Zitat von neuernick im Beitrag #4
Ich bin neugierig wie die firmware aus dem Auto "geklaut" wurde.
Ich weiss von einem Bericht, ich denke, es war in der c't, da hat der Autor, ein erfahrener Hacker, zu seinem VW einfach ein gebrauchtes altes Steuergerät erstanden und daraus dann die Firmware ausgelesen. Der kennt sich mit solchen Systemen aus.
Hab den Text gefunden:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/3...on-3056438.htmlLaut Bericht wurde die Software extrem 'dicht' geschrieben, d.h. ohne viel Firlefanz und so, was auf eine gut strukturiertes Software-Design schliessen lässt. Ich hab das so verstanden, dass dabei Vorgaben direkt in Software umgesetzt wurden, ohne dass man dabei auf vorhandene Module zurückgreift. Das bedeutet auch, dass die Sofware hoch optimiert wurde.
Zitat von neuernick im Beitrag #4
aber mehr so fuer die Technischen Hintergründe.
Ich denke, dass der Motor bzw. die Motorengeneration während der Entwicklung die gesetzlichen Vorgaben nicht erreichen konnte. VW steckt dann noch weiteres Geld in die Entwicklung, beschliesst aber irgendwann, dass Schluss damit ist. Zu dem Zeitpunkt hat VW dann einige Millionen in so einen Motor investiert, eventuell sogar ohne Plan B, sprich ohne echte Alternative. Motoren-Entwicklung ist teuer.
Damit hat VW ein Problem, weil die alten Motoren nicht mehr zugelassen werden können, der neue aber die Erwartungen nicht erfüllt hat. Also beschliesst man, dass man fuscht, wird ja schon keiner drauf kommen, ist ja in der Firmware der Steuergeräte gut verschlossen. Soviel zu Thema 'security by obscurity'
Zitat von neuernick im Beitrag #4
mich interessiert brennend was fuer Prozesse etabliert sind und wie die Teams strukturiert sind die so ein Move ermöglichen.
Ich habe vor etwa 15 Jahren als IT-Dienstleister einen kleinen Einblick in die Entwicklungsprozesse erhalten können (Design und Innenraum). Die Strukturen sind streng hierarchisch aufgebaut. Es werden Vorgaben gemacht, die von den Entwicklerteams einzuhalten sind. Das betrifft die Zeit, die ein Team zur Entwicklung hat, als auch die Kosten später in der Serie, die sogar einen hohen Stellenwert haben. Da zählt jeder Cent, den man sparen kann. Diese Teams stehen mächtig unter Druck.
Die Prozesse, bis ein bestimmtes Produkt beschlossen wird, kann man mit einem Turnier mit KO-System begreifen. Am Anfang werden viele Vorschläge eingereicht, die dann im direkten Vergleich untereinander eleminiert werden, bis nur noch ein oder bestenfalls zwei übrig bleiben. Die werden dann aber mit aller Konsequenz bis zu Ende verfolgt. Alternativen werden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zugelassen, vielleicht noch in der Schublade gelagert, falls eine Modell-Revision in ein paar Jahren ansteht. Das führt dann dazu, dass früh gemachte grundlegende Fehler konsequent bis zur Serie weiterentwickelt werden und dort auch landen, wie man z.B. am Fahrwerk des Audi TT der ersten Generation sieht.
Ich hab da ein paar Geschichten gehört, wo man sich echt nur an den Kopf fasst bei soviel Unvernunft manchmal ...
Bei der Motoren-Entwicklung läuft das ähnlich, allerdings sind Motoren langlebiger als Fahrzeuge. Autos werden etwa alle 4 Jahre neu gemacht, Motoren werden aber über mehrere Fahrzeug-Generationen hinweg genutzt. Wenn also später während der Entwicklung eines Motors ein grösseres Problem auftaucht, kann man das nicht mehr einfach beiseite legen und neu anfangen. Man muss das Problem lösen, egal wie. Und man muss es in einer bestimmten Zeit lösen. Hier liegt das eigentliche Problem, VW hat das nicht geschafft. Also wurde gefuscht.
Meine Einschätzung zu dem thema 'Hab ich nicht gewusst' der Führung von VW: Die Herren wussten definitv Bescheid. Denn ein so grosses Problem wie die gefährdete Zulassung einer Motorengeneration wird nach oben getragen. Wie gesagt: Meine Einschätzung.