Das Kettenrad sieht ja noch erstaunlich gut aus! Dafür ist das Ritzel ja richtig tot. Bei dem schlechten Ritzel kann die Kette ja eigentlich nur verschlissen sein.
Vor einigen Wochen habe ich mir für ein paar schöne Herbsttouren auf den routes forrestières in Elsass/Lothringen eine BMW F 650 GS Dakar erworben. Das Moped hatte 16000 km runter. Die letzte Inspektion wurde bei 12000 km in 2008 gemacht. Bei der Besichtigung ist mir aufgefallen, dass die Kette knochentrocken war. Das Motorrad stand recht staubig vor einer Garage, so dass ich der Aussage Glauben schenkte, sie sei schon länger nicht gefahren worden. Die Ketten ließ sich nur schwer beugen und beim Schieben gab's die typischen ratternden/mahlenden Geräusche. Ich nutzte die "defekte" Kette natürlich zum Preis drücken..
Zu Hause habe ich die Kette mehrfach ordentlich mit WD40 eingesaut, was zum Ergebnis führte, dass das Teil nun wieder relativ leichtgängig und nach endgültiger Behandlung mit HKS auch deutlich ruhiger seinen Dienst tut. In diesem Zustand sehe ich keine Veranlassung, die Kette zu wechseln. Allerdings ist das Kettenblatt deutlich angegriffen, ebenso wie das Ritzel. Ich könnte mir vorstellen, dass die Einsatzbedingungen der Dakar der von Falcones W ähnlich waren und somit der Verschleiß vor allem zuerst am Kettenrad/Ritzel aufgetreten ist und dieses nun stetig auf die Kette einarbeitet. Seien wir mal ehrlich: In der Regel hat man die Kette im Blick und scannt diese nach Verschleiß. Sobald man fündig wird, ordert man einen neuen Kettensatz. Einen Satz deshalb, weil man entdeckt hat, dass ja auch - oh Wunder - das Kettenblatt nicht mehr das Beste ist und weil man halt immer Kette + Zahnräder tauscht.Man geht halt davon aus, dass zuerst die Kette das weiße Fähnchen hisst. Der Verschleiß an Ritzel und Rad wird doch meist als Kolateralschaden hingenommen.
Entgegen der üblichen Vorgehensweise werde ich beim nächsten Reifenwechsel nur Kettenrad und Ritzel tauschen. Mal sehen, was die Kette dazu sagen wird...
Zitat In der Regel hat man die Kette im Blick und scannt diese nach Verschleiß. Sobald man fündig wird, ordert man einen neuen Kettensatz.
Das sehe ich auch so. Allein beim regelmäßigen Schmieren (egal mit was) sieht man doch den Zustand und ggf auch den Verschleiß. Und dann ein Griff ins Regal:
Landläufig wird doch angenommen, dass die Kette verschleißt und die Zahnräder so halt mal nebenbei auch mit ins Verderben gerissen werden.
Könnte es nicht sein, dass der Verschleiß an den oftmals minderwertigen (leider vor allem bei BMW's im unteren Preissegment, S 1000 sind davon natürlich ausgenommen) Zahnrädern die Kette ruiniert und der Tausch dieser Zahnräder der Kette ein deutlich längeres Leben bescheren würde?
Ich halte das durchaus für denkbar. Zumal es teilweise ja verdächtig billige Zahnräder im Handel gibt. So um 7 Euro habe ich sie schon gesehen. Nur ist es ziemlich schwer, da gute von schlechten zu unterscheiden, wenn nicht mal ein Markennamen eingeprägt ist.
Aber wenn du beispielsweise die bekannt gute Kette samt Zahnräder als Originalersatzteil bei Kawa bestellst, wirst du arm.
Zitat Entgegen der üblichen Vorgehensweise werde ich beim nächsten Reifenwechsel nur Kettenrad und Ritzel tauschen. Mal sehen, was die Kette dazu sagen wird...
Vermutlich nichts, aber sei darauf gefaßt, daß die neuen Kettenräder sich innerhalb kürzester Zeit an die vermutlich etwas gelängte Kette angleichen, i.e., schon bald genauso aussehen, wie die aktuellen. Daß die Kette völlig heile ist und nur die Räder verschlissen sind, kann man bei sowas eigentlich ausschließen.
Systemisch ist das ganze schon so angelegt, daß die Ritzel sich opfern. Die Röllchen der Kette sind die härtesten Bauteile im ganzen Strang, weil deren Verschleiß mit nachfolgender Unrundigkeit fatal wäre. Wenn ein Röllchen überlastet ist, platzt es weg - was auch nicht gerade angenehm ist.
Der Kettenlängung hat man schon durch so viele Maßnahmen versucht, zu begegnen. Ein Vorrecken, wie bei hochbelasteten Stahlseilen üblich, ist nicht möglich. Was aber gemacht wird, ist, daß das Material der Kettenlaschen vorher schon durch Herstellverfahren eine Reckung/Streckung erfahren hat. Das Dumme ist nur, daß die Motorradhersteller alle Maschinenbauregeln bezüglich Kette mit Motorradstiefeln treten. Käme jetzt die Superkette, dann würden die Hersteller gerne ein Maß dünner nehmen und schon wäre es wieder so, wie vorher: der Kettentrieb bleibt Verschleißteil!
Mein Bruder hatte irgendwo mal eine Auslegung für eine Antriebskette gemäß Dubbel gemacht. Ihr würdet Euch wundern, was für ein Trumm dann auf das Motorrad käme. Dazu noch einen Vollkasten mit Anspritzschmierung und die guten Fahrwerkseigenschaften wären dahin.
Wenn man den entsprechenden Zuordnungslisten glauben darf, wäre für die 50PS der W eine einfache O-Ring-Kette mit Clip-Schloss der Größe 520 völlig ausreichend. Bei der W800 hat Kawa das ja erkannt
Dort läuft es genau anders herum. Nehmen wir die berühmte Rohloff-Nabe als Beispiel. Nabenschaltung, vorne Kettenblatt hinten Ritzel. Für die Kette gibt es ein Spezial-Messwerkzeug um die Verschleißgrenze der Kette festzulegen.
Hat die Kette sich gelängt, das sie nicht mehr in die Lehre paßt, sollte man die Kette wechseln. Dieses passiert dann so früh, das es an den Kettenrädern keinen sichtbaren Verschleiß gibt. Und die neue Kette läuft sogar einwandfrei auf den schon benutzten Kettenrädern. Ist die Kette erst einmal zu lang und bringt Verschleiß, bringt auch das tauschen der Kette nichts mehr, da die Kettenräder schon eingearbeitet sind.
Also, rechtzeitig Kette tauschen, oder alles zusammen fahren, bis alles Schrott ist und insgesamt getauscht werden muß.
Zitat von Falcone im Beitrag #25 gespannt wie eine Gitarrensaite
Aber: Ich weiß gar nicht was ihr habt. Wenn Serpels Kette sich mal wieder ungleichmäßig längt, stellt er die Karre in die Sonne und die Ausdehnung der Aluminuimschwinge sorgt wieder für die richte Kettenspannung. Das Leben kann so einfach sein!
Zitat von Serpel im Beitrag RE: Kette rattertEin Erklärungsansatz übrigens für das zu knappe Spiel geht über die unterschiedliche Längenausdehnung von Aluminium und Stahl. Die Aluminiumschwinge der RR dehnt sich bei Erwärmung etwa doppelt so stark aus wie die Kette.