Die Zeichen für eine zweisam eimsame Reise mit meiner W standen sehr günstig, die Heuernte war zum großen Teil erledigt. Der Plan war über die Westalpen, das Luberon, die Pyrenäen nach Mallorca zu reisen, um dort ein Paar zu besuchen, mit dem ich seit Jugendtagen eng befreundet bin. Das Paar lebt seit einigen Jahren das ganze Jahr dort, wobei es, dank globalisierter, digitaler Welt am deutschen Arbeitsleben teilnimmt Die W bekam eine neue Kette und einen neuen BT45 Hinterreifen, wobei ich, ermutigt vom Forumswissen die Endloskette selber montiert und bei dieser Gelegenheit das äussere offene Schwingenlager, welches gefressen hatte, (der Landmaschinen-Schmied meines Vertrauens hatte ein geschlossenes Exemplar in seimem Lagerbestand) austauschte. Für die neue Kette hatte ich mir das SKL-Öl bestellt, welches hier im Forum mit Recht so manchen begeistert. Da meine mittlerweile erwachsene Patentochter, bei Basel lebend, jüngst ihren dritten Sohn zur Welt gebracht hatte, galt es den neuen Erdenbürger auf diesem Weg auch noch zu begrüssen, um von dort in das Jura und die Westalpen aufzubrechen.
Im Jura
Es waren die letzten heissen Tage der ersten Schönwetterphase Mitte Juni (36 Grad C im Rheintal) in diesem Frühsommer, so dass ich eher in der Höhe zu übernachten gedachte, so kam mir das Berggasthaus umterhalb vom Col de la Madeleine gerade recht
Diese beiden Sym-Badischen hatten mit mir im Bergasthof übernachtet und wollten zur Ligurischen Grenzkammstrasse, ich hoffe, sie hatten ihren Spass.
Eine alte Bekannte, noch aus motorlosen Zweirad-Tagen
Bis zum Col du Glandon hatte ich den inkontinenten Himmel schon zweimal zu spüren bekommen.
Also wurde ich den Westalpen untreu und habe mich südwestlich bewegt, sprich Richtung Haute Provence
Sisteron: eine tolle Kulisse mitten in der Stadt
In der Nähe von Apt im schönen Luberon, durfte ich das kleine Ferienhäuschen von Freunden bewohnen.
Der Blick von der Terrasse meines Domicils.
Das Wetter war so schön, dass ich mich entschloss 2 Tage hierzubleiben und am nächsten Tag eine Tour zum Grand Canyon du Verdon zu machen.
Auf dem Weg dorthin, die für die Region typischen Lavendelfelder.
Hier könnte man fast einen anderen Grand Canyon vermuten.
Der Lac de Sainte Croix.
Das schöne Städtchen Moustier Sainte Marie auf halber Höhe in der Wand.
Mit ausgelassener Stimmung auf dem Wochenmarkt.
Posen am Beach
Le Grand Canyon
Im Hinterund der kahlköpfige Mont Ventoux
Die Verdon-Schlucht, der Rückweg auf mittlerer Höhe visavis
Dieser Ausflug war im wahrsten Sinne Grand-ios.
Am nächsten Tag wollte ich Richung Pyrenäen, aber der Wetterbericht dafür war leider nicht sehr einladend, so beschloss ich, diese auf der Rückreise mitzunehmen und fuhr Richung Barcelona. Die Küstenfahrt war durch die nicht nachlassenden Sturmböen auf die Dauer ziemlich anstrengend. Nach einer Übernachtung in einem Motel kam ich am Nachmittag in Barcelona an, hoffend, für die Nachtfãhre ein Ticket zu ergattern. Dieser naive Wunsch wurde mir jedoch nach 5 Stunden in der Schlange stehen leider verwehrt, so dass ich mit einem Ticket für de nächste Nacht vorlieb nehmen musste. Da 2 Schweizer Biker von horrenden Hotelpreisen in der City berichteten, fuhr ich ca 30 km ausserhalb und fand mich, nachdem ich mich in einer einfachen Mischgegend wãhnte und einem Hotel-Schild folgte plötzlich
vor dieser Kulisse,ich ahnte Schlimmes.
Doch mein Budget wurde nicht übermäßig strapaziert und das Zimmer war sehr nobel und ich war froh, eine anständige Dusche zu nehmen, nach der ganzen Warterei in einem nicht klimatisierten Raum in der Lederhose. Am nächsten Tag hatte ich Gelegenheit, die Stadt, die ich durch 2 Aufenthalte schon ein bisschen kannte, nochmals zu erkunden.
Erstmal am Bahnhof das Gepäck in Sicherheit gebracht, und dann losgezogen.
A bisserl a Gaudi hab i natürlich au ghabt.
Am Abend wurde es mir klar, warum am Vortag die Zeremonie des Ticketverkaufes nicht enden wollte. Zum Einen war das System wirklich vorsintflutlich, ein netter älterer Grieche, der mit mir in der Prozessionsschlange ausharrte, glaubte bis dato, sie seien die rote Laterne in der EU, aber so etwas unorganisiertes, hatte er, auf Kreta aufgewachsen, nicht einmal als Kind erlebt. Nun, der zweite Grund waren die Marokaner, die Tickets nach Tanger kauften. Jeder hatte einen Kleinbus voll Leute, die er am Schalter abzufertigen hatte.
Tanger ruft. Ein bisschen hat es mich an die Zustände auf dem Autoput in den 60ern früher erinnert.
Auf der Fähre hatte ich dann eine interessante Begegnung mit einem Harley-Fahrer, welcher von der Hüfte abwärts spastisch behindert ist. Seine Harley hat Handschaltung und Integralbremse. Er lebt sowohl in Südafrika als auch auf Malle. Wir haben uns bei sehr interessanter und lustiger Unterhaltung in den Schlaf geprostet. Am nächsten Morgen um 6.30 Uhr in Palma angekommen, machte ich mich auf, Richtung Söller in die mallorquinischen Berge. Es war Sonntag und ich war allein auf den Strassen.
Am Porto Söller, tolle Stimung. Und gleich wieder hoch ins Gebirge.
Angekommen in Felantix auf der Finca bei Freunden. Grosse Wiedersehensfreude.
Ein Tag am Meer.
Eis essen am Hafen.
Die Auswahl war natürlich Pflicht, in Gedenken an das Schweizer Event, und war sehr lecker.
Wäre gerne noch länger geblieben, es erreichte mich jedoch die Nachricht, dass mein alter Herr, 92jährig und bislang für sein Alter sehr fit, im Krankenhaus lag. So fuhr ich, also auf direktem Wege ohne Abschwiff, nach Hause. Die Pyrenäen müssen also noch warten.
rolling home...
Fast zuhause. Die Überfaht auf dem Schwäbischen Meer.
P.S. Bin dann nach Istanbul geflogen und habe diesen Bericht grösstenteils am Krankenbett von meinem Vater geschrieben. Leider ist er uns eine Woche später verstorben, ich widme diese schöne Reise ihm. Er ist sehr gerne gereist und hat sich das Autofahren bis zum Schluss nicht verbieten lassen.
Prima, Respekt für den sauberen Bericht. Einige Bilder lösten wunderschöne Erinnerungen aus. Und der Schluss ist traurig. Mir fehlt mein Paps immer noch.......
Hallo Ahmed! Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Die Pyrenäen werden warten, aber du hattest die Gelegenheit, deinem Vater Tschüss zu sagen!
Schöne Reise, die du unternommen hast und wie praktisch, wenn man dies noch mit Besuchen bei lieben Freunden verbinden kann! Sehr schöner Bericht!
Danke für diesen schönen Bericht und die tollen Fotos! Da kommt man so richtig ins träumen. Die Pyrenäen sind nächstes Jahr auch noch da und warten darauf von dir unter die Räder genommen zu werden.
schöner Reisebericht mit viel Herzblut geschrieben ... das Ende ist traurig aber glaub mir Abschied nehmen zu können ist ebenfalls sehr wichtig ... war meiner Freundin nicht vergönnt und sie knabbert noch heute dran
Gruß Stefan ... der sich schon auf deinen Pyri-Bericht freut
Zitat von Maggi im Beitrag #14Ein sehr schöner, interessaneter und auch spannender Reisebericht mit einem nicht so schönen Ende.
SCNR
Hi Maggi - man kann es mit seiner Fixierung auf einen gerade Hintergrund auch übertreiben. Das Foto bekommt durch die schräge Kameraperspektive doch erst den Schuß Dynamik - ich finde es gut.