Bei dem schönen Wetter kann man ja ein bißchen in Erinnerung schwelgen und den Bericht unserer Nordtour Stück für Stück ins Netz stellen.
Motorradtour durch Norddeutschland vom 30.04.-13.05.2012
1.Tag, 30.04.2012, Ahrweiler - Borken, 221km

Als wir uns für eine Motorradtour durch Norddeutschland entschieden haben, kam vor allem von Motorradfahrerseite oft die Frage, kann man da überhaupt Motorrad fahren? Soviel sei gesagt, man kann, aber eben etwas anders als die Kurvenfetischisten es gewohnt sind, ich würde es eher als Motorradwandern bezeichnen, man hat mehr Zeit sich der Landschaft zu widmen als auf die nächsten Kurven aufzupassen, die praktischerweise im Norden immer mit großem Schildertamtam angekündigt werden. Genug der philosophischen Einleitung, da ich noch Sonntags- und Nachtdienst hatte, haben wir uns für den ersten Tag nur eine kurze Etappe ausgeguckt, so ging es erst am frühen Nachmittag los in Richtung Borken, wo wir erstmal bei Ullas Schwester übernachtet haben.
Als ich morgens wach werde, höre ich den Regen plätschern, in der Nacht hatte es noch ordentlich gewittert, gegen 10 Uhr hört der Regen auf und die Sonne kommt durch, der Tag scheint doch schöner zu werden als angenommen und er wird schöner. Auf kleinen Landsträßchen schlängeln wir uns dem Norden entgegen.
 Kaffeepause am alten Fährhaus.
Wir kommen gut voran, das Wetter ist traumhaft, nicht zu warm und nicht zu kalt, das soll sich aber in den nächsten Tagen ändern.
 Kleine Rast am Wegesrand
 Wir werden beobachtet
Unser Ziel war eigentlich Neuharlingersiel aber irgendwie waren wir müde und hatten Hunger und haben dann schon in Altharlingersiel nach einer Unterkunft gesucht, was sich im Nachhinein auch als gute Idee heraus stellte. Altharlingersiel besteht zwar nur aus ein paar Häusern, die aber hauptsächlich Hotels, Pensionen und Restaurants beinhalten, da wir außerhalb der Saison unterwegs sind, haben wir freie Auswahl und kommen in einer netten Pension unter, auf der anderen Straßenseite kann man lecker Fisch essen und kühles, gezapftes Bier trinken.  Keine Saison
 Erstmal lecker Bierchen. Im Sommer tobt hier sicher der Bär, wenn man sich die Größe des Restaurants ansieht.
Wo ist denn das "zum alten Fährhaus"? Mich deucht, ich wäre da schon mal gewesen, aber vermutlich gibt es zig Kneipen mit einem solchen Namen in Norddeutschland und die Häuser sehen dort ja auch alle gleich aus Warum sind auf deinen Karten so viele Fliegenschisse?
Grüße Falcone
Im Sommer ist es zu warm, um das zu machen, wofür es im Winter zu kalt ist.
Und D wenn Du nicht lieb bist Soulie, darfst Du nicht mehr mit lesen. Jeder Fliegenschiss ist ein Ort, das ist etwas, was es bei Euch nicht gibt Falcone, aber ich kann auch anders.
Ein herrlicher Tag mit strahlend blauem Himmel, recht angenehmen Temperaturen und einer Luft wie Seide Nach einem wirklich tollen Frühstück, bei dem nichts fehlte, machten wir uns dann noch auf den Weg nach Neuharlingersiel, waren ja nur noch 3,5km auch wenn das nicht auf unserem Weg lag. Wir wollten da eigentlich nur mal hin, weil wir mal schauen wollten ob wir Dr. Martin treffen, aber Neuahrlingersiel ist relativ groß und selbst jetzt war es ziemlich mit Touristen überfüllt, hauptsächlich Rentner, die mit Bussen angekarrt wurden, jede Menge Souvenirshops, wir waren im Nachhinein froh, daß wir unser Nachtlager nicht hier aufgeschlagen hatten.
 Der durchaus hübsche Hafen wird durch einen ziemlich großen Parkplatz "verschängeliert"
 Der Hafen von Neuharlingersiel
Kleiner Zwischenstopp auf 'nen Kaffee in Ovelgönne, bei seiner Majestät.
 Das Mopped immer im Blick
 Man hilft ja wo man kann.
Nach ein paar Kilometern hieß es dann die Weser überqueren und Fähre fahren, die natürlich gerade abgelegt hatte. So konnten wir das herrliche Wetter aber auch mal ohne Helm genießen und uns ein wenig die Beine vertreten und den Hintern lüften. Aale haben wir aber keine gesehn...  Ein Schiff wird kommen.
Gegen Nachmittag meldete sich der Kuchenmagen, auf unserer Route waren aber irgendwie alle Gasthäuser und Cafés geschlossen, also befragte ich mal mein Navi, was es so abseits der Route an Kucheneinfahrmöglichkeiten gibt, dieses lotste uns dann zu diesem hübschen, ruhig gelegenen Café.
Mit Blick auf diese nette Reetgedekte Scheune zogen wir uns dann...
Während wir uns mit unserem Kuchen beschäftigten kam ein junger Mann mit einem Rasentraktor vorgefahren, der Freund der Besitzerin, der sich nach einem kurzen Plausch mit seiner Holden direkt für unsere Moppeds interessierte und die auch sehr schön fand, wir schnackten ein bißchen, wobei er uns erzählte, daß er selbst eine zwanzig Jahre alte BMW fährt mit der er hin und wieder kleine Ausfahrten machte und er erzählte gleich noch von den alten Zeiten als er mit seiner Clique mit den Moppeds die Gegen unsicher machte. Wir schnackten noch ein bißchen, mußten dann aber so langsam wieder aufbrechen um unser Tagesziel zu erreichen, eigentlich war das Husum, aber da wir noch diverse Male Fähre fahren mußten, die auch immer gerade weg war wenn wir ankamen, erreichten wir Husum an dem Tag dann doch nicht.
Irgendwann hieß es mal wieder Fähre fahren, diesmal die Elbe. Nächste Fähre, die vor unserer Nase weg fuhr
Ein gutes Gespann.
So langsam brach der Abend herein und wir hatten Hunger und waren müde (Scheiss Seeluft an einem netten Gashthof in Wewelsfleth fanden wir ein Nachtlager. Problem war nur, eigentlich hatten die an dem Tag Ruhetag und der Koch frei, so daß es etwas schwierig gewesen wäre da in der Einöde was zu essen zu bekommen. Da die Wirtin aber noch eine geschlossene Gesellschaft hatte und der Koch deswegen seinen Ruhetag unterbrach, bekamen wir doch noch was zu essen, allerdings fragten wir uns hinterher wozu man für dieses Essen einen Koch brauchte.
Das Zimmer war aber sehr schön und ruhig und außerdem merkte man, daß die Gastleute irgendwas mit Motorrad fahren zu tun haben mußten...
 "Verdächtiges" Bild im Schlafgemach
...und nach genauer Untersuchung des Gasthofes fanden sich in einem Glaskasten eindeutige Beweise und dann hatten wir Gewissheit als wir das Zeichen unter dem Giebel des Daches fanden, wir waren bei Gespannfahrern untergekommen, auf Nachfrage bei der Wirtin wurde uns das dann auch bestätigt, daß die ganze Familie mit Kind und Kegel mit Gespannen unterwegs ist.
Maggi, in der ersten Sekunde war ich ja sehr positiv überrascht, dass es dir doch möglich ist, dich nicht nur eloquent, sondern auch noch poetisch auszudrücken
Zitat und einer Luft wie Seide
leider hat sich das dann auch genau so schnell relativiert:
Zitat Scheiss Seeluft
Grüße Monika (die Abfahrtzeiten der Fähren kann man googeln... )
Nun, wir haben auf unserer gesamten Tour überall sehr gut gegessen, nur da nicht.
6.Tag, 05.05.2012, Husum - Lübeck, 209km
 Nach dem grau-nieseligen Wetter am Tag vorher werden wir heute mit strahlendem Sonnenschein begrüßt, aber es ist arschkalt, auf solche Temperaturen sind wir irgendwie nicht so recht eingestellt, Sommerhandschuhe stellen sich heute als ungeeignet heraus.  Siebzigerjahre Plattenbau, die Moppeds sind beladen, es kannlos gehen
Nach 50km sind wir ziemlich durchgefroren, wir halten an, legen die Handschuhe auf den Motor und lassen von der Sonne die Kombis ein wenig auf wärmen, dann geht's weiter, nach hundert Kilometern sind wir aber richtig durch gefroren und steuern erstmal einen Landgasthof an wo wir uns mit Kaffee und einer warmen Suppe aufwärmen.
 Ah, das tut gut.
Nachdem wir uns auch innerlich wieder gut aufgewärmt haben geht es weiter, es ist immer noch kalt, wir halten öfter an um uns ein wenig in der Sonne aufzuwärmen, obwohl es gegen Nachmittag etwas wärmer wird, ist man auf dem Mopped doch immer recht schnell ausgekühlt.
 Rapsodie in gelb, grün, blau, der Schein trügt, es ist kalt.
 Bibber, erstmal wieder aufwärmen
 Dank schönem Wetter und Garage kann man sich noch spiegeln
Dann ist es geschafft, leicht angefroren laufen wir in Lübeck ein, auch hier ist das Verkehrschaos erstmal wieder ein Schock, wir fahren zur Touristinformation, die aber leider schon geschlossen hat. Während ich unsere Moppeds bewache macht Ulla sich auf die Hotelsuche, so langsam taut die Sonne mich wieder auf. Ein Engländer, der auch ein Hotel suchte, schaut sich die Motorräder an und ist der Meinung, daß das beides Triumphe sind, ich kläre ihn auf und das Erstaunen ist groß.  Wir sind da.  Ich will Feuerwehrmann werden...
 Wußte ich gar nicht, daß meine Frau ein Kneipe in Lübeck hat...