Allgemeines Forum » moskitonetze: anlauf der 2014er saison

so, gruess gott schon wieder!

erstmal ein dankeschoen an all die, die mich durch ihre antworten im anderen fred ermuntert haben, gleich die naechste aktion in anlauf zu nehmen.

zum thema:

vor inzwischen vier jahren haben meine frau und ich "Good Sleep", eine kleine hilfsorganisation am rand von yangon/rangoon besucht, die uns schwer beeindruckt hat. hier der link:

http://www.goodsleepnet.com/

malaria ist in myanmar/burma endemisch und eine immense belastung fuer die patienten, ihre familien und ihre gemeinschaften. und die derzeitige entwicklung vor ort, mit zuwanderung in den staedten und einer wachsenden zahl von slums in bislang unbewohnten feuchtgebieten tut ihr uebriges, das problem zu vervielfachen. viele der bewohner in diesen slums sind in der industrie vor ort beschaeftigt, zumeist fuer einen stundenlohn entsprechend 20 bis 30 eurocent. malariaerreger werden von der anopheles-muecke uebertragen, die vorwiegend abends un nachts aktiv ist. mueckenschutz um diese zeit ist die beste praeventivmassnahme.

und hier setzt Good Sleep an: die frauen von Good Sleep naehen moskitonetze, die sie zu einem den oertlichen gegebenheiten angemessenen preis (entspricht etwa 5 bis 7 euro) an die bewohner der feuchtgebiete verkaufen. (der auf der webseite angegebene preis ist hoeher als der preis im strassenverkauf, da das zielpublikum ein anderes ist. online: urbane mittelklasse. strassenverkauf: fabrikarbeiter)

warum verkaufen? zwei gruende: zum einen finanziert Good Sleep sich ueber den verkauf - miete der werkstatt, materialkosten und der lohn ihrer naeherinnen wird damit bestritten. zum anderen gehen die betreiber von der erfahrung aus, dass die kunden mit gekauften guetern wesentlich vorsichtiger umgehen als mit geschenkten guetern, was gerade im fall der moskitonetze wichtig ist, denn jeder riss, jedes loch wird hier zum problem.

der anschaffungspreis eines netzes entspricht in etwa dem, was eine familie in zwei bis drei monaten an ersparnissen zuruecklegen kann. das macht die netze erschwinglich, aber nicht gerade einen spontankauf. der kauf eines netzes entspricht auf deutschland umgelegt vielleicht der anschaffung einer neuen waschmaschine besserer qualitaet, und aehnlich wird der kauf eines netzes dort gehandhabt. das wird in der familie diskutiert, darauf wird hingespart. und ein moskitonetz ist eine anschaffung, auf die man stolz ist, aehnlich wie bei uns vielleicht auf die neue kueche. ein netz ist auch ein mass an status, was wiederum ein weiterer anschaffungsmotivator ist - selbst wenn das statusbewusstsein der einzige anlass zur anschaffung sein sollte, der effekt ist auch dann positiv - naechtlicher schutz der familie vor der infektion mit malaria.

eine weitere initiative derselben organisation ist Goodnight: dort giessen die frauen kerzen, die mit zitronellaextrakt angereichert sind, was zu einem gewissen grad muecken abschreckt und damit vor dem schlafengehen einen gewissen schutz bietet. sieben kerzen, also eine wochenration, kosten etwa eineinhalb stunden arbeitslohn. eine kerze brennt in etwa zwei stunden, die uebliche zeitdauer zwischen sonnenuntergang und schlafengehen. und da die meisten familien kerzen als lichtquelle nutzen, auch hier der positive zusatznutzen einer haushaltsnotwendigkeit. wenn schon kerzen, dann doch gleich solche mit mueckenschutz.

auch der vertrieb und verkauf wird uebrigens von den Good Sleep beschaftigten abgewickelt, die an naehfreien tagen mit dem fahrrad voll netze auf die maerkte und ueber die doerfer fahren, dort die netze verkaufen und gleichzeitig schulung in der richtigen pflege und behandlung der netze geben.

noch ein wort zu den frauen dort: die meisten naeherinnen sind hiv-positiv, was fuer sie harte folgen hat, nicht nur ueber die hiv-infizierung an sich. sie sind den anspruechen der ueblichen industriejobs (14 std. pro tag) nicht gewachsen. sie benoetigen medikamente, die in der regel unerschwinglich sind. und mit bekanntwerden der erkrankung geht die soziale aechtung einher. Good Sleep bietet diesen frauen beschaeftigung, die ihren beduerfnissen angemessen ist. arbeitstage, die angemessen kurz sind und den frauen auch noch zeit lassen, sich um die familie zu kuemmern. die moeglichkeit, ruhepausen einzulegen, wann immer sie notwendig sind. und ueber die verbindung zu anderen hilfsorganisationen eine angemessene aerztliche betreuung und zugang zu den notwendigen medikamenten.

Good Sleep ist eine burmesische hilfsorganisation, vor ort entstanden und vor ort betrieben. Good Sleep hat einige auslaendische unterstuetzer, aber es ist im kern eine rein lokale angelegenheit. kein von europa entsandter manager im weissen suv mit united-nations-kennzeichen, kein fetter buerokrat, der seine marge der einkuenfte abzieht. einfach eine gruppe von frauen, die vormachen, was local empowerment bewirken kann.

also wozu spenden, wenn die netze doch verkauft werden?

im norden des lands gibt es gemeinden, deren einwohner sich noch nicht mal die kosten fuer ein solches netz leisten koennen. hier fuehrt good sleep schenkaktionen durch, um auch diese familien mit netzen zu versorgen. und diese schenkungen werden von unserer spendenaktion finanziert. mit der unterstuetzung einiger leute sorgen wir dafuer, dass unsere spenden ohne abzuege zu 100% vor ort bei good sleep ankommen. die gelder - dollar, euro, yen - werden von uns gesammelt, zum tageskurs in us-dollar verbucht und, wenn wir die zielsumme erreicht haben, von einer persoenlichen bekannten in den usa in dollar an dr. helen gunthorpe ausgehaendigt, die das geld auf ihren regelmaessigen reisen nach rangoon mitnimmt und dort an die frauen von Good Sleep uebergibt. das macht den transfer natuerlich zeitaufwendig, aber so ist sichergestellt, dass die spenden in voller hoehe drueben ankommen, ohne dass diverse finanzinstitute sich unterwegs etwas abschoepfen. auch der weitere prozess ist ueberschaubar, Good Sleep versorgt uns mit berichten, was mit dem geld hergestellt und an wen es vergeben wurde.

und der dank, der von da drueben rueberkommt, hat ehrlich gesagt etwas beschaemendes. wenn wir anfragen aus dem norden bekommen, wir sollen ihnen doch die namen der spender schicken, denn die gemeinde moechte im dorf ein schild aufstellen mit den namen der spender drauf, dann hab ich einen kloss im hals angesichts der tatsache, wie wenig von meiner zeit und meinem geld es eigentlich erfordert hat, das leben von ein paar leuten auf der welt ein stueck weit zum guten zu aendern. da wird auf einmal hautnah, wie privilegiert wir in unserem leben eigentlich sind.

so, nun ist das ganze um einiges laenger geworden als vorgesehen, aber wenigstens steht alles relevante drin. wer lust hat, sich an der eben aufgrund der spontanen reaktionen angelaufenen 2014er spendenaktion zu beteiligen, der soll mir eine pm schicken, dann gibt es per pm meine bankverbindung. (dass ich die hier nicht einfach ins forum stellen moechte, ist denke ich nachvollziehbar)

und abschliessend nochmal ein dankeschoen fuer die spontanen antworten im dankeschoenstrang. i gfrei mi gscheid!

manxman