Den ursprünglich angedachten Ausflug zum Amber-Fort auf Elefanten lassen wir dann doch sein. Die Stadt ist schon touristisch genug und uns steht eher der Sinn nach Selbsterkundung. Bald werden wir merken, dass „Stadtbesichtigung zu Fuss“ in einer 3-Millionen-Stadt keine gute Idee ist.
Zunächst fahren wir zu einem Palast im See, der offenbar als Hintergrund für Selfies bei Schulklassen sehr beliebt ist.
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Palast im See als beliebtes Fotomotiv
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Der See ist so überdüngt, dass man die Fische fast mit bloßer Hand greifen kann.
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Tourivergnügen auf tätowiertem Dromedar.
Wir machen die obligatorischen Fotos und fahren dann ins Stadtzentrum um das berühmte Observatorium Jantar Mantar zu besichtigen. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jantar_Mantar) Seit es Unesco-Weltkulturerbe ist, stehen überall Wachen herum und achten streng darauf, dass die, an sich begehbaren „Instrumente“ nicht betreten werden. Der Erbauer, Jai Singh II., war der Überzeugung, dass die astronomischen Instrumente besonders genau würden, wenn man sie nur groß genug baut. Daher die bis zu 27 m hohen Sonnenuhren.
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Sonnenuhr XXL
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Sonnenuhr XXL
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Sonnenuhr XXL
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Sonnenuhr XXL
Später wollen wir den berühmtesten Lassi-shop besuchen (vergleichbar der berühmtesten Eisdiele in Venedig oder der berühmtesten Fish-n-chips Braterei in Portsmouth), verfranzen uns aber im Gewimmel der zahllosen Gassen.
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Strasse der Nähmaschinenmonteure - und immer gibt es Chai (Tee)
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Gleich nebenan - das Tresorfachgeschäft.
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Metallverarbeitung mit allen Vieren.
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Die aktuelle Herrenmode, selbst alte Männer lassen sich Teile von Haar oder Bart in dieser wunderschönen KTM-Farbe färben.
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Süßigkeiten to-go - und die Silberfolie wird mitgegessen.
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Durch das bevorstehende Holi-Fest machen die Farbpulververkäufer ein Bombengeschäft.
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So bunt wird in einigen Tagen die ganze Stadt aussehen.
Zum Schluss besichtigen wir noch das berühmteste Bauwerk der Stadt, den Palast Hawa Mahal, den „Palast der Winde“. Wiki weiß dazu: „Die auffällige Konstruktion diente den zahlreichen Damen des Hofes, die sich nicht unter das einfache Volk begeben durften, als Beobachtungsposten vor allem bei den beliebten Prozessionen. So sah, hörte und roch man alles von der Straße, konnte aber aufgrund der abdunkelnden Bauweise von außen nicht bemerkt werden. Ihren Namen erhielt die Schaufassade wegen der raffinierten Luftzirkulation, die stets eine frische Brise durch die Räume ziehen ließ.“
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Mach dem Pausentag stehen heute 250km auf dem Plan. Auch von dieser Etappe ist fahrtechnisch wenig zu berichten, außer dass die letzten Kilometer vor Agra wieder die Hölle waren. Heiß, dreckig und ein unbeschreibliches Verkehrs-Chaos. Nach fast 3 Wochen sollte man langsam daran gewöhnt sein, es kommt aber immer noch schlimmer als man es erwartet.
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Kein Vermummungsverbot - der Autor mit seiner Bullet.
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Unser Service-Team - Fahrer rechts und Schrauber
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Unser Guide aus Kaschmir - voll cool.
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Claudia was here?
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Keine Müllhalde sondern ein normaler Marktplatz.
Im eher westlichen Hotel erholen wir uns von der Fahrt, wg. der Hitze meiden wir sogar den Pool, die Dusche ist angenehmer. Hier mache ich auch den ersten Fehler was Essen und Trinken angeht. In einer nah gelegenen Bar trinken wir etwas kaltes und bekommen natürlich Eis dazu. Das Mineralwasser ist ungefährlich, weil in Flaschen, das Eis jedoch lokal hergestellt wird und so werden einige von uns in der Nacht Besuch von Montezuma oder seinem indischen Pendant bekommen werden. Das große Thema in Agra ist das Taj Mahal, die Besichtigung ist für morgen früh geplant.
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Nachtleben in Agra
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Blick in die Küche.
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Oder lieber gleich zur nächsten Garküche am Straßenrand. Meist leckerer als es aussieht.
Am späten Nachmittag fahren wir mit zwei Tuctucs auf die gegenüber liegende Seite und bewundern das berühmteste Mausoleum der Welt von außen. Agra lebt von den zahllosen Touristen, die das Gleiche tun und so knipsen wir im Rudel die Speicherkarten voll.
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Das Taj Mahal von der "anderen" Flußseite. Selbst aus der Entfernung kann man die Menschenmassen ahnen.
Einer unserer Mitreisenden war vor über 25 Jahren schon einmal hier und kann daher besser als wir anderen die Unterschiede beschreiben. Damals war er mit seinen Freunden und gerade noch knapp 20 anderen Besuchern hier. Morgen früh werden wir sicher mit Hunderten in der Schlange stehen.
Früh morgens geht es los und wir rumpeln noch etwas verschlafen mit den Tuctucs Richtung Palast. Nach der unvermeidlichen Sicherheitskontrolle stehen wir staunend vor dem wirklich eindrucksvollen Bauwerk.
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Noch etwas müde Schlange stehen. Es gibt natürlich drei Schlangen, für Inder, für Ausländer und für Frauen. Grund ist die Leibesvisitation am Eingang.
Der frühe Termin hat nicht nur etwas mit der morgendlichen Kühle zu tun. Das marmorne Bauwerk sieht im zarten Rosa des erwachenden Tages einfach unglaublich schön, oder auch schön kitschig aus.
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Noch herrscht leichter Morgendunst.
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Die Sonne kommt langsam hoch.
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Wir sind nicht alleine unterwegs.
Unser Guide führt uns in einer Art von Foto Tour zu den besonders guten Fotopositionen. Einerseits stört das etwas nach dem Motto „Take your picture here!“ a la Neckermann, andererseits bekommt man von ihm auch vieles an geschichtlichem Hintergrund zu hören.
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Einfach eindrucksvoll
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Unglaublich viele feine Details, ein Fest für hoch-auflösende Kameras.
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Die Kitschpostkarte zum Schluß!
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Alles für die Touristen - damit keiner gestochen wird, werden die Bienen täglich getötet.
Nach gut 2 Stunden sind wir durch, wobei das innere der Kuppel durch Menschenmassen, Lärm und Wärme kein Genuss ist.
Nach etwas Erholung im Hotel besuchen wir die nahegelegen Kunsthandwerks-Betriebe. Das Taj Mahal ist moslemischen Ursprungs und die persisch-stämmigen Familien sind stolz, dass sie vom Staat mit dem Erhalt der filigranen Ornamente beauftragt wurden. Freitags ist das Bauwerk für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Einerseits wg. der des moslemischen Gebetsritus und andererseits weil dann notwendige Reparaturen vorgenommen werden. Natürlich nutzen sie ihre handwerklichen Fähigkeiten auch, um den Touristen Andenken im Taj Mahal Stil zu verkaufen.
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Detail der Intarsien
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Kunsthandwerkstätten in Agra
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Neben der Instandhaltung des Taj Mahal werden mit gleicher Technik auch hochwertige Mitbringsel angefertigt..
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..und professionell präsentiert.
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Nach dem Besuch - ein Schwatz beim Warten auf den Bus.
So langsam nähert sich das Ende unserer Reise. Geplant war, dass wir das letzte Stück von Agra nach Delhi nicht per Motorrad fahren. Nach den Erfahrungen der letzten Wochen widerspricht da niemand. Stattdessen haben wir Tickets für eine Bahnfahrt. Es gibt 9 Klassen und nur die obersten drei werden überhaupt Ausländern empfohlen. Man muss grundsätzlich vorbuchen, spontan gibt es, zumindest offiziell, keine Fahrscheine. Die Waggons werden in drei Reihen genutzt. Unten die „normal“ sitzenden, darüber hat man eine Ebene eingezogen, auf denen die Passagiere nur liegen können und auf dem Dach wird ebenfalls in Massen mit gefahren.
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Umweltschutz in Indien - die grün-gelben Tuctucs fahren mit Gas, die schwarzen mit Diesel.
Als wir den Bahnhof erreichen, hat unser Zug bereits 3 Stunden Verspätung und niemand weiß, ob es dabei bleiben wird. So spannend die Fahrt sicher geworden wäre, um Mitternacht in Delhi ankommen um dann unser Hotel zu suchen, will niemand. Also organisiert unser Guide über sein „Familien-Netzwerk“ zwei Großraumtaxis und wir fahren gänzlich ohne Abenteuer über die brandneue und völlig leer Autobahn nach Delhi.
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Am Bahnhof von Agra.
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Das Holy-Fest wirft seine Schatten bzw. Farbbeutel vorraus.
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Auch wenn es eng zugeht, bleiben die Menschen doch freundlich.
Die Hitze nimmt nun täglich zu und so erreichen wir ziemlich platt unser letztes Hotel. Beim Abendessen lernen wir die nächste Gruppe kennen, die morgen Richtung Norden in die Berge starten werden und unsere Motorräder übernehmen.
Der Tag war anstrengend und so ist die „Abschiedsparty“ nicht sonderlich überschäumend. Wahrscheinlich muss m an die unglaublich vielseitigen Eindrücke erst verarbeiten um sich ein eigenes Bild zu machen.
Da heute einer der wichtigsten Feiertage, das Holy-Fest, gefeiert wird, ist die Stadt am Morgen so ruhig wie bei uns am Sonntagmorgen. So erreichen wir den Flughafen sehr zeitig, verabschieden uns von unserem Guide und vertrödeln die Zeit bis zum Abflug unserer Maschine nach Deutschland.
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Unser letzter Eindruck von Indien!
Fazit
Von all den verschiedenen Reisen nach Indien, die Wheels of India anbietet, war diese durch Rajasthan sicher nicht die fahraktivste, um es vorsichtig auszudrücken. Teilweise ewig lange gerade Straßen ohne eine Kurve, dann wieder unglaublich schlechte Strecken mit zahllosen Schlaglöchern haben Mensch und Maschine ordentlich gefordert.
Andrerseits gibt es wohl kaum eine bessere Art des Reisens um wenigstens etwas mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen. Mit dem Bus oder, was die Engländer sehr lieben, mit dem Ambassador-Mietwagen und eigenem Fahrer, hat man immer eine gewisse Distanz zu den Menschen unterwegs.
Direkt nach der Reise gefragt, habe ich geantwortet, dass ich sicher nicht so bald wieder nach Indien reisen würde. Mit etwas Abstand kann ich mir das mittlerweile sehr gut vorstellen. Allerdings käme dann ein Ziel im Süden Indiens oder, falls ich mir das körperlich zutraue, in Nepal in Frage.
Indien mit dem Motorrad ist, so wie wir es gemacht haben, kein bisschen schwierig oder gefährlich. Die Leute sind eigentlich immer freundlich und vor Allem neugierig. Da man auf dem Land nur mit Mühe mit Englisch zurechtkommt (was uns doch etwas erstaunt hat), ist ein orts- und sprachkundiger Guide eine Empfehlung.
Ich bin nach der Reise gefragt worden „Wie war denn Indien?“ So wie man nicht behaupten kann, man habe Europa kennen gelernt, wenn man Urlaub in Dänemark gemacht hat, kann man nach 3 Wochen Rajasthan nicht behaupten, man habe Indien kennen gelernt.
Im Süden aber auch in der Mitte sind Landschaft, Menschen, Essen und selbst die Sprache eine andere. Rajasthan ist toll für jemanden, der die unglaubliche Pracht der Maharadscha-Paläste erkunden will. Wer südländisches Flair, Baden im Ozean, Teeplantagen (und ggf. Moskitos) sucht, fährt eher in den Süden wie Goa oder Varkala. Dort gibt es auch Mittelgebirge und kurvenreiche Strecken. Vielleicht beim nächsten Mal!
Auch wenn die Streckenführung nicht wirklich spannend war, uninteressiert sich vielleicht der ein oder anderes dafür. Hier ist unsere Reiseroute als Google Earth Datei zum Herunterladen. klick mich