Kniebleche fehlten mir noch, als in einem anderen Thread Bilder eines MZ Gespannes mit recht ausladenden Knieblechen erschienen.
Zu diesem Zeitpnukt hatte ich bereits die Bleche der Ural bestellt, die aber in natura deutlich kleiner ausfielen, als ich das erhofft hatte.
Gebaut werden mußte nun sowieso, da die Halterungen gefertigt werden mußten. Da lag es nahe, die Bleche so zu vergrößern, daß optimaler Beinschutz gegen Zugluft und vor allem Spritzwasser des Vorderrades erreicht werden sollte.
Nicht schön, aber pragmatisch, so mein Ansatz.
Es galt nun, zunächst die Uralbleche irgendwie an die W zu bekommen. Die Originalhalter bestehen aus zwei Flacheisen pro Blech: Je ein gerundestes Eisen imnnen und eines außen, was gewinkelt am Rahmen verschellt wird.
Das "Gegeneisen" wir genutzt, das äußere abgeschnitten, ergänzt, neu verschweißt und umgeschmiedet.
Daraus ergibt sich folgende "Halterung" :
Verschellt am Seitenwagenanschluß die Basis für Halterung 2/3, im Bild unten schon zu erkennen.
Diese Halterung wird am unteren Motorhalter verschraubt. Im Bild eine noch nicht endgültige, zu schwache Version. Von dort gehen zwei angeformte Rohre zum Blech und ergeben so eine schon relativ stabile Dreipunktaufhängung:
Hier sei angemerkt, daß das Gespann durch den Winterbetrieb pottdreckig war und immer nur dort gereinigt wurde, wo etwas befestigt werden sollte. Alles andere ist eingefettet und so vor Korrosion geschützt. Auch die Krümmer, die jetzt zwar zugegeben grauenvoll aussehen, aber dafür nach Ende der Salzphase und nach gründlicher Reinigung hoffentlich immer noch ansehnlich sein werden.
Das nächste Bild zeigt die versteifte , untere Halterung, die nun stabil ist:
Das Blech der linken Seite barg erheblich mehr Probleme: Ich mußte hier irgendwo an den Rahmenunterzug vorne.
Leider war der Befestigungsbolzen des Lenkungsdämpfers zu kurz, um ihn nutzen zu können. Ein Uniball mit längerem Gewinde in 8 mm war natürlich ausgerechnet nicht verfügbar.
Also wieder eine Schelle gebaut, die Blechhalterungen umgebaut und alles mit einem Winkelprofil verbunden.
Nun die unteren Halterungen analog zur rechten Seite gebaut. Alles jedoch ohne den Anspruch auf Symetrie und perfekte Ästhetik bei den Halterungen. Dazu reicht mein handwerkliches Geschick und vor allem meine Geduld einfach nicht.
Hier die linke Seite:
Es wurde jedoch streng darauf geachtet, daß Höhe und Neigungswinkel der Bleche gleich waren. Die Befestigungsöhe ist so gewählt, daß die Guzzi Verkleidung später bei vollem Lenkeinschlag die Kniebleche nicht berührt und die Beine und Füße vorn nicht anstoßen. Bewegungsfreiheit muß sein.
Hier die Komplettansicht der ersten Ausbaustufe von vorne und von hinten:
Jetzt wird schnell deutlich, daß die Bleche für einen Boxermotor gebaut sind und unten deutlich zu kurz sind.
Zudem reichen sie nicht genau genug an den Motor, sind unten offen und auch außen nicht gewinkelt.
Das läßt den Plan reifen, die Bleche als Basis für eine Vergrößerung zu nutzen. Dazu mehr im zweiten Teil.
Bisher haben die Arbeiten bereits zwei Tage gedauert, je einen Tag pro Seite. Der Teufel steckt im Detail, so mancher Irrweg wurde gegangen, Teile gebaut und verworfen usw usw.
Ich hatte dir ja mal einen Auszug aus dem Behörden-Falcone-Prospekt gesendet. Die Beinbleche dort sind ja entlang des Rahmens unten bis in die Waagerechte gezogen. Das hat sich schon als fast optimal erwiesen. Fast deswegen, weil sich die Bleche wegen Schräglagenfreiheit unter verjüngen. Ich hatte sie für den Gespannbetrieb unten verbreitert und zwar so , dass sie an den Außenseiten sogar noch etwas nach oben hinten gingen. Auf der Falcone hatte ich dann tatsächlich trockenen Füße gehabt.
Hey Kaimann, selten so gute Schweißnähte gesehen!!!! Jetzt wundere ich mich überhaupt nicht mehr, dass Dein Renngespann öfters Brüche in der Konstruktion hat...
Die Vergrößerung der Bleche sollte so erfolgen, daß sie möglichst aus einem Stück gefertigt und dann dauerhaft mit dem Basisblech verbunden werden sollte.
An der Außenseite sollte jeweils ein Blechwinkel parallel zur Fahrzeuglängsachse den Wind und Wasser ableiten und für Stabilität sorgen.
Als Material habe ich ein etwa 3 bis 4 mm starkes Alublech (aus einem alten Hühnerstall) verwendet, weil ich Al leicht bearbeiten kann und den Halterungen nicht zu viel Gewicht aufhalsen will.
Das Blech wurde recht dick gewählt, damit es die Form steif bebehält. Dafür ist es störrischer bei der Verformung.
Ich habe daher zunächst eine Pappschablone angepaßt und geschnippelt und danach das Blech aus der Tafel geschnitten. Das Blech wurde dann grob angepaßt, nachgearbeitet, geformt usw usw. Viel Fummelei.
Die Anpassung an den Motor ist hier bereits zu sehen, es bleibt ein Luftspalt von 3 - 4 mm, um ein Zerkratzen bei Vibrationen zu vermeiden.
Unten wird ´das Blec´h umgekickt, auf die Zapfen wird ein dünnes Abschlußblech genietet (eine Fußschale nach unten wegen Spritzwasser, aber auch für die Stabilität). Hier wird später die letzte Halterung angebaut.
Die verbindung des Aluteils mit dem Uralblech erfolgt über Imbuslinsenköpfe, die später mit lackiert werden sollen (Nieten wirken immer so unsauber...).
Nun drei Bilder in provisorisch angebautem Zustand:
Es folgt die Prozedur für die linke Seite. Und die endet mit einem herben Rückschlag: Das Blech ist länger als das andere. Wegen des Schalthebels zu lang nach unten.
Abgeändert, verbessert, bis es gleich lang war.
Dennoch ist es nicht symetrisch, weil der Motor auch nicht symetrisch ist. Mist! Aber es soll ja nützlich sein und erst in zweiter linie nett anzuschauen :
Im obigen Bild sieht man auch den unteren Halter, der vom Aulblech mit dem Aufsetzdorn der Fußraste fest verschraubt wurde. Beim Gespann eh unnütz ergibt sich so eine absolut stabile Verbindung der Bleche mit dem Motorrad.
Hier noch ein Bild von der Seite:
Ein wenig Sprühlack, und auf zu ersten Fahrversuchen:
Die Bleche funktionieren in Verbindung mit der Guzzi Verkleidung hervorragend und können nun zum Lackierer.
Zitat von ziroHey Kaimann, selten so gute Schweißnähte gesehen!!!! Gruß, ziro
Wie schon gesagt, ich kann´s nicht wirklich. Werde aber jeden Tag besser, und das zählt.
Am Renngespann habe ich genau einmal geschweißt. Und das war die einzige "Naht", die dann später...
Am Renngespann schweißt nur mein Beifahrer. Zu irgendwas muß ja so ein Kurvengewicht taugen.... Wenn der mein Gebrate sieht, werde ich sowieso noch was zu hören kriegen.
Nun hatte ich schon fast 5 Tage teils verbissen gewerkelt.
Mitleidig betrachtete der Lackierer den Plunder und machte mir einen schnellen Termin und einen guten Preis.
Den Übergang zwischen Blech und Alublech wolle er mit einem überlackierbaren, flexiblem Material ausgleichen, Spachtel werde reißen. Mir sollte es recht sein.
So sah das Zeug nach dem Lackieren aus:
Hastig angebaut, alle Schrauben und Muttern nachgetupft und fertig :
Nun ja, die Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters.
Aber mir gefällt es. Und es funktioniert gut.
Gekostet hat es mich fast 5 zum Teil verbissene Tage und ein paar Euronen:
Uralbleche incl. Versand etwa : 35,- Werkstattmaterial etwa : 25,- Lackierer : 50,-
Zitat von The oW Kaimann hast Du eigentlich schon mal daran gedacht einen Gummispritzlappen am Vorderradschutzblech anzubringen? Sowas soll wahre Wunder bewirken.
Dazu müßte ich Bohren. Keine Eingriffe in die Substanz, es muß alles rückbaubar sein.
Übrigens ist das Windtuch, das die Lücke zwischen Verkleidung und Knieblech schließt, bereits in der Nachfertigung und soll nächste Woche kommen.
Tja und Dnepr Schrankwand und Frühjahr:
Im März / April kommt dann so langsam wieder die Solo W zum Einsatz. Und wenn es im Sommer juckt, das Enfield Gespann. Aber im nächsten Oktober, dann wird die große Zeit des W Gespannes kommen...
(Der Weg ist das Ziel. Das gilt für mich auch beim Aufbau meiner Fahrzeuge, Sind sie dann fertig, verlieren sie an Reiz...)
Ich bin auch mal gespannt auf Testfehrten in starkem Regen. Folgende Schwachstellen könnten sich zeigen: - Die senkrechte Kante hat keine "Regenrinne" - das Wasser zerstäubt daran und landet in nicht unerheblicher menge auf dem Bein. Ein simpler Kantenschutz kann da schon Abhilfe bringen. - Das waagerechte Blech unten ist eventuell zu kurz bzw müsste ein klein wenig nach unten gebogen werden, den auch hier kann das Wasser zerstäuben und die Stiefel einnebeln. Mal sehen, vielleicht funktioniert es ja auch ganz prima.
Insgesamt aber ein feines und zweckmäßiges Gewerke. Denk dran, dass du jetzt 45 Zähne hinten brauchst