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Dieses Thema hat 74 Antworten
und wurde 1.804 mal aufgerufen
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bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

09.02.2006 18:49
<<<Für Dialektforscher>>> Antworten
Warum der Bayer nicht "Tschüß" sagen will ...

...das hat die Sau-Preißn, Muschelschubser und Fischköpfe unter euch sicher schon lange interessiert!!

Endlich erforscht: Warum der Bayer nicht "Tschüß" sagen will.
Viele Leute, die Bairisch als ihre Muttersprache betrachten und pflegen,
haben bekanntermaßen eine Abneigung gegen das "Tschüß".
Bisher meinte man, diese Aversion liege einfach nur darin begründet,
dass es sich bei jenem Wort um einen "preußischen" Import handle,
der von vornherein mit Vorsicht zu genießen sei.

Es gibt aber noch einen anderen Grund dafür, warum uns jenes "Tschüß"
so schwer über die Lippen geht, nämlich, weil es in der bairischen Sprache
kein "ü" gibt.
Moment mal, könnte jetzt einer sagen, es gibt doch so viele Wörter, die ein 'ü' enthalten!

- Richtig, man schreibt sie mit "ü", aber der Bayer spricht sie nicht mit "ü",
sondern beispielsweise mit "i" wie etwa Schissl Schüssel), Biffe (Büffel),
Diftla (Tüftler), Gribbe (Krüppel), Strimpf (Strümpfe), Hittn (Hütte),
Minga (München) und viele andere.

- Oder das "ü" wird zu einem "ia" umgeformt: siaß (süß), miad (müde),
gmiatle (gemütlich), Kiah (Kühe), Riassl (Rüssel), Fiaß (Füße),
Hosndial (Hosentürchen), Schiazl (Schürze) und so weiter.

- In einer Reihe von Wörtern verwandelt sich das "ü" in ein "u" oder eine
Verbindung mit "u", z.B. Muggn (Mücke), Bruckn (Brücke), hupfa (hüpfen),
dadrucka (erdrücken); Ruam (Rübe), bruatn (brüten); Gfuih (Gefühl),
Muih (Mühle), abkuihn (abkühlen), auffuin (auffüllen).

- In manchen Gegenden spricht man anstelle des "ui" auch ein "ej" oder "oi",
statt Gfuih also Gfejh.

- In Einzelfällen taucht das "ü" sogar als "ea" auf, so etwa in grea (grün)
und Bleamal (Blümchen).

- Und dann gibt es noch zahlreiche Fälle, in denen man das deutsche Wort
lieber gleich durch ein bairisches Wort ersetzt:
Küssen heißt bussln,
pflücken = brocka,
drüben = drent,
Pfütze = Lacka,
Rücken = Buckl,
Lümmel = gscherter Lackl,
Gülle = Odl,
Küken = Biwal oder Singal,
Hühnchen = Hendl und und und.


Der Bayer spitzt also seinen Mund höchstens zum Trinken und zum Bussln!
Nicht aber um ein "ü" zu sprechen, und deswegen geht ihm auch das "Tschüß" so zögernd über die Lippen. Vielleicht sollte er deshalb in Anlehnung an die aufgeführten Beispiele statt "Tschüß" in Zukunft "Tschiß" sagen oder "Tschiaß" oder "Tschuaß" oder gar "Tscheaß"...

Da kommt wirklich nur ein Ersatzwort in Frage:
Oiso "Pfiat eich" oder "Seavas beinand"!



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TheoW Offline



Beiträge: 5.381

09.02.2006 18:57
#2 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

.
.
ahh, hört, hört,

jetzt werden wir wieder mal ein bißchen schlauer. Wie sagt eigentlich der Bayer zu dem "Kümmel" in Brot und Kraut? Den mag meine Frau überhaupt nicht und fragt deshalb immer beim Einkaufen in Bayern: Ist da Kümmel drin?


Gruß, TheoW


bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

09.02.2006 19:03
#3 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

Ganz einfach: "Kimme"

(Oder man lässt ihn ganz weg - ich mag ihn auch nicht)

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keulemaster Offline



Beiträge: 5.131

09.02.2006 19:24
#4 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

wollt i grod schreib, sehr geile erklärung vom bleibi meinem bayuwarischen freund.
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double barrel Offline



Beiträge: 668

09.02.2006 20:02
#5 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

In Antwort auf:
"Kimme"

Und wann er gar kein anderes Brot mehr aufs Lager hat, sagst du einfach "Tschiss"?

Grisse,
DB

Wer den Tiger fährt, muss auf sein Hut sein ...

bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

09.02.2006 20:13
#6 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten
In Antwort auf:
sagst du einfach "Tschiss"?

Nein!
Das heißt: "Measse, nachand hawdehre"

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double barrel Offline



Beiträge: 668

09.02.2006 20:19
#7 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

In Antwort auf:
"Measse, nachand hawdehre"

Klar! Habe erst neulich gelesen dass Anni Friesinger aus Bayern stammt; wenn das stimmt, ist alles Andere gar nicht mehr so schlimm....

Groeten,
Dubbelloops
Wer den Tiger fährt, muss auf sein Hut sein ...

Wännä Offline




Beiträge: 17.488

09.02.2006 20:36
#8 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

In Antwort auf:
Schönheit läßt sich fassen

Moin,

geiles Bild. Bestimmt aufgenommen in Ostfriesland auf einer Düne, gell?

Aber mal n Döntje ausm Leben: In Amerika, dem Land der zum Teil etwas Naiven, nicht unbedingt extrem gebildeten, sprach mit ein älterer Herr an. Er sei einige Wochen in Deutschland gewesen und hätte bezüglich der Sprache eine Frage an mich:

Als Beispiel nahm der das Wort "cold", welches nach seiner Kenntnis im Deutschen "kalt" heiße, in Deutschland hätten die Leute es aber "kuit" gesprochen oder "koit"?!?!? Er habe sich das gut merken können, weil es nicht so ganz weit vom Wort "cold" entfernt wäre, aber er habe diese Verschiebung nicht begriffen.

Mann, Mann, Mann, was hab ich gebraucht, ehe ich kapiert habe, daß der Mann nicht in Deutschland, sondern in Bayern gewesen war.


Gruß

Wännä


w-paolo Offline




Beiträge: 25.139

09.02.2006 21:55
#9 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

Sauba soggi, Blaiwi.

In Antwort auf:
Warum der Bayer nicht "Tschüß" sagen will ...

Daa Baulü.
____________________________________
-------- Montags Ruhetag ! ---------
____________________________________

bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

09.02.2006 22:18
#10 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten
In Antwort auf:
Anni Friesinger aus Bayern

Meinst Du schlittschuhverliebter Niederländer das Gör da:




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double barrel Offline



Beiträge: 668

09.02.2006 22:31
#11 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

In Antwort auf:
... das Gör ...

Wenn uns einiges nicht deutlich ist, sagen wir manchmal: "Nou breekt me de klomp" (Jetzt zerbricht mir der Holzschuh). Hilf mir bitte: das Gör?

Besten Dank im Voraus,
DB

Wer den Tiger fährt, muss auf sein Hut sein ...

bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

09.02.2006 22:36
#12 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

Das Gör (abgekürzt und geschlechstumgewandelt - modificated - von hochdeutsch "die Göre") - das Girl.
Auf bairisch: "Des Wei"

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double barrel Offline



Beiträge: 668

09.02.2006 22:46
#13 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

In Antwort auf:
"Des Wei"

Danke sehr; ja, die mein ich. Auch wenn es schon wieder lange her sein würde, dass man auf Schlittschuhen gestanden hat, braucht man die nicht zu Ent-Wei-chen. Hat ein anderer Flachländer, Ids Postma, auch so gesehen und ist mit ihr befreundet. Fügt aber vielleicht nicht viel mehr an die Weltgeschichte zu, als "nice to know"

Grüsse,
DB

Wer den Tiger fährt, muss auf sein Hut sein ...

manx minx Offline




Beiträge: 11.166

10.02.2006 07:20
#14 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

blawe!

dei eigener mist? wenn ja, zieh ich mein hut, grosser meister.

ich taet auch meinen, der kernpunkt is das baiuwarische zwidersein aller spitzlipperei. deswegen sagt eins ja auch net "die konfituere" sondern "der mamalat".

goe?

maenxmoh

srtom Offline




Beiträge: 5.986

10.02.2006 07:28
#15 RE: <<<Für Dialektforscher>>> Antworten

In Antwort auf:
das Gör da...

...kenn ich!

War doch erst neulich - in andere Unterwäsche - im PinUp-Kalender

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