Prolog: Warum Abruzzen? Vor einiger Zeit brachte Henny mal einen Film mit: „Der Fuchs und das Mädchen“, dessen Außenaufnahmen teilweise in den Abruzzen entstanden. Das weckte vor allem Hennys Interesse. Für einen Sommerurlaub sind die Abruzzen zu nahe und wohl auch zu heiß und eventuell auch überlaufen, so kamen nur die Frühjahrs- oder Herbstferien in Frage. Nach unseren guten Erfahrungen im vergangenen Frühjahr in Sardinien, entschlossen wir uns, in diesem Jahr die Abruzzen mal anzugehen. Von unseren Töchtern bekamen wir den Auftrag, den Abruzzen-Fuchs von ihnen zu grüßen.
Tag 1, Freitag, der 30.3.2012 Von Wermertshausen nach Hemmingen am Bodensee, 456 km
Der Start beginnt gleich mit einem Hindernis. Hennys schwarze W springt nicht an, die Batterie ist schlapp. Starthilfe könnte bedeuten, dass wir wegen einer kaputten Battreie später doch noch liegen bleiben. Ich baue also die Batterie aus der Scrambler aus, was bei der W ja mit etwas Arbeit verbunden ist. Nach eine halben Stunde um 12.15 Uhr sind wird dann endgültig startbereit. Das Wetter ist wechselhaft und kühl, aber soweit trocken. Wir sind Abends bei Achim am Bodensee verabredet, also wollen wir etwas Zeit gut machen und gehen erst mal bis Hanau auf die Autobahn, um dann an Aschaffenburg vorbei bis Mosbach zu fahren. In diesem Bereich halten wir an einem Imbiss, an dem wir, wie wir bemerken schon einmal waren, und essen und trinken etwas und wärmen uns ein wenig auf, um dann östlich an Heilbronn und dann westlich an Stuttgart vorbei weiter nach Süden zu fahren. Im Bereich dieser beiden Städte gibt es viel zähfließenden Verkehr, wir kommen nicht so flott voran, wie wir es gerne hätten. Wochenende und Feierabend treffen halt aufeinander. Bald geht es jedoch auf die schwäbische Alb und das Fahren auf vorwiegend Nebenstraßen macht wieder mehr Spaß, wenn es auch empfindlich kalt wird. Bei Albstadt sind wir mal 900 Meter hoch, wie mein Höhenmesser zeigt und die Temperatur liegt unter dicht bewölktem Himmel nur bei 7 Grad. Je weiter südlicher wir aber nun kommen, desto mehr klart der Himmel auf. In Storzach tanken wir um halb acht noch einmal und besorgen noch ein paar Blumen für unsere Gastgeber Achim und Sonja, wo wir dann bei schöner Abendsonne fast pünktlich um wenige Minuten nach acht ankommen, nachdem uns das Navi die letzten Kilometer noch über einen geteerten, aber eigentlich gesperrten Feldweg geleitet hat. Achim und Sonja sitzen vor der Haustüre. Uns war es nun doch etwas kalt, die Kälte kriecht halt in die Knochen. Deswegen freuen wir uns sehr, dass Achim den Kaminofen einheizt und Sonja uns einen Ingwertee macht. Das wärmt. Noch etwas misstrauisch werden wir von Zsa Zsa, der Katze, beäugt. Auch das von mir extra für sie mitgebrachte Mausohrparfait überzeugt sie nicht. Sie fremdelt etwas. Gemütlich sitzen wir beim Abendbrot zusammen, an Gesprächsstoff mangelt es nicht. Achim und Sonja bewohnen ein hübsches Haus auf der Höri in Hemmenhofen. Es ist gemütlich eingerichtet, hat einen tollen Blick über den See und an der Wand hängen freundlich grinsende Jagdtrophäen:
Ohne es zu wissen, haben wir ganz in der Nähe, in Wangen, auf unserer letzten Bodenseetour schon mal übernachtet. Aufgrund meines Reiseberichtes hatte sich Achim dann bei mir „beschwert“, dass wir ihn nicht besucht haben. Da haben wir nun gerne nachgeholt und es war sehr schön. Um elf gehen wir dann ins Bett. Leider hatte mich auf der Fahrt eine Erkältung erwischt, die nun richtig ausbrach. Ich schlief etwas unruhig.
Tag 2, Samstag, der 31.3.2012 Vom Hemmingen am Bodensee nach Cannobio am Lago Maggiore, 316 km
Trotz meiner Erkältung haben wir gut geschlafen, vor allem Henny, und sind ausgeruht und durchgewärmt. Wir bekommen ein gutes Frühstück serviert und Sonja versorgt mich mit Contramutan gegen meine Erkältung. Jede Stunde ein Tablettchen unter der Zunge zergehen lassen. Ich halte mich genau dran.
Start bei Achim
Um 9.40 Uhr starten wir bei 12 Grad und Sonnenschein. Das Navi haben wir auf „kurvenreiche Strecke“ eingestellt – wir haben ja Zeit. Ab geht es in die Schweiz. Das Wetter ist sehr freundlich, der Himmel blau, die Temperaturen steigen kontinuierlich, zumindest wen wir in den Tälern sind. Das Navi leitet uns auf einer Schleife, die wir sonst nie gefahren wären, Nach Schmitrüti zum Freihof, einer ehemaligen Tankstelle mit Gasthof, wo wir von einem Boxer begrüßt werden und uns dann bei einem Kaffee in der Sonne durchwärmen lassen. Alte Zapfsäulen, viele Blumen und eine etwas arrogante Katze runden das Bild ab.
Die alten Zapfsäulen werden von einem Boxer bewacht
Aufwärmen in der Sonne
Weiter geht es über sehr kurvenreiche Strecken runter zum Zürichsee
Kurven in der Schweiz
Wir queren den Zürichsee auf einer Brücke und kommen in den Kanton Schwyz .
Blick zum Zürichsee
Weiter geht es nach Schwyz, wo wir an dem kleinen Lauerzersee bei McDonalds einen kleinen Salat essen.
Alpenblick bei McDonalds am Lauerzersee
Weiter geht es auf der Landstraße am Vierwaldstädter See vorbei in den Kanton Uri und nun immer entlang der Autobahn, die zum Gotthard führt. Wir hatten eigentlich beschlossen, im letzten Ort vor dem Tunnel, den wir nehmen müssen, weil der Pass noch Wintersperre hat, Vignetten zu kaufen. Wir haben keinen Lust auf Stress mit der Schweizer Polizei. Doch Schilder weisen uns darauf hin, das die letzte Auffahrt (Göschenen) vor dem Tunnel gesperrt ist und so fahren wir in Wassen ab, um dort zu erfahren, dass es Vignetten nur bei der Post gibt und die hat geschlossen. Na, so ist uns die Entscheidung abgenommen worden. Also rauf auf die Autobahn und kurze Zeit später treffen wir auf einen Stau. Der reicht bis Göschenen, denn dort steht eine Ampel, die immer nur eine gewisse Anzahl von Fahrzeugen in den Tunnel einfahren lässt. Hätten wir in Göschenen auffahren können, hätten wir den Stau vermieden. So quälen wir uns langsam die letzten Kilometer bis zum Tunnel
Stau vor de Gotthard-Tunnel
Vor dem Tunnel stehen Schilder „Autobahn Ende“. Demnach ist der Tunnel also gar nicht mautpflichtig? Wir sind uns nicht sicher, haben ja aber ohnehin keine Wahl. Ab geht es in das schwarze Loch. Die Tunneleinfahrt liegt bei über 1000 Meter Höhe und im Tunnel geht es 17 Kilometer lang stetig leicht bergauf, um insgesamt etwa 100 Meter. Dabei steigt ebenso kontinuierlich die Temperatur von anfangs angenehmen 17 Grad bis auf knapp über 30 Grad. Ab Mitte 20 Grad wird es ziemlich unangenehm. Es ist heiß, stickig, kein Fahrtwind und man wünscht sich nur noch das Ende des Tunnels herbei. Aber es zieht sich … Die Fahrt durch den Tunnel haben wir als sehr unerfreulich empfunden und werden sie künftig meiden, wenn es irgendwie geht. Ein tiefes Aufatmen begleitet unseren Wiedereintritt in die reale Welt und an die Sonne. Ab Airolo wird es nun wärmer und wärmer. Bei einer kleinen Rast an einer Tankstelle in Arbedo, kurz vor Bellinzona, entledigen wir uns einiger Klamotten .
Bald erreichten wir auch bei Locarneo den Lago Maggiore und fahren über Ascona auf der Westseite an ihm entlang. In Cannobio biegen wir rechts ab in ein kleines Tal und finden auch bald eine Herberge mit Namen Antico Sempione. Es ist noch Vorsaison, trotzdem stehen einige Autos vor dem Haus und wir bekommen ein Appartement, das über zwei Stockwerke geht und von dem man einen schönen Ausblick hat. Das Haus liegt an einem dazugehörigen steilen Hang, der liebevoll in Terrassen unterteilt ist, und obwohl um diese Jahreszeit alles noch ein wenig karg ist (aber natürlich grüner und blühender als bei uns), macht es Spaß, ihn zu durchklettern und die unterschiedlichen Ausblicke zu genießen, was wir bis zur einbrechenden Dunkelheit tun. Im Restaurant des Hauses sind wir so auch fast die letzten, die eintreffen. Es gibt keine Speisekarte, sondern die Wirtin erzählt uns, welche drei Hauptgerichte heute im Angebot sind. Dazu gibt es ein überaus reichhaltiges und sehr leckeres Antipasti-Buffet. Henny begnügt sich damit und ich gönne mir noch ein Schwertfisch-Filet. Dazu ein Fläschchen Rotwein. Der erste Abend in Italien war damit schon mal sehr gelungen.
Blick aus dem Berggarten auf unser Hotel und die Berge in der Abendsonne
Du weißt aber schon, dass wir hier nicht im Rätselfred sind? Außerdem bin ich ab morgen in Urlaub und muss noch packen, wie soll ich da Zeit zum raten finden? Ich könnte natürlich, der Einfachheit halber, einfach auf deine Karte gucken, dann sollte sich das schnell lösen lassen!
Grüße Monika
Hmmm... von Schwyz in Richtung Gotthard - was könnte man da wohl sehen?
toller Berciht und tolle Fotos. Bin schon auf die Fortsetzung gespannt. War selber mit dem Mounatainbike zweimal in den Abruzzen unterwegs, für mich eine der schönsten Gegenden Italiens, vor allem nicht so überlaufen wie z.B. die Toskana. Noch dazu zur jetzigen Zeit, leichter Neid kommt auf, aber ich habe selber nir noch zwei Wochen Arbeit vor mir, dann gehts nach Ligurien
3. Tag, Sonntag, der 1.4.2012 Vom Lago Maggiore durch das Piemont bis nach Ligurien. 341 km
Wir starten um 10 Uhr bei gutem Wetter. Die Fahrt geht erst noch am Lago Maggiore entlang. Dort herrscht Betrieb, meist deutsche und schweizer Kennzeichen sind an den Autos zu sehen. Wir haben bereits 21 Grad und viele Pflanzen stehen schon in voller Blüte.
Insel Castelli di Cannero am Lago Maggiore
In Fondotoce bei Verbania kommen wir an einem Zeltplatz vorbei, auf dem ich 1974 mit meiner Supermax Urlaub gemacht habe. Ich erkenne ihn sofort wieder. Weiter geht es vorbei am Mottarone-Höhenzug durch einen vier Kilometer langen Tunnel zum Ortasee, den wir über seinen nördlichen Abfluss zum Lago Maggiore erreichen und an dessen Ostufer wir entlang fahren. Hier ist es deutlich kühler als am Lago Maggiore. Ob der See deswegen als Urlaubsziel kaum bekannt ist?
Blick über den Ortasee auf die Insel San Giulio
Eigentlich sollte die Tour nun weiter westlich über Brogosesia nach Biella gehen, aber ich hatte dem Navi wohl zu wenig Wegpunkte vorgegeben, denn so ging es auf recht langweiligen, aber gut ausgebauten Straßen über Borgomanero und Romagnano. In Rosasio machten wir rast an einer Bar an der Hauptstraße. Der Fahrer einer perfekt restaurierten Lambretta kommt vorbei und trinkt einen Espresso. Ein paar Worte mit dem Wirt und schon ist er wieder weg. Wir bekommen eine SMS von Tochter Nina, die ganz aufgeregt ist, weil ihr eine günstige grüne Ninja angeboten wurde.
Pause in Roasio
Lambretta
Das Navi leitete uns anschließend nach Biella um nach einer Schleife durch die am Sonntag nahezu ausgestorbene Innenstadt gleich wieder umzukehren und uns auf der gleichen Schnellstraße weiter nach Süden zu führen. Na ja, nicht so schlimm. Besonders spannen ist die Ebene im Piemont nicht, außer, dass sich dort, wie wir erfuhren, das größte Reisanbaugebiet Europas befindet. Das war uns neu. Große Flächen völlig flachen Landes begleiten uns, größtenteils trocken, teilweise aber auch schon geflutet. In dem dünn besiedelten gebiet stehen ziemlich große Höfe teilweise jedoch verlassen und dem Verfall preisgegeben
Frisch angesähte Reisfelder im Piemont
Bereits geflutete Reisfelder
Leerstehender Gutshof inmitten von Reisfeldern bei Vettigné
Reis braucht bis zur Ernte bis zu 20.000 Liter Wasser pro Kilogramm und so ist das ganze obere Po-Gebiet von Bewässerungskanälen durchzogen. Die Straßen verlaufen entsprechend gerade bis zum nächsten 90-Grad-Knick. Das Navi leitet uns auf einer Zickzack-Line von Norden nach Süden durch das Gebiet und bei Pontestura über den Po.
Brücke über den Po
Die gleichmäßige Fahrt macht uns müde und nahe der Autobahn Turin-Mailand machen wir eine Pause und legen uns einfach in der Sonne ins Gras. Nah bei uns steht ein Mädchen an der Straße, neben sich eine Flasche Wasser. Sie setzt sich auch ins Gras. Als wir uns für die Weiterfahrt fertig machen, stellt sie sich wieder an die Straße. Uns wird klar, dass wir ihr durch unsere Pause ihr Geschäft verdorben haben. Noch weiter junge Frauen sehen wir einsam und in praller Sonne in den Reisfeldern stehen, schon hunderte von Metern vorher zu erkennen.
Südlich des Po wird es bald wieder hügeliger und die Fahrt schöner. Wir erreichen Asti. Durch einen Eingabefehler meinerseits möchte das Navi uns gerne wieder nach Hause leiten. So machen wir einen unfreiwilligen Bogen auf einer Schnellstraße um Asti herum, bis wir wieder wenden können und die Tour wieder aufnehmen. Das Grün auf den Hügeln wird saftiger, Blumen und Sträucher blühen. Gerne hätten wir eine Pause bei einem Kaffee gemacht, aber es ist noch nicht einmal 15 Uhr und am Sonntag hält alles Siesta. Die Bars sind geschlossen.
In Nizza Monferrato finden wir eine Snack-Bar gegenüber einem Rummelplatz. Es ist sehr lebhaft und laut, ältere Herren sitzen vor der Bar und die jungen Burschen lagen auf ihren Motorädern vorbei, auffällig oft auf Ducatis. Auf dem Festplatz gibt es ein Unternehmen, das Kinder in Plastikkugeln einsperrt und sie dann auf einer Wasserfläche aussetzt. Scheinbar ist Sauerstoffmangel kein Thema?
Henny macht sich Notizen vor einer Bar in Nizza Monferrato
Kinder in „Luftkugeln“
Über Aqui Therme kommen wir in das bergige Süd-Piemont. Die Straße verläuft teilweise auf Bergrücken, so dass man einen ungehinderten und weiten Blick in die Landschaft mit ihren Weinfeldern hat
Weinfelder im Süd-Piemont
Bald darauf erreichen wir den Nordrand des Parco Naturale delle Capanne di Marcarolo. Nun wird die Straße schmal und sehr, sehr kurvenreich, teilweise nur geschottert. Schon ziemlich abenteuerlich windet sie sich rauf und runter durch ein Gebiet an der Grenze zu Ligurien, in dem es Wölfe, wilde Schweine und Stinktiere (!) geben soll. Teilweise befinden wir uns in über 700 Metern Höhe. Der Gebirgszug verbindet die ligurischen Alpen mit dem im Osten davon beginnenden Apennin. Wir begegnen lange Zeit keiner Menschenseele und sind trotz der tollen Strecke, den Ausblicken und der unberührten Gegend ganz froh, bei einsetzender Dämmerung wieder Ortschaften zu erreichen. Wir sind in Ligurien angekommen.
Enge Straßen in kleinen Dörfern
Blick über den Nationalpark Capanne di Marcarolo (ob es wohl der Monte Tobbio ist?)
Der Park im letzten Abendlicht
Bei Busalla finden wir ein kleines Hotel direkt neben einer Brauerei. Zufällig hatte ich auch genau hier einen Wegpunkt gesetzt. Eine kleine Ansiedlung, bestehend aus besagtem Hotel, der Brauerei und einem Lokal heißt Localita Bierra, das Hotel heißt auch einfach nur Bierra und die Brauerei auch – Das Lokal, wie kann es anders sein, ebenso. Innen ist es recht gemütlich, Wortspielereien mit dem Begriff Bierra sind an die Wand gemalt, die wir nicht immer alle verstehen. Wir probieren die frisch gebrauten Biere und lassen uns dazu Tagliatelle, Salat und Bruschetta schmecken.
Mehr Falcone, bitte mehr!!! Ich bin schon so sehr auf Italiens höchsten Berg gespannt, und dazu die WWII Geschichte mit Lastenseglern und Fallschirmjägern, Befreiung usw...
Gruß vom ziro
P.S.: Ich war da schon mal vor 8 Jahren. Du weckst gerade die Lust, dieses Jahr da auch mal wieder hinzufahren. Es ist dort einfach wunderschön und ruhig. Und dann diese frische Pasta...