Zugegeben, ich habe Daisy unterschätzt. Und mich überschätzt. Und nun habe ich verloren. Frau K. spottet süß und die Papageien nehmen nicht mal mehr ihren geliebten Frühstückskeks: "Nee, vo so einem Loser nehmen wir nichts", scheinen sie zu sagen, wenn sie verächtlich die Köpflein wegdrehen und den süßen Keks verschmähen.
Rückblende:
Sonntag früh, Daisy krümelt vor sich hin, als ein Motorradfreund anruft, und seinen Besuch ankündigt. Der Schnee könne ihm nichts anhaben, er habe Vierradantrieb. Schnell ist der Nachmittag herum, zum Abschiede walzt er nochmal vierrädrig die Zufahrt zur Straße. Gut so, wir haben nur Fronttriebler, die hohen Schnee nicht so mögen.
Nach schnell verschnarchter Nacht quietscht schadenfroh der Wecker, die Morgenroutine spult sich ab. Ich muß noch ein paar Dinge machen, aufsäßige Geier hetzen und wegsperren. Frau K fegt schon ihren Wagen und ist startklar, als ich endlich beginne, meine Möhre abzufegen (natürlich nur das Nötigste, so eine Schneemützlein auf dem Dach sieht doch süüüüß aus, oder?
Frau K ist längst davon, als ich den Motor starte. Hey, wie geht es flott rückwärts in den aufspritzenden Schnee! Die Räder haben guten Grip auf unbeschneitem Pflaster, das vom Wagen geschützt war.
Vorwärtsgang rein, munter aufs Gas, doch huch, nun hat sich der Grip erschreckt und ist feige auf und davon.
Müde ruckelnd bewegt sich die Karre ein paar Meter, lustig kurble ich am Lenkrad.
Etwa eine halbe Umdrehung zuviel, denn nun bleibt die Karre stehen. Na und? Räder gerade, Gas! Das Ding gräbt sich ein.
"Gibt´s doch nicht!" Ich bin verblüfft. Mensch, selbst Frau K (!!!) ist doch eben noch ganz locker herausgeflockt. Nun ja, sie bekommt ja auch als "fahruntüchtiges Dummchen" immer die neuen Winterreifen. Und meine? Also die Kaiserparade 14/18 haben sie schon mitgemacht, bevor ich sie in italienische Winterslicks Marke "La Glatto" verwandelt habe.
Das rächt sich jetzt.
Stoisch mahlend drehen Räder. Aufschaukel ist mit einem 220000 km alten Lutschgetriebe auch nicht so der Bringer.
Erschütternd zeichnet sich ein Horrorszenario ab: Kaimann wird schippen müssen. Alleine! Wo doch sonst immer andere (Grüße an den Hausmeister und Pele an dieser Stelle ).
Ab in den Schnee, geschippt, versucht, geschippt , versucht, nach 20 Minuten habe ich naßfüßige 10 Meter geschaft.
Ich werde sanftmütig, seeeeehhhhrrr sanftmütig : Mir reichts! Schippe in den Schnee, Gang rein (die Räder drehen lustig), raus aus dem Ding und in den Türrahmen gestemmt. Hinter warmen Wohnzimmerfenstern applaudieren schadenfrohe Papageien frenetisch. Nichts rünrt sich.
Also ein Bein ins Fahrerhaus , pedal to the metal, andere Stelze im Schee, Schulter im Rahmen: Das geht. Eilig hopse ich in die enteilende Karre, war doch klar, daß ich das schaffe blabla, nur um nach 10 Metern wieder festzuhängen.
Die Papageien haben sich abgewandt. Das ist selbst für die Bande zuviel Elend.
Es dämmert, daß es so nicht geht. 20 Meter in 20 Minuten macht wieviel Tage für...
Plötzlich sorge ich mich um Frau K (ist selten, zugegeben . Die Firma meldet sich nicht. Ich muß, was, wenn sie irgendwo im Graben bei den Wildschweinen ..? Schweinisches Grinsen, aber nein, das geht nicht.
Die nächsten 10 Minuten gehen mit der Entfernung des Vierradmülles aus der Zufahrt dahin, ab in die Bude, Kombi an, schnell noch in der Firma angekündigt, ich käme später und unterwürfig Frau K´s Schadenfreude genossen (warte nur...).
Um es kurz zu machen, 15 Minuten später steht das Gespann etwa 20 Meter entfernt an einer Hausecke. Hinterrad bis zur Achse eingegraben.
Ich habe keine trockene Faser mehr am Wanst, diese modernen Deos kannste den Hasen geben.
Jetzt gebe ich auf.
Kleinlaut rufe ich in der Firma an und fasele was von schneeschippen usw. Und denke an Vierradfahrzeuge zur Ausrede. Großmütig spendet Frau K vernichtend tröstende Worte.
Da fällt mir ein, daß die Papageien ja noch gar nicht ihren Frühstückkeksbrösel bekommen hatten. Also trostsuchend mit dem Gebrösel in die Voliere. Doch meine Papageien kennen den Kerl dort nicht, der sich so peinlich mit den Keksen anwanzen will. Welch stolzes Flügeltier kennt schon einen solchen Loser, der nicht mal über eine Schneewehe fliegen kann !
Ab heute jedenfalls bleibt ein Wagen an der geräumten Hauptstraße.
Und auf mich warte bei beginnender Helligkeit ein ausgedehntes Schippenkommando. Ach ja, und mit dem Gefügel werde ich mal ein ernstes Wort reden müssen.
Und ich stelle mir grad Frau K. mit einem feinen, kleinen Lächeln in den Mundwinkeln vor die ihren leicht Hyperaktiven Mann an diesen tag erinnert als sie ohne Probelem davonfuhr und er an einer winzigen Menge Schnee scheiterte....
Hmm, das muß aber doch eigentlich Spaß machen, wenn man ein Auto hat, welches über einen funktionierenden Rückwärtsgang verfügt, stelle ich mir so vor ... und wo wir doch auch grad' beim Thema Grüne Partei und deren Themen sind: wie wäre es mit einer Fahrgemeinschft zur Firma - zur Not gar mit der eigenen Frau Gemahlin ?
"Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind."
____________________________________________________________________________ Indem der Revolutionär die Macht übernimmt, übernimmt er die Ungerechtigkeit der Macht.
nach nunmehr eineinhalb Stunden wütenden Schneeschippens habe ich es mit letzter Kraft geschafft, mich in den Vito zu schleppen und durchzubrechen (im Wortsinne).
So ist die Welt wieder in Ordnung.
Ach ja, und Vierradantrieb ist nicht wegen Streusalz. Fahrgemeinschaft auch nicht, da wegen verschiedener Aufgaben und Fahrzeiten nicht immer zusammen gefahren werden kann.
Und mal ehrlich, wer hätte schon Lust, am Ende nach Feierabend zwangsweise mit zum Einkaufen zu müssen !
Abschließend mein Reim zum Tage:
Von drauß vom Walde komm` ich her, ich muß Euch sagen : "Es schneit nicht mehr." Und allüberall in den Gräben, den tiefen, lagen Autos, die nicht mehr liefen. Und oben aus dem Wolkentor, grinst schadenfroh der Phaetrus vor...
(Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Forianer wäre ungewollt und rein fällzuig).
Und jetzt schnapp ich mir den Hausmeister, lieber Pele
____________________________________________________________________________ Indem der Revolutionär die Macht übernimmt, übernimmt er die Ungerechtigkeit der Macht.
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Kurzfristig habe ich auch angedacht. mich mal nach einem kleinen, leichten Geländewagen mit vierradantrieb umzuschauen. Das aber wäre wegen einiger Schneetage alle Jubeljahre denn doch wenig sinnvoll.
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