"Es ist zu heiß für´s Motorrad. heute fahren wir was Offenes". Beschlossen und verkündet durch meine Gemahlin, Widerspruch nicht zugelassen.
So zerren wir den alten Siata Spring von 1967 ans Licht. Luft geprüft, er läuft sofort. Es macht Spaß, kühl umspielt der Fahrtwind minimalistische Bekleidung, Reise mit 80 in flirrender Mittagshitze.
Zossen, eine Kleinstadt südlich Berlins. Die Ampel ist rot, ein Auto wartet bereits. Es macht "klock", als das Bremspedal das Bodenblech trifft. Bremse weg. Stepptanz auf dem Pedal, Druck baut sich auf, wir stehen. Nach wenigen Metern ist der Druck wieder weg, die Handbremse greift aber ordentlich.
Wir beschließen, die Tour abzubrechen und die 40 Kilometer über die bremsminimierte Autobahn zurück zu schleichen. An einer weiteren Ampel mit Pumpbremse schauen wir nach nassen Stellen auf der Fahrbahn. Mein Weib meint, einen Fleck gesehen zu haben.
Das könnte nun auf ein Leck hinweisen, wobei ich bisher von Dampfblasen ausgegangen bin. Nächster Rastplatz, der Vorratsbehälter ist voll. Auch geht nach kühlenden Autobahnkilometern die Bremse wieder.
Jetzt ist der Fall klar: Alte Bremsflüssigkeit voller Wasser, 40 Grad Hitze plus heißer Heckmotor mit geringer Kühlung haben die Bremsleitunnen hinten geköchelt, Dampfblasen wollten gepreßt werden. Kaum auf der Bahn, sinkt die Temperatur hinten und in der Bremse unter den Siedepunkt.
Ab in die Werkstatt, schnell die Flüssigkeit wechseln. Etwa einen dreiviertel Liter pumpen wir durch die Leitungen, bis die braune Pampe ausgespült gegenn glasklare ausgespült ist. Die längste Leitung hinten rechts unter dem Motor war voller breiigem Schaum. Sowas habe ich auch noch nie gesehen.
Nach 45 Minuten ist alles fertig, zweite Runde zum Essen und ins Eiscafe, die Bremse ist wie neu ...
Gut, den Wagen habe ich vielleicht 5 Jahre, an der Bremse nie was gemacht. Wer weiß, wie lange das Zeug schon in den Leitungen war (der Wagen hatte ja damals einen großen Wartungsrückstau gehabt).
Warum gibt es eigentlich keine Bremsflüssigkeit, die keinn Wasser zieht (von nicht zugelassenem Silikon mal abgesehen). Kann mir doch keiner sagen, daß das nicht geht. Ist das Arbeitsbeschaffung mit Gewinnoptimierung bei Inkaufnahme des Unfallrisikos , oder wirklich nicht machbar?
Du gibst die Antwort doch selbst... Silikonbremsflüssigkeit aus dem Rennsport! Warum ist die denn verboten, zieht doch keine Feuchtigkeit?
Gruß Monti
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Silikon müsste klappen, aber dazu musst du sämtliche Gummiteile erneuern. Ich denke, da ist ein Flüssigkeitswechsel dann doch realistischer, und wenn es nur alle 5 Jahre ist.
In meinem Bekanntenkreis fährt einer eine DS seit 1968 mit Silikon - ohne Probleme.
Zitat von ZephyrWarum gibt es eigentlich keine Bremsflüssigkeit, die keinn Wasser zieht (von nicht zugelassenem Silikon mal abgesehen). Kann mir doch keiner sagen, daß das nicht geht. Ist das Arbeitsbeschaffung mit Gewinnoptimierung bei Inkaufnahme des Unfallrisikos , oder wirklich nicht machbar?
WIKI weiß was ...
Zitat von WikiBremsflüssigkeit ist hygroskopisch, das heißt, sie nimmt – beispielsweise aus der Luft (Luftfeuchtigkeit) – Wasser auf. Oft wird das Wasseraufnahmevermögen als Nachteil der Bremsflüssigkeiten angegeben, doch ist dieses Verhalten der Flüssigkeit notwendig, um sicherzustellen, dass niemals Wasser in Tropfenform im Bremssystem vorliegt: Das aufgenommene Wasser wird vollständig gelöst, und somit wird eine Tropfenbildung verhindert. Freie Wassertropfen führen zu örtlicher Korrosion. Auch würden freie Wassertropfen bei ca. 100 °C verdampfen und die so entstehenden Dampfblasen, da sie kompressibel sind, einen sofortigen Totalausfall der Bremsanlage zur Folge haben. Des Weiteren würden freie Wassertropfen bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zu Eis erstarren und die Bremsleitungen durch die Volumenvergrößerung gegebenenfalls zusetzen.
... demnach müßten Bremssysteme mit Silikonflüssigkeit ja eigentlich komplett geschlossen sein ... ist dem so???
Zitatdemnach müßten Bremssysteme mit Silikonflüssigkeit ja eigentlich komplett geschlossen sein ... ist dem so???
Ja.
Das System bei der DS ist es aber beispielsweise nicht, und trotzdem funktioniert Silikon prima. Genau das Gegenteil wie in Wiki beschrieben tritt nähmlich ein. Die angeblich gebundene Feuchtigkeit setzt den ganzen hydraulischen Bauteilen bei langen Standzeiten ziemlich zu, mit Silikon bleibt die Hydraulik überlange Standzeiten hinweg funktionstüchtig und rostfrei.
Motorradbremsanlagen sind im Übrigen in aller Regel auch geschlossen.
Zudem wird Silikon insbesondere bei Militärfahrzeugen eingesetzt, mit langen Standzeiten. Und ich denke nicht, das die das machen würden, wenn die Bremse vereist oder bei 100 Grad sofort ausfällt. Allerdings - beim Militär weiß man ja nie ...
Da hat Siata solche Traumautos gebaut, und ausgerechnet diese Kröte fährst du, C4?
Ja, das liegt daran, daß er zu den Fahrzeugen gehörte, die ich als Teen völlig stark fand, die aber außerhalb jeglicher Reichweite lagen. Die Beatles sangen Hello Goodbye, die Stones ließen Jack Flash jumpen und ich hatte mein olles Phillips Tonbandgerät und die Bravo. Darin hockten meine Idole auch schon mal auf so einem Siata...
Seit einigen Jahren bin ich dabei, meine mobilen Kinderträume zu realisieren.
Nix gegen deine Kindheitsträume, aber ich finde, der hat durchaus Chancen im Hässlichstes-Auto-Fred. Front und der Rest passen überhaupt nicht zusammen. Schade, diese SUV-Front ...
Sieht ein bisschen so aus, wie damals die Käfer mit Benz-Grill, auch 2CVs wurden gern so verunstaltet.
Zitat von Soulie im Beitrag #13Nix gegen deine Kindheitsträume, aber ich finde, der hat durchaus Chancen im Hässlichstes-Auto-Fred. Front und der Rest passen überhaupt nicht zusammen. Schade, diese SUV-Front ...
Sieht ein bisschen so aus, wie damals die Käfer mit Benz-Grill, auch 2CVs wurden gern so verunstaltet.
Kann man durchaus so sehen. Wichtiger ist dabei das Lebensgefühl, was mit diesen Kisten verbunden ist. Im Alter wird man eben sentimental. Na und?!