Im Gespräch mit (Nur-)Automobilisten wurde ich schon öfter implizit oder explizit mit deren Abneigung gegenüber Motorradfahrern konfrontiert. Speziell an sommerlichen Wochenenden auf den Pässen sei es eine Katastrophe mit dem Auto unterwegs zu sein. Sie fühlten sich belästigt und bedroht von der zweirädrigen Gefahr. Die muskelbetriebenen am rechten Straßenrand, die man aber nicht überholen kann, weil auf der linken Fahrspur die motorisierten Zweiräder (von vorn und vor allem: von hinten) angebraust kommen. Und dann die Frage: "Warum wird man im Auto eigentlich immer, immer und immer von den Motorrädern überholt? Selbst, wenn man schon am (gesetzlichen) Limit oder knapp drüber fährt - man wird überholt. Warum können die nicht einfach hinten bleiben?"
Tja, Freunde, machen wir uns nix vor - so werden wir von der Mehrheit wahrgenommen, ob uns das gefällt oder nicht. Und ehrlich gesagt: Selbst, wenn ich weitgehend gesetzeskonform unterwegs bin, halte ich es hinter einer Dose nicht lange aus. Die muss überholt werden. Warum ist das so? Geht es euch auch so, oder gehört ihr zur seltenen Spezies der motorradfahrenden Kollegen, die die Muße und Ruhe weg haben, in einer Autokolonne am Platz zu bleiben und die Blümchen am Straßenrand zu zählen?
Für mich ist überholen "aktive Sicherheit". Erinnert Ihr Euch noch an das BMW-Werbegesülze anläßlich der Einführung der xx02er Auto-Modellreihe? Ist schon eine Weile her, ich weiß. Jedenfalls seh ich nicht, was auf mich zukommt, wenn ich hinter einem Kasten hänge, muß mich drauf verlassen, daß der Vordermann alles richtig macht, und muß immer öfter Dieseldampf atmen, was sich auf die Konzentration auswirkt. Egal, wenn's irgendwie ohne Risiko geht, Flucht nach vorn!
Wenn ein Auto gesetzeskonform (also nach Schild +- kinkerlitzchen) unterwegs ist, dann überhole ich nicht. Das Problem ist meist: Auf der Geraden wird das Tempolimit ausgenutzt, in den Kurven oft nicht. Also fährt man flott geradeaus hinter dem Auto her um sich dann, ebenfalls dahinter, bremsenderweise durch die Kurve zu parken... Das nervt. Also muss die Dose übeholt werden. Logischerweise nicht in einer engen, schlecht einsehbaren Kurve, denn da ist es gefährlich für alle Beteiligten, sondern auf einem mehr oder weniger geraden Zwischenstück. Und in diesem Moment überhole ich mit vollkommen überhöhter Geschwindigkeit einen gesetzeskonform fahrendes Fahrzeug. Nicht um die nächsten 100 km vollkommen enthemmt und wie ein Gestörter zu rasen, sondern nur um das Tempolimit auch in Kurven besser ausnutzen zu können.
Das wirkt auf den Dosentreiber aber anders...
Dorthin zurückzugehen, wo man begonnen hat, ist nicht das Gleiche, wie nie zu gehen.
Vor oder in kurvenreichen Strecken muß ich vorbei ... zwingend, immer, da beißt die Maus keinen Faden ab ...
Auf Schnellstraßen(insbesondere italienischen) bleibe ich gern auch mal hinter bzw. im fließenden Verkehr, weil da verpasse ich nix und komme entspannter ans Ziel ... und der eine oder andere Automobilist darf sich wundern ...
Ja, ich gehöre zur letztgenannten Gruppe . Und wenn ich erst das Gespann habe, dann kann ich das auch noch viel besser ausleben, weil ich dann ja offensichtlich leider nicht mehr so gut überholen kann !
Zitat ...muss überholt werden...
Das ist ein motorradunabhängiges Phänomen: selbst bei Einhaltung einer konstanten Geschwindigkeit kommt auf der Autobahn immer irgendeiner und überholt, schert vor mir rechts 'rein und fährt mit der selben Geschwindigkeit wie ich vor mir her, oder wird gar langsamer. Wenn ich den dann wieder meinerseits überhole, beschleunigt der anschließend, und überholt seinerseits wieder, und das Spielchen wiederholt sich. Muß so drinstecken, im Menschen, daß er (zumindest auf freier Strecke) keinen vor sich ertragen kann ...
"Das Streicheln eines Hundes senkt den Blutdruck und baut Streß ab."
Ich würde mich in aller Regel nicht als riskanten Überholer bezeichnen, aber ich habe halt eine bessere Beschleunigung, nutze die auch aus und brauche für einen Überholvorgang wenig Zeit. Für einen Autofahrer mag das wie Raserei vorkommen, für mich ist es ein zumindest subjektiver Sicherheitsgewinn, wenn ich die Dose hinter mir und vor mir freie Bahn habe. Und in Kurven sind mir fast alle Autos zu langsam und auf Geraden ist mit 100 km/h zu langsam. Ich lebe also in dauerndem Überholzwang Aber frei und einsichtig muss es beim Überholen schon sein und ich bemühe mich auch, die armen Autofahrer nicht zu erschrecken. Die Alpen sind sicher noch mal eine besondere Situation, weil man da jede Gelegenheit ausnutzen muss, sonst kommt man "nie" vorbei. Riskant muss deswegen auch nicht sein, schnell aber schon.
Zitat von decetFür mich ist überholen "aktive Sicherheit". Erinnert Ihr Euch noch an das BMW-Werbegesülze anläßlich der Einführung der xx02er Auto-Modellreihe? Ist schon eine Weile her, ich weiß.
Kurz nach dem BMW-Spot ging dann das HB-Männchen hoch und die Timex Uhr raste durch den Eiskanal. Im Anschluss dann Klimbim mit Ingrid Steeger...
Zitat von FalconeAber frei und einsichtig muss es beim Überholen schon sein und ich bemühe mich auch, die armen Autofahrer nicht zu erschrecken.
Finde ich auch einen wichtigen Punkt: Überholen ja, aber möglichst "defensiv". Oft fahren die Dosen ja bewusst rechts, um uns das zu erleichtern. Bisweilen hab ich aber auch das Gefühl, die machen das nur deswegen, damit sie die lästige Laus im Rückspiegel möglichst schnell wieder los sind.
Zwei andere Punkte, die mir aufgefallen sind:
Ab 80 km/h (um eine Zahl zu nennen) beeinträchtigt die Wirbelschleppe einer Dose den Geradeauslauf des Motorrads merklich. Speziell hinter Fahrzeugen mit hohem und steilem Heckabschluss zu spüren. Extrem natürlich hinter LKWs auf der Autobahn, wo man regelrecht hin und her gebeutelt wird, aber auch Kombis und SUVs sind nicht zu unterschätzen.
Der andere Punkt betrifft den Straßendreck, der von den Reifen des vorausfahrenden Fahrzeugs aufgewirbelt wird. Mit offenem Visier geht das gar nicht - die permanenten Nadelstiche im Gesicht sind auf Dauer unerträglich - und geschlossenes Visier bei hochsommerlichen Temperaturen ist auch nicht das Wahre.
Zitat weil ich dann ja offensichtlich leider nicht mehr so gut überholen kann
Das ist aber nur am Anfang so. Selbst mit dem W Gespann habe ich noch genug Qualm um recht zügig zu überholen, da kann z.B. mein untermotorisierter Fabia (85PS) nicht mithalten. Meist ist es da eher ein Platzproblem, auf schmalen Landstraßen einen LWK oder SUV zu überholen, ist mit dem Gespann nicht ganz so einfach, vor allen Dingen wenn der Vordermann mittig fährt. Hier im Ahrtal ist man leider gestraft mit Sonntagsfahrern(und das nicht nur Sonntags), daher ist man oft gezwungen zu überholen, da gerne mal mit 50km/h über die Landstaße gezuckelt wird. Aber ich kann auch Kolonne fahren, es sei denn der Vordermann fährt Diesel.
Zitat Oft fahren die Dosen ja bewusst rechts, um uns das zu erleichtern.
Das mag in der Schweiz so zu sein, hier ist das eher die Ausnahme.
... und weil vor einem fahrende Vehikel prinzipiell unberechenbar sind (bremsen, abbiegen ohne Blinker usw.) Dann lieber überholen - es geht ja meist so leicht
Zitat von SerpelIm Gespräch mit (Nur-)Automobilisten wurde ich schon öfter implizit oder explizit mit deren Abneigung gegenüber Motorradfahrern konfrontiert. Speziell an sommerlichen Wochenenden auf den Pässen sei es eine Katastrophe mit dem Auto unterwegs zu sein. Sie fühlten sich belästigt und bedroht von der zweirädrigen Gefahr. Die muskelbetriebenen am rechten Straßenrand, die man aber nicht überholen kann, weil auf der linken Fahrspur die motorisierten Zweiräder (von vorn und vor allem: von hinten) angebraust kommen. Und dann die Frage: "Warum wird man im Auto eigentlich immer, immer und immer von den Motorrädern überholt? Selbst, wenn man schon am (gesetzlichen) Limit oder knapp drüber fährt - man wird überholt. Warum können die nicht einfach hinten bleiben?"
Tja, Freunde, machen wir uns nix vor - so werden wir von der Mehrheit wahrgenommen, ob uns das gefällt oder nicht. Und ehrlich gesagt: Selbst, wenn ich weitgehend gesetzeskonform unterwegs bin, halte ich es hinter einer Dose nicht lange aus. Die muss überholt werden. Warum ist das so? Geht es euch auch so, oder gehört ihr zur seltenen Spezies der motorradfahrenden Kollegen, die die Muße und Ruhe weg haben, in einer Autokolonne am Platz zu bleiben und die Blümchen am Straßenrand zu zählen?
Gruß Serpel
So werden wir nicht nur wahrgenommen, so sind wir, jedenfalls ein großer Teil der sogenannten Biker. Weil -warum auch immer- sich die meisten Mopedfahrer nicht an bestehende Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Die Schilder zeigen ja auch immer die Höchstgeschwindigkeit an. Ich hab den Eindruck das verwechseln viele mit der Mindestgeschwindigkeit. Nicht weitersagen, aber eigentlich gehören die Motorradfahrer alle verboten.
Sicherheitsgewinn, wenn ich die Dose hinter mir und vor mir freie Bahn habe. Und in Kurven sind mir fast alle Autos zu langsam *********************************************
Das ist von Falcone und das bestätige ich auch.
Desweiteren ist mir an den Wochenenden aufgefallen: in vielen Dosen sitzen Menschen 60+
Das ist ansich gar nichts schlimmes, aber diese Menschen fahren auf einer Landstrasse mit erlaubten 100kmh gern mal mit 60-65 dahin, hinter Ihnen eine Kolonne an Dosen und Mopedfahrern die nicht vorwärtskommen. Vom Kurvenverhalten der Generation Ü60 will ich gar net anfangen.......
Drum halt ich`s wie einige hier, zügig überholen, wenns denn geht und man was sieht, und dann normal weiterfahren.
Ausnahmen gibts auch, Autos die sich nicht so einfach "schnupfen" lassen, z.B. Menschen Ü20 in 3-er BMWs auf Landstrassen, die dann schon mal mit 130 vor Dir herfahren. Auch gut, die überhol ich dann aber auch nicht, weil mir i.d.r. 100-120 auf Landstrasse mit der W völlig ausreicht.
Daß das was der Herr Serpel beschreibt die gängige Meinung der Dosentreiber über die Töfffahrer ist, ist logisch, weil die wenigsten Dosentreiber eine Ahnung haben von Motorrädern.