Weil in der Datenbank und im Forum nichts (sehr wenig) dazu zu finden ist, hier ein kleiner Beitrag zum Thema Beschleunigerpumpe:
In den letzten Jahren hatte sich meine W eigentlich den Nimbus der Unzerstörbarkeit erarbeitet: Kette schmieren, ab und an Ölwechsel und neue Bremsflüssigkeit ... das wars - ansonsten keinerlei Ansprüche oder Probleme (na ja ...Tanken musste ich schon auch noch).
Umso mehr irritierte mich kürzlich der Geruch von Benzin, der nach einer Tour in meine Nase stieg. Zunächst schob ich es auf die gerade noch erfolgte Betankung, bei der ich aber auch wirklich randvoll gemacht hatte (man weiß ja nie, ob es morgen noch Sprit gibt )... Aber das wars leider nicht ... bei der nächsten Ausfahrt nämlich das gleiche Spiel ... und bei genauerer Prüfung erwies sich der linke Vergaser an seiner Unterseite als benzinfeucht .... Mist!
Der Verdacht fiel schnell auf die Beschleunigerpumpe, deren Membran als Kandidat für Undichtigkeiten in Frage kommt. Der Deckel der Pumpe ist unter dem linken Vergaser zu finden und ist mit drei Schrauben befestigt:
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Die Pumpe an sich besteht nur aus dieser Membran und einer Feder. Die Membran wird von einem Gestänge, das an der Drosselklappenwelle angeschlossen ist, beim Gasgeben betätigt. Nach Abnehmen des Deckels hat man die Membran, eine Feder sowie (evtl.) einen Rechteckring in den Fingern. Der Rechteckring bleibt aber evtl. auch in seiner Vertiefung im Gehäuseoberteil kleben. Also aufpassen ...und am besten (und sowieso) einen sauberen Lappen unter die Arbeitsstelle legen. Eines schonmal vorweg: Der Rechteckring gehört nicht etwa in die große Vertiefung im Deckel, was man meinen könnte, sondern dichtet das kleine Loch daneben ab (siehe Pfeil)!
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Tatsächlich erwies sich die Membran als defekt. Der Schaden ist auf Anhieb gar nicht sichtbar gewesen. Erst wenn man die Membran knickt, tauchen die gerissen Stellen rund um das Metallelement auf - z.B. hier:
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Hier die neue Membran, die ich, zusammen mit dem Rechteckring zügig von Carlo geliefert bekommen habe. Leider ist der Spaß nicht billig ... die Membran kostet 64,84 €
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So, wie ich die Membran hier halte, wird sie auch in das Gehäuseoberteil eingesetzt. Die umlaufende Kante setzt sich dabei in eine Nut im Gehäuse und die Membran sollte dort von selbst sitzen bleiben:
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Nun drücken wir noch den neuen Rechteckring in seinen Sitz im Gehäuseoberteil (natürlich sollte der alte zuvor entfernt werden). Wahrscheinlich hätte der alte es auch noch getan .. aber auf die 4 Euro kam es nicht mehr an.
Jetzt die Feder in den Deckel setzen und den Deckel gerade von unten an das Gehäuseoberteil führen ... Die Feder muss sich dabei in den Teller der Membran setzen und darf nicht etwa schief und verkantet unter der Membran liegen! Jetzt nur noch drei neue Schrauben (Inbus !!) eindrehen ... und fertig. Neue Schrauben deshalb, weil das Schwierigste der ganzen Aktion das Lösen der weichen, originalen Kreuzschlitzschrauben war. Mit einem normalen Schraubenzieher ist den Dingern aus Platzgründen nämlich nur schwer beizukommen und wenn man erst mal einen Schraubenkopf vermurkst hat, dann wird es evtl. lustig.
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Auf dem ersten Bild im Beitrag sind übrigens bereits die neuen Schrauben verbaut, da es erst zum Schluß entstanden war. Die oben gezeigte Inbusschraube muss noch auf Länge der originalen Schraube gekürzt werden (betrifft alle drei).
Ein Detail am Rande: Eigentlich kann die Pumpe gar nicht nach aussen undicht werden - zumindest nicht im Bereich der Dichtfläche zwischen Deckel und Pumpenoberteil. Ich fragte mich daher, wo das Benzin überhaupt herkommt, wenn die Membran rissig wird. Die Atwort findet sich auf dem folgenden Bild:
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Beim Blick zwischen die Vergaser von rechts unten sieht man am linken Vergaser einen Gummibalg, der die Führung des Gestänges, das die Pumpe betätigt, grob abdichtet. Wird die Membran undicht, steigt das Benzin durch die Führung des Gestänges auf Schwimmerkammerniveau und läuft im Bereich des Gummibalgs (Pfeil) über, am Vergaser runter und sammelt sich als Tropfen am Deckel der Pumpe. Dadurch könnte der falsche Eindruck entstehen, dass die Undichtigkeit in diesem Bereich besteht ....
Kurzfassung: Der Austausch der Membran ist eigentlich in 15 Minuten erledigt - zumindest, wenn nix schief geht (z.B. Schrauben). Kompliziert sind die Arbeiten jedenfalls nicht.
Eckdaten meiner W: Baujahr 1999 / ca. 35.000 KM ... Übrigens hatte ich beim Fahren keine Auffälligkeiten bemerkt. Der Motor nahm wie immer Gas an. Grund dürfte sein, dass die Membran noch durch eine Gewebeeinlage verstärkt ist und daher zunächst nur porös wird. Bei Druck auf die Membran, die beim Ausbau noch im Deckel klebte, schoß auch noch ein schöner Strahl Benzin in die Luft.
Mich wundert es eigentlich, dass der Schaden hier nicht öfter beschrieben wird. Aber möglicherweise häuft er sich ja demnächst ... Meine W ist ja eine der ersten Serie. Wünschen tue ich es aber -wegen der Ersatzteilkosten- niemandem. Andererseits hatte sich meine W diese Zuwendung durch ihre Genügsamkeit in den letzten Jahren aber auch redlich verdient .
Nachtrag! Vor dem Lösen des Deckels der Beschleunigerpumpe bitte die Schwimmerkammer leerlaufen lassen ... sonst gibts nasse Finger!
Angefügte Bilder:
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Danke Willi! Klasse Beschreibung. Gibts die Inbussis nicht in passender Länge? Ich hab einen ganzen Kasten in verschiedenen Längen / Durchmessern. Leider mit Linsenkopf, da mag ich bei den kleinen Größen die dünnen Inbusse nicht. Vielleicht gönne ich mir mal einen entsprechenden Kasten mit normalen Köpfen.
natürlich gibts die Schrauben auch in passender Länge ... nur (natürlich) nicht in meinem Sortiment. Das mit dem Kürzen habe ich nur dazugeschrieben, damit das Bild keinen falschen Eindruck vermittelt.
Leider hatte ich versäumt ein Bild der gekürzten Schrauben zu machen ....aber bevor jemand denkt, die abgebildete Länge wäre OK und murkst die zu langen Schrauben in die Gewinde .....
Ja, ich könnte mich nicht erinnern dass hier jemand schon mal von dem gleichen Problem berichtet hätte. Ich bin positiv erstaunt wie hochwertig die Gummiteile der W sind.
Meine W ist ebenfalls Baujahr 99, als ich vorletzten Winter meine W umgebaut hatte, da habe ich die Ansaugstutzen zwischen Vergaser und LuFi einfach vorsorglich auf Grund des Alters ausgetauscht. Dabei musste ich allerdings feststellen dass die alten Gummistutzen noch gar nicht spröde oder ausgehärtet gewesen sind und in ihrer Einbauposition sind diese ja teilweise schon direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt.
Auch die Schläuche des SLS-Systems welche rausgeflogen sind waren zwar nicht mehr SEHR elastisch aber auch noch weit davon entfernt spröde oder rissig zu sein.
Maggi, alles sauber machen. Wenn die Membran dann noch in Ordnung ist (und das sieht ja ganz gut aus), dann verwende sie weiter. Denn, wie d-back sagt, die Originalteile haben gute Qualität und man weiß nicht, wie die bei Zulieferern so ist.
d-back: Du hast gut daran getan, die Stutzen zu wechseln. Nicht die mangelnde Elastizität ist das Problem, sondern deren Schrumpfung. Und dann rutschen sie unterwegs schon mal vom Vergaser und die W läuft recht unwillig.
Martin, ich weiß nicht, ob ich das so lassen soll, das Innenteil ist schon sehr verrostet, außerdem sieht der kleine O-Ring auch nicht mehr besonders aus.
-- Blog Ich springe hoch, ich springe weit, warum auch nicht, ich hab' ja Zeit. Frei nach H.E.
Schön, das der Beitrag noch mal hochgeholt wurde. Ich hatte zuletzt am mit dem alten Vergaser auch immer das Problem mit dem lecken nach jeder Fahrt. Und konnte das eigentliche Leck nicht wirklich ausmachen.
So mit Anleitung schraubt es sich viel entspannter.
Bei mir sah es genauso aus. Meine Membran ist aber gerissen. Das war aber auch erst nach dem Knicken zu sehen. Hab dann alles mit Vergaserreiniger gereinigt und ein paar Originale Schrauben hab ich auch noch im Fundus gefunden. Morgen werde ich den Vergaser mal äußerlich reinigen und die plattgedrückten Schwimmerkammerdichtungen noch tauschen.