Ende April wollte ich eine Tour an und um den Gardasee unternehmen. Den kannte ich bisher nur von einem verregneten Zwischenstop in Riva um 6 Uhr morgens während der Milano-Taranto 2009. Ein Hotel mit Halbpension konnte ich übers Internet in Limone, südlich von Riva reservieren.
Gardasee
Am Mittwoch 27. April geht es los. Als ich in Zürich vor die Haustüre trete und mein Gepäck aufschnallen will, beginnt es zu tröpfeln und als das Gepäck drauf ist, regnet es richtig, nicht stark, aber ernsthaft. Also Regenklamotten raus und angezogen. Das fing ja schon mal gut an. Bei Landquart auf dem Parkplatz dann erste zaghafte Sonnenstrahlen Richtung Süd – da will ich ja hin – Regenzeug wieder aus.
Parkplatz bei Landquart
Bereits auf dem Julier die erste Enttäuschung: kein Kaffee, kein Nussgipfel, alles zu.
Aber wenigstens schönes Wetter. Also mit einer Gerstensuppe in Pontresina im Café Puntschella die Lebensgeister aufgepäppelt und weiter über den Bernina.
Hier lag noch deutlich mehr Schnee als auf dem Julier und entsprechend kalt war es.
Ich hatte mir als kürzeste Route die über Julier, Bernina, Tirano, Edolo, Breno, Passo Croce Domini, Bagolino, Gargnano vorgestellt. Hatte, weil man mir beim Tanken in Breno sagte, der Croce Domini sei noch zu. Also nach Süden via Brescia an den Gardasee und es wurden statt 435 km satte 511 km. Der Croce Domini hat "nur" 1892 m gegen die 2330 des Bernina, weshalb ich nicht damit rechnete, er könnte noch geschlossen sein. Wie erwähnt musste ich über Brescia fahren und nutzte die Gelegenheit für ein bisschen sightseeing.
Dafür waren dann auch die ersten Aussichten auf den Gardasee schon sehr vielversprechend.
In Saló am Gardasee dann wieder erste Regentropfen, aber das letzte Stück würde ich wohl noch ohne Regenschutz schaffen. Mit dem wird man zwar von aussen nicht nass, dafür aber von innen mit dem Kondenswasser. Ausserdem fährt man nun auf der gardesana occidentale, also der westufrigen Strasse, die meiste Zeit in Galerien, wie die Strassentunnels genannt werden. In Limone angekommen beziehe ich mein Hotelzimmer. Es gibt sogar einen Begrüssungscocktail, den ich in ein grosses Bier umtausche – hmm, das zischt nach der Fahrt. Das Hotel ist, wie offenbar der gesamte Tourismus am Gardasee stark auf deutsche Gäste und deren Eigenheiten ausgerichtet. So weist denn schon an der Rezeption eine Tafel darauf hin, dass auf den Zimmern nur die an der Bar gekauften Getränke konsumiert werden dürfen und am Morgen im Frühstücksraum ein weiteres Schild, dass die Gäste die ausliegenden Esswaren nur im Raum selbst konsumieren sollen. Mir soll das recht sein, sonst kann es passieren, wie in einem 4-Sterne-Hotel in Rom, wo die deutschen Gäste sich morgens jeder einen Berg belegteBrote gemacht hatten und schon um halb acht das Buffet leer war. Das Zimmer ist aber ok, der Balkon hat sogar Aussicht auf See und Berge und auf der Toilette sitzend habe ich einen schönen Blick auf das Ostufer und den Monte Baldo.
2. Tag
Blick aus dem Hotel nach Westen
Blick Richtung Ostufer
Am nächsten Morgen schaue ich nach dem Wetter und beschliesse, nachdem die Wolken im Westen dünner scheinen, eine Tour an verschiedenen Seen vorbei zu unternehmen.
Ich habe eine Karte 1:50'000 von Kompass, Ausgabe 2010 dabei, die Orientierung sollte also kein Problem sein….. Bereits in Riva tröpfelt es leicht und die Strasse Richtung Ledrosee führt in Riva von einem neuen Kreisel durch einen Tunnel, den es auf meiner Karte nicht gibt.
Wie schon der Marmorerasee in der Schweiz hat auch der Ledrosee wenig Wasser. Die Strasse ist gut, wenig befahren und die Regentropfen sind glücklicherweise spärlich. Der Ledrosee sieht aus wie ein typischer Alpensee und ist auch einer, sogar mit Resten von Pfahlbauten, die man im Museum in Molina sehen kann. Weiter geht es in Richtung Idrosee über Tiarno und Storo. Auf der Karte sehe ich eine Strasse über Bondone, die mir interessant aussieht.
Das Strässchen nach Bondone hinauf erinnert schon eher an einen kleinen Alpenpass. Ueber mir sitzt auf einem Felssporn das Castello San Giovanni. Indem ich den umrunde, wird klar, dass da oben keine Strasse hinaufführt. Man musste also alles Material auf dem Rücken oder mit Mulis da hinaufschaffen. Oberhalb Bondone ist die Strasse dann plötzlich zu Ende.
Castello San Giovanni
Heli-Landeplatz
Ich halte auf einem Helikopterlandeplatz an – der ist wenigstens so eben, dass ich den Töff gut abstellen kann – und geniesse die Aussicht auf den Idrosee, der hier unten beginnt.
Die Strasse den Idrosee entlang ist sehr gut, aber stärker befahren. Etwa in der Mitte ist ein grosser Parkplatz, der ahnen lässt, was hier in der Touristenhochsaison für ein Verkehr herrschen muss.
Von da aus hat man eine schöne Aussicht auf ein paar alte Festungen aus dem 1. Weltkrieg und eine Eremitage, die hoch über dem Tal thront.
Oratorio San Antonio Nun verlasse ich die Hauptverkehrsachse am Idrosee nach Osten. Sofort wird die Strasse schmaler und kurviger.
Die ganze Gegend ist Teil eines grossen neuen Naturparks. Von denen hat man in den letzten Jahren einige rund um den Gardasee und im Trentino eingerichtet. Zu erkennen sind sie an den Picknickbänken und den erklärenden Tafeln.
Hinter der Tafel und
davor
Bei Capovalle
Via Capovalle gelange ich an den Lago Valvestino. Der Stausee hat wenig Wasser, an einer Stelle sieht man noch die Reste eines grossen Steinhauses, das vom See überschwemmt wurde.
Hinter einer Brücke etwa in Seemitte befindet sich eine Tafel, die die alte Grenze zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien markiert, die hier verlief. Heute ist sie am Brenner etwa 100 km weiter nördlich.
Hier am Lago Valvestino ist praktisch kein Verkehr und man könnte schön um die Kurven schwingen, wenn nicht überall Sand und Schotter läge, wohl vom Regen auf die Strasse gewaschen. Weil ich allein unterwegs bin, gehe ich es lieber gemächlicher an.
Die Staumauer zeigt deutlich, dass man hier mit mehr Wasser rechnet und auch schon höhere Niveaus gehabt hat.
Nach dem Stausee geht es bald wieder abwärts Richtung Gargnano am Gardasee.
Es ist kurz nach Mittag und weil es wieder zu tröpfeln beginnt, schliesse ich keine weitere Schlaufe an die Tour an, sondern beschliesse, mich unter Dach zu begeben. Das finde ich in Gardone, etwas weiter südlich am See.
Gabriele d'Annunzio
Das Ensemble des Vittoriale
Dort kann man das Vittoriale degli Italiani anschauen. Das ist ein Gesamtkunstwerk sondergleichen. Der Dichter und Lebemann d'Annunzio hat hier eine riesige Menge von Erinnerungsstücken an sein Leben und Wirken und die italienische Geschichte und seine Rolle im 1. Weltkrieg zusammengetragen. Das ganze sehr heroisierend in der Darstellung. Zuoberst im Park ist das Mausoleum mit seiner Grabstätte, etwas tiefer ein Teil eines Panzerkreuzers der italienischen Marine und in einem eigenen Bau ein Torpedoboot, mit dem d'Annunzio im ersten Weltkrieg einen Angriff auf österreichische Kriegsschiffe unternommen hatte.
Das Torpedoboot von D'Annunzio
Bug des Panzerkreuzers auf dem Hügel
Blick vom Amphitheater im Vittoriale auf den See
Das Mausoleum
3. Tag Heute sollte es auf die Ostseite gehen. Das Wetter sah zwar nicht berühmt aus, bewölkt, aber noch trocken.
Ueber Riva, Nago und Mori zum Hochplateau um den Monte Baldo war der Plan.
Riva
Die Wegweiser halfen mir wenig, es ging immer entweder nach Brescia, Verona oder Trento, manchmal auch am selben Ort in beiden Richtungen. Die andere Variante war, dass auf dem Wegweiser die nächsten Weiler, bestehend aus 3 Häusern und endend in einer Sackgasse angegeben waren.
Als HTML (Auktion, Homepage): Anstieg von Mori nach Brentonico; weiter unten sieht man die Schlaufen der "tornante". Die Strassen sind gut bis weit hinauf, wenn auch schmal.
Hinter San Giacomo steigt es dann kräftig. Immerhin ist von Seehöhe mit 67 m bis auf ca. 1900 m doch viel Höhe zu gewinnen
Die Landschaft unterscheidet sich kaum von der in Schweizer Hochtälern.
An einer Stelle nähert sich die Strasse ganz nahe dem Grat. An der Bocca Navene kann man auf den Gardasee hinuntersehen, das heisst man hätte können, wenn es nicht soviele Wolken gehabt hätte. So kann man nur erahnen, wie es bei klarem Wetter wäre.
Direkt hinter dem Restaurant war ein Strassenschild mit "Chiuso". Zufällig kam ein Lastwagen vom Strassenbau vorbei und hielt bei mir an. Ich fragte, ob die Strasse wirklich zu sei oder befahrbar. Die Arbeiter meinten, man könne schon durchfahren, solle nur auf die Carabinieri achten, sich also nicht erwischen lassen. Also fuhr ich weiter. Später sehe ich dann auf meiner Karte neben der Strasse an einer Stelle ganz fein rot geschrieben: Strasse von November bis Mai gesperrt.
Die Strasse führte nun meist etwa einer Höhenlinie entlang, tauchte manchmal mit ein paar Haarnadeln ein Stück und stieg dann genau so wieder. Sie wurde immer schmaler und war nur noch gut ein Auto breit. An einigen Stellen durchtrennte die Strasse Lawinenkegel und Steine hatte es auch genügend. Die Steinschlaggefahr hätte man auch ohne Warntafeln erkannt. So fuhr ich also recht vorsichtig, weil ich weit und breit im Falle des (Um)-Falles kaum mit Hilfe rechnen konnte.
Offensichtlich war auch der Monte Baldo im 1. Weltkrieg Kampfgebiet.
Ein Highlight soll hier die Kirche Madonna delle Neve sein. An einer Gabelung dorthin auf knapp 1500 m hält bei mir ein Auto, das erste und einzige bisher und auch später auf der Hochebene. Er fragt, ob die Strasse, auf der ich gekommen bin, offen sei. Ich finde das eine blöde Frage, sonst wäre ich ja nicht hier. Ich sage ihm, ja, offen, aber teilweise sehr schmal. Das schreckt ihn ab und er kehrt um. Ich fahre weiter zu der Kirche und schrecke zweimal ein Murmeltier auf. So nahe habe ich in freier Wildbahn noch nie eins gesehen.
Wie man sieht, ist die Kirche 1. noch winterfest verrammelt und 2. von aussen total uninteressant. Die Lage und die Aussicht sind dafür aber schön.
Schon im Abstieg Richtung Ferrara di Monte Baldo stosse ich auf einen Soldatenfriedhof, jedenfalls sieht er so aus.
Auf einer Tafel davor kann ich dann lesen, dass es sich um ein symbolische Mahnmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege aus der Provinz Verona handelt.
Es geht weiter nach Caprino Veronese und dann im grossen Bogen nordwärts über Lumino, Prada (950 m). Mittlerweile regnet es so stark, dass ich meinen Gummiwischfinger montiere, um das Visier klar zu kriegen.
Das funktioniert wirklich gut, allerdings muss man das Ding erst auf dem Handschuh montieren und danach erst den Handschuh anziehen.
Hinter Prada ist die Strasse über einen Kilometer lang wie an dieFelswand geklebt, gerade mal ein Auto breit. Weil die Wolken so tief hängen sieht man den Abgrund kaum, also kein Problem mit Schwindel. Es kommt auch kein Auto entgegen – glücklicherweise –denn es gibt keine Ausweichstellen.
Danach geht es in sehr vielen Serpentinen sehr schmal und sehr steil bergab, durchschnittliche Steigung laut Tafel 17%. Schotter nur in den Haarnadelkurven, die aber sehr gut als Wendeplatten ausgebaut sind, was auch nötig ist, weil ein Auto sonst kaum die Kurve kriegte. Bei Castello di Brenzone stosse ich wieder auf die Uferstrasse und erreiche via Malcesine und Riva wieder mein Hotel.
Teil von Limone
Am Nachmittag ist das Wetter wieder schön und ich kann meine birra dalla spina in Limone geniessen. während es über dem See aus Kübeln giesst.
Kaum im Hotel ist es nichts mit Balkon.
4. Tag
Heute will ich die Gegend oberhalb Tremosine abklappern und habe als Ziel den Passo Tremalzo ausgesucht. Schnell gewinne ich Höhe und der Gardasee liegt bald schon tief unter mir.
Leider erweist sich die Karte wieder mal als unzureichend. Die Strassen entpuppen sich als Wanderwege oder Mountainbikerouten. So stehe ich dann bald vor dem Ende der geplanten Route:
Man hat die Töffs wieder mal ausgeschlossen.
Also umgedreht und über Vesio und Breda zum Eremo San Michele, einer Einsiedelei. Eine steile Naturstrasse, über die stellenweise Bäche wegen des Regens von gestern fliessen ist zunächst bergab zu bewältigen. An der Stelle, wo die Einsiedelei laut Karte sein sollte, ist nur eine Tafel und ein Pfeil weist weiter den Berg hinauf.
Ich lasse den Töff erst mal stehen und gehe ein gutes Stück zu Fuss in die angegebene Richtung. Der Weg wird immer schmaler und ausgewaschener und die Gegend rauher. Weil ich wiederum weit und breit die einzige Menschenseele bin, verzichte ich darauf, mit dem Töff weiter zu der Einsiedelei zu fahren.
Abzweig zur Eremitage Nun bringt mich die Karte auf die Idee, von Gardola aus über Piemp zum Passo d'Ere zu fahren. Weil das mangels durchgehender Strassen nicht funktioniert, fahre ich über Seres (647 m) zur Kirche Madonna di Castello.
Die Strasse da hinauf ist das steilste, das ich bisher gesehen habe: 25% ! Der Belag ist Beton, nicht Teer, vielleicht, weil der Teer in der Sommerhitze sonst den Berg hinunterliefe. Oben angekommen heisst es erst mal eine Stelle zu finden, wo der Töff stehen kann. Mit dem Seitenständer brauche ich eine genügend ebene Stelle und mit dem Zentralständer darf es auch nicht zu steil sein, sonst bringe ich den Töff bergauf nicht mehr vom Ständer.
Die Aussicht von hier ist grandios. Direkt an der Kirche fällt das Gelände fast senkrecht in Richtung See. Auf der gegenüberliegenden Seeseite sehe ich auch halb in den Wolken die Serpentinen von Gestern.
Nun will ich sehen, ob ich über Magasa noch weiter in die Höhe vordringen kann. Es wird wieder sehr einsam auf der Strasse, abgesehen von einem Bauer mit Traktor sehe ich keinen Menschen und in Magasa stehen zwar ein paar Autos vor den Häusern, aber die Trattoria und die Bar sind zu, also gibt es nicht mal einen Espresso zum Aufwärmen. Wieder im Tal entdecke ich einen Wegweiser zum Rifugio Cima Rest, also einer Schutzhütte. Ich nehme die Strasse, die sich sofort immer höher schlängelt.
Der Charakter der Landschaft ist durchaus alpin. Die Strasse ist wieder sehr steil und schmal (<2.20 m>) und ich hoffe, dass mir speziell bei der Rückfahrt keiner entgegenkommt, weil ich ja mangels Rückwärtsgang nicht bergauf zurück zu einer Ausweichstelle kann und ein Wendeversuch bei der Strassenbreite auch nicht lustig wäre.
Aber ich habe Glück, es kommt keiner, weder auf noch ab. Auf ca. 1200 m liegt dann ein Weiler mit 2 Wirtschaften: Cima Rest und Scoiattolo.
Die Häuser mit den Strohdächern sollen auf eine ungarische Bauweise zurückgehen…
Ein Blick hinab auf Masaga zeigt, wie einsam die Orte hier liegen, dabei ist man keine 50 km vom Touristenrummel am Gardasee entfernt.
Zurück in Limone schaue ich mir noch die Ueberreste der früheren Zitronenplantagen an, die limonaie. Man hat früher über und um die Zitronenbäume gestelle gebaut, mit denen man bei schlechtem, sprich frostigem Wetter die Bäume abdecken und vor Frost schützen konnte. Heute ist die Zitronenproduktion hier bedeutungslos, weil die Transportkosten aus Süditalien gegenüber den schwierigeren Produktionsbedingungen am Gardasee nicht ins Gewicht fallen.
Wie zum Hohn wird das Wetter nun, wo ich wieder abreise schön, auch der Pool lädt zum Bad ein.
Aber Wasser und Luft sind noch zu kalt. Wie sagen die Italiener: Im April baden nur Hunde und Deutsche. Frühstück auf der Terrasse 5. Tag Heimreise
Am Morgen ist das Wetter so schön, dass man auf der Terrasse frühstücken kann, und aufpassen muss, dass die Spatzen einem nicht das Brot vom Teller holen.
Beim Zahlen der Rechnung dann eine frohe Ueberraschung: die Halbpension kostete nur 47 € und es gab erst noch Barzahlungsrabatt.
Heute soll es also Richtung Heimat gehen. Ich will noch am Lago d'Iseo und Lago di Como vorbei, bis ich in Vezia bei Lugano bei meinem Studienfreund Ermanno Station mache.
Die geplante Route kann ich wieder mal nicht einhalten, weil es in Saló keine Wegweiser nach Lumezzane oder zum Lago d'Iseo gibt. Offenbar kennt man nur Brescia. So komme ich auf die Südumfahrung von Brescia, eine Art Autostrada. Auf der Höhe von Brescia überholt mit grosser Geschwindigkeit und Blaulicht Polizei und Krankenwagen und kurz nach einer Ausfahrt beginnt ein Stau. Ein besonders Schlauer fährt halb auf dem Pannenstreifen rückwärts zur Ausfahrt und macht beinahe noch einen Crash mit einem Nachfolgenden. Im Stau geht es einigermassen zügig vorwärts. Auf der Strasse liegen nun verstreut schwarze, schwer identifizierbare Plastikteile. In den Krankenwagen wird gerade die Bahre geschoben, auf der ein regloser Körper liegt. Vor dem Krankenwagen kommt nun ein Personenwagen in Sicht, der vorne leicht verbeult ist und davor liegt das Wrack eines Töffs, das so zerstört ist, dass ausser der schwarzen Farbe nichts mehr erkennbar ist. Armer Kerl, hoffentlich überlebt er das. Ich muss an die Plakate denken, die ich ab und zu gesehen habe:
IL CASCO NON BASTA, SERVE LA TESTA
Sinngemäss: Der Helm allein bringt es nicht, Du musst auch den Kopf benutzen. Wie wahr.
Der Lago d'Iseo ist ein typischer oberitalienischer See, tiefblaues, klares Wasser, umgeben von Bergen, im Hintergrund schneebedeckte Gipfel, Postkartensujets Ab und zu eine Burg bietet dem Auge Abwechslung.
Vom Comer-See sehe ich zunächst wenig bis nichts, weil die Hauptstrasse mehrheitlich durch Galerien und längere Tunnels führt. So suche ich eine Ausfahrt und erreiche bei Dervio die eigentliche Uferstrasse.
Rund um den Comer-See sind die Surfer dabei, gegen den Wind zu kreuzen. Interessant zu sehen, wie sie das Segel gegen den Wind aus dem Wasser ziehen und dann starten.
Bei Gandria am Lago di Lugano überquere ich die Grenze. Von Castagnola aus hat man einen grossartigen Ausblick über den See bis nach Melide.
Nach dem Uebernachten in Vezia, Danke Catherine und Ermanno, geht es am nächsten Morgen Richtung Gotthard. Der Pass ist dieses Jahr schon am 1. Mai geöffnet worden und ich würde gerne mal wieder die alte Tremola hinauf fahren. Aber schon in Taverne fängt es an zu tröpfeln und dann richtig zu regnen. Damit sind die gepflasterten Haarnadeln der Tremola ein zweifelhaftes Vergnügen und als es stärker regnet verlasse ich auch die Kantonsstrasse und beeile mich, auf der Autobahn den Gotthardtunnel zu erreichen. In Airolo angekommen ist mir saukalt und die Kleider aussen ziemlich nass. Glücklicherweise ist es im Tunnel schön warm und nach der guten Viertelstunde Durchfahrt bin ich wieder warm und trocken. In Göschenen bei der Tunnelausfahrt erwartet mich Sonnenschein, aber die Luft ist kalt. Die weitere Heimfahrt via Altdorf, siehe Tell-Denkmal, ist easy. Alles in allem eine Tour, die bei mir gemischte Gefühle hinterliess. Der Touristenrummel am Gardasee mit Bildzeitung, bayrischem Bier usw. ist nicht mein Ding. Das Wetter hat mich eher im Stich gelassen und die Orientierung war teilweise schwierig. Dafür habe ich wunderbare Landschaften und interessante Strassen und Strässchen vorgefunden. Wettermässig wäre wohl eine Tour im Sommer günstiger, aber verkehrsmässig wohl kaum. So habe ich relativ gemütlich ca. 1500 km auf dem Töff ohne Panne oder Unfall gemacht und dabei viel Neues gesehen.
Leider hat es mit der Bildergrösse nicht so geklappt, wie ich wollte. Vielleicht erklärt mir mal jemand, wie man das am besten macht. - Danke im Voraus!
Schön, wirklich. Kleiner Tip zum Parken an steilen Stellen: Hauptständer. Zum Losfahren auf den Töff (das Mopped) setzen, ersten Gang rein, Arsch auf den Soziussitz, bis das Hinterrad Bodenkontakt hat und mit gefühlvoller Gas- und Kuplungshand einfach den Ständer einklappen. Mit der Estrella ging das, mit der W sollte es auch gehen.
Dorthin zurückzugehen, wo man begonnen hat, ist nicht das Gleiche, wie nie zu gehen.
Da kommt bei mir auch gleich wieder die Erinnerung hoch und Reiselust steigt auf. Toller Bericht. Ich war mit zwei Freunden im September vor zwei in der Gegend um den Gardasee und das war klasse, weil das Wetter stabil warm war und der Trubel gegenüber den Sommermonaten auch schon deutlich geringer ist.
Ja, ein Klasse Bericht! Der mich daran erinnert hat, dass ich immer noch die Monte-Baldo-Runde vor mir hatte. Die hab ich dann vor 10 Tagen gemacht. Herrlich! Bloß die Abzweigung nach Prada hab ich übersehen und bin viel zu weit südlich in Caprino gelandet. Also muss ich die Tour demnächst noch mal machen.
Die 7 Kilometer von Limone bis zu mir hätt'ste aber auch noch schaffen können!