Leider mache ich mir fast bei jedem Motorradausflug Gedanken darüber, ob ich den Tag überleben werde.
Nachdem ich vor Jahren mal Zeuge eines brutalen Unfalls war, und einen zerrissenen Menschen von der Straße einsammeln musste, trüben schwere Gedanken den Fahrspaß oft ein.
Wie sieht das denn bei euch so aus - fahrt ihr immer völlig unbeschert in den Tag hinein?
Ich weiß was ich kann und was das Motorad kann weiß ich auch - ich lasse es nur dan fliegen wenn ich sehe wie die Kurve am Ende aussieht, ansonsten fahre ich sicher nicht ängstlich, aber immer so, dass ich in der Lage bin etwaige Fehler anderer auszubügeln zu können - ich weiß das Unfälle passieren und verhalte mich entsprechen, aber nein ich habe keine Angst davor, dass ich verunfalle.
Reifen haben rund zu sein und gripp zu haben, alles andere ist firlefanzerei !!!!
ich hab selber 2002 einen schweren Motorradunfall gehabt. Ich bin froh das ich mir professionelle Hilfe geholt habe damit ich nicht von schweren Gedanken beherrscht wurde. Vermeiden macht alles nur noch schlimmer.
Zitat von LinusZum Glück habe ich solch einen imaginären Schalter im Kopf und kann diese Gedanken vollständig ausblenden.
Beneidenswert!
Mit dem Auto habe ich die Million sicher bald voll und da gehen mir solche Überlegungen seltsamerweise völlig ab. Dass ich wegen unangepasster Geschwindigkeit die Grätsche mache, würde ich eigentlich auch ausschließen. Es ist mehr so die Sorge, aufgrund Fahrfehler anderer Verkehrsteilnehmer zu verunglücken (wie seinerzeit, bei dem schweren Unfall). Richtig lähmende Angst ist es aber zum Glück nicht - wenn ich zusammen mit "meinen Jungs" unterwegs bin, ist es fast ganz normal.
Die Fehler anderer muss man mit einkalkulieren. Es gibt eigentlich, wenn man genau hinsieht, nur sehr, sehr wenige Situationen, auf die man wirklich gar keinen Einfluss hat. Um dies zu beherrschen, hilft ganz klar (auch wenn sich manche an den Kopf greifen werden) mentales Training. Du kannst ja keinen Sturz üben. Also musst du dir im Kopf immer all die Situationen ausmalen, die geschehen können und wie du am besten damit umgehst. Dann hat das Gehirn eine reelle Chance, ohne dass du im Falle eines Falles lange nachdenken musst, richtig zu reagieren. Natürlich entbindet dich das nicht, gutes Fahren zu lernen und zu üben. Erst mal musst du eine Vollbremsung aus den FF beherrschen. Du solltest dein Motorrad in entsprechenden Kurven auf die Fußrasten bringen können (ich rede jetzt von W und Harley). Dann hast du bei normaler Fahrt genug Schräglagenreserven. Du musst das Ausweichen gut und sicher beherrschen. Nur wenn du dein Motorrad sicher beherrscht, fährst du auch sicher und hast Vertrauen in dich selbst. Mach ein Fahrertraining. Und ansonsten üben, üben, üben.
Nach Irmis Unfall hab ich immer wieder den Einschlag gehört, selbst bei anderen Mopeds, die auf der Straße vor unserem Haus unterwegs waren. Es fiel mir auch schwer, mich aufs Fahren zu konzentrieren und wär auch bald auf stehende Fahrzeuge aufgefahren. Das ging ein Jahr so, dann kehrte wieder Normalität ein. Nicht ganz, weil ich jetzt noch bewußter lebe und im Verkehr mehr mit den Fehlern Anderer rechne. Und das nicht grundlos, denn manche Situationen hab ich vorrausgesehen und durch mein Verhalten Unfälle vermieden. Gruß Jürgen
Hatte vor Vier Jahren auch einen Unfall gehabt,jemand hatte mir die Vorfahrt genommen.Danach dachte ich auch ich fasse nie wieder ein Motorrad an.Den Job war ich auch los und die Andere Versicherung wollte nicht denn Ganzen schaden tragen irgendwie waren alle gegen mich(dachte ich).Aber für mich war Motorrad fahren immer das Größte und wird es bleiben.Ich fahre sicherlich in einigen Situationen anders aber würde ich immer an den Unfall denken hätte ich keinen Spaß mehr daran.Lass diese Gedanken nicht an dich heran.
Hmm - obwohl ich etwa von 1984 bis 1999 ehrenamtlich im Rettungsdienst tätig war, habe ich 1996 den Führerschein für's Motorrad "nach"gemacht. Ich habe natürlich längst nicht so viel schlimme Unfälle gesehen wie jemand, der das professionell macht, aber es reicht trotzdem . Vielleicht war es die hautnah gemachte Erfahrung, das man u.U. auch auf vielfältig völlig andere, überraschende Art und Weise (als im Straßenverkehr) unerwartet sein Leben beenden muß . Vielleicht lag es auch daran, das ich persönlich immer schon ganz "gut" im Verdrängen unangenehmer Dinge war, keine Ahnung. Gut war sicherlich, das wir damals (das fing so in den 90-ern an, mit der Notfallseelsorge und -Aufarbeitung) bereits professionelle Unterstützung bei der Bewältigung derartig emotional belastender Erlebnisse bekommen haben . Hängengeblieben ist bei mir auf alle Fälle, das ich niemals über meine jeweilige Tagesform bzw. mein akuelles Feeling agiere, wenn ich mit dem Motorrad unterwegs bin - sprich: wenn ich z.B. in einer Gruppe unterwegs bin, und die anderen sind anders drauf, dann fahre ich allein weiter (oder nach Hause, je nachdem). Ist ja nix Schlimmmes - da steh' ich glücklicherweise drüber . Es war auch eine bleibende Erfahrung, das die Leute mit Turnschuhen, Jeans und ohne Handschuhen immer die mit den unangenehmsten Verletzungen waren. Bei der Gelegenheit:
In Antwort auf:...ich weiß was ich kann...
Ist übrigens nicht verkehrt wenn man weiß, was man nicht kann (und sich entsprechend verhält) .
Es ist auf alle Fälle 'ne gute Idee, sich zusammen mit jemanden aus der Psycho-Branche mit einer derartigen Problematik auseinander zu setzen - die haben das gelernt und können gegebenenfalls Wege aufzeigen, an die man selbst nicht gedacht hat .
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"Mit oder ohne Religion werden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen etwas Böses tun, dazu braucht es Religion." (Steven Weinberg)
In Antwort auf:Leider mache ich mir fast bei jedem Motorradausflug Gedanken darüber, ob ich den Tag überleben werde
Moin,
wieso leider ? Vielleicht lebst Du gerade deswegen noch.
Ausblenden finde ich nicht gut. Wenn es dich allerdings richtig quält - also auch im Bett oder im Auto oder sonstwo - , dann ab zum Traumatologen (oder zur Traumatologin ).
Als mein Bruder auf dem Motorrad sein Leben gelassen hat, habe ich auch gedacht: "Ist das ok, Moped zu fahren?" Bin los und hab gemeint, ich müßte jetzt Angst haben. Nach zwei Kilometern wars weg, aber die Gedanken, was passieren könnte, fahren immer mit.
hab' mal in mich reingehört, mußte feststellen, daß ich solche Dinge ganz gut verdrängen kann.
Im Grunde wurde ich durch meine Frau erst 2006 "richtiger" Motorradbesitzer, bin vorher Jahre nicht auf einem Motorrad gesessen. Wollte vor Anschaffung der W auch gar nicht mehr auf ein motorisiertes Zweirad steigen (Simson Schwalbe haben "wir" vielleicht vor sechs Jahren angeschafft, aber ich bin sie kaum gefahren).
Seltsamerweise gehen mir plattgefahrene Tiere oder in Unfälle verwickelte Kinder wesentlich näher, als erwachsene Verkehrsteilnehmer!
Wenn es mich -bedingt durch einen Fehler meinerseits- hoffentlich nur ganz allein erwischt, dann ist es halt Schicksal und soll so sein. Kann mir mein Schicksal halt nur ganz bedingt aussuchen...
Angst hab' ich nicht vor dem Tod. Angst hab' ich vorm Sterben!
Mitglied der Bewegung 10.12. sinnfreie bunte Zellen der Revolution der sinnfreien Brigaden Europas
Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm, beim Deutschen ist's grad anders rum! Als Hesse ist man geborener Anarchist, man wird nicht erst durch das Leben dazu gemacht.
Für mich ist das so, daß , überzogen gesagr, der Fahrzeugverkehr mein Leben ist. Im Verkehr fühle ich mich wohl, habe Spaß und keine Spur von Angst. Im Gegenteil, es macht Spaß, an Grenzen zu gehen, zu "erfahren" , was geht.
Nur dieses unbeschwerte Herangehen macht ein langfristiges "Überleben" möglich, denn Angst ist ein schlechter Begleiter, der verkrampft un d verunsichert.
Dazu kommt ein mittlerweile beträchtlicher Erfahrungsschatz: Risikoquellen, die einen Frischling schmeißen, erkennt man nach Jahren intuitiv und meidet sie. Ein wichtiger Teil der Ünberlebensstrategie.
So haben die Unfälle immer die anderen.
(Natürlich weiß ich, daß es mich jederzeit genauso treffen kann. Der Gedanke daran ist aber auf der Straße nicht zulässig.)
Ist übrigens nicht verkehrt wenn man weiß, was man nicht kann (und sich entsprechend verhält) .
ich glaube anders herum ist besser ... wer nur weiß was er nicht kann, wird nicht nur immer mit der Angst im Nacken fahren sondern insgesamt auch unsicherer. z.B. wenn mir jemand in einer Kurve auf meiner Spur entgegenkommt und ich noch nicht auf den Rasten unterwegs bin (was ich nie machen, wenn die kurve unübersichtlich ist) weiß ich das da noch was geht und werde das motorrad in einen engeren radius zwingen können - wer nur weiß was er alles nicht kann wird dem entgegenkommenden sicher nicht ausweichen können. Ausserdem, wer weiß was er kann weiß auch wo die grenzen sind die er nicht überschreiten sollte.
Reifen haben rund zu sein und gripp zu haben, alles andere ist firlefanzerei !!!!
Ich hatte mir mal ein paar Schicksale zu Gemüte geführt - man sollte es sich eigentlich gar nicht antun...
Wenn ich ehrlich bin, geht es mir eigentlich noch nicht einmal so sehr um mein eigenes Leben, sondern um das Weiterleben meiner Familie (Kinder 4 u. 7). Ich frage mich manchmal, ob ich für den eigenen Spaß nicht zu viel aufs Spiel setze. Dann denke ich aber auch, dass dich der liebe Gott sowieso kriegt, wenn er dich unbedingt haben will. Dann fällt dir eben ein Ziegel auf die Rübe oder du rutscht in der Badewanne aus und brichst dir das Genick.
Das Argument mit dem Ziegel lass ich nicht gelten, es nervt mich geradezu. Die Wahrscheinlichkeit, mit dem Motorrad zu verunfallen ist einfach größer. Um ein Vielfaches größer. Und an ein Schicksal oder einen "Gott" glaube ich nicht.
Deswegen fährt bei mir die Sorge (nicht Angst!) um Gesundheit/Leben jedes Mal mit. Ich brauche das, um mit der nötigen Ernsthaftigkeit am Verkehrsgeschehen teilzunehmen. Ich meine damit die Konzentration. Ich weiß - wenn ich auf dem Motorrad dauerhaft überleben will, dann nur, wenn ich stets mit dem Schlimmsten rechne und mit voller Konzentration dabei bin.
Das ist aber sicher von Person zu Person verschieden. Bei mir ist es so. Da lasse ich mir auch nicht dreinreden.