Mein W650-Gespann lief zuletzt nur noch auf einem Zylinder. Vermutlich liegt es am Vergaser (Schwimmer, bzw. Schwimmernadelventil), denke ich, denn ich hatte über den Winter den Sprit nicht abgelassen . Egal, als erste Maßnahme wollte ich ihr mal ein paar neue Zündkerzen gönnen, kann ja nicht verkehrt sein ... blöderweise ist mir die linke dann beim 'rausdrehen kurz und trocken abgerissen . DSCN6363.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach ersten Befürchtungen, daß ich den Zylinderkopf abbauen, und den Rest der Kerze ausbohren müsse, habe ich dann doch erstmal versucht, die in der Kerzengewindebohrung steckende Resthülse (der Keramikkern DSCN6411.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) lag glücklicherweise lose im Kerzenschacht) irgendwie waidgerecht heraus zu bekommen, und habe dann folgenden Plan geschmiedet:
erstmal ordentlich süßsauer in Caramba einlegen, und dann mit einem Linbksausdreher versuchen, das Ding zum Aufgeben zu überreden . Das mit dem Rostlöser einwirken lassen stellte sich schwieriger dar, als gedacht, denn das Zeug lief gleich durch und ab in den Zylinder . Also habe ich einen winzigen Gummistopfen in die Resthülse gepfropft, und siehe da - der Rostlöser stand über eine Woche lang schön hoch bis über dem Stopfen, und konnte seiner trennenden Beschäftigung nachgehen . Zwischenzeitlich habe ich mir dann einen Satz kräftiger Ausdrehwerkzeuge bestellt, der auch tatsächlich mit nur 5 Tagen Verzögerung gestern bei mir eintrudelte ... zu diesen bekannten Linksausdrehern, die aussehen wie falsch herum verdrehte Gewindbohrer (der Brite nennt sie auch "Easy-out"), habe ich kein Zutrauen: mit den Dingern habe ich noch nie irgendetwas heraus bekommen, was fest saß, und gern brechen die dünnen Dinger dabei ab . Die sind wohl einzig für abgerissene Schrauben zu gebrauchen, die so lose sitzen, das man sie auch mit dem Finger 'rausdrehen kann.
Das Entfernen des Gummistopfens stellte eine ungeahnte Herausforderung dar, denn der schien sich sauwohl im Kerzenrest zu fühlen, und wollte nicht wieder heraus ! Ließ sich unten im Kerzenschacht auch nicht packen, und eine heldenhaft von der Furchendackelin geopferte Fonduegabel half auch nicht weiter, sondern verlor zudem noch eine Zinke, die ich glücklicherweise per Druckluft wieder zu Tage fördern konnte. Ich habe dann versucht, per Anlasserhilfe den Stopfenrest mit Hilfe des Kompressionsdruckes zur Aufgabe zu zwingen, aber da war dann die Batterie leer . Letztendlich ist der Stopfen dann zerbröselt, und ich habe ihn mit einer langen Spaxschraube als Korkenzieher überreden können, wobei die Schraube selbst dann auch wieder ausgesprochen unkooperativ war, und sich nur ungern packen lassen wollte. Dann half dann aber eine zurchtgebogene Drahtöse .
Zum Schluß hat das Ausdrehwerkzeug tatsächlich seine Arbeit verantwortungsvoll übernommen, und dem Zündkerzenrest gezeigt, wo es lang geht -> nach draußen eben !
Schwein gehabt: ich hatte schon befürchtet, den Motor ausbauen, und den Zylinderkopf abnehmen zu müssen, mit ungewissem Ausgang der Aktion, angesichts gern abreissender Stehbolzen!
Unterm Strich habe ich Glück gehabt, aber doch eine sehr ärgerliche, mit ganz viel Fummelei und Fluchen vermeidbare Bastelei - ich werde nie wieder eine Zündkerze zu fest anziehen, bzw. ohne Kupferpaste eindrehen! DSCN6431.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) DSCN6432.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) DSCN6433.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) DSCN6435.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) DSCN6436.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
aktuell stelle ich mir jetzt die Frage, ob ich die Kerzengewinde vielleicht nachschneiden sollte. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich einen M10x1-Gewindebohrer besitze.
Ich beglückwünsche dich dazu, dass das so gut abgelaufen ist - und das noch bei der Enge im Schacht. Ich würde da erst mal nix nachschneiden, sonder erst mal ganz sanft eine Kerze eindrehen und schauen, ob das Gewinde noch gut gängig ist. Kupferpaste oder Graphit (ich bevorzuge bei Kerzen letzteres) wirst du künftig nicht mehr vergessen
Ich vermute übrigens, dass es einen handfesten Grund für das Abreißen gibt: Du schreibst, dass du den Gewinderest schön in Rostlöser eingelegt hast und der auch an seinem Platz blieb. Normalerweise ist das aber gar nicht möglich, weil es unter der Kerze die berüchtigte Ablaufbohrung gibt. Die wird also höchstwahrscheinlich verstopft sein. Und ist die erst mal verstopft, dann sammelt sich auch Wasser im Schacht und die Kerze rostet gerne und auch noch fest.
Ich mach' jetzt erstmal 'ne umfangreiche Inspektion (es hat aufgehört zu regnen !), und bin dann guter Dinge, zum Gespanntreffen doch mit dem Gespann kommen zu können .
Vielleicht solltest Du auch mal, sofern nicht schon vorhanden, über die Anschaffung eines, für das Anzugsmoment passenden Drehmomentschlüssel nachdenken.
war auf der linken Seite tatsächlich völlig verstopft und verkrustet! Da mußte ich mit einer Reißnadel und einem Drahtende kratzend und schabend tätig werden, um die wieder frei zu bekommen. Da sollte man dann wohl doch ab und an mal nach schauen , was auf der rechten Seite nicht ganz einfach ist, wenn da ein Seitenwagen montiert ist, und sich die Bohrung tief unter der Königswelle versteckt ... get nur, wenn man wie 'ne Fledermaus kopfüber arbeitet.
Der Motor läuft jetzt übrigens mit zwei neuen Kerzen im Stand ganz ordentlich; leider nimmt er ungern bis garnicht Gas an . Da muß ich wohl doch nochmal die Vergaser aufmachen, befürchte ich.
Das Ventilspiel lag übrigens, wie immer die letzen 70000 Km, im grünen Bereich.
Vergaser ausbauen ist natürlich keine erfreuliche Arbeit. Ich grummle da auch immer eine Weile übellaunig vor mich hin, bevor ich da dran gehe - und beim Gespann ist es noch unschöner. Trotzdem empfehle ich dir, sie auszubauen und nicht versuchen, von unten über die Schwimmerkammern an die Düsen zu kommen. Das ist nahezu aussichtslos - vor allem beim Gespann - und man macht eher mehr kaputt als ganz. Wenn nicht schon geschehen, kann man in dem Zusammenhang auch SLS und Vergaserheizung ausbauen. Hier habe ich mich dazu noch mal ausgelassen: W springt nach Winterpause nicht an - Schwimmernadelventil lösen - auch wenn es da eigentlich um die Schwimmerventile geht.
Da du ja aber auch zu den faulen Säcken gehörst (wie ich), kannst du es natürlich auch erst mal mit einem Vergaserreiniger-Zusatz im Benzin versuchen. Neudeutsch heißt das Zeug auch gerne Einspritzanlagen-Reiniger.