ich nenne das hier mal frech "Tagebuch", weil ich mir vorgenommen habe etwas mehr zu schreiben als sonst(bei mir) üblich ...
1.Tag: Abreise um 9:00 bei Sonnenschein und 20°C - also allerbeste Bedingungen um Strecke zu machen. Ich hatte mir wieder vorgenommen bis ins AntholzerTal vorzudringen - was mit der SevenFifty auch kein Problem darstellen sollte. Das heißt BAB mit 140er Schnitt bis kurz hinter München. Dann weiter über Tegernsee, Achensee und durch das Inn-Tal in's Zillertal mit Richtung Gerlospass. Touristen werden Richtung Mittersill über diesen mautpflichtigen Pass geführt, aber ich habe ihn diesmal mittels der vorhandenen und nicht mautpflichtigen "Umfahrung" ignoriert.
Ich habe es nicht bereut, denn diese Straße 3.Ordnung ist ein Traum und ich fand sie sogar atraktiver als die glattgebügelte Gerlospassstraße. In Mittersill bog ich ab zum Felbertauern(Maut-Tunnel) um dann durchs wunderschöne Defereggental den StallerSattel zu erreichen. Natürlich war ich wieder 1/4h zu spät und mußte 1/2h warten um endlich ins AntholzerTal zu kommen. Also nahm ich Platz auf DER Bank und hatte Zeit für's zweite Foto:
Nach 750km und 10h war ich endlich da und habe schnell mein Zelt aufgeschlagen, diesmal sogar mit freier Platzwahl - schööön:
2.Tag: Am nächsten Tag ... Regen, Regen, Regen und nochmals Regen ... ... aber gefahren wurde trotzdem, wenn auch nur die kurze Sella-Ronde - vom Antholzer Tal aus immerhin knapp 200km und bei Nässe und Kälte auch gut für 6h "Beschäftigung" und die Durchfahrung meiner Ländereien:
Auf dem Pordoi gab es dann sogar Schneeregen und ich war neben "total bekloppten" Radfahrern in ihren dünnen "Leibchen" der einzige Kradler dort oben und wurde wegen des schlechten Wetters mit drei Aufgüssen grünen Tees verwöhnt ... Tee mit Nachschlag, sozusagen ... Abundzu gab es aber auch eine "Regenlücke" wie hier am GrödnerJoch:
3.Tag: Strahlender Sonnenschein ist angekündigt, also genau richtig für meine geplante "Mammuttour", erst die Dolos reiten und dann über Bozen und Maran bis zum Stelvio. Nach dem Frühstart um 7:30 nahm ich nahe den DreiZinnen einen ersten DoppeltenEspresso zum Wachwerden:
Danach gings weiter über den PassoTreCroci, CortinaAnpezo, Falzarego, Giau und nochmal Falzarego wieder zur Sella-Ronde über Pordoi, Sella, GrödnerJoch, Campolongo zur Pordoipasshöhe zum Mittags-Espresso und Lunch ... Halbzeit, aber geil war's bei diesem Traumwetter - die Dolos haben halt die besten Radien in kürzester Entfernung zu bieten: "Motorrad-Traumland", aber ich wiederhole mich. Hier noch ein paar Bildchen von der Runde:
Über den Karerpass ging es dann runter in die Hölle von Bozen - eine schreckliche Stadt von der Straße aus gesehen, aber ich muß da durch zum Mendelpass. Den bin ich noch nie gefahren, doch jetzt weiß ich weshalb da alle von schwärmen. Dauerschräglage bei Tempo 60-80 ist angesagt - also sowas wie eine Passautobahn und auch wunderschön ...
Runter ins Etschtal nach Meran ging es über's Gampenjoch - auch sehr schön und neu für mich. Die großen Täler in Italien bieten schon gigantische Ausblicke - davon sollte ich in der Lombardei aber noch mehr sehen ... Von Meran ab gings ca. 50 elende Staukilometer an der Messner-Burg-Juval vorbei bis nach Prad am Fuße des Stelvio/StilfserJoch. Der angesteuerte Campingplatz war aber voll - kein Platz beim ersten Versuch, aber da ich keine Lust hatte mir um die Zeit(es war bereits 20:00) eine Alternative zu suchen überredete ich die Rezeptionistin/Eigentümerin mir selbst ein Plätzchen zwischen den spießigen Wohnwagentouris und Dauercampern zu organisieren. Es war ein sehr lustiges "Schaulaufen" oder besser Schaufahren und endete auf der Hundewiese - war mir aber egal, hauptsache ein Platz zum schlafen und die Hunde müssen dann halt diese Nacht in die Vorzelte pissen ... In Prad erfuhr ich dann leider, daß der Stelvio zu war wegen Schneefall in der letzten Nacht ... also schwang ich mich in der bereits einsetzenden Dämmerung nochmal auf's Krad um zu sondieren wie weit man kommt, denn ich hatte ja 10:30 am nächsten Morgen einen wichtigen Termin auf der Paßhöhe und es wäre schade wenn der platzt wegen der Sperrung ... Ich bin dann letztlich nur bis zur Franzenshöhe gekommen, ab dort war gesperrt und die Wirtin meinte auch morgen noch - schöne Scheiße! Übrigens hatte ich das StilfserJoch das ich 12jahre nicht gefahren bin viel schöner, also fahrbarer in Erinnerung, zumindest die Ostrampe ist extrem grauselig und das ist wirklich ein Paß der überhaupt keinen Spaß macht - das ist einfach nur Arbeit: Gas, Bremse, Rumwerfen, Gas, Bremse, Rumwerfen, Gas, Bremse ... etc. Runterwärts habe ich dann noch die Fahrbahn-Ausleuchtung meines CB-Scheinwerfers im "Serpentinen-Modus" getestet und muß dem Axel im nachhinein Recht geben: linksrum ist ganz schlecht, aber rechts geht so in Kehren ... andererseits wann fährt man sowas schon freiwillig Nachts. Hier noch ein Stop auf halber Strecke zurück zum Campingplatz an Gustav Thöni's Hotel:
Zitat von SerpelDu bist noch über einen weiteren Pass gekommen, der im Text nicht erwähnt wird, nämlich den da:
Zitat von piko
Stimmt, das ist der Valparola ... über den bin ich eigentlich erst 3tage später, aber ich lasse das Bild einfach drin ... weil es zum Falcarego nichtmal mehr 1km ist von der Stelle ...
schön aufgepasst(!) ... piko
edit: Es ist übrigens noch eins vom Valparola dabei ... welches, Serpel? Naja, ist ja nun nicht wirklich schwer ...
Zitat von SoulieUnd ich fürchte, am nächsten Abend geht irgendwas schief?
Ja, da hast du wohl Recht, und ich habe beim Sichten meiner Bilder bemerkt, daß wir nicht ein Bild als Beweis, daß wir überhaupt da waren, auf deiner Piazza oder in der wunderbaren Pizzeria auf halbem Weg nach Limone, gemacht haben ... Wir haben übrigens beschlossen den Besuch bei Dir nächstes Jahr unbedingt nachzuholen.
4.Tag: Da der Stelvio also mind. bis heute Mittag gesperrt bleibt, die Passhöhe selbst aber nach neuesten Erkenntissen trotzdem, allerdings nur über den Umbrail aus der Schweiz, erreichbar ist ... habe ich die Route geändert und wieder einen Frühstart vor mir. Ich fahre über Mals am Reschenpass über die schweizer Grenze nach SantaMaria am Fuße des UmbrailPasses und genehmige mir dort vorm "Aufstieg" noch einen Espresso - mein "Treibstoff" für die Tour! Während der wunderschönen Auffahrt, schon auf dem geschotterten Teil des UmbrailPasses, blubbert plötzlich etwas blaues grinsend neben mir. Der Serpel hatte mich schon weiter unten gesehen, mich hergebrannt und natürlich am Nummernschild, zwar verwundert, aber doch gleich erkannt. Also erstmal kurze Begrüßung und "Begutachtung" am Wegesrand - wir hatten uns ja schließlich noch nie gesehen ... ... und dann ging es auch schon weiter hoch zum Stelvio. Serpel zeigte mir dabei gleich noch was eine 1,1liter/100Nm-Harke ist und klärte die Fronten für die anschließende Tour durch die Lombardei - Kunsstück, der kennt hier jeden Stein und ist zumindest in Bezug auf mich, übermotorisiert ...
Oben auf der Passhöhe dann weiteres "Annähern", Espresso-Schlürfen und heftigst tourenplanend genießen wir die wunderschone Aussicht:
Geeinigt haben wir uns schnell auf eine Tour richtung Süden: Bormio, Passo di Gavia, Edolo, Breno, Passo di CroceDomini, Goletto delle Crocette und die Sahnestück: Giogo d. Maniva und Passo della Spina. Letztere waren Schotterpässe, deren Zustand mir Serpel vorerst verschwieg, um mich nicht zu beunruhigen, was allerdings überflüssig war - es war für mich nämlich das Highlight der Tour!
Ich "durfte" vorfahren und der Gavia war nach ein wenig "Heckmeck" mit einem "Supermoto-Schnösel" schnell überfahren und schon ging es auf eine nervenzerrende Verbindungsetappe durch verkehrsreiche italienisch Täler und Städte. Serpel führ wegen der Ortskenntnis und seinem programmierten Navi(später mehr davon) vor und brachte mir so ganz nebenbei den italienischen Fahrstil bei ... Auf dieser Etappe habe ich sicher mehr als 100mal meinen Lappen riskiert und das eine oder andere optimistisch-brenzlige Überholmanöver von Serpel "bestaunen" dürfen - den Schnitt allein auf dieser Strecke hätte ich gern gewußt, denn 80 oder gerne auch mehr durch die Ortschaften ist dort anscheinend normal. Ich gewöhnte mich aber erstaunlich schnell daran und die Sache gipfelte in einem weiß geschmückten Dorf kurz vorm CroceDomini - scheinbar alles war während der Hochzeitsfeier auf der Straße zwischen den Häusern und ich mit 6000/min mitten durch - eben immer dem Serpel hinterher ...
Ich sage nur in Deutschland undenkbar ... da wäre mind. der Brautvater auf die Straße gesprungen und hätte uns vom Bock geholt, aber dort scheint man ein komplett anderes Verhältnis zum Individualverkehr zu haben?!
Zitat von FalconeVermutlich erkennen alle Serpel und sein blaues Ungetüm schon von weitem und wissen Bescheid!
Das wird's sein ... ... zuerst habe ich mich über den "serpelschen Fahrstil" übrigens sehr gewundert, denn ich hatte ihn eher als einen überaus korrekten und zumindest weitestgehend nach STVO-Regeln fahrenden Kradler eingeschätzt - ein Irrtum, aber im nachhinein passt das schon so ...