Gestern hatte ich einen Freund zu Besuch, der sich einen alten Chevy PickUp gekauft hat und sich erinnern konnte, dass ich vor vielen Jahren auch mal so ein Ding hatte. Nach langem Überlegen fiel mir ein, dass den ja im Grunde nie verkauft habe und der daher doch irgendwo noch sein müsste. Und tatsächlich - nur kurze Zeit gesucht (man hat ja Ordung) und schon hatte ich ihn wiedergefunden. Nun hat mein Freund nix besseres zu tun gehabt, als mir den Floh ins Ohr zu setzen, dass man den ja aus seinem dunklen Scheunenverlies heraus befreien müsse. Also kam er heute auch gleich wieder und nach einem ausgedehnten Frühstück, gewürzt mit buntesten Träumen, wie man nun doch alsbald mit einem schönen Chevy über die Landstraßen bollern würde, machten wir uns ans Werk.
Schon mal grob von den Heumassen befreit
Und die Ladefläche ist auch schnell leer geräumt (Karnickelkäfig und alte Möbel hatten sich da angesammelt).
Und ohne Tücher sieht man auch schon, wie er aussieht - hat sich ganz tapfer gehalten über die Jahre.
Dass das nicht einfach sein würde, war mir klar, denn als ich den Wagen vor ca. 12 Jahren in der Scheune versenkte, war das Nachbargrundstück auf der anderen Seite des Weges vor der Scheune noch unbebaut. Inzwischen sind da Schuppen entstanden, die es unmöglich machen, aus der Scheune heraus zu fahren und auf den Weg einzuschwenken. Höchstens mit mehrfachem hin- und herrangieren könnte das klappen. Gut, wenn der Wagen läuft - schlecht, wenn er das nicht tut. Also erst mal den Traktor vorgespannt und den Chevy ein Stück raus ziehen. Mist. Drei Räder fest, Tracktorlein macht dicke Backen und qualmende Reifen - bewegt aber nix.
Also haben wir in der Enge der Scheune erst mal die Räder abgebaut und die Bremstrommeln mit WD40 vollgejaucht und mit einem Hammer bearbeitet. Noch mal den Traktor vor und es bewegt sich ein bisschen. Zwei Räder sind auf diese Weise frei gekommen - das Dritte ziert sich noch. Allerdings war der Traktor jetzt aus der Scheune raus gekommen und buddelt sich mit den Rädern nur noch in den weichen Boden davor ein - bewegen tut er nix mehr.
Nun haben wir einen Flaschenzug an der Rückseite des Chevy angehängt, das andere Ende durch eine Türe hindurch an den nächsten Obstbaum im Garten und den Chevy wieder soweit es ging in die Scheune zurückgezogen. Dann noch mal mit dem Traktor gezogen - aber das Rad löste sich immer noch nicht - Traktor gräbt sich wieder ein - Stillstand.
Vergeblicher Versuch mit kleinem Traktor.
Da muss der nächst größere Traktor her mit mehr Gewicht auf der Achse und mehr PS. Damit konnte man den Chevy wirklich noch ein bisschen bewegen, der schafft es also prinzipiell - aber der Platz vor der Scheune reicht nicht aus, den Chevy weit genug raus zu ziehen. Entweder hat der Chevy Platz oder der Traktor - aber nicht beide. Was nun? Sackgasse. Wieder rein ziehen wollten wir nicht, dann bleibt der Wagen bis zum Sanktnimmerleinstag verschollen. Als musste es weiter voran gehen. Der Nachbar hatte seinen Schuppen um einen Baum herum gebaut. Genau in der Fluchtlinie zwischen Baum und Chevy hatte er eine alte Kühlkammertüre in die Schuppenwand eingebaut. Also Seil da durch, um den Baum im Inneren des Schuppens geschlungen und mit dem Flaschenzug den Chevy aus dem Schuppen gezerrt. Rad ist immer noch halsstarrig.
Herauszerren mit Flaschenzug
Nun stand der Chevy zwar vor dem Schuppen, aber mit dem Heck noch im Tor und mit der Schnauze 40 cm vor dem gegenüberliegenden Schuppen.
Ich spannte den großen Traktor nun im rechten Winkel an die Vorderachse und schleifte den armen Chevy einfach um 90 Grad herum. Das passte gerade so zwischen den Gebäuden durch. Nun gab es aber auch wirklich keinen Weg zurück. Also wurde der Chevy am großen Traktor hängend durch das Dorf geschleift. Der Schotterweg pflügte das blockierende Rad schön auf. Aber auf der geteerten Straße müsste es sich dann ja lösen. Pustekuchen. Wir malten einen netten schwarzen Strich auf die Straße bis in unseren Hof.
Angekommen im Hof
Da steht er nun wie ein gestrandeter Walfisch und ich weiß nicht so recht weiter. Nun muss ich mir was überlegen, die Bremstrommel zu drehen. Rostloser ist schon reingepumpt. Aber wenn sich bis Montag nichts tut, muss ich mit härteren Bandagen ran. Ich überlege, einen Adapter für die Radmuttern aus 10er Blech schweißen zu lassen und daran einen langen Hebel anzuschweißen, z.B. ein 4 Meter langes Rohr. Damit müsste es doch gehen, hoffe ich. Kennt jemand noch einen anderen Trick?
Er macht sich ja ganz dekorativ, trotzdem hätte ich ihn gerne so schnell als möglich wieder rollfähig, damit er in die trockene Scheune im Hof kann.
Ich würde mal vermuten, dass die Bremsbeläge an den Trommeln festgebacken sind. Wenn Du da mit WD40 nirgends zwischen kommst, dann hilft vielleicht die Brachialmethode mit dem Schweißbrenner. Die Trommel schön gleichmäßig rundum erwärmen, so dass sie sich durch Ausdehnung von den Belägen löst.
Das hat mal einer mit (aufgeschrumpften) Amazontrommeln gemacht, die mit einem Standard-Abzieher partout nicht runterkommen wollten. Schaden habe sie dabei jedenfalls nicht genommen (und abgegangen sind sie auch) ...
Hitze habe schon in Betracht gezogen - scheitert eigentlich nur daran, dass ich hier niemanden greifbar habe, der noch einen alten Schweißbrenner hat. Ich hin schon am Telefon - aber alles Schutzgas oder Wig. Und ´ne Lötlampe schafft das nicht, da habe ich einschlägige Erfahrungen.
In Antwort auf:Ich überlege, einen Adapter für die Radmuttern aus 10er Blech schweißen zu lassen und daran einen langen Hebel anzuschweißen, z.B. ein 4 Meter langes Rohr.
Das finde ich schon nicht schlecht. Das Rohr kannst du ja aufstecken, musst du nicht anschweißen. Das und Hitze müsste es doch bringen. Geduldiges Klopfen mit'm Hämmerchen hilft vielleicht auch, aber das meinte der Dreirädrige bereits. Viel Erfolg! Schöne Geschichte! Hoffentlich mit Happy End ...
Na ja, Hämmerchen sollte ich in Tüdelchen schreiben. Wenn ich bedenke, wie schnell die hinteren Trommeln bei meinen seligen LTs und auch beim Ducato festbacken, wenn man nach einer Regenfahrt die Handbremse anzieht ...
Aber könntest Du nicht mal in Deinem Gemäuer nachsehen, ob da evtl. noch ein alter Einachsanhänger für einen Einachsschlepper rumsteht? Ich such gerade sowas für mein 6 km/h Gefährt.
In Antwort auf:Nach langem Überlegen fiel mir ein, dass den ja im Grunde nie verkauft habe und der daher doch irgendwo noch sein müsste. Und tatsächlich - nur kurze Zeit gesucht (man hat ja Ordung) und schon hatte ich ihn wiedergefunden.
Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man dir glatt sadistische Neigungen unterstellen...
wenn der Bremszylinder von hinten verschraubt ist, würde ich versuchen die Schrauben zu lösen. Vielleicht ist ja auch noch eine Einstellschraube für die Voreinstellung der Beläge vorhanden, die du lösen könntest. Ansonsten Hammer.
Viel Glück Friedo
Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden! Drum Brakes.jpg
Kannst Du mal die Bremsankerplatte von hinten fotografieren. Vor dem Bearbeiten mit dem Hammer die Einstellexcenter bzw. die Nachstellmutter zurückdrehen(alte GM-Achse, hat noch keine autom. Nachstellung). Ergänzend kannst Du die Schrauben, die den Radbremszylinder halten, etwas lösen und vor allem das Handbremsseil aushängen. Sonst nützt das Geklopfe nämlich nichts.