ich möchte mal die aktuelle Sauregurkenzeit nutzen, um von Euch Klugen Köpfen (schleim, schleim...) eine Antwort auf eine Frage zu bekommen, die ich schon länger habe.
Es geht um die Funktionsweise von atmungsaktiver Bekleidung, Goretex, Sympatex usw..
Also: ich weiß, daß es das gibt, daß es irgendwie funktioniert, daß es bei hohen Außentemperaturen schlechter funktioniert und daß es verschiedene Systeme (1-, 2- und 3-Lagen, glaube ich) gibt.
Aber eigentlich hab' ich bis jetzt nicht kapiert, wie es funktioniert. Ich dachte immer, naja, das ist ein Stoff, der in einer Richtung (von außen) keine Wassertropfen durchläßt, aber in der anderen Richtung Wasserdampf schon durchläßt. Aber: so einfach scheint es doch nicht zu sein. Z.B. las ich schon öfter die Formulierung "Das wasserdichte Gewebe wurde von innen atmungsaktiv beschichtet." oder so ähnlich. Wie kann das gehen? Deswegen bleibt es doch trotzdem dicht in jeder Hinsicht, oder? Wie kann man was "atmungsaktiv beschichten"? Oder ist das nur Werbungs-Wortgeklingel ("G'schmarri", wie der Franke es nennen würde)? Oder: diese Membran-Zwischenschicht, oft ja auch 'rausnehmbar, was macht die? Wenn ich die 'rausnehme, wird das Teil dann atmungsaktiver durch Weglassen der atmungsaktiven Schicht?!? Wie? Ist die Kleidung dann immer noch wasserdicht? Sorgt die Außenhaut für die Wasserdichtigkeit? Wenn ja, wofür brauche ich dann innen eine Membran? Oder sorgt die atmungsaktive Zwischenschicht für die Wasserdichtigkeit - wirds zwischen dem Außenstoff und der Membran naß? Wie funktioniert das??? Oder muß man einfach daran glauben, fröhlich sein und nicht hinterfragen, damits hilft? Viele Grüße & schon mal danke
Das kannst du im Internet ganz gut nachlesen. Vereinfacht ist es so: Es gibt Materialien, die lassen in eine Richtung Wasserdampf durch, Wassertröpfchen in die andere Richtung aber nicht. Sie funktionieren von warm nach kalt. Da es innen in der Klamotte wärmer ist, verdampft das Wasser von innen nach außen. Ist es außen gleich warm wie innen (im Sommer) funktioniert das nicht mehr. Du siedest im eigenen Saft. Bei Heizgriffen (außen wärmer als innen) kehrt sich die Funktion sogar um: Du bekommst nasse Pfoten. So ein Material ist u.a. Goretex.
Dann gibt es noch Materialien, die die Feuchtigkeit aufnimmt und dann durchleitet, z.B. Sympatex. Das soll etwas angenehmer sein und vor allem aber robuster gegen Chemikalien und gegen Knickwirkungen.
Im tatsächlichen Gebrauch sind die Unterschiede meines Erachtens marginal, so dass sie nicht unbedingt kaufentscheidend sein sollten. Beide erfüllen ihre Aufgabe einwandfrei.
Lassen solche Klamotten dennoch Wasser durch, so liegt es an mangelhafter Verarbeitung (merkt man beim ersten Regen) oder durch Beschädigung durch Gebrauch (merkt man irgendwann).
Vor allem im Sitzbereich vermuten Neulinge oftmals, dass die Hose Wasser durchlässt. Das ist meist ein Trugschluss. Was man spürt, ist die Kälte, die durch vom Außenstoff aufgenommene Wasser entsteht und einen glauben lässt, dass man jetzt hintenrum nass ist. Fasst man sich mal an die Unterhose, ist die zwar kalt, aber eben dennoch trocken.
Zitat Oder: diese Membran-Zwischenschicht, oft ja auch 'rausnehmbar, was macht die? Wenn ich die 'rausnehme, wird das Teil dann atmungsaktiver durch Weglassen der atmungsaktiven Schicht?!? Wie? Ist die Kleidung dann immer noch wasserdicht? Sorgt die Außenhaut für die Wasserdichtigkeit? Wenn ja, wofür brauche ich dann innen eine Membran? Oder sorgt die atmungsaktive Zwischenschicht für die Wasserdichtigkeit - wirds zwischen dem Außenstoff und der Membran naß? Wie funktioniert das???
kann ich dir von meiner buese-jacke her beschreiben: wenn die membran raus ist, atmet die jacke ganz klar besser. sprich, wenn ich mit der jacke nicht nur auf dem motorrad sitze, sondern mich bewege, dann ist es mit membran eindeutig dampfiger als ohne membran. das aussenmaterial laesst eben nicht nur das wasser, sondern auch den dampf um einiges besser durch als das material der membran. die wasserdichtigkeit wird aber allein durch die membran gegeben. bei regenfahrten ist die jacke selbst triefig nass. trocken wird es erst ab membran innerwaerts.
Es gibt verschiedene Bauweisen. Dauerhaft eingesetzte Membran (Z-Liner, meist bei billigeren Jacken), Laminatmembran (meist teuer), also mit dem Obermaterial fest verbunden, und herausnehmbare Membran (mittlere Preiskategorie).
Die dauerhaft eingesetzte Membran hat am meisten Nachteile: Bei Hitze wird es schnell unangenehm, du hast drei Schichten, die gegeneinander reiben und die äußere Schicht saugt sich stark mit Wasser voll.
Bei Laminat saugt sich die äußere Schicht nicht ganz so stark voll, die Membran ist mit ihr fest verbunden, lässt sich aber nicht herausnehmen, was bei warmen Tagen nachteilig werden kann. Am variabelsten finde ich die Jacken mit herausnehmbarem Futter und herausnehmbarer Membran. Die reichen von kalten bis zu ziemlich warmen Tagen aus. Die Membran ist nämlich auch gleichzeitige ein Windstopper. Ohne Membran lässt die Jacke eine kleine Menge Luft durch, so dass selbst bei 30 Grad während der fahrt noch eine leichte Kühlung möglich ist. Wichtig sind zudem gute Belüftungsöffnungen vorne und hinten und idealerweise noch an den Ärmeln.
Trotzdem teilen sich alle Textiljacken den Nachteil, dass sich das Obermaterial mit (kaltem) Wasser voll saugt und die Kälte dann an den Körper abgegeben wird. Bei dauerhaften Regenfahrten empfiehlt sich also noch eine wasserdichte Überziehjacke.
komme erst heute zum Lesen der Antworten, danke! Ich lese heraus, daß atmungsaktive Materialien eigentlich nur für einen engen Temperaturbereich Sinn haben - denn wenns richtig kalt ist, schwitze ich nicht viel und brauche die Funktion nicht. Und wenns richtig warm ist, funktionieren sie nicht. Ist das so? @Falcone Hallo Falcone, habe ich das richtig verstanden, daß eine Jacke, wenn Du wg. Hitze die Membran 'rausmachst, nicht mehr wasserdicht ist? Was machst Du dann bei Regen, hast Du die Membran immer dabei und zippst sie dann unter der nächsten Brücke ein? Klingt eigentlich nicht praktisch. Und gilt das mit dem Sichvollsaugen wirklich für alle Materialien? Ich habe eine billige Textiljacke (also wirklich billig, hat viel weniger als die von Hobby verlinkten gekostet), irgendwas von Hein Gericke mit "Sheltex" - Membran, da hab' ich bislang noch nicht den Eindruck gehabt, daß sie sich vollsaugt. Grüße
Zitat denn wenns richtig kalt ist, schwitze ich nicht viel und brauche die Funktion nicht.
Das ist ein Trugschluss. Wenn dein Körper sich in Wohlfühltemperatur befindet, schwitzt er immer. Ist es dann kalt, bleibt die Feuchtigkeit am Körper und du kühlst aus. Deswegen unter Membran-Textilkleidung im Winter auch immer Synthetische Thermowäsche tragen, oder echte Wolle, das geht auch. Nur keine Baumwolle.
Wenn es heiß ist, regnet es ja meist nicht. Sollte bei starker Hitze (wir sprechen hier ja je nach dem so von Temperaturen über 30 Grad, darunter wirken die Belüftungsöffnungen) trotzdem regnen, müsste ich die Membran tatsächlich erst einzippen. Die Membran lässt sich so klein zusammenlegen, dass sie in eine Tasche der Jacke passt. Viele Jacken haben sogar eine spezielle Rückentasche dafür.
Jeder Stoff saugt sich voll. Wiege deine Jacke mal trocken und tauche sie dann ein paar Minuten in einen Eimer Wasser und wiege sie noch mal. Auch geringe Mengen Wasser kühlen den Körper aus. Das Vollsaugen wird durch eine gute Imprägnierung weitgehend verhindert. Bei neuen Jacken funktioniert das auch noch gut, bei viel getragenen immer schlechter, selbst wenn man sorgfältig nachimprägniert.
Zitat Und wenns richtig warm ist, funktionieren sie nicht.
Zitat von Falcone im Beitrag #12 Die Membran lässt sich so klein zusammenlegen, dass sie in eine Tasche der Jacke passt. Viele Jacken haben sogar eine spezielle Rückentasche dafür.
Da stellt sich dann für mich unweigerlich die Frage, wie lange eine eng gefaltete Membran ihre Wasserdichtheit beibehält? Kann mir vorstellen, dass Knickfalten entstehen, die langfristig die Membran schädigen, oder ist dem nicht so?
Meine Pharao Hose besitzt so eine Membran. Die Gerricke Jacke nicht. Im Sommer fahre ich bei voraussichtlicher Trockenheit und Wärme meist ohne Membran.