Gestern 17:00 vorm Stadion in Solingen: wie ich nach dem Fußball so an der langen Autoschlange vorbeifahre sehe ich vorne einen Motorradfahrer liegen, Gegenfahrspur. Zehn Meter neben ihm liegt seine BMW, sieht übel aus, Lenker verbogen, Teile liegen auf der Straße, Benzin läuft aus.
Nach einem Moment des Erschreckens bin ich gleich rüber, zum Glück ist er ansprechbar, bei Bewußtsein. Zunächst kann er sich nicht bewegen, nach kurzer Zeit kann er aber die Beine und Arme bewegen. Er bleibt liegen, sein Rücken schmerzt. Vorsichtig öffne ich seine Jacke, kein Blut. Seine Lederjacke ist total zerschrammt. Er kann seinen Helm abnehmen, bleibt aber auf dem Rücken liegen. Jemand verständigt die Feuerwehr. Der Rettungswagen braucht ca. 10 Minuten, in denen ich mit ihm rede. In dieser Zeit erfahre ich von ihm, was passiert ist: er musste scharf bremsen, als ein Polo zwischen den wartenden Autos von einem Parkplatz herunterfährt, links abbiegt und ihm dabei die Vorfahrt nimmt. Er kann nicht mehr ausweichen, bremst scharf und stürzt. Die BMW hat er neu, es ist seine erste "Testfahrt", hatte gerade erst einen Band-scheibenvorfall auskuriert.
Dann kommt auch schon der Rettungswagen. Die Sanis haben die Vakuummatratze am Start und legen ihn mit routinierten Handgriffen drauf. Die Grünen nehmen den Unfall auf. Kurze Zeit später ist die Unfallstelle geräumt, die kaputte BMW abtransportiert und nur noch ein paar Spuren auf der Straße zeugen von dem Unfall. Ich brauche noch einige Zeit, bis ich weiterfahren kann.
Ich will heute mal im Krankenhaus vorbeischauen. Hoffentlich keine schlimmere Nachricht!
Es ist das erste mal, dass ich einem verletzten Motorradfahrer helfe. Im nachhinein stelle ich mir die Frage, ob ich alles richtig gemacht habe. Zum Glück war er ja bei Bewußtsein, aber was, wenn nicht? Wie war das noch mit dem Helm abnehmen, stabile Seitenlage etc. ? Gibt es eigentlich spezielle Erste-Hilfe-Kurse für Motorradfahrer?
einfach toll! Ich meine, Du hast keinen Fehler gemacht. Für den Fahrer das Beste überhaupt, daß jemand da ist, der sich kümmert.
Die Ersthelferkurse gehen auf Motorradunglücke ein wenig ein. Es ist aber eher ein Nebenthema, von dem die meisten Ausbilder dann auch keine richtige Ahnung haben (mich eingeschlossen).
Auch wenn das jetzt komisch klingt: Motorradunfälle sind rettungstechnisch gesehen selten. Wir haben aber doch einen hauptamtlich aktiven Sani im Forum. Vielleicht kann der was dazu sagen.
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Wenn ich mit dem Saniwagen unterwegs bin, nähere ich mich den Unfallstellen furchtfrei und vorbereitet. Es gibt für alles die richtigen Handgriffe, Funkgerät, oder auch den Notarzt etc. Man ist vorher schon informiert, was in etwa anliegt und kann das dann abarbeiten.
Als Ersthelfer bin ich noch nie an eine Unfallstelle gekommen. Habe schon Alpträume gehabt, daß ich dann nicht weiß, was ich machen soll. Also Respekt vor Deinem Einsatz!
In Antwort auf:Gibt es eigentlich spezielle Erste-Hilfe-Kurse für Motorradfahrer?
Gibt es nicht, braucht es auch nicht ... bis auf den Helm ist nichts wirklich anders als bei anderen unfällen und das mit dem Helm wird beim normalen erste Hilfe kurs mitgemacht
wenn er bei bewustsein ist würde ich es ihm überlassen, wenn er nicht bei bewustsein ist und du aber feststellen kannst das er atmet würde ich den Helm auflassen, wenn du mit helm nicht sicher feststellen kannst das er atmet : runter mit dem Helm (vrosicht das man dabei die Wirbelseule nicht verletzt - ist aber ehr ein problem wenn leute hantieren die noch nie selber einen Helm auf hatten) und entsprechende lebensretende maßnamen einleiten
Ein wenig Beistand ist schonmal 'ne ganze Menge für den Verunglückten!Über alles andere kannst Du Dich gut selbst informieren - kleiner Tipp:Sanitäterausbildung durch/beim Arbeitgeber mitmachen.Kostet nix,und man wird auch regelmäßig nachgeschult.Kann man immer brauchen,auch im privaten Kreis .
pelegrino,auch lange Zeit mal im Rettungsdienst gewesen...
Erfahrungen vererben sich nicht - jeder muß sie allein machen. (Kurt Tucholsky)
Finde ich super das Du sofort geholfen und nach deinem Ermessen das beste(richtigste) getan hast. Zuspruch ist für den verunfallten in diesem Moment wirklich hilfreich!
Als ich im Juni meinen Motorradunfall hatte sind mindestens 30 Autos an mir vorbeigefahren, ich lag mit dem Bein noch unter der W und konnte selbst nicht auf. Ein junger Autofahrer-ich denke ca. 20Jahre alt- hat mir dann geholfen. Er ist dann gleich weiter und ich konnte mich nicht mal bedanken. Dann kam ein Passant hinzu und hat die Zeit bis ich ins Krankenhaus kam mit mir geredet und mich betreut. Das war für mich in diesem Moment sehr wichtig.
Ich denke Du hast dem Verletzten optimal geholfen.
Sehr gut gemacht, auch wichtig ist sicherlich dem Verungückten psychisch zu unterstützen so daß er weiß nicht alleine zu sein in seinem Unglück. Zu den Sofortmaßnahmen gehört natürlich auch die Einleitung der Rettungskette sprich Verständigung eines Krankenwagens etc da gabs doch die 5 W( Wo, wieviel, was, wann, wer). Das Thema hatten wir übrigens schon mal vor ein paar Monaten, Suchfunktion ? und google mal, da gibts einiges . ..
Lange Rede kurzer, das haste sehr gut gemacht Hab sowas auch schon erlebt, leider is uns der Kerle in den Armen verstorben Ich wünscht ich hätts andersrum erlebt, also so wie bei Dir. Besuch Ihn im KH, da freut er sich bestimmt
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Wir haben in unserem Sani-Kurs gelernt das es extrem wichtig ist die Unfallstelle ausreichend zu sichern !!! Gerade die Folgeunfälle wären sehr sehr häufig und ziemlich bedauerlich....
. . Gruß Hobby
Je älter ich werde um so schneller war ich früher...
Besser konnte man es meiner Meinung nach nicht machen.
Die Folgen eines üblen Unfalles habe ich einmal an der Wernershöhe bei Alfeld (nahe Hildesheim) erlebt (1979). Ein Motorradfahrer auf einer KAWA Z 650 streifte bei einem Überholmanöver die entgegenkommende Fahrerin einer Suzuki RV 90, die auf dem Grünstreifen stürzte, während der Z-Fahrer in die Leitplanke knallte. Der Suzuki-Fahrerin wurde trotz Lederstiefeln der kleine Zeh fast abgetrennt, dem Kawa-Fahrer die Schlagader am linken Handgelenk aufgerissen. Beide standen unter Schock. Es waren jedoch genügend Leute da, die sich um beide kümmerten. Wir haben uns immer wieder abgewechselt, dem Motorradfahrer zum einen die Schlagader abzudrücken und ihm andererseits die Beine (wegen des Schocks) hochzuhalten. Er wurde mehrmals bewußtlos. Ein kurz darauf vorbeikommender Arzt unterstützte uns bei den Hilfsmaßnahmen.
Der eigentliche Skandal bei der Sache war, daß es eine geschlagene Dreiviertel- stunde dauerte, bis dann gleichzeitig zwei Krankenwagen kamen!
Find ich auch Klasse was Du geleistet hast. Ich wüsste wirklich nicht wie ich bei einen Unfall spontan reagieren würde.....................Auch wenn man das schon mal im Gedanken durchgespielt hat.
Grüße PeWe "Äußerungen, die sich auf persönliches ästhetisches Empfinden beziehen sind per se subjektiv und daher argumentativ nicht verwertbar ... "
Arm hoch halten und Druckverband hilft auch und Rettungskette aktivieren, oftmals stehn Gaffer rum und keiner tut was, gezielt jemanden ansprechen und sagen. Sie, rufen Sie bitte einen Krankenwagen....so wars frueher, heut hat ja jeder ein Handy dabei, dann muesste es ja eigentlich schneller und selbstverstaendlicher gehen aber wie gesagt, auf das Naheliegende kommt man oftmals nicht.... emjey
In Antwort auf:... gezielt jemanden ansprechen und sagen. Sie, rufen Sie bitte einen Krankenwagen....
Unfall 1979. Nur zur Ergänzung, da ich diese Selbstverständlichkeit nicht erwähnt hatte: Sofort nach diesem Unfall hat sich einer auf sein Motorrad geschwungen, ist zu der nahegelegenen Jugendherberge auf der Wernershöhe gefahren und hat von dort aus DRK und damit auch die Polizei alarmiert. Die Rettungssanitäter, denen teilweise Vorwürfe gemacht wurden, konnten (oder wollten) keine Erklärung geben, warum sie so lange auf sich warten ließen.
Für Fahrzeuge ist alle 2 Jahre der TÜV mit kleinkarierten Pingeligkeiten vorgeschrieben.
Der Erste Hilfe Kurs darf ruhig 30 Jahre alt sein, denn schließlich ist so ein menschlicher Körper seit Jahrhunderten keinen nennenswerten technischen Veränderungen unterworfen.