Nach langer Zeit wieder mal Servus an alle! Wollte euch kurz berichten über meine erste W von 1999.
Sie hat mit 108 000 km einen tieferen Eingriff nötig. Sie lief nur noch auf einem Zylinder und die Kerze war völlig verrusst. Wenn man die Kerzen vertauscht hat wurde die Verrusste hell und die Helle war ganz verrusst. Der Vergaser kam nicht in Frage als Schuldiger, Düsen gerade gerinigt. Also Operation am offenen Herzen. Die Zylinderkopfschrauben zeigten das von Falcone sehr gut beschriebene Verhalten. 7 brachten wir raus, eine nicht. Also abgemurkst. Der Dreck und salziges Wasser und was weiss ich noch alles, dringt an den offenliegenden Stellen in das Gewinde ein. Also Ventile angeschaut und festgestellt, dass auf der fehlbaren Seite bei einem Ventil der Ventischaft oben abgerissen war. Das Ventil ist ganz leicht gebogen, nur sehr wenig, aber es ist nicht mehr schnurgerade. Bei der Ventilschaftdichtung fehlte der "Gummiring" oben drauf. Also der oben herausschauende Teil des Ventilschaftes ist abgebrochen. Die Zylinder und der Rest sieht gut aus, etwas verkohlt zum Teil aber nicht schlimm. Die inneren vier Löcher für die Zylinderkopfschrauben (die aussen sind blitzblank sauber) und die Ölleitungen sind wirklich drecking. Pleuelstange bin ich unsicher. Vertikal überhaupt kein Spiel, seitlich haben beide ganz leichtes Spiel.
Die Heilung scheint einigermassen klar, aber es stellen sich trotzdem Fragen, wo ich auf euch hoffe. Wenn wir jetzt schon am Operieren sind, wollen wir es richtig machen und weitere 100 000 km geniessen.
1. Wie kann ein Ventischaft brechen? 2. Wo kann die Krümmung des Ventils herkommen? 3. Ist das seitliche Spiel der Pleuelstange normal? 4. Was sollte man jetzt ersetzen wenn das Herzen eh offen daliegt.
Danke ganz herzlich für Euer Interesse und nochmals Grüsse an alle Bekannten und Unbekannten.
Fondue
Mit W, Nimbus 750 und vielleicht bald RE Himalayan 450, wenns die Probefahrt überzeugt PS Ich habe es nie übers Herz gebracht, die W gegen eine Triumph T120 zu wechseln.
Schön, mal wieder von dir zu lesen, wenn auch der Anlass nicht so erfreulich ist. Mach doch bitte mal ein Foto von dem Ventil mit dem abgerissenen Schaft.
Danke, das mit dem Foto hat geklappt. Das ist zweifellos ein ungewöhnlicher Schaden, und das nicht nur auf die W bezogen. Ist es das linke Auslassventil des linken Zylinders?
Materialermüdung vom Schaft oder vom Ventil. Aber kann ein auch nur leicht gebogenes Ventil einen Schaft zerstören? Die Ventile sehen ja nicht grad stabil aus, wenn ich sie mit anderem vergleich was wir in der Werkstatt haben...
Fondue
PS Es ist das linke hintere Ventil auf der rechten Seite (vom Fahrer aus gesehen).
Materialermüdung oder Fertigungsfehler beim Drehen der Keilnut kann man natürlich nicht ausschließen - für wahrscheinlich halte ich das aber nicht. Vor allem, dass so etwas kaum erst nach über 100.000 km auftritt. Ich betrachte zwei Möglichkeiten. Die eine, dass das Ventil erst krumm wurde und dann gebrochen ist. Dazu müsste es aber auf einen Widerstand gestoßen sein, den ich mir nicht recht erklären kann. Wenn das Ventil gefressen hat, also geöffnet in seiner Führung stecken geblieben ist, müsste man die Berührung mit dem Kolben an diesem erkennen können, ebenso die Fressspuren an Ventil und Führung. Das würde aber noch nicht das Brechen des Schaftes erklären. Die andere, dass sich ein Keil gelockert hat und das Ventilschaftende durch den Kipphebel einseitig belastet wurde und brach. Das allein würde aber noch kein krummes Ventil erklären. Es sei denn, dass sich oben alles so verkeilt hat, dass das Ventil auch hier Kontakt mit dem Kolben bekam. Fotos aller Bauteile würden eventuell Klärung bringen können.
Sollte aber doch ein Ermüdungsbruch vorliegen, dann sackt das Ventil zum Kolben durch und kann von diesem krumm geschlagen werden. Möglicherweise doch die naheliegendste Erklärung.
Ich stell mir das so vor: Ein leicht verbogener Vetnilschaft, der in seinem Hub grad so durch eine verschlissene Ventilführung gleitet, ohne zu klemmen, ist dennoch einer andauernden Biegeschwingung ausgesetzt und bricht irgendwann. Auch die ursprüngliche Verformung des Ventilschafts kann durch zu viel Spiel in der Ventilführung entstanden sein.
Erstaunlich, daß das nicht zu einem kapitalen Motorschaden geführt hat. Der Kolben muß das Ventil immer wieder zurückgeschoben haben. Eigentlich darf der Motor damit sowieso nicht mehr richtig laufen. Ich glaube, daß du unglaubliches Glück gehabt hast.
Wie das zustande gekommen ist, kann ich mir nicht erklären. Das hatte ich hier noch nie.
Hab jetzt noch mehr Fotos gemacht, der Kolben hat keine Einschläge. Wir haben erst 1 Ventil draussen, die anderen 7 folgen in ca. 14 Tagen erst. Da der Kolben keinen Schlag hat, hat auch die Pleuelstange oder die Kurbelwell nichts abgekriegt. Ich gehe davon aus, dass das leichte seitliche Spiel ok ist, oder? Kolbenringe usw. scheint alles ok.
Seitliches Spiel im Pleuel ist ok, das muß sogar sein, sonst würde minimale Abweichung von Pleuellager und Zylinderbohrung gleich zu Problemen führen => Reibung am Zylinder, Biegebelastung auf dem Pleuel.
Der Kurbeltrieb hat sehr wahrscheinlich nichts abgekriegt. Der krumme Ventilschaft kann eigentlich nur durch Kolbenkontakt entstanden sein - also hängendes Ventil und Peng. Bei dem vielen Ruß auf dem Kolben, der vermutlich erst dananch gekommen ist, sieht man die Berührungsstelle so nicht (mehr). Ich wüßte nicht, wer sonst kräftemäßig in der Lage wäre, den Schaft zu verbiegen. Uri Geller hast Du ja wohl nicht in Deine Garage gelassen ?
Es geht mir gut, Danke für die Nachfrage. Ich mach dann in ca. 1-2 Wochen noch Fotos von den geputzten Kolben und von den anderen Ventilen und dem anderen Kolben.
Der Schaft ist oben gebrochen, das Ventil war noch in der richtigen Lage, etwas gebogen, ca. 1mm auf die ganze Länge. Das kontrollieren wir jetzt noch bei allen anderen. Glück gehabt. Kollege ist auf dieser W noch 120 km heimgefahren auf einem Zylinder, nie mehr als 2500 u/min. Wir hatten 5 Alpenpässe hinter uns. Bis bald
Zur Reparatur: Die Kolben sehen ja nicht mehr wirklich gut aus. Nach dem Reinigen bitte vermessen. Normwert ist 71,96 mm Verschleißgrenze 71,71 mm Ebenso die Zylinder vermessen. Norm ist 72,00, Grenzwert 72,10 - weniger als 0,01 mm Unterschied zwischen zwei Messpunkten. Bei der Laufleistung von über 100.000 km wäre zu überlegen, ob eine neuer Zylinder-/Kolbensatz nicht ggf. sinnvoll ist. Wenn alles noch in der Toleranz ist aber auf jeden Fall neue Kolbenringe verbauen.
Das Pleuelfuß-Seitenspiel ist zwischen 0,03 und 0,38 mm
Der Zylinderkopf muss ja in jedem Fall überholt werden. Das dürfte aufwändig und teuer werden. Ich rate, sich nach einem gebrauchten Kopf komplett mit Ventilen umzusehen.
Falls das nix wird, alle Ventile herausnehmen und deren Spiel in den Führungen prüfen. Beim defekten Ventil muss die Führung auf jeden Fall getauscht werden. Da das in der Regel nur ein Motoreninstandsetzer kann, wird man auch gleich alle Ventilsitze nachfräsen lassen, eventuell alle Ventile erneuern.
Wenn ich es mir aber recht überlege: Am billigsten und einfachsten kommst du davon, wenn du einen kompletten gebrauchten Motor kaufst.
Zitat...wenn du einen kompletten gebrauchten Motor kaufst...
Das denke ich auch. Zumal Du schriebst:
Zitat...die Zylinderkopfschrauben zeigten das von Falcone sehr gut beschriebene Verhalten. 7 brachten wir raus, eine nicht. Also abgemurkst. Der Dreck und salziges Wasser und was weiss ich noch alles, dringt an den offenliegenden Stellen in das Gewinde ein...
Habt Ihr den Rest vom Bolzen irgendwie herausbekommen, oder ausbohren können?