Ich versteh nicht, warum die Reifen mehr Profil haben sollten (und insbesondere der vordere möglichst gleich viel wie der hintere) als das aktuell der Fall ist.
Die "Profilbeschränkung" der Hersteller sehe ich nicht als Geldmacherei, sondern schlicht als Notwendigkeit, da Reifen mit fortschreitendem Verschleiß zunehmend auch ihre Fahreigenschaften verlieren. Und weil sich das beim Vorderreifen deutlich stärker bemerkbar macht als hinten, ist bei dem die nutzbare Laufstreifendicke eben entsprechend dünner ausgelegt.
Da Motorradfahren für mich Hobby ist, wechsle ich den vorderen Reifen in letzter Zeit jeweils immer noch früher. Mit abgefahrenem Profil um die Kurven würgen macht einfach keinen Spaß. Und gefährlicher ist es obendrein ...
Da Motorradfahren für mich Hobby ist, *******************************************
Wundert mich nicht. Es gibt aber auch andere, für die isses ein Transportmittel umd mit Spaß und Freude von A nach B zu kommen. Je weniger Verschleiß (wo auch immer) ich damit habe, desto besser.
Ich will jetzt die Frage mal andersrum stellen und hoffe auf eine ernsthafte Antwort: Wenn man mal davon absieht das der Hersteller natürlich Gewinn machen will, wieviel Profiltiefe wäre denn möglich? So rein theoretisch, ab wann ist der Reifen nicht mehr fahrbar? Was passiert wenn die Profiltiefe 10 oder mehr mm betragen würde? Brechen dann Teile aus dem Reifen aus?
Die Stabilität und die Laufeigenschaften moderner Motorradreifen werden durch den Aufbau der Karkasse bestimmt. Es ist erstaunlich, wie aufwändig diese aufgebaut sind. Das erklärt auch den sehr hohen Preis im Vergleich zu PKW-Reifen. Die Gummifläche verfolgt hauptsächlich den Zweck, einen große Teile des Gripps herzustellen und dient noch ein wenig dazu, Wasser abzuleiten. Je mehr Gummi nun auf so einem Reifen ist, desto mehr verschlechtert sich das Fahrverhalten, weil alle Bemühungen, eine klare Rückmeldung dank der aufwändigen Karkasse zu bekommen, von der "wabbeligen" Gummischicht wieder zunichte gemacht werden. Vom Fahrverhalten wäre daher eine so dünn wie mögliche Gummischicht wünschenswert. Die üblichen 6 bis 7 mm am Hinterrad stellen somit einen Kompromiss aus guter Fahrbarkeit und erträglicher Haltbarkeit dar. Vorne geht man auf ein entsprechend geringere Profiltiefe, damit sich beide Reifen gleichmäßig zusammen abnutzen. Oder kurz: Wenn der vordere Reifen länger hält als der hintere wird das Mopped nicht artgerecht bewegt.
Das ist gut beschrieben, Falcone, jedoch glaube ich nicht, dass der Grund für die geringere Profiltiefe des Vorderreifens in der Anpassung der Lebensdauer der beiden Reifen zu suchen ist. Ich halte vielmehr die weitaus größere Sensibilität des Fahrverhaltens in Abhängigkeit vom Zustand des vorderen Pneus für die Ursache.
Kurz: Ein Millimeter Profilverlust vorne ist weitaus deutlicher zu spüren als ein Millimeter hinten.
Oder anders gesagt: Hätte ich einen Vorderradreifen mit 10 mm Profil montiert, würde ich ihn trotzdem nur bis höchstens 6 mm Restprofil nutzen, weil er dann irgendwann nicht mehr fahrbar ist.
Zitat Ich halte vielmehr die weitaus größere Sensibilität des Fahrverhaltens in Abhängigkeit vom Zustand des vorderen Pneus für die Ursache.
Absolute Zustimmung - im Prinzip habe ich das durch die Ausführung zum Thema ja auch zu erkennen gegeben.
Nach meinen Erfahrungen macht sich die verschlechterte Fahrbarkeit trotzdem eher durch den hinteren Reifen bemerkbar. Bei bislang jedem Vorderradreifen habe ich die Flanken eher "blank" gefahren als die Mitte. der Übergang von Mitte zur Flanke bleibt dabei natürlich schön rund, die Flanke trägt in den Kurven sogar mehr. Im Gegensatz dazu der Hinterradreifen: Auch bei vorwiegend Kurvenfahrerei nutzt er sich in der Mitte mehr ab. Mit zunehmendem Alter entsteht dadurch eine Kante, der Reifen wird kippeliger. Dadurch kommt meines Erachtens weitaus mehr Unruhe ins Fahrwerk als durch den Vorderradreifen. Würde die Polizei nicht so schnell ein abgefahrenes vorderes Profil entdecken, hätte ich keine Bedenken, den reifen vorne bis gegen Null abzunudeln.
Nicht zu vergessen: der Einfluß des Reifens auf die "ungefederten Massen", welche ja so gering wie möglich gehalten werden sollen - ich habe gehört manch einer schraubt sich deshalb den Kotflügel vorn ab ... und die Umfangsdifferenz beim Abfahren des Reifens spielt ja auch noch eine Rolle bei Übersetzung und Tachogenauigkeit.