Ist schon auch irgendwo richtig, Marc. Unsere Zeit ist eben schnell und damit entwickelt sich der Nikolaus auch schnell. Will aber nicht heissen: Gut so. Wir können das zur Kenntnis nehmen und je nach Befindlichkeit versuchen uns selbst einzubremsen. Von daher ist Dein Ansatz der Rückbesinnung auf das Nikolausbrauchtum auf jeden Fall unterstützenswert.
Aber den wahren, historischen Nikolaus wirst Du nie mehr finden. Er wird sich immer wandeln - auch in Dir.
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Um meine ganz persönliche - und vielleicht naive - Sicht des Nikolausi zu erklären, muss ich vielleicht einige Jahrzehnte zurückblicken:
September mit Schkoladengestalten nikolausgleicher Aufmachung gab's damals noch nicht - insoweit war die Welt in saisonaler Hinsicht noch in Ordnung. Die Weihnachszeit begann für mich als Kind mit dem ersten Auftreten der Nikoläuse (Plural!!) anfang Dezember. Nicht DER Nikolaus, sondern DIE Nikoläuse. Deren unterschiedliches Erscheinungsbild faszinierte mich damals schon. Einer mit Bischofshaube, der andere mit Zipfelmütze (ja, auch vor 40-50 Jahren schon). Einer mehr gelb gekleidet, der andere ganz in Rot. Mit Kreuz oder ohne, mit Krampus oder ohne. Einer mit Bischofsstab, der andere mit knorrigem Ast als Gehstütze. Mit oder ohne Rute - aber immer eine fesselnde Erscheinung, zu der man bebend aufblicken konnte.
Und immer das gleiche "Sendungsbewusstsein": Immer den Unbilden des Wetters und des Alltags ausgesetzt. Durch Schneegestöber stapfend, mal durch strömenden Regen watend oder furchtbar schwitzend, weil gerade Föhn herrschte. Immer unterwegs als greifbare, bodenständige (weil oft fluchend wie ein Bierkutscher ob des schweren Sackes am Rücken) Verkörperung des guten Willens und der guten Taten. Eine echte und glaubwürdige Instanz. So zumindest in meinem Verständnis als 4-6 Jähriger. Auch wenn ich später schon den bekannten Nachbarn dahinter vermutete ("Ja sackradi, so kann der Herr Müller mit seinen löchrigen Stiefeln also auch sein")
Der Nikolaus war für mich immer die Verkörperung dessen, was eigentlich das Christkind geben sollte. Zwar 'nur' in der zweiten Reihe dienend, aber der eigentliche, schweigende 'Macher' der Weihnachtszeit.
Und wie fad und desillusionierend war der blitzblanke, finale und climaxbeladene Auftritt des Christkinds dagegen! Geschenke - OK. Aber unantastbar irgendwo in der geheizten Stube im Weihrauch schwebend. Unnahbar und ungreifbar irgendwo im Geäst des Christbaumes lauernd fernab jeglicher Realität, durch die sich bis vor ein paar Tagen eben unser guter alter Pionier "Nikolausi" kämpfen musste.
Neeneenee - ich glaub nur an den menschlichen Nikolausi, nicht an das hermetisch-synthetische Christkind.
Da kann er sich verkleiden, wie er will, ich erkenne ihn immer! Auch als mittlerweile 'unchristlicher' Mensch.
In diesem Sinne vorab: Frohe Weihnachten!
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In Antwort auf: ...je nach Ansicht und akademischem Ernsthaftigkeitsanspruch des Unterfangens...
Oha, ist da nicht ein Tipp-Fehler drin ??? Wolltest Du Schlingel nicht eher schreiben: "akademischem Ernsthaftigkeitsanspruch des Underfranges" ??? Wenn das der Willi spitz kriegt !!
PAULLE. --------------------------------------- Ich bin der Bruder vom Zwillings-Bruder ---------------------------------------
Zu Weihnachten führen Augustus und seine Freunde immer ein Krippenspiel auf! Hat bereits Tradition! Augustus spielt den Weihnachtsstier, Nelson (Schaf aus Hastings) spielt ein Schaf und ein Beanie-Bär spielt das Jesus-Bärchen ... Kam bei den Kindern meiner Ex-Freundinnen immer SUPER an!
Zu Ostern möchte Augustus das Jesus-Bärchen immer kreuzigen. Zum Glück konnte ich das bisher verhindern!
Welche Variante gibt Dein Augustus zu Weihnachten?
Sattelt er mit bedeutungsschwangerem "Ho Ho Ho..." seinen historisch nicht belegten Stoff-(S)Tier-Rentierschlitten oder presst Du ihn gar von oben durch einen geschichtsklitternden Kamin?
Welche homophilen Erlebnisse teilt er mit dem Osterhasen?
---- Fragen über Fragen ----
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Oder,hier im Ruhrgebiet:Nikkelaus. Der kam respektmäßig gleich nach dem Bullemann (der ist so 'ne Art Klabautermann für Bergleute und deren Umfeld - damit droht man den Blagen.Er lebt im Keller oder Kohlenbunker,wird aber eigentlich nie leibhaftig erlebt) und erschien früher wirklich erst Anfang Dezember.Zu uns nach Hause kam der auch,oft in Begleitung des Knecht Ruprecht - einem etwas einfältigen Kalfaktor des Nikolauses,der die Rute und den Sack schleppen mußte.Der Chef selber hatte ein großes Buch dabei,aus dem er alle guten und schlechten Taten des vergangenen Jahres abgelesen hat.Und je nachdem wie die Bilanz aussah,gab es eine Tüte mit gutem Sachen drin (Gebäck,Nüsse und Südfrüchte) oder Saures mit der Rute vom Knecht Ruprecht.In besonders schweren Fällen wurde man in den Sack gesteckt und mitgenommen - gerüchteweise anschließend in die Emscher geschmissen.Einmal hat der Nikolaus mich probeweise in den Sack gepackt,um zu ermitteln ob ich gleich verklappt werden müsse,oder eventuell noch nächstes Jahr 'reinpassen würde.Ich kriegte noch eine letzte Chance für das folgende Jahr,war aber dem frühkindlichen Herzinfarkt nahe.In späteren Jahren,so ab der Pubertät etwa,wurde ich (als aufgeklärter Teenie) ersatzweise zum Streßabbau der jüngeren Neffen mit der Rute öffentlich verprügelt.Eigenartigerweise war der Nikolaus in meiner Kinderzeit immer ein kleiner.dicker Zeitgenosse - in Körperbau und Stimme ähnlich meiner Mutter,die dummerweise immer genau zu dessen Auftritt grad' mal eben in den Keller gegangen war um Kohlen 'rauf zu holen... Zu Weihnachten muß wohl eher der Weihnachtsmann oder das Christkind die guten Gaben gebracht haben - gesehen habe ich die nie.Und überhaupt muß ich mich im Nachhinein wundern,das die Typen überhaupt zu uns kamen,wo meine Eltern doch beide Atheisten waren.Aber da gab es auch noch andere Paradoxen,die jetzt aber nicht zum Thema passen.Wahrscheinlich haben meine Eltern das Theater mitgemacht,damit ihre Blagen nicht so isoliert waren in ihrem Umfeld.Als unser Kind noch ein solches wahr,haben wir ja auch Weihnachten mitgemacht (na gut,war auch verwandschaftlich ein anderes Umfeld).Heutzutage habe ich mit dem ganzen Kommerz eigentlich nix am Hut - obwohl sich doch die Familie zum Essen und Einmal-Im-Jahr-Wiedersehen trifft,das ist auch ganz schön,wie ich zugeben muß. Ansonsten bin ich froh,wenn der ganze Scheiß vorbei ist,und vor allem die Tage wieder länger werden!
Da siehste mal wieder: Nikolausi ist nicht gleich Nikolausi, aber doch immer Nikolausi. Jeder erlebt ihn anders. Ich hatte nie Angst vor ihm und seinem Spießgesellen. Meine Omma hat mich immer beschützt - und in dieser Hinsicht früh aufgeklärt .
Aber was ist
In Antwort auf: Emscher
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Die Emscher ist ein winziger Fluß,der in einem Dortmunder Vorort entspringt und bei Duisburg im Rhein mündet.Die letzten 100 Jahre war sie eine üble,in Betonelementen begradigte Abwasserkloake die alle Industrie- und Hausabwässer aufnehmen mußte,und welche aber in jüngster Zeit wieder mit viel Aufwand renaturalisiert wird. In meiner Kinderzeit war es so ziemlich der Megagau,da 'reinzugeraten.
Das hat jetzt mit dem Nikolaus(i) nix zu tun, aber Weihnachten war für mich (uns) Kinder immer toll. Zwei Bescherungen, einmal zuhause und dann, meist am 2. Weihnachtstag noch mal bei den Großeltern (eigentlich Großonkel / Tante)nach manchmal abenteuerlicher Fahrt zu sechst im Käfer. Meine kleine Schwester hatte den besten Platz hinter den Rücksitzen. Der Kommerz und das schei? (US-) Tralala im Radio nerven ziemlich. Aber wir feiern im großen Familienkreis und haben seit drei Jahren die Geschenkwut elegant gestoppt, indem wir Julklapp machen. Jeder darf bzw. muss drei Wünsche äußern und bekommt einen davon geschenkt (~50 Euro). Und ebenso erfährt er / sie drei Wünsche eines anderen, und kann entscheiden, welches der drei Geschenke er besorgen will. Lustig verpackt, mit einem Rätsel dabei, damit man raten muss, für wen das Präsent ist... Schließlich muss die Zeit etwas gestreckt werden, entsprechend der früheren Bescherung Es wird zuviel gefuttert und zuviel gequalmt, ansonsten finde ich's (immer noch)schön! Ansonsten sehe ich's wie der Pelegrino: Ein sehr schönes Geschenk, das es jedes Jahr wieder gibt, ist, dass die Tage ganz allmählich wieder länger werden.
In Antwort auf:ansonsten finde ich's (immer noch)schön!
Weihnachten ist, was man draus macht. Besinnlich-gemütlich-unaufwendig war´s bei mir als Kind wie´s auch jetzt als Familienvater ist. Ich kann gut damit leben. Und irgendein nettes kleines Geschenk für meine Frau fällt mir auch noch ein...