wie lasse ich denn eine Schwungmasse stufenlos abnehmen ???
Also mal erst: die auskuppelnde Schwungmasse an der Suzi war ein Verkaufsgag. Damals gab es die Tendenz zu besseren Beschleunigungen. Die Hersteller bauten für die Testberichte und die SR 500 war schon durch die erste Abspeckung durch. Mit der GN 650 wollte man beides.
Ich habe die Maschine ausgiebig getestet und der Charakter des Motors hat mir so gut gefallen, daß ich meine XJ 650 damals gar nicht mehr haben wollte, obwohl sie nominell 20 PS mehr hatte. Damals habe ich ganz anders gedacht: "Könnte man diesen schönen Motor nicht auf Gleichläufer umbauen?"
Ich glaube, wenn die Kiste damals ein Gleichläufer mit Ausgleichswelle gewesen wäre, wäre ich echt schwach geworden.
Zur Schwungmasse:
man merkte der Suzi an, wenn die Schwungmasse wegblieb. Im ersten Gang schien es dann, als habe sich der Motor vorher nur verschluckt und galoppiere jetzt plötzlich los. Das war auf der ersten Testfahrt noch lustig - sozusagen ein etwas eigener Charakter - fing aber im Stadtverkehr irgendwann auch an zu nerven. Solange man unter 3000/min blieb, war alles gut. Ging man in den kleinen Gängen auch mal drüber hinaus, konnte es auch stören. Beim Wiedereinkuppeln der Masse wurde der Motor ordentlich verzögert. Man wußte ja, warum, aber ohne diesen Zauber wäre man ruhiger gefahren.
Im ersten Gang ließ sich die Suzi in der Tat rasant hochdrehen, aber wer macht sowas? Herausgekommen als Softchopper ludt das Ding doch eher zum Cruisen ein, da hätte die Schwungmasse einfach dran bleiben können und fertig. In den langen Gängen hat man das eh nicht mehr gemerkt.
Ich habe mir mit der geliehenen Maschine sogar kleine Trial-Einlagen geleistet und muß sagen: DOCH, auch ganz ganz unten geht noch was mit der Traktorschwungmasse. Der Gegenläufer klopfte daber akustisch fast wie ein Einzylinder - nur eben mit Doppelschlag.
Die paar wenigen Besitzer, die ich gesprochen habe, sind alle damit so gefahren, daß die Drehzahl unterhalb der Kuppeldrehzahl blieb. Erst im fünften oder zum Überholen auch im vierten wurde dann gedreht . So gesehen, hätte man also die Schwungmasse einfach fest machen sollen. Aber wie hätte dann die Reklame ausgesehen ? "Die neue GN 650 mit extra großer Schwungmasse !" Damit hätte man wohl nur ein paar verrückte Wännäs in den Laden locken können.
Schwungmasse stufenlos zu oder abschalten geht nicht. Man kann (und muß) selbstverständlich über Reibung den Übergang weicher machen, aber in diesem Bereich wird dafür Leistung verbraucht. Viele verstehen gar nicht, daß eine Schwungmasse oder LIMA, die über Reibkupplung verbunden ist, den Motor Energie kostet, obwohl nach außen nichts abgegeben wird - aber es ist so.
Wollte man also das ganz variabel gestalten, dann müßte man mit mehreren Massen arbeiten - das wird wahnsinnig aufwendig. Schwungmasse über ein stufenloses Getriebe zuschalten geht auch nicht, weil die Masse ja gerade dazu da ist, den Ungleichförmigkeitsgrad zu verringern. Ein Getriebeübersetzung, wie auch immer gestaltet, kann aber nicht funktionieren mit dem hohen Ungleichförmigkeitsgrad => es muß also auf der Welle direkt etwas passieren.
Ein sehr interessanter Ansatz aus meiner Sicht ist die elektrische Schwungmasse. Es gibt schon Prüfstände, die elektrisch verschiedene Schwungmassen simulieren können. Allerdings ist die elektrische Übertragung verlustbehaftet und würde den Motor abermals Leistung kosten. Im Leerlauf müßte er dann schon richtig arbeiten, um sein elektronischen Schwungmassenmanagement mit Energie zu versorgen. Die Magnetrotoren würden dazu vermutlich so schwer, daß die ganze Sache schon wieder auf eine richtig dicke Kurbelwelle hinausläuft.
danke für den Fahrbericht, habe die leider nie selber gefahren. Hatte die GR aber damals immer irgendwie im Hinterkopf weil sie der "Sache" schon ziemlich nahe kam.
Gruß Martin W650 SilberBlau mit TL seit/EZ 03/2000
An sich ist die Sache mit der Variablen Schwungmasse eine gute Idee, aber wie Wännä schon sagte: So wie es bis jetzt umgesetzt wurde, ist es nicht ideal. Simpel über Drehzahl (Fliehkraftkupplung) bringt beim Motorrad nix. Das Verhältnis von Schwungmasse zu Fahrzeuggewicht ist halt anders als beim Auto, die Einflüsse machen sich dann doch sehr deutlich bemerkbar. Die vorgeschlagene Elektrische Lösung wäre denkbar (Dynastarter statt LiMa und Anlasser), erfordert aber enormen Regelaufwand und entsprechende Stromzwischenspeicher. Ich denke gerade an eine hydrodynamische Kupplung, hier könnte man tatsächlich drehzalabhängig eine variable Schwungmasse simulieren. Liesse sich aber kaum ökonomich sinnvoll implementieren.
Dorthin zurückzugehen, wo man begonnen hat, ist nicht das Gleiche, wie nie zu gehen.
Zitat Beim Wiedereinkuppeln der Masse wurde der Motor ordentlich verzögert.
Bist du sicher? In dem Moment, wo die Schwungmasse sich wieder zuschaltet, müsste doch die Motorbremse nahezu außer Kraft gesetzt werden. Während also ohne Schwungmasse der Motor beim Gaswegnehmen stark bremsen dürfte, müsste sich doch das Einkuppen der Schwungmasse durch eine deutlich verringerte Motorbremse bemerkbar machen, subjektiv das Mopped quasi schneller werden. Ich weiß es allerdings nicht aus er Praxis, ich habe eine GR (die meint ihr beiden doch sicher??) noch nie gefahren. Vielleicht weiß GR-omit was dazu?
Ja, aber auch dann, so dachte ich mir jedenfalls, hat sie ja nach einem kurzen Ruck (falls es den überhaupt gibt) sofort wieder Motordrehzahl und verringert die Motorbremse nachhaltig. Aber, wie gesagt, Theorie. Ich hab so ein Teil noch nie gefahren.
Die Zusatzschwungmasse hatte beim Wiedereinkuppeln anscheinend kaum Drehzahl oder ist sogar stehen geblieben - keine Ahnung, hab nicht reingekuckt.
Beim Gaswegnehmen im Stand fiel das nicht auf. Beim Ausrollen im kleinen Gang gabs einen Ruck und dann lief das Ding theoretisch möglicherweise langsamer aus. Aber den Unterschied habe ich nicht gemerkt. Der Motor hat auch nicht wirklich stark gebremst. An der Suzi war ja auch kein Falcone Schwungrad, noch nicht mal Harley Davidson. Die 400er Suzuki hatte z.B. eine ganz ähnliche Schwungmassenproportion und galt immer noch als normales Motorrad.
Bei der GR ging es ja auch nicht um den Tuckerleerlauf, sondern um die Beschleunigung. Und die war - wie gesagt - schon recht rasant. Es ging nicht um Zusatzschwungmasse, sondern um Abschaltung der fast noch normal porportionierten Schwungmasse.
Die Maschine hat sich wohl nicht so verkauft und auch nicht bewährt. Ich traf vor Jahren mal jemanden mit der Straßenversion, der hatte aber schon eine Menge dran machen müssen um sie fahrfähig zu halten. Das Design der Straßenversion war auch nicht so, daß man heute sagen würde "oh, eine alte Maschine"
Hydraulische Zusatzschwungmassen fressen ebenso Energie, wie über Reibung dosierte. Die einzige Möglichkeit, eine wirklich veränderliche Schwungmasse hinzukriegen, sehe ich in Gewichten, die während des Drehzahlwechsels weiter nach innen oder außen gefahren werden. Die müßten aber gut geführt werden, damit das ganze nicht nach soundsoviel Umdrehungen anfängt zu schlackern. Und dann wäre die Verstellung von außen auch eine delikate Aufgabe. Fliehkraft ließe sich für die Aufgabe nicht anwenden, da sie genau in die falsche Richtung wirkte. Bei Propellerverstellungen von Flugzeugen nutzt man den Öldruck des Motors (gelegentlich auch den einer extra Pumpe) und macht das über Ventile. So wäs ähnliches wird ja auch bei den verstellbaren Nockenwellen gemacht.
Aber wie man es auch dreht und wendet, es käme ein enormer Aufwand raus, der sich in der Praxis wohl kaum bewahrheiten würde. Ein Ducati gabs mal (glaub ich), die hatte eine Schwungmasse zu abschrauben, wenn man "Sport" fahren wollte. War das die 900er Desmo ? Irgendwas schwebt mir noch im Kopf.
Ui, dann hab ich die Einführung der Geländeversion verpennt. GN, Strassenversion, Oh Mannomann, was habt ihr denn geraucht.
Gr-omit hatte ja eine und meine Frau sogar zwei davon. Die GR war ein klasse Motorrad. Und wie daß mit der Schwungmasse war, sag ich Euch nicht, weil ihr es ja eh wißt......
Zitat Und wie das mit der Schwungmasse war, sag ich Euch nicht, weil ihr es ja eh wißt...
Gib doch zu, dass du gar nicht gemerkt hattest, dass die GR eine variable Schwungmasse hat. Ich wusste es übrigens auch nicht und habe sie auch nie gefahren. Deswegen habe ich bei Wännä nachgefragt.
Für alle ebenfalls Nichtwissenden: Es geht um dieses Motorrad: