Typische Symptome: Motorrad ruckt während der Fahrt, Instrumente gehen ganz kurz gegen Null. Oder – Starterknopf gedrückt, ein kurzes Klack und dann Ruhe, Kontrollleuchten sind aus. Werden solche oder ähnliche Symptome hier im Forum beschrieben, kommt umgehend der Hinweis: "Loser Batteriepol!" Oder, schlimmer: "Batteriepol mal fest anknallen."
Was dann oftmals passiert, ist fatal und führt zu solchen Ergebnissen:
In der Folge bricht dann irgendwann während der Fahrt der Batteriepol ab und dann hat man wirklich ein Problem.
Die Batteriepole sind aus Blei und damit recht weich. Gerade hier darf man die Schrauben nicht anknallen. Es ist auch überhaupt nicht notwendig. In der W ist eine Batterie verbaut, wie man sie auch in tausenden anderen Motorrädern findet. Es gibt daher keine Ursache, die Batteriepole der W anders oder fester anziehen zu müssen, als bei allen anderen Motorrädern. 1 bis 1,5 Nm reichen völlig aus. Oder man nimmt einen passenden Kreuzschlitz-Schraubendreher und zieht die Polschraube damit fest, dann kann man nicht so viel zerstörerische Kraft anwenden wie mit einem 10er Schlüssel.
Warum gibt es aber nicht mal so selten die oben beschriebenen Ausfälle und warum sind die nach dem "Anknallen" der Pole erst mal behoben? Nun, es liegt an der versteckten Einbaulage der Batterie. Hand auf´s Herz: Wer nimmt schon mal die Batterie raus? Da sie so schwer zugänglich ist, haben die meisten Ladekabel angebaut oder bei den Baujahren ab 2000 wird die Batterie über die beiden Klappen unter der Sitzbank nachgeladen. Wenn sie überhaupt jemals nachgeladen wird. Die schlechte Zugänglichkeit und die erstaunliche Haltbarkeit der Batterie führt dazu, dass sie einfach vernachlässigt wird. Man muss ja auch nicht mal nach dem Säurestand schauen, denn sie ist wartungsfrei. Bei den meisten anderen Motorrädern wird schon mal nach den Polschrauben geschaut und diese werden dann auch mal gereinigt. Früher war das gang und gäbe und stand in jeder Pflegeanleitung: Polschrauben reinigen und mit Polfett nachfetten. Wer macht das heute noch? Es geht ja auch lange gut, bis, ja, bis es eben mal ruckt oder die W gar nicht mehr anspringt.
Batteriepole an wartungsfreien Batterien bilden heute zwar nicht mehr die starken Säureausblühungen aus, wie sie früher an der Tagesordnung waren, etwas oxydieren tun sie aber schon. Ebenso die Anschlusslaschen der Kabel. Und nur das und nicht mehr ist der Grund, warum der Kontakt auf einmal nicht mehr ausreicht. Die Kontrollleuchten brennen eben noch, drückt man auf den Starter, geht aber alles aus. Der Kontakt ist unterbrochen, der abgeforderte Strom war zu hoch. Deswegen sollte man schon noch mal regelmäßig nach den Polen schauen, sie leicht reinigen und auch insbesondere die Laschen der Stromkabel sollten gereinigt und ggf. leicht abgeschliffen werden. Je sauberer und je größer die Auflagefläche der Laschen auf den Polen ist, desto besser die Leitfähigkeit. Beim Starten muss schon eine ordentliche Menge an Strom durchfließen können. Und wenn bei beginnender Oxydation die Fläche kleiner wird, beschleunigt sich der Prozess: Die Kontaktstelle wird heiß, die Oxydation schreiten beschleunigt fort, der Kontakt wird immer schlechter – bis zum Ausfall. Anziehen hilft vorübergehend, der Kontakt verbessert sich etwas, die Oxydation wird davon aber nicht beseitigt. Da man mit dem Anziehen aber erst mal Erfolg hatte, wird beim nächsten Ausfall wieder fester angezogen – und dann noch mal (steht ja auch so im Forum!) und nach ganz fest kommt nun mal ganz lose.
Also: Das in Maßen (!) fester Anziehen der Batteriepole kann unterwegs hilfreich sein, aber dann sofort zu Hause die Batterie ausbauen und mal alles reinigen. Besser noch, so etwa alle zwei Jahre die Batterie ausbauen und die Pole reinigen und mit Polfett einfetten. Die immer wieder im Forum auftauchende Frage: "Meine W ruckt! Was ist los?" und die fatale Antwort: "Batteriepol mal richtig anknallen!" werden wir dann hoffentlich nicht mehr lesen müssen.
Übrigens ließ sich die oben abgebildete Batterie noch retten. Mit Zange und von der Seite her eingestecktem Schraubenzieher ließen sich beide Pole ganz vorsichtig wieder ausrichten ohne zu brechen:
Der zweite Pol war weniger verformt
Der Pol vom Foto ganz oben nach dem Richten, das Schraubenloch ist noch vom Richten oval und wird nun aufgebohrt
Mit einem Dichtungsschaber die Oxydschicht entfernen
Pol glätten, bis eine ebene Fläche entsteht
Die Anschlusslasche am Plus-Kabel ist durch die Anknallerei ebenfalls verbogen und muss gerichtet werden.
Gereinigte Lasche des Minuspols
Die beiden Laschen nun wieder gerade an der Batterie verschraubt. Die Batterie kann man übrigens schon auf der Soziusfußraste abstellen und mit einem Spanngurt befestigen. Dann hat man beide Hände frei zum Arbeiten.
Nun etwas Polfett auf die beiden Batteriepole geben, um der künftigen Oxydation etwas Einhalt zu gebieten.
Es soll ja auch Leute geben, die die kompletten Batteriepole dick mit Polfett einschmieren. Also VOR Einbau. Ich gehe mal davon aus, dass Fett weniger gut elektrischen Strom leitet, als Metall...
Zitat Aber meine Befestigungsschraube war letzte Woche definitiv lose.
Zweifellos kann auch so was vorkommen.
Zitat Ist das etwa deine Batterie?
Jetzt ja. Aber der Verursacher des Schadens war ich nicht. Spätestens seit Buggys Panne warne ich ja schon vor dem Anknallen der Polschrauben.
Zitat Also VOR Einbau. Ich gehe mal davon aus, dass Fett weniger gut elektrischen Strom leitet, als Metall...
Ja, das ist wieder ein gutes Forumsdiskussionsthema mit viel Theorie und wenig Praxis Nach meinen Erfahrungen kann man es halten, wie man lustig ist. Das Polfett ist wohl schon so ausgelegt, dass es auch funktioniert, wenn man alles vor der Montage dünn einstreicht. Und mit Vaseline geht es erstaunlicherweise auch ganz gut, obwohl die bekanntlich einen Wasseranteil enthält.
Zitat Ich hab unter die Schrauben einen Federring gelegt.
Macht aber deren Montage ziemlich schwierig. Die Schraubenlänge ist genau so ausgetüftelt, dass sie das rechteckige Gewindeplättchen von selbst packt, wenn man sie dreht. Durch das unterlegen eines Federringes unter den Schraubenkopf musst du das Plättchen mit einem Schraubenzieher anheben, damit die Schraube greift. Etwas fummelig. Zudem sehe ich das Problem nicht in sich lockernden Schrauben sondern eher in mit der Zeit entstehendem mangelndem Kontakt durch Oxydation. Ob dazu kommt, dass das Blei unter Druck auch noch mit der zeit etwas "wegfließt", ist nicht undenkbar.
Mal 'ne Laienfrage zwischendurch, was unterscheidet "Batteriepolfett" von anderem Fett, kann man nicht irgendein Fett (außer Bratenfett wahrscheinlich.) nehmen?
Übrigens, qualitativ gute Vaseline sollte kein Wasser enthalten.
Zitat von DarkAgeEs soll ja auch Leute geben, die die kompletten Batteriepole dick mit Polfett einschmieren. Also VOR Einbau. Ich gehe mal davon aus, dass Fett weniger gut elektrischen Strom leitet, als Metall...
Moin,
das Fett ist gegen die Korrosion, sonst nix. Wenn man gefettete Batteriepole anzieht, rutscht das Fett von selbst weg und gibt den Weg Metall auf Metall frei. Viel interessanter ist, was an korrodierten Oberflächen sich zwischen die Kontaktstellen mogelt. Diese Stoffe rutschen nicht so leicht weg, werden beim "Anknallen" mit ins Material gedrückt und bleiben, wo sie sind. Solange genug Querschnitt bleibt, wo der Strom "drumrum" fließen kann, merkt man noch nix. Sobald aber die erste Erwärmung an dieser Stelle auftritt und Wasser und Luft zugegen sind (idealerweise noch etwas Säure, aber es geht auch ohne), dann schmodert es weiter und der Querschnitt vermindert sich allmählich. Bei jedem Anlaßvorgang wirds dann an der Stelle richtig warm, aber es funktioniert noch, bis . . . . . . irgendwann eben nicht mehr.
Wenn Fett in den Ritzen ist, könnte zwar der Anschluß immer noch locker werden (durch Vibration etc.) aber es korrodiert nicht.
Zitat von MaggiMal 'ne Laienfrage zwischendurch, was unterscheidet "Batteriepolfett" von anderem Fett, kann man nicht irgendein Fett (außer Bratenfett wahrscheinlich.) nehmen?
Das ist eine gute Frage, Brühwürfel ...
Ich habe kein Polfett ... noch nie besessen. Ich nehme schon immer stinknormales Schmier-/Kettenfett und zwischendurch im eingebauten Zustand auch mal WD40- oder Brunox-Spray zur Konservierung ... und hatte in meinem "Motorradleben" noch nie Probleme mit vergrießgnaddelten Polen und auch noch keinen Batterieausfall. Es geht also auch ohne spezielles Polfett ...
Es sei wie es sei, aber irgenwie trauere ich ja meiner alten Triumph mit der Lukas Elektronikzündung etwas nach, die auch notfalls ohne Batterie auskam.
Da brachte die Lichtmaschine schon bei Kickstarterdrehzahl genügten Saft um die Zündung zum Leben zu erwecken. Diese Machart gabs doch öfter, und warum hat man sowas eigentlich nicht beibehalten? Ich fand, dass das nicht die schlechteste Lösung war, und im Falle eines Falles die Batterie bei Exitus abzuklemmen u, Kiste noch anschieben zu können. Wahrscheinlich ist sowat aber zu Altmodisch.