Als ich 1978-1981 in der Lehre war auf der Bank, kam ich eines Tages in die ominöse Abteilung Anlageberartung. Ominös weil da immer wieder sehr reiche Menschen zu Gast waren und die Mitarbeiter der Abteilung etwas geheimnisvoll irgendwelche Geschichten erzählten. Um mich einzuführen, nahm mich der damalige Leiter der Abteilung der Bank zu sich ins Büro und erklärte mir, was Anlageberatung sei. Das ging sinngemäss etwa so:
In dieser Abteilung haben wir nur Kunden, die neben ihrem sonstigen Geld, das sie zum leben brauchen, mindestens 100 000 Franken übrig haben und denen es finanziell nichts ausmacht, wenn sie diese komplett verlieren. Für alle Anderen gibt es das normale Bankangebot mit Sparkonti usw.
Damit war die Unterweisung beendet und ich wurde an meinen Arbeitsplatz zurückgeschickt. Mann, wie oft habe ich an diese Sätze gedacht in den letzten 10 Jahren.
Telekom-Aktien waren das beste Beispiel. Da wurden auf einmal Leute dazu animiert, Geld in Aktien zu stecken, die das Geld dafür irgendwo abzwacken mussten. Das war schon ziemlich gemein. Aktien darf man nur kaufen, wenn man Geld hat, dass man wirklich nicht braucht und auf das man langfristig verzichten kann. Verlusst muss da gar nicht sein, aber wenn man sagt: Ich will davon in zwei Jahren ein neues Auto kaufen, kann man fast sicher sein, dass genau zu dem Zeitpunkt die Aktien gerade mal um 20% gefallen sind.
Falcone, das ist ein gutes Beispiel mit der Telekom.
Die Banken und ihrem Gefolge andere illustre Gesellschaften haben es in den letzten 15 Jahren geschafft, jedem einzureden, dass er ein Anleger und ein Investor ist. Es war ja klar, dass irgendeinmal jemand draufgekommen ist, dass 100 Mio. auch zusammenkommen, wenn man 10'000 Leuten je 10'000 aus der Tasche zieht.
Sinnbild war für mich 1999 als im Schweizer Fernsehen ein Bericht zu sehen war, wo am Mittag ein Maler mit seinen verkleckerten Kleidern vor dem Börsenmonitor in der Bahnhofstrasse Zürich stand und Notizen machte, weil ihn der Börsenkurs seiner Anlage nicht mehr los liess. Er musste in der Mittagspause gucken, wie es aussieht.
Währendem die wirklich Cleveren aus dem ständigen Auf und Ab (Börse) ausgestiegen sind, um ruhig zu schlafen oder weil sie Rendite nicht nötig hatten, hat man alle anderen reingezogen. Die Banken usw. haben frohlockt weil sie ja auch noch die Gebühren und Kommissionen auf den Depots und den Trades hatten.
Die hatten damals eine Marktanteil von 100%. Von der Position und der damals schon bekannten Marktöffnung gabs eigentlich nur einen Weg, den nach unten. Gut, erst haben sie versucht mehr als 100% zu machen mit Hilfe von ISDN wollten sie jedem Deutschen dann zwei Anschlüsse verkaufen.
Zitat Von der Position und der damals schon bekannten Marktöffnung gabs eigentlich nur einen Weg, den nach unten.
Nun, das ist definitiv falsch. Erst mal ging es durchaus nach oben, und zwar nicht zu knapp. Blöd war der einstieg in die zweite Charge, als das Platzen der IT-Blase sich schon abzeichnete. Da haben dann viele erst wirklich Geld verloren.
Ich weiß noch, damals hatte ich einen Kollegen, dessen Frau bei der Bank arbeitete. Die hatten Telekom-Aktien gezeichnet, und auch welche bekommen. Am selben Tag noch wieder verkauft, mit Gewinn ...
Zitat Erst mal ging es durchaus nach oben, und zwar nicht zu knapp
Das war aber nur kurz und der tollen Betrommelung geschuldet. Die Technik war veraltet, um nicht zu sagen auf dem Stand von 1940, Innovationen waren direkt verboten. Die Modems gabs nur von denen, max. 1200 baud, Wählerämter mit Hebdrehwählern u.s.w. Die brauchten Kapital um das wirklich alte Schiff frisch zu machen. In die Galeere hätte ich zu dem Zeitpunkt nicht einen Pfifferling investiert. Aber, die Werbung zog, das Geld floss und sie haben die Kurve bekommen. Das hätte aber auch ganz anders Enden können.
Zitat Von der Position und der damals schon bekannten Marktöffnung gabs eigentlich nur einen Weg, den nach unten.
Nun, das ist definitiv falsch. Erst mal ging es durchaus nach oben, und zwar nicht zu knapp. Blöd war der einstieg in die zweite Charge, als das Platzen der IT-Blase sich schon abzeichnete. Da haben dann viele erst wirklich Geld verloren.
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Das es auch anders geht, zeigt die Post AG. Beide Telekom und Post AG sind aus der gleichen alten bundespost als Nachfolgeunternehmen hervorgegangen. Und beide hatten die gleichen Startbedingungen u. a. zu übernehmender Personalstamm inkl. Pensionsverpflichtungen und aus heutiger Sicht veraltete Infrastruktur. Während sich die Post aber deutlich inovativer zeigte, steht das bei der telekom bis heute aus, was sich auch im Aktienkurs zeigt. Wobei ich damit nicht sage, dass bei der Post AG alles richtig läuft. Aber sie haben es besser hinbekommen - die Post sogar trotz Zumwinkel . Na ja die Telekom hatte ja auch ihren Ron Sommer.
Kommt Leute, die Telekom-Aktien sind zwar nicht nicht im Kurs geklettert aber geben schon seit vielen Jahren eine gute, stabile Dividende ab...und sie ist damit eine der besten Dividenden-Aktien überhaupt...
Meine paar Telekom Aktien (300Stück) werfen in den letzten vier Jahren mehr Dividende raus wie ein 10.000,-er Sparbrief mit 12 oder 24 Monaten Laufzeit.
Also, ich kann nicht klagen...
Grüße PeWe
"...Ich fahre so langsam, dass man mich nicht blitzen muss – mich kann man malen!"
Zitat Erst mal ging es durchaus nach oben, und zwar nicht zu knapp
Das war aber nur kurz und der tollen Betrommelung geschuldet.
nicht ganz, das lief in 2 wellen, die die ende 98 gekauft haben, waren über ein Jahr lang zufrieden, die die ende 99 gekauft haben freuten sicher erst über eine Kursexplosion und verzweifelten dann über einen noch viel heftigeren absturz ... wer januar 2000 verkauft hat, hat auf jeden Fall alles richtig gemacht
Das Publikum für diese Art von Anlagen ist geldgeil bis zum Anschlag, und wenn was schief geht, sind immer die anderen Schuld. Siehe auch die Klage bezgl. Schiffsfonds der NORD/LB.
Ich hatte mal eine Tante, die sich bei mir vor einem 100 TDM schweren Fonds-Investment auf Guernsey schlau gemacht hat. Rechtsautark (d. h. nur Einwohner von Guernsey konnten auf Erfüllung von Verträgen klagen), durch EU-Beitritt seitens GB Eingrenzung von Wechselkursentwicklung, Zinsen und damit der Ertragschancen, die mit brutto (vor Wechselkurs) >18% "prognostiziert" wurden. Tante hat das damals dann nicht gemacht und - jetzt kommt's - bei dem nächsten Angebot mich nicht mehr um Rat gefragt. Die 100 TDM hat jetzt jemand anders. Aber Schuld war dann natürlich der Notar, der die Verträge aufgesetzt und die sogenannte Barsicherheit in ein unsicheres belgisches Schliessfach geschafft hat.