Bevor jetzt hier jeder zum Treffen abdüst, habe ich noch schnell eine Frage: Ich bin dabei, den Bremssattel an Klein-Honda vom Freund der Tochter zu überholen. Das klappt auch ganz prima. Der Sattel an sich ist schon wieder zusammen gebaut. Jetzt zum Entlüften: Bekomme ich beim Entlüften die Luft aus dem Sattel raus oder muss ich diesen vorab "befüllen"? Falls das überhaupt zu machen ist...
Danke im voraus und allen ein schönes Treffen. Das Wetter spielt dieses Jahr wohl in der ersten Liga. Und dass mir keiner hinfällt...
Wenn der mit Belägen versehen ist und auf der Bremsscheibe sitzt, ist kaum noch Leerraum hinter dem Kolben. Du brauchst also wenig Bremsflüssigkeit und bekommst ihn auf herkömmlichem Weg normalerweise problemlos entlüftet. Einfacher ist es ggf., ihn von unten her zu befüllen, also z.b. mit einer großen Spritze die Bremsflüssigkeit von unten her durch die Anlage nach oben in den Ausgleichbehälter zu drücken.
Ich habe seit Jahren so eine Unterdruckpumpe. Das klappt ganz gut. Ich war mir nur unsicher, ob ich die Luft aus dem Sattel einfach heraus bekomme. Nach deinem Statement bin ich jetzt zuversichtlich.
Zuletzt noch den Handhebel am Lenker festbinden und über Nacht stehen lassen. Das entfernt die letzten Micro-Bläschen aus der Flüssigkeit. Aber das kennst du sicher schon.
Zitat von Falcone im Beitrag #4Zuletzt noch den Handhebel am Lenker festbinden und über Nacht stehen lassen. Das entfernt die letzten Micro-Bläschen aus der Flüssigkeit. Aber das kennst du sicher schon.
Das ist auch so ne unbelegte Schrauber"weisheit", die ihre Gültigkeit allein daraus bezieht, dass sie gefühlt plausibel klingt und sie deswegen alle nachbeten.
Bei genauer Betrachtung aber keinen Sinn ergibt. Wo sollen die Bläschen hin - allein durch den Druck werden sie lediglich zusammengedrückt, lösen sich aber nicht auf. Und wieso sollten sie durch den Druck nach oben und draußen wandern, wenn sie es ohne Druck (wo ihr spezifisches Gewicht geringer ist, der Auftrieb also größer) nicht tun?
Und es kommt noch schlimmer: Viele beschwören, sie hätten nach dem Belagwechsel keinen Druckpunkt mehr gehabt, obwohl dabei garantiert keine Luft ins System gekommen sei (wie auch?). Nach dem Festbinden des Hebels über Nacht sei der Druckpunkt plötzlich wieder da gewesen.
Woran kann es also nur liegen? Na? Nicht an irgendwelchen nicht vorhandenen Bläschen, die durch den Druck nach draußen wandern, sondern daran, dass die Kolben in den Dichtungsringen beim Belagwechsel zu weit nach innen verschoben wurden und erst wieder ein Stück nach draußen "wandern" müssen. Ohne Druck können sie das aber nicht. Kurze Betätigung des Bremshebels reicht dafür oftmals nicht aus, weil die Dichtungsringe stramm um den Kolben sitzen und diese deswegen ein bisschen Zeit für ihre Wanderung benötigen.
Ja, aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Also weiß ich es nicht. Aber ich gebe zu, das mit den Micro-Bläschen tatsächlich nie hinterfragt zu haben und ich sehe auch, dass deine Erklärung durchaus plausibel ist. Hauptsache du widersprichst dem Ergebnis nicht.
Bislang hatte ich keinen Anlass, daran zu zweifeln und werde deshalb auch an der Vorgensweise festhalten. Wenn ich mir vorstelle, was für ein Aufwand der Bremsflüssigkeitswechel bei der BMW ist: pfff...
Wir können aus der neuen, schlüssigen und richtigen Erklärung auch durchaus was lernen.
Man sollte beim Belagwechsel die Kolben stets nur so weit rein drücken, dass der Belag gerade schlüpft. Dann hat man das Problem mit dem fehlenden Druckpunkt nicht.
Drückt man die Kolben hingegen bis zum bitteren Ende hinein, so kann man das Pech haben, dass der Hub des Bremshebels nicht ausreicht, um so viel Spannung zwischen Kolben und Dichtring aufzubauen, dass dieser anfängt zu wandern (davon abgesehen, dass man nie weiß, wie sich Verschmutzungen dabei auswirken). Dann hat man ein Problem ...
Sprach der Theoretiker. Das würde also bedeuten, dass du beim Rückdrücken der Kolben genau weißt, wie dick der neue Belag ist, den also vorher ausmisst, und es auch beim Rückdrücken, wozu je etwas Kraft vonnöten ist, genau einhältst. In der Praxis wäre das zwar nicht unmöglich, aber doch ziemlich umständlich bis realitätsfremd. Bei Motorradbremssätteln mit ihren knappen Spielräumen hast du sowieso kaum einen Unterschied zwischen dem Maß, wenn der Bremsbelag gerade so reinschlupft und dem Maß wenn der Kolben ganz zurückgedrückt ist. Insofern ist die Übernacht-Methode dann doch einfacher. Wobei ich an dem wandernden Dichtring immer noch Zweifel habe. Wo soll der denn hin wandern? Der sitzt schließlich in einer Nut. Er kann sich also nur um den kleinen Betrag noch vorne und hinten bewegen, der sich aus seiner Elastizität ergibt - und das sollte der Bremshebelhub schon hergeben. Für mich ist die Sache mit der Restluft daher noch nicht vom Tisch, sie ist also bislang weder zwingend schlüssig noch richtig.
Ich habe mir das gerade noch mal in Ruhe durchgelesen:
"Woran kann es also nur liegen? Na? Nicht an irgendwelchen nicht vorhandenen Bläschen, die durch den Druck nach draußen wandern, sondern daran, dass die Kolben in den Dichtungsringen beim Belagwechsel zu weit nach innen verschoben wurden und erst wieder ein Stück nach draußen "wandern" müssen. Ohne Druck können sie das aber nicht. Kurze Betätigung des Bremshebels reicht dafür oftmals nicht aus, weil die Dichtungsringe stramm um den Kolben sitzen und diese deswegen ein bisschen Zeit für ihre Wanderung benötigen."
Auch wenn ich das durchaus ernst nehmen möchte, so widerspricht es doch allen praktischen Erfahrungen. Wie im vorherigen Post schon geschrieben, kann man die Kolben gar nicht "zu weit" zurückschieben. Bein Einschieben der Kolben ohne Restdruck in der Bremsanlage kommt hinzu, dass das mit ganz normalem Daumendruck möglich ist. So stramm sitzen die Dichtungsringe also beileibe nicht. Beim ersten sanften Betätigen des Bremshebels flutschen zudem die Kolben schon nach vorne, der Bremsbelag liegt an. Es ist kein nennenswertes Spiel mehr vorhanden. Nun kommt der Entlüftungsvorgang. Dabei wird jedes mal ein recht hoher Druck erzeugt, bevor die Entlüftungsschraube geöffnet wird. Die Kolben bleiben also immer in angelegter Position, werden also maximal um die Elastizität der Dichtung zurückgezogen - wie im Fahrbetrieb auch. In manchen Fällen stellt sich jetzt nicht der erwünsche harte Druckpunkt ein, das Gefühl im Hebel ist leicht schwammig. Die Erfahrung zeigt nun, dass dies durch die Fixierung über Nacht behoben werden kann. Ich will jetzt nicht auf die für mich immer noch nicht von der Hand zu weisenden Micro-Luftblasen beharren, aber die Dichtung bzw die Position des Kolbens als Ursache erscheint mir dann doch nicht plausibel.