Aber irgend wie ganz interessant was der Kopf dabei macht.
Ich war etwas übermütig mit der DR unterwegs, kannte die Strecke nicht gut und die Linkskurve kam dann recht überraschend. - Hab mein eigenes Gebot: nicht schneller fahren als ich gucken kann etwas verletzt.
Ich weiß genau:
Gedanke: Wow shit linkskurve!
Bremsen. - Hinten blockierts, das registriere ich und denke: o.k. Ist nicht wild, ist nur hinten, behalte das Wegdriften des Heck's 'im Auge'
Nächster Gedanke: Bist aber doch noch zu schnell für die Kurve.
Also vorne etwas mehr zu gemacht. - Sehr bewußt, keine 'Panikbremsung' - blockierte auch vorne nicht. Erst mal weiterhin alles 'gut'.
Dann kam ich auf vorne auf die 'Reste des Winters' - also kleine Streugut-Steinchen.
Das Vorderrad schmiert recht digital weg.
Gedanke: Fuck!
UND DANN hab ich einen Blackout/blind spot. - Ich hab keine Ahnung wie ich mich im Detail vom Mopped getrennt hab.
Das nächste bewußte ist der Selbstcheck: Schmerzen am Ellenbogen & Knie links, nachgefühlt - nix dramatisches. Alles noch dran. Bewußt schnell den 'Schock' genutzt um die schwere Maschine wieder auf zu stellen. Mit bewußt meine ich: ich hab gedacht. Du hast (vielleicht) etwas Schock, also nutze die 'extrakraft' den Bock möglichst schnell wieder hinzustellen. - Was dann auch ziemlich leicht fiel.
Interessant dabei finde ich einfach, daß ich den Moment des Sturzes einfach nicht präsent habe. - Faszinierend.
Zitat daß ich den Moment des Sturzes einfach nicht präsent habe. - Faszinierend
Das hatte ich genau so bei meinem Unfall als der Fahrradfahrer von links in die Kreuzung geschossen kam. Gebremmst, nochmal versucht zu korrigieren, passt, der nächste Radfahrer kommt hinterher, - Scheiße, das passt nicht, wieder gebremst, die linke Hand gehoben vors Gesicht ( hatte nur son Käppi auf), --- nichts --- ich liege auf dem Kind, das Mopped dadrüber Leute heben das Mopped hoch und werde angesprochen wie toll ich reagiert hätte.
Wenn wir das Eis schon nicht brechen können, wie wärs wenn wir es ertränken ?
als ich mich in Tambach abgelegt hatte habe ich jede Sekunde mindestens 20fach verlängert und somit ganz exakt mitbekommen - 100 Gedanken und Beobachtungen wo sonst nur platz für eine gewesen wäre - also ganz anders aber mit Sicherheit nicht weniger faszinierend
Nochmal. Mir geht's gut. Leiche kratzer am ellenbogen und knie. Die jeans hatte nicht mal'n loch. - mopped hat'n paar kratzer und'n verbogenen kupplungshebel. Ist ja das 'egal-mopped' da isses auch wurscht. - ging noch locker nachhause zu fahren. Noch nicht mal'n blinkerglas ging kaputt.
Darum ging's mir ja aber auch gar nicht.
Eher um den 'zeitlupeneffekt' vor dem sturz, wo eben (fast) alles registriert wird, und dann im krassen gegensatz dazu den 'safety-moment' wo das hirn vermeintlich alles abblockt.
Ich kenne Beides, bei meinem ersten Unfall a.D. 1981 fehlten mir mehrere Sekunden, die Zeit kurz vor der Kollision, bis zur bewussten Wahrnehmung dass ich auf der Fahrbahn liege. Die Erinnerung an den Knall der Kollision sowie den Schmerz des Aufschlags auf den Asphalt kam ca eine Woche später urplötzlich wieder. Es fehlt weiterhin ein wenig Zeit zwischen Aufschlag und kucken wo ich denn nun geblieben bin ... Von meinem aktuellen weiß ich alles. Wie es kurz krachte, schwarz wurde, noch mal heftiger krachte , den Körperkontakt zur Fahrbahn, unter dem Gespann hervorkriechen, schauen wie es dem Jungen geht, zuschauen wie sofort 5 Personen das Gespann wieder umdrehen um den Jungen aus dem Hosenträgergurt zu befreien , gestützt auf einen Herrn an die Leitplanke gelangen weil das Linke Bein den Dienst versagt, das "knurspeln" des Schlüsselbeins usw und so fort...
Und wie Jörg es so schön beschrieb, im Vorfeld solcher Ereignisse nimmt man unendlich viel wahr, denkt an 1000 Sachen !
Gut, dass es für Dich glimpflich abgegangen ist !!!
Hallo Brauchi, den Unfallhergang hast du ja sehr detailliert beschrieben, es fehlen aber noch Bilder vom Motorrad, der Unfallstelle und von den blauen Flecken . Gute Besserung!