Könnte auch Drei-Länder-Tour heißen, da in der Lombardei gestartet und auch Südtirol gestreift. Aber von vorn: Sonntag, 31. Juli. Normalerweise überlasse ich am Wochenende den Heizern die hiesigen Straßen. Aber gestern wollte ich abends virtuelle Freunde (aus dem XBR-Forum) in Kurtinig, dem südlichsten Zipfel Südtirols, treffen und dort übernachten. Früh morgens erst mal zum See gekurvt, denn es war Nordwind angesagt. Aber der macht, was er will und hält sich nicht an die Vorhersagen. Nach einem Schwätzchen mit meinen italienischen Surf-Freunden gings dann – solange die Straße noch frei ist, nach Riva zum einkaufen. Die Strecke wird mir nie langweilig. Mittags gegen eins hab ich dann meine XBR gesattelt (Zahnbürste und was zu trinken) und dann gings endlich los. Über Arco rauf nach Ronzo-Chienis. Den Weg hatte ich früher verzweifelt gesucht. Das Zauberwort heißt Monte Velo. Der ist ausgeschildert, sonst nix. Ein herrliches schmales serpentinenreiches Sträßchen mit zum Glück wenig Verkehr. Von Ronzo-Chienis hatte ich erst durch Jürgen und Irmi erfahren. Schön da oben! Von dort hatte ich mir ein Bergsträßchen nach Trient ausgesucht auf meinen Karten. Auf der Karte sah sie toll aus. War sie auch! Bloß hab ich wohl eine Abzweigung verpasst und bin in Aldeno leider auf die Landstraße westlich der Etsch gekommen. Ein Blick auf die Karte hätte genügt, und ich wäre umgedreht, denn es wäre nur ein kurzes Stück zurück gewesen. Neben meinem Navi (der zweiten Generation) wäre eine Straßenkarte irgendwo auf dem Tank – oder eventuell auf dem Höcker? sehr sinnvoll. Denn anhalten und die Karte aus dem Rucksack puhlen, auffalten … das macht man dann doch leider zu selten. Na ja, bei brütender Hitze gings nach Trient und weiter nach Lavis, wo ich mir ein gelbes Sträßchen ausgeguckt hatte und nach einigen Irrungen auch fand. Verla – Ceola – Cembra – Faver – Teaio – Valda – Grumes – Capriana war geplant. Aber nix da: Umleitung auf eine Heizerstrecke (schneller, breiter, besser ausgebaut, viel mehr Verkehr und deshalb langweiliger für mich), die südlich des Avisio verläuft. Na ja, ich war etwas gefrustet, aber sooo schlimm wars nun auch wieder nicht. In Castello Molina kam ich dann auf ‚meine’ Strecke, und in Capriana erfuhr ich, weshalb man mich umgeleitet hatte. Die schöne kleine gelbe Straße wird auf einer Strecke von (ich glaube) 30 Kilometern ausgebaut, erneuert, verbreitert – und wird dann für mich vermutlich ihren Charme verloren haben. Na ja, jetzt hatte ich plötzlich meine kleinen Sträßchen, als es weiter ging nach Anterivo und von dort nach S. Lugano. Mitten durch ein Bergwerk / Steinbruch, wo der Pórfido (Porphyr) abgebaut und zerkleinert wird. Mit dem werden hier die Straßen so wunderschön halbkreisförmig gepflastert. Und mit dem will ich auch mein kleines Parkplätzchen vor’m Haus pflastern lassen – weil’s das billigste Material hier ist. Kein Wunder, bei Transportstrecken von unter 100 Kilometern. Bald nach dem Steinbruch hörte der Asphalt auf, und das ohnehin verdammt schmale Sträßchen hatte zum Hang hin (teilweise nahezu senkrecht abfallend) keinerlei Planken, Pfähle oder sonst was. Dafür war auch gar kein Platz. Leider war die Hangseite ‚meine’ Seite, und bei Gegenverkehr – es war ja Sonntag, und die Italiener flüchten gern rauf in die Berge, weil’s dort schön kühl ist – ging mir wortwörtlich die Muffe, und ich hab angehalten und mich mit beiden Beinen abgestützt. Wirklich nix für schwache Nerven, aber an sich – vor allem für unsere begeisterten Offroader – ein wunderschöner Weg. Na ja, irgendwann gabs dann wieder Asphalt, dann kam S. Lugano und später Kaltenbrunn. Dort links ab nach Truden, das mir richtig gut gefallen hat. Ein wunderschönes Südtiroler Bergdörfchen, wo die Welt noch völlig heil scheint. Oben am Berg hat man eine 900-Meter Höhenmarkierung angebracht. Vielleicht kann man sie auf dem Kirchfoto erkennen. Dann gings bergab Richtung Egna / Auer mit schönem Blick auf das breite Etschtal, und das wars dann bald auch schon. Über Termeno gings dann durch Wein- und Apfelplantagen in das kleine, verschlafene Kurtinig. Dort wollte ich mir ein Zimmer suchen, denn die 65 Euro fürs Einzelzimmer im dortigen Hotel, wo meine XBR-Freunde abgestiegen sind, waren mir dafür, dass ich ohnehin miserabel schlafen würde (ich kenne mich, da nützen auch Maggis Pillen nix) etwas hochpreisig. Ich stapfte also durch den kleinen Ort, wieder umgeben von Wein und Äpfeln – und der Bahnlinie, die aber durch eine Schallschutzwand getrennt ist. Seltsamerweise war kein einziges Zimmer zu finden, und dort, wo man mir entsprechende Häuser zeigte, war keiner zuhause – abends zwischen sechs und sieben. Na ja, dann hab ich mich auf den Dorfplatz gesetzt, noch mal die Karten studiert und auf meine Kumpels gewartet. Die sind mit dem Autoreisezug gekommen und nutzen natürlich jede Minute, um hier in der herrlichen Gegend Kilometer und Pässe zu fressen. Irgendwann reifte dann mein Entschluss, doch noch zurück zu knattern, diesmal aber auf dem schnellsten Weg, ums noch halbwegs bei Helligkeit nachhause zu schaffen. Gegen viertel vor acht knatterte ich also wieder raus aus dem Örtchen und bin in Salurn auf die Landstraße nach Trient. Das war eine gute Zeit, denn die Straßen waren leer, und ich kam flott vorwärts. Die Strecke Trento-Arco kenne ich inzwischen auswendig – allerdings mit dem PKW. Mit dem Mopped macht sie viel mehr Spaß, da stören die zum Teil fiesen Kurven nicht, im Gegenteil. Am Lago di Toblino vorbei und rechterhand die eindrucksvollen Felsformationen. Immer wieder faszinierend, auch wenn man kaum Zeit zum gucken hat. Dann fix durch Arco und Riva durch, und die Gardesana war leergefegt. Schöööön! Um viertel nach neun war ich zuhause. Etwas traurig, dass ich die Kumpels (man kann vielleicht sagen, den Jörg und den Falcone des XBR-Forums) nicht getroffen habe, aber froh, im eigenen Bett schlafen zu können. Manno, hat das (die) Hefe-Weizen geschmeckt! Insgesamt waren es deutlich über 300 Kilometer, aber da ich beim Tanken den Zähler immer wieder zurückstelle, weiß ich’s nicht genau. Für mich wars jedenfalls eine große Tour. Aber diese Strecke von Lavis bis Capriana werde ich in diesem Jahr mit Sicherheit nicht mehr fahren. Da warte ich, wenn überhaupt, bis diese Riesenbaustelle beendet ist. Dafür werde ich mir noch mal die Strecke Ronzo – Trient vornehmen, mit dem Monte Bondone als Highlight und dann auf der Molveno-Strecke wieder zurück.
Strada chiusa - so was mag ich natürlich überhaupt nicht! Zumal in diesem Fall auch beim besten Willen kein Durchkommen gewesen wäre. Hätte auch keinen Sinn gemacht.
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Von Kurtinig hab ich keine Fotos gemacht. Da geht früh die Sonne 'unter'. Und auf der Rückfahrt blieb keine Zeit - schade eigentlich, denn die Strecke Trento-Arco hat auch ihren Reiz.
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