000 Einwohnern fast ein Dorf. Wir fahren mit zwei Tuctucs mitten rein steigen am Marktplatz aus und werden prompt von einer Gruppe Bettlerkinder „adoptiert“. Den ganz speziellen Palast, den wir nach dem Reiseführer eines Mitfahrers unbedingt besichtigen wollen, finden wir nach einigem Suchen und Fragen und er stellt sich dann als Ruine heraus. Immer mehr habe ich das Gefühl, dass zu viel Vorbereitung mittels Reiseführer und Erwartung, oft zu Frust führt.
Kaum im Hotel zurück, bricht ein Gewitter los, was uns aber den Spaß am indischen Abendessen nicht verleiden kann.
Indien_01. März 2014_27.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Indien_01. März 2014_22.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Nicht kamerascheu
Indien_01. März 2014_28.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) ..ebenso die Damenwelt.
Indien_01. März 2014_24.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bollywood ist überall.
Morgen haben wir erstmals eine „richtige“ Etappe vor uns, etwa 180 km. Allerdings fahren wir nicht mit den Enfields ins Hotel sondern tauschen die unterwegs gegen Kamele.
Wir hatten uns gestern Abend noch für indisches Frühstück entschieden und bekommen heute Morgen statt Toast mit Omelett etwas Ähnliches wie zum Abendessen, nur weniger scharf. Der Start verzögert sich etwas, weil eine Maschine nicht anspringt. Das wird den Tag über noch Probleme machen. Der erste Teil der Strecke ist identisch zum Vortag durch die Dörfer mit den schlechten Straßen.
Nach ungefähr einer Stunde hält unser Guide an einer Abzweigung an um auf die Nachzügler zu warten. Als ich mich umsehe, krabbelt gerade einer der Berliner unter seiner Bullet hervor. Zuerst sieht es so aus, als ob er seinem Vordermann drauf gefahren wäre, es stellt sich aber heraus, dass er sich auf Sand verbremst hat und das Vorderrad weg gerutscht ist. Da er in Jeans fährt, ist sein Knie nun blutig. Den verbogenen Sturzbügel richtet unser Mechaniker mit dem Hammer. Nach kurzer Pause geht es weiter.
Indien_02. März 2014_34.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Warten am Bahnübergang. Rechts unser Guide aus Kaschmir.
Indien_02. März 2014_35.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Vermutlich eine Hochzeit..
Die Landschaft wird sandiger und wechselt zur Halb-wüste. Die Hauptstraße ist in gutem Zustand oder wird in zahlreichen Baustellen saniert. Diese Baustellen sind spannend. Denn obwohl es „eigentlich“ nur eine Spur gibt, wird im Gegenverkehr gefahren. D.h. für uns ab und zu anhalten oder sogar in den Straßengraben ausweichen.
Irgendwann fehlt eine Maschine. Als auch längeres Warten nichts hilft, fährt unser Guide zurück. Später erfahren wir, dass an der start-unwilligen Maschine der Kabelbaum ausgetauscht wurde, wohlgemerkt am Straßenrand und mit einfachsten Werkzeugen.
Kurz vor Bikaner ist unsere heutige Fahrt zu Ende und wir tauschen die Maschinen gegen Vierbeiner mit einem Höcker, also wohl doch Dromedare. Wir nehmen nur Handgepäck mit, unser Gepäck für die Nacht fährt Kamelkarren.
Indien_02. März 2014_37.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Was guckst Du?
Indien_02. März 2014_39.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Der Autor auf dem Höckertier. man achte auf den multi-funktionalen Tankrucksack!
Das Aufsteigen klappt und der Ritt ist nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Nach einer Stunde Geschaukel erreichen wir das Camp. Außer ein paar Zelten und zwei Kamelkarren gibt es nichts zu sehen. Wir beziehen die Zweimannzelte und richten uns ein für die Nacht. Danach geht es zunächst auf die Dünen den Sunset fotografieren. Nichts wirklich Spektakuläres aber eben Programm.
Indien_02. März 2014_40.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Unser Lager.
Indien_02. März 2014_38.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Night-live
Es wird schnell dunkel und bei Kerzenschein bekommen wir von der Kamel-Crew ein wirklich leckeres Essen serviert, wieder mit ganz anderen Gewürzvarianten. Wir sitzen noch lange beim Lagerfeuer und ein paar Jungs der Crew versuchen sich als Musiker. Man muss nicht alles können, kochen können sie eindeutig besser. Einige schlafen im Freien, allerdings wird es nachts doch recht frisch.
Indien_02. März 2014_41.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Sunset in der Wüste.
Nach gefühlt kurzer Nacht gibt es am kühlen Morgen ein rustikales Frühstück, danach geht es per Kamelkarren zurück zu dem Enfields.
Indien_03. März 2014_a_01.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Erwachen in der Wüste
Indien_03. März 2014_42.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Alle noch etwas müde beim Frühstück
Indien_03. März 2014_a_02.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Rückfahrt im Kamelkarren
Im Dorf dauert es wieder etwas, weil eine Maschine nicht anspringen will. Die mit dem „frischen“ Kabelbaum ist dagegen kaum wieder zu erkennen und läuft problemlos.
Indien_03. März 2014_49.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Unser Fuhrpark
Wir fahren die kurze Strecke nach Bikaner und das letzte Stück durch die Stadt ist das absolute Chaos. Das Hotel ist ein wahrer Palast und entspricht wirklich dem Klischee eines Maharadja-Domizils. Alle Zimmer sind individuell eingerichtet und liebevoll mit alten Sachen dekoriert. Wir haben uns alle gegen den Besuch des Rattentempels entschieden. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Karni-Mata-Tempel) und verbringen die Zeit bis zum geplanten Besuchs des großen Forts im Hotel.
Das große Fort ist wirklich atemberaubend prächtig. Man kann sich die Pracht vergangener Maharadja-Zeiten gut vorstellen. Auch wenn die ehemaligen Fürsten heute nur noch normale Bürger sind, ist vom Reichtum noch genügend geblieben. Immerhin gehört das Fort immer noch der Familie.
Indien_03. März 2014_a_04.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das große Fort vom Hotel aus gesehen.
Indien_03. März 2014_a_05.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Eingang und Treppen sind alle aus feiner Sandstein-Steinmetzarbeit gemacht.
Indien_03. März 2014_a_06.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Der ehemalige Fürst war wohl vernarrt in die Fliegerei.
Indien_03. März 2014_a_07.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Indien_03. März 2014_a_08.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Indien_03. März 2014_a_09.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Starb der Maharadja, hatten seine Frauen schlechte Karten, sie gingen mit ins Feuer. Das sollen die Handabdrücke der Frauen eines der früheren Fürsten sein. Witwenverbrennungen sind leider auch heute noch ein Thema in Indien.
Indien_03. März 2014_a_10.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hinter den feinen Gittern konnten die Damen den Gesprächen im Hof oder in den Salons folgen und so, ungesehen, etwas am politischen Leben teilnehmen.
Indien_03. März 2014_a_11.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Gold gab es offenbar im Überfluss.
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In der Stadt stoßen wir auf Gruppen von Wahlkämpfern. Ein Freund lässt sich ins Gespräch ziehen und unterstützt am Ende den Wahlkampf der Splitterpartei "Wahrheit" mit einer großzügigen Spende.
Morgen seht mit 330 km die längste und, laut Karte, auch die langweiligste Etappe auf dem Plan.
@mattes "Fährt" sich total einfach, weil Vollautomatik. Macht eh nur was es will und nicht was der Passagier will. @Falcone Beim nächsten Mal bist Du dann eben dabei.
Die nächsten Bilder gibt es wieder Sonntag, bin z.Zt. in Dublin
Wir starten Richtung Westen und die Straße von Bikaner nach Jaisalmer kann man nur als stinklangweilig bezeichnen. Die Landschaft ist keine richtige Wüste sondern mehr dürre Steppe mit einzelnen Bäumen und Büschen. Vereinzelt stehen Hütten oder Behausungen der Bauern und Hirten. Straßenkreuzungen sind meist mit etlichen Verkaufsständen wie ein Geschwür bewachsen und die wenigen Brennpunkte sozialen Lebens.
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Typischer "Truckstop" an einer Kreuzung zweier Landstraßen.
Da die Szenen so langsam den Reiz des Exotischen verlieren, überwiegt der Eindruck von Trostlosigkeit. Im Gegensatz zur Landschaft sind die Straßen in gutem bis sehr gutem Zustand. Man merkt die Nähe der Grenze zu Pakistan und die militärische Präsenz ist unübersehbar.
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Kamelzucht am Straßenrand
Mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 60 ziehen sich 330 km ewig hin. Gegen 16:00h haben wir es dann geschafft und fahren durch die vergleichsweise saubere Einfallstraße nach Jaisalmer.
Die Stadt ist berühmt für seine feingliedrigen Sandsteinfassaden und unser Hotel macht da keine Ausnahme.
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Fassade unseres Hotels
Wundervolle Details an Erkern und Fenstern und selbst in den großen Zimmern sind in die Wand eingelassene Lampen aus Sandstein gefertigt.
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Details innen (OK, den Schalter hätte man auch noch in Sandstein ausführen können ..
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Details außen
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Altstadt
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Der Erhalt solcher Häuser ist auch in Indien teuer, daher sind sie in unterschiedlich gutem Erhaltungszustand
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An vielen Häusern findet man diese Plakate mit Ganesh, dem Elefantengott. Meist sind dies "Anzeigen", wer wann in diesem haus geheiratet hat und wer hier wohnt.
Eine Sache, die man bei solchen geführten Reisen kaum vermeiden kann, ist dass man in allerbester Absicht in diverse Läden und Manufakturen geführt wird. Man muss natürlich nichts kaufen darf auch einfach nur schauen oder den anderen beim Feilschen zusehen.
Heute steht ein solcher Laden mit wirklich schönen Kaschmirsachen auf dem Programm. Der Verkäufer macht eine gute Show und man lernt einiges über Kaschmir-Seide, Kaschmir und Baby-Kaschmir (oder auch Cashmere) Es wird einiges gekauft und alle haben ihren Spaß, nicht zuletzt auch am leckeren Gewürztee.
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Top Verkäufer. "In Germany, you can call me Großhandel!"
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Welches Tücherl hättens den gern?
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Blick vom Hoteldach auf das große Fort, welches wir morgen besichtigen wollen.
Nach der großen Etappe gestern haben die Motorräder heute Pause. Wir besichtigen mit einem Führer die Stadt Jaisalmer. Haben wir gestern Abend auf der Runde zum Kaschmirladen bereits einiges gesehen, so zieht er jetzt die ganz große Show ab. Die Häuser sind wirklich prachtvoll, die größten brauchten 60 Jahre zur Fertigstellung. Jaisalmer war früher ein wichtiger Handelsknotenpunkt wo sich Kamelrouten kreuzten. Spätestens nach der Spaltung des Landes, verlor es seine Bedeutung und liegt heute in Indien eher abseits.
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Spontane Schuhreparatur auf der Straße. Der Motorradstiefel wird einfach mit der Hand genäht.
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Einerseits ist das Land unglaublich dreckig. Andererseits sind die Menschen sehr reinlich und putzen und fegen den ganzen Tag. Meist reicht diese Fürsorge aber nur bis zur Haustür. Nicht zuletzt deshalb zieht man immer die Schuhe aus beim betreten eines Privathauses.
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Fahrbereit
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Wir besichtigen einen dieser Prachtbauten ..
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.. in dem natürlich auch Kunsthandwerk angeboten wird.
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Nicht Foto-scheu, jung ..
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.. und alt.
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Haustiere
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Unterwegs in der Altstadt
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Der Platz auf dem wir hier stehen, wurde durch den Abriss eines Hauses geschaffen. Nur damit die Touristen das gegenüberliegende, bedeutendere, besser sehen und fotografieren können.
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Angeblich der längste Schnurrbart und natürlich auch im Guinness-Buch der Rekorde. Wir haben es nicht nachgeprüft.
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Das ist nicht ironisch gemeint. Relativ zu anderen Städten, ist Jaisalmer auch wirklich "etwas weniger dreckig".
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Keine Lawine, sondern ein Verkaufsstand für Tongefäße.
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Das angebotene Gemüse unterscheidet sich nur wenig von dem bei uns.
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Zwiebeln sind eines der Grundnahrungsmittel.
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Abendessen über den Dächern der Stadt..
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.. mit Musikbegleitung.
Nachmittag steht zur freien Verfügung, mache gehen in den Silberbasar, andere zur Ayurveda-Massage. Die letzteren erkennt man noch Tage am Geruch des Massageöls.
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Zitat von tom_s im Beitrag #1Ich war noch nie in Asien, geschweige in Indien und mir würden spontan etliche Ziele einfallen, die ich lieber besuchen würde als ausgerechnet Indien...
Es geht mir ja ähnlich, aber dein Reisebericht macht schon Lust und Laune, das vielleicht irgendwann doch mal auszuprobieren.
Es ist ein schöner Reisebericht mit schönen Bildern und Eindrücken!