Neulich mal wieder eine Prüfung meines Unternehmens durch die Raubrittervereinigung (Finanzamt). Und ich finde irgendwelche Unterlagen nicht. Genervtes kramen, suchen, wühlen. Das muß sich ändern, nehme ich mir vor.
Rückblick: 1997 eröffne ich das zarte Pflänzlein, das mich bis heute nährt. Die ersten Jahre vergehn im Sturm, Geld verdienen,Probleme lösen. Steuern regelt der Berater.
Alle Geschäftsunterlegen sind 10 Jahre nach Abschluß der Steuererklärung des jeweiligen Jahres aufzuheben und für das Finanzamt bereitzuhalten. So verlangt es das Gesetz.
Mach ich doch locker: Kartons, Krempel rein, in eine klamme Abstellkammer. Und das Jahr für Jahr. Zig Meter Aktenordner, tausende Seiten Bestellungen, Lieferscheine, Rechnungen , Quittungen, Lohnabrechnungen usw usw.
Und nun suche ich den Ordner "Bezahlte Rechnungen/2" von 2007. Nicht zu finden, heul. Stunden später: Gefunden.
Der Prüfer ist zufrieden, alles ok.
Wild entschlossen lasse ich nun die Kisten zusammentragen, einen 20m² Raum mit Regalen bestücken, alle Unterlagen dort sammeln. Der Kartonstapel ist etwa 6 Meter lang und 1,6 Meter hoch. Oder mehr.
Heute nun der erste Angriff: Kartons sortieren: Bis 2002 ist alles ordentlich, bis dahin habe ich alles alleine organisiert und vor allem ordentlich beschriftet. Danach beginnt das Wühlen in Papierbergen, das Ringen um Struktur im Chaos.
4 Stunden Staub fressen mit Lehrlingsunterstützung.
Übrig sind nun immer noch fast 2 m³ Kisten und Schachteln, produziert vom Büro mit diversen Unterlagen zu Personal, Löhnen, Urlaub und für mich nur entfernt relevanten Dingen. Vermutlich vieles doppelt archiviert.
Es ist der blanke Horror!!!
Das Geld ist längst verdient und ausgegeben, die Löhne und Steuern bezahlt.Alle Jahre steuerlich geprüft und abgeschlossen (komplette Steuerprüfungen bis 2007 incl.!!!) Und dennoch verschwendet man Unmengen Zeit, Energie und Kosten für die Lagerung.
Nur , damit die Damen und Herren Bürokraten vielleicht irgendwann mal, wenn es ihnen beliebt, ein wenig blättern könnten.
Das erste mal muss ich dir unumwunden Recht geben. Ich hoffe auch noch auf diverse Erleichterungen bei Kleingewerbetreibenden. Die Vorschriften und die Bürokratie kosten mich jede Woche unnötig Zeit. Bin wegen dieser Dinge dermasen müde, dass ich ernsthaft in Erwägung ziehe einen in der vierten Generation bestehenden Betrieb zu veräussern. Wie leicht hats da doch ein Gehaltsempfänger. Nicht böse gemeint, nur kapitulierend. Soll ich nochmal neu anfangen?? Diese Überlegung steht gerade ganz vorne im Schädel.
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@ PeWe Abschreibungen gehen nur wenn was zum Abschreiben da ist. Firmenwagen hab ich seit 12 Jahren nicht mehr, nur meinen Firmen-Roller. Alleine ein Parkplatz in der Innenstadt von Ludwigsburg kostet heute 80.- Euro. Ne keine Garage.
Es gibt Votreile, klar. Meistens aber muß man dazu eine gewisse kriminelle Energie aufbringen. Und wer hat die schon?
Ansonsten wird erwartet, daß Du als Unternehmer gefälligst Teile Deines Einsatzes und Erfolges abgeben und sozialisieren sollst.
Z.B. an Bildleser, die den Allerwertesten nicht hochbekommen, dafür aber im Fordern groß sind (man kann ja sonst nichts). Klartext: Ich bin jeden morgen um 6 im Büro und leiste, soll aber dafür an Jammerlappen abgeben, bloß weil sie in diesem Land leben und dumme Parolen der PDS glauben?
Die wahre Maske unserer Bürokratie erhellte der letzte Prüfer mit folgender Erklärung auf meine Frage, warum ich denn nach bereits zwei Jahren schon wieder geprüft würde (normal ist in Betrieben meiner Größenordnung > 10 Jahre):
Weil bei uns was zu holen sei. In der Region gäbe es ja kaum noch entweder große oder mit Gewinn arbeitende Unternehmen. Daher suche man sich auf dem Amt die vielversprechendsten aus und mangle die durch. Beim Dorfbäcker lohne der Aufwand nicht.
Also nix mit Abschreibungsvorteilen usw usw.
Und einmal ganz offen und verbittert gesagt: Hätte sich unsere Tochter nicht doch noch im letzten Moment für die Firma interessiert, wäre es mir eine außerordentliche Freude und Befriedigung gewesen, das Unternehmen in einigen Jahren zu schließen und zu zerschlagen, um mich zur Ruhe zu setzen. Einfach so.
Sollen die Bildleser und PDS Freunde doch heulen, es wäre Musik für mich gewesen.
Die Arbeit hätte iregndjemand woanders oder in Polen weitergemacht, Na und?
Soviel mal zum Thema Bürokratismaus und Vorschriften. Da gäbe es noch ganz andere Dinge.
Ich würde es begrüßen, das Steuersystem radikal zu vereinfachen. Sehr radikal. Wenn ich nur daran denke, daß der Steuerberater mindestens 20 -25000 Euro / Jahr für Buichhaltung /Löhne/Beratung kostet, weil man alleine garnicht alles durchschauen kann. Lohndaten ab 2010 nur noch elektronisch an Steuer und Sozialversicherungen übertragen, Jahresabschlüsse an die Amtsgerichte schon lange usw.
Das killt wertvolle Zeit und Energie, schafft Kosten. Dank ausufernder Bürokratie.
Nein, wir sind ein Familienunternehmen, wie es im Buche steht-
Frau K macht die komplette Betriebsleitung, ich den kaufmännischen Teil. Völlig konservativ. Fällt einer aus wird es ungemütlich.
Darin liegt aber auch ein Teil des "Erfolges" : Keine teurer oder wenig wirksamer Mittelbau, kurze Wege, direkte Steuerung.
Ganz sicher sitze ich nicht aus purer Lust am Frühaufstehen morgens um 6 am Rechner. Und Frau K im Büro daneben, unterstützt vom Stift, Fräulein Jung K.
In Antwort auf:..erzählt doch mal was von Abschreibungen, Firmenwagen und sonstigen Vorteilen...
ich kann dir was erzählen von Arbeiten trotz Krank, von einen beruf ausüben den du ärztlich verboten bekommen hast , von Berufsunfähigkeitsversicherungen, die trotz anerkannter BU nicht zahlen müssen, weil der Selbstständige Meister ja einen anderen für seine arbeit bezahlen kann , von Kunden , die nicht bezahlen (und Umsatzsteuer , die du von dem nicht bezahlten Geld trotzdem abzuführen hast ) und und und....
So langsam kotzt mich das an mit diesem ewigen Geseiere , wie gut es Selbstständige haben ....
Nix für ungut Pewe , ich schätz dich sonst sehr , aber hier biste einfach mal falsch gewickelt...
W650 - DoW und WWL-Befugte
Nieder mit der Diktatur des Sinns
Bewegung 10.12. sinnfreie bunte Zellen der Revolution der sinnfreien Brigaden Europas
o.k. kaimann, ich kenn als kleingewerbetreibender auch den nervigen papierkram und das verwirrspiel mit dem steuerregelwerk . da ich nicht in der lage bin meine steuer selbst zu machen zahl ich einen schönen bazen alljährlich meinem steuerberater. angenehm : die letzte prüfung fand nur dort statt, ich hab davon gar nichts mitbekommen.
kurzum : ich bin auch dafür das ganze zu vereinfachen und wer weiß, vieleicht drängt die fdp ja in diese richtung .
aber : ich hab die tage mal einen radiobeitrag über deutsche unternehmer gehört, die im irak tätig sind. da nehmen sich deine schilderungen richtig puzig dagegen aus. dort brauchst du durchschnittlich ein jahr bis du deine firma anfahren kannst. der steinige weg geht dort über selbstherrliche provinzfürsten die geschmiert werden müssen zu schwer anzutreffenden regierungsbeamte die auch die hand aufhalten u.s.w.
gottlob sind wir da weiter. ich hab mittlerweile auch eine vage ahnung davon was rechtssicherheit wert ist.
Einen Jammerkurs belegen (Mein Schwiegervater war in solchen Sachen auch ein herausragendes Beispiel, ein echter Könner! Nur am JAMMERN, hatte aber alles dick u, fett)
...die armen Sch.... können einem aber auch wirklich leid tun
G.W.
„In uns allen steckt ein Stück Schöpfungsgeschichte. Jeder hat seinen eigenen Urknall ;-) “
Zitat von ursula...Nix für ungut Pewe , ich schätz dich sonst sehr , aber hier biste einfach mal falsch gewickelt...
Hallo Ursula,
ich bin mir ziemlich sicher, dass man als Selbstständiger "immer" im Einsatz für die eigene Firma ist und das der Tag sehr oft kein Ende findet. Ein Bekannter von mir betreibt ein Fliesenverlegebetrieb und arbeitet bis zum umfallen, am Wochende wenn die Baustelle unbedingt fertig werden muss und abends dann noch Buchführung. Wenn er Glück hat bleiben im Monat noch ca. 2000,- Öcken übrig... Dennoch: Es wird doch keiner gezwungen "Selbstständiger" zu sein...Wenn sich das "Geschäft" nicht mehr lohnt, sollte man etwas anderes machen und aufhören ein totes Pferd zu reiten.
So lange es sich aber immer noch rechnet und man ein gutes Auskommen erzielt muss man mit der entsprechenden Konzequenz leben.
Ich hoffe nur, das du nicht bald wieder über deinen Arbeitgeber jammerst must, wenn der aufhört das tote Pferd zu reiten. gleiches Recht für alle.
Du wirst ja auch nicht gezwungen, abhängig zu arbeiten. Du könntest dich ja auch selbstständig machen, wenn du unzufrieden bist. Gruß Norbert
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