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Dieses Thema hat 39 Antworten
und wurde 1.684 mal aufgerufen
 Motorrad
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Serpel Offline




Beiträge: 48.444

18.10.2013 18:35
Ohne Kupplung fahren ... Antworten

... geht besser als zunächst befürchtet, wie ich heute feststellen musste/konnte/durfte.

Hatte eigentlich ne Monte Grappa Tour geplant, aber bereits beim Losfahren hab ich die Kiste abgewürgt. Verdammt, passiert mir doch sonst nie! Neustart - Kupplung kommen lassen - abgewürgt. Ja, was ist denn da los heute?! Dritter Versuch - Kupplung ganz vorsichtig kommen lassen, und es geht. Prima.

Aber bereits bei der nächsten Kreuzung ist schon wieder die Kupplung viel zu früh da, und der Motor macht "tschack!" - Mist! Dann bemerke ich, dass der Kupplungszug zu viel Spiel hat und der Hebel statt weniger Millimeter über einen Zentimeter Spiel hat. Kommt mir zwar verdächtig vor, aber so aus heiterem Himmel kann sich so ein Bowdenzug doch nicht längen, denke ich und dreh die Rändelschraube zwei Umdrehungen raus. Jetzt ist das Spiel wieder einigermaßen ok, und bis ins Vinschgau vergesse ich die Angelegenheit.

Doch kurz vor Schlanders ist schon wieder zu viel Spiel im Zug. Da man BMW ja immer gleich das Schlimmste nachsagt, denke ich zuerst an die Kupplung selbst und hoffe, dass sie die Fahrt überstehen wird. Doch dann hab ich plötzlich den Hebel locker in der Hand, und mir dämmert gleichzeitig, was denn da los ist: Klar - der Zug ist gerissen! Zwar ein Defekt, mit dem man leben kann, aber trotzdem eine böse Überraschung, so mit ohne Kupplung fahren zu müssen.

Da Schalten bei der RR während der Fahrt problemlos ohne Kupplung möglich ist, beschließe ich, nicht gleich umzukehren, sondern zumindest eine Runde zu fahren: Meran - Bozen - Nonstal - Tonale - Aprica - Bernina, und wieder zurück. Die einzige Frage ist: wie geht das an roten Ampeln, wie bei Linksabbiegern, die vor mir aus dem Nichts eine Blechschlange auf die Fahrbahn zaubern? In solchen Fällen besitze ich eine bemerkenswerte Gleichgültigkeit, die manchmal schon an Nachlässigkeit grenzt, und denke nur: Keine Ahnung, ob und wie das geht, aber es muss gehen und deshalb wird es auch gehen.

Mit dieser optimistischen Einschätzung sollte ich zwar Recht behalten, aber ganz so einfach war es dann doch nicht. Speziell Baustellenampeln bergauf machten mir bisweilen ernsthafte, kaum zu überwindende Probleme. Aber der Reihe nach:

Das Problem beim Fahren ohne Kupplung ist (wie gesagt) nicht das Schalten, sondern das Anhalten und vor allem das Losfahren. Drückt man im Stand einfach den ersten Gang ins Getriebe, so macht es "tschack!", und die Kiste steht. Hört sich nebenbei nicht sehr schön an, und man bekommt Gänsehaut beim Zuhören. Man braucht eine gewisse Mindestgeschwindigkeit, um den Ersten reindrücken zu können. Diese beträgt bei der RR etwa 10 km/h und erlaubt nahezu ruck- und geräuschfreies Einlegen der begehrten Schaltstufe. Da ich aber auf ebener oder leicht ansteigender Fahrbahn nicht in der Lage bin, mit pendelnden Beinen diese Geschwindigkeit zu erreichen, bin ich auf leichtes Gefälle angewiesen. Was aber tun, wenn’s an der roten Ampel bergauf geht?

Not macht tatsächlich erfinderisch, wie ich an Hand dreier Beispiele feststellen konnte:

1. Bisweilen hilft Befahren des Bürgersteigs, um der Blechkolonne hinter dem steckengebliebenen Linksabbieger auszuweichen.

2. Manchmal gibt es vor roten Ampeln große Supermarktparkplätze oder Firmengelände, wo man während der Rotphase im ersten Gang Warteschleifen drehen kann.

3. Ganz gemein können Baustellenampeln an schmalen, einsamen Gebirgssträßchen werden. Hier kann ich mir Fälle vorstellen, wo man partout nicht mit laufendem Motor durch das Hindernis durch kommt, sondern schieben muss. Das Glück, auf eine Grünphase zu treffen, hat man bei solchen Ampeln eher selten, weil die meistens sehr kurz ist.

Bei den zahlreichen Baustellenampeln, die ich auf den 300 Kilometern ohne Kupplung passieren musste, hatte ich freilich immer Glück. Entweder war die Ampel grün oder das Gelände abschüssig. Einmal musste ich einen steil abzweigenden Seitenweg in Anspruch nehmen, um aus gehobener Position heraus die Grünphase abzuwarten. War schwer grenzwertig, aber es ging.

Eine besondere Herausforderung war auch die Grenze bei Tirano ins Puschlav, wo die Straße vor und nach der Zollstation steil nach oben geht. Hier anhalten müssen, und ich komme nicht mehr weg. Selbst Schieben wird dort zur Herausforderung. Ich lasse rechtzeitig eine große Lücke vor mir entstehen und hoffe, dass ich nicht noch kurz vorher überholt werde. Ich werde überholt - von drei PKW hintereinander. Jetzt heißt es, Tempo drosseln und hoffen, dass nicht noch mehr kommen. Es kommen zwar keine mehr, aber die drei Wagen werden angehalten und nur sehr gemächlich abgefertigt. Jetzt muss ich sogar auf die Bremse, und der Motor öffnet automatisch die Drosselklappen und arbeitet gegen den Druck, was bedeutet, dass ich jetzt nicht mal mehr in den Leerlauf komme. Also entweder klappt’s oder ich würge die Maschine dem Grenzer zu Füßen ab und muss ihm dann erklären, warum ich nicht mehr wegkomme. Ihn (und die italienischen Kollegen) bitten, einen Kreis um die beiden Zollstationen drehen zu dürfen, um beim zweiten Mal ungehindert durch gewunken zu werden.

Aber ich habe Glück. Zwar verdammt knapp, aber gerade als ich den Notanker werfen möchte, fährt der letzte Wagen los und gibt die Bahn frei. Für Motorräder ohne Gepäck interessiert sich der Grenzposten nicht und segnet mein etwas selbstherrliches Weiterfahren ab. Ich glaube, ich wäre so oder so durch gefahren ...

Mühsam war es, aber auch spannend und interessant. Morgen guck ich mal zu meinem Freundlichen wegen einem neuen Kupplungszug.


Abbener Bowdenzug


Hier oben warte ich auf die Grünphase

Gruß
Serpel

Falcone Offline




Beiträge: 113.819

18.10.2013 18:50
#2 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Nun, ein gerissener Kupplungszug war früher ja nicht so ungewöhnlich.
Das das bei einem neuen Motorrad heute noch vorkommt, erstaunt mich schon sehr. Wenn man den allerdings immer schön mit dem Dampfstrahler behandelt, weicht er auf und reißt

Vor dem Anhalten den der Leerlauf rein machen ist klar - und dann schiebenderweise Fahrt aufnehmen, bevor man den Gang einlegt. Das hast du ja auch probiert.
Ansonsten einfach mit dem eingelegten ersten Gang und Anlasser starten.
Ich hab so was aber noch nie mit so einem PS-Protz machen müssen und stelle es mir nicht so einfach vor, wie mit den alten Kisten früher.
Das letzte mal hatte ich das mit der ollen Norton. Und da ist es dank Drehmomentmotor recht einfach zu handhaben.
Aber da deine BMW ja nach deinen Aussagen eher ein Cruiser ist, müsse es mit der ja wohl doch recht einfach gehen.

Grüße
Falcone

Serpel Offline




Beiträge: 48.444

18.10.2013 18:54
#3 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Das Problem bei der RR ist die automatische Drehzahlanhebung, die ein Einlegen des Leerlaufs zuverlässig unterbindet, sobald man erstmal auf der Bremse ist. Und selbst beim gemütlichen Ausrollen ist es verdammt schwierig, den Leerlauf zu treffen und nicht übers Ziel hinaus zu schießen. Hab die Kiste heute bestimmt fünf Mal abgewürgt.

Das mit dem Bowdenzug ist eine bekannte Kinderkrankheit. Der Preis für die günstige Occasion aus erster Serie ...

Gruß
Serpel

smack Offline




Beiträge: 3.648

18.10.2013 19:03
#4 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Zitat von Falcone im Beitrag #2
Nun, ein gerissener Kupplungszug war früher ja nicht so ungewöhnlich.

war auch sofort mein erster gedanke.
serpel - einmal newbie, immer newbie

aber schuld biste sowieso selber - wieso lässte auch die monika damit fahren?

Brundi Online



Beiträge: 33.312

18.10.2013 19:06
#5 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Zitat von Serpel im Beitrag #1
... Doch dann hab ich plötzlich den Hebel locker in der Hand, und mir dämmert gleichzeitig, was denn da los ist: Klar - der Zug ist gerissen! Zwar ein Defekt, mit dem man leben kann, aber trotzdem eine böse Überraschung, so mit ohne Kupplung fahren zu müssen.

Sach bloß, du warst ohne Telefonjokerliste unterwegs!
Da hätte dir doch der Fondue vielleicht per Forumsstaffel einen neuen Zug zukommen lassen können, anstelle der Leckerlies, mo sogn!

Grüße
Monika

Brundi Online



Beiträge: 33.312

18.10.2013 19:07
#6 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Zitat von smack im Beitrag #4

aber schuld biste sowieso selber - wieso lässte auch die monika damit fahren?


Das war auch mein erster Gedanke und ich hatte gehofft, niemand spricht ihn aus! Du fieser Möpp, smack!

Grüße
Monika

Falcone Offline




Beiträge: 113.819

18.10.2013 19:09
#7 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Zitat
Das mit dem Bowdenzug ist eine bekannte Kinderkrankheit.



Kinderkrankheiten sind ja eine gut gepflegte Spezialität von BMW

Also gleich zwei Züge kaufen, einen einbauen und den anderen mit Tape daneben verlegen und und an beiden Enden mit Tape zukleben. Im Falle eines Falles kannst du dann ganz schnell den alten Zug aus- und den neuen einhängen.
Alter Alter-Hasen-Trick

Außerdem geht nie kaputt, was man dabei hat.

Grüße
Falcone

smack Offline




Beiträge: 3.648

18.10.2013 19:10
#8 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

ich denke das war auch serpels erster gedanke.

und ich bin mir sicher er hat´s im ersten beitrag schon ausgesprochen.
halt in feiner ironie verpackt.

ich find die stelle bestimmt noch!

thomasH Offline




Beiträge: 5.874

18.10.2013 19:11
#9 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Wie? Kupplungszug???

Nix Hydraulik???

Falcone Offline




Beiträge: 113.819

18.10.2013 19:12
#10 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Viel zu schwer!

Grüße
Falcone

Serpel Offline




Beiträge: 48.444

18.10.2013 20:25
#11 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Mir ist ja ne hydraulische Kupplungsbetätigung lieber. Da hat man konstanten Zug über die gesamte Lebensdauer. So Seilzüge erinnern an die Anfangszeiten des motorisierten Verkehrs oder an ein billiges Kaufhaus Fahrrad ... peinlich!

Gruß
Serpel

Brundi Online



Beiträge: 33.312

18.10.2013 21:03
#12 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Selbst auf die Gefahr hin, dass die Frage völlig bescheuert ist: die RR hat doch einen Schaltautomaten. Wie funktioniert so was eigentlich? Da hat doch der Kupplungszug ohnehin Pause, oder?

Grüße
Monika

Falcone Offline




Beiträge: 113.819

18.10.2013 21:35
#13 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Du kannst jedes Motorradgetriebe ohne Kupplung hochschalten. Der "Automat" unterbricht nur zusätzlich die Zündung.

Grüße
Falcone

Brundi Online



Beiträge: 33.312

18.10.2013 21:46
#14 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Aber auf Dauer himmelst du doch damit das Getriebe!

Wo hingegen ein ein Schaltautomat für wenige Millisekunden die Zündung unterbricht und dadurch die Last von den Zahnrädern genommen wird.
Dadurch rastet der Gang sanft ein, ohne das gekuppelt werden muss. Wäre Stephan also im Racemodus mit den entsprechenden Drehzahlen (und ohne anzuhalten) unterwegs gewesen, dann hätte er keine Probleme gehabt!

Grüße
Monika

Serpel Offline




Beiträge: 48.444

18.10.2013 22:14
#15 RE: Ohne Kupplung fahren ... Antworten

Hastu ganz richtig erkannt und erklärt, Monika!

Jedoch benutze ich den Schaltautomaten fast nur auf der Rennstrecke, so gut wie nie im öffentlichen Straßenverkehr. Denn - wie du richtig schreibst - er funktioniert nur unter hoher Last im oberen Drehzahlbereich geschmeidig. Dafür ist er gemacht.

Und wie Falcone richtig erwähnt, kann man jedes Motorradgetriebe ohne Kupplung schalten, wenn man den Hebel vorspannt, ein wenig mit dem Gas zurückgeht, und sobald der Antriebsstrang lastfrei ist, flutscht der nächste Gang wie von selbst rein. Das klappt mal besser, mal weniger gut - aber nach einiger Übung immerhin so, dass man keine Angst ums Getriebe haben muss.

Gruß
Serpel

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